oder …
Very British Marmalade – aus der Küchenwerkstatt
Wenn Bitterorangen auf dem Markt angeboten werden ruft alles in mir „haben will“! Es ist so schwierig diese Früchte zu bekommen, dass ich – letztes Jahr gab es keine – sofort mein großzügiges Kilogramm sicherte.
Mögen die Früchte auf den ersten Blick hübsch hässlich sein, hatte ich trotzdem schon im Geiste den Geschmack von superleckerer Orangenmarmelade auf der Zunge – marmalade! Nicht zu verwechseln mit unserer Marmelade, die aus jeder Frucht zusammengekocht werden kann, mit egal welchen Zusätzen. Englische Marmalade hat beinahe ein Reinheitsgebot wie das deutsche Bier. Alle Fruchtaufstriche, Marmeladen, Konfitüren ohne Bitterorange werden über dem Ärmelkanal als „jam“ bezeichnet.
Bitterorangen, auch als Pomeranzen oder Sevilla-Orangen, bekannt, sind wahrscheinlich Kreuzungen, Hybride, aus Pampelmusen und Mandarinen (Quelle) und nicht wirklich lecker. Wer sie schon einmal roh gekostet hat wird das sicherlich bestätigen.
Wen interessiert das äußere Erscheinungsbild oder der erst Biss Eindruck, wenn sie, mit einfachen Mitteln, eine geniale Metamorphose in ein Frühstückshighlight haben können?
Marmalade – die Zutaten
- 9 Bitterorangen ( ca. 1 bis 1,2 kg)
- 2 Zitronen
- 1,5 kg Zucker
- 2 Liter Wasser
Orangenmarmelade, the real one, aus Bitterorangen benötigt keinen Gelierzucker oder andere Geliermittel.
Der Haken daran – jede Verwandlung mit einfachen Mitteln braucht seine Zeit, begleitet von entsprechendem Aufwand.
Marmalade – die Herstellung
- die Zitronen auspressen, den Saft auffangen (von den Zitronen werden die Schalen hier nicht weiter verwertet)
- die Orangen halbieren, auspressen und den Saft auffangen
- Zitronensaft und Orangensaft in einen großen Topf geben
- von den Schalen die Kerne und das Weiße auskratzen, oder ausschneiden und in einem Mulltuch sammeln
- das Mulltuch verknoten
- die vom Weißen befreiten Schalen in feine Streifen schneiden
- die geschnittenen Orangenschalen in den Topf zum Orangen-Zitronensaftgemisch geben
- das mit den ausgeschabten Resten gefüllte, verknotete Mulltuch in den Topf legen und das Wasser dazu füllen
- mit einem Deckel abgedeckt alles mindestens 12 Stunden stehen lassen – mein Topf stand dieses Mal 24 Stunden, auch gut.
- das Saft-Wasser-Gemisch zusammen mit dem Mullbeutel zum Kochen bringen und ca. 1 bis 2 Stunden köcheln lassen. Die Orangenschalen brauchen Zeit, bis sie weich gekocht sind und das nötige Pektin zum Gelieren aus den Schaleninnereien herausgekocht ist.
- danach den Mullbeutel aus der Flüssigkeit nehmen
- den Mullbeutel gut ausdrücken und die Flüssigkeit im Topf auffangen! und den Beutel nicht mehr in den Topf geben (er hat ausgedient!)
- jetzt den Zucker dazu geben
- alles zusammen aufkochen lassen und noch einmal ca. 1 Stunde köcheln lassen
- jetzt kann eine Gelierprobe versucht werden – auch wenn alles noch sehr flüssig aussieht, die Gelierprobe versagt, kann die Marmelade – oh, sorry, marmalade – fertig sein. So ist es halt, wenn nicht mit konfektionierten Geliermitteln gearbeitet wird.
Ich füllte dieses Mal nach 1 Stunde und 15 Minuten, nach zwei Mal versagter Gelierprobe, meine Marmalade ab, obwohl sie heiß noch sehr flüssig war. Am Ende war es der richtige Zeitpunkt.
Für frische Orangenmarmelade musste auch ein frisches Brot aus dem eigenen Backofen her. Die Dinkel-Emmer-Roggen-Mischung mit Sauerteig passte super!
Macht’s gut und bis die Tage,
Pomeranzen stehen in den Sommermonaten im Pomeranzengarten in Leonberg – ich berichtete hier. Ba-Wü ist er auch ein Hinweisschild an der A8 wert.
Kommentare
Das ist wirklich ein aufwändiges Werk, dass sich gewiss lohnt. Ich bin ja kein großer Fan von Marmelade, jam, marmalade oder Gelee. Deshalb muss der Liebste, der ohne diese feinen Dinge nicht leben mag, gelegentlich selber an den Einkochtopf (meine experimentellen Zusammensetzungen findet er nämlich gruselig. Deine beerige Köstlichkeit pries er in höchsten Tönen…Also nochmals herzlichen Dank!!)
Liebe Grüße
Andrea
😀
Da ich auch nicht zu den Süßzähnen zähle benötige ich immer Abnehmer bei einer Marmeladenproduktion bzw. teile ich sie gerne unter Liebhabern auf.
Viele Grüße,
Karin
Liebe Karin,
ich habe von Pois aus Winnenden 2 kg Bitterorangen bezogen und probiere dieses Jahr dein Rezept aus.
Gut ding will Weile haben…
Viele Grüße
Silke
Liebe Silke,
meine erste Produktion von Orangenmarmelade 2023 ist schon fast komplett verschenkt oder aufgegessen. Ein zweiter Schwung hübsch hässlicher Früchte wartet auf die Verarbeitung.
Gerade kontrollierte ich hier die angegebenen Mengen und sie stimmen, also sollte das Werk klappen. Viel Erfolg und guten Appetit!
Viele Grüße,
Karin