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Schnittlauchsalz und Schnittlauchblütenessig

Viel wirklich schönes und brauchbares an Gartenpflanzen übernahm ich in meinem Kleingarten nicht von meinem Vorgänger. OK, es liegt im Auge des Betrachters, was als schön erachtet wird. Aber was will ich als Kräuterfrau zum Beispiel mit Kirschlorbeer?

Einziges Gewürzkraut, das sich auf dem Gelände fand war Schnittlauch, und den in Hülle und Fülle! Leider gefiel das verschenkte Schnittlauchgrün den meisten AbnehmerInnenn nicht. Es war ihnen nicht zart genug. Nur wenige freuten sich über den echten, kräftigen Schnittlauchgeschmack.

Da stand ich mit meinem Schnittlauchüberschuss und es widerstrebte mir ihn in den Kompost zu verlagern. Zudem standen im Schnittlauchbeet etliche Pflanzen in Blüte.

Ich erntete, Schnittlauch und Blüten, brachte alles in meine Küchenwerkstatt und ging in die Produktion – von Schnittlauchsalz und Schnittlauchblütenessig.

Schnittlauchsalz

Den Schnittlauch schnitt ich nach dem Säubern und Waschen zuerst in kleine Ringe. Damit er etwas mürber wird für den nächsten Schritt, schickte ich ihn erst einmal ins Tiefkühlgerät. Das ist generell ganz praktisch, wenn Zeit und Muße fehlen, den Trockenprozess für das Kräutersalz im Auge zu behalten.

Zu einem passenden, späteren Zeitpunkt ließ ich den Schnittlauch nicht komplett auftauen, sondern pürierte ihn im halbgefrorenem Zustand. Das hat den Vorteil, dass die entstehende Reibungshitze beim Pürieren heruntergekühlt wird. Dadurch bleibt die Kräutermasse schön grün, selbst wenn durch die holzigeren Teile die Pürierdauer erhöht ist.

Als nächstes kommt das Salz dazu. Ich verwende Salz ohne Rieselhilfe und sonstige Zusätze und stand wieder vor der Überlegung, welches Salz-zu-Kräuter-Verhältnis ich verwenden soll. In diesem Fall war es 2:1. Sind die verwendeten Kräuter weniger geschmacksintensiv nehme ich einen Teil Salz zu zwei Teilen Kräuter.

Das Salz mit den Kräuter mit dem Pürierstab weiter gut durchrühren, bis die Masse eine homogene Struktur aufweist. Diese streiche ich auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech – beim Papier kein billiges verwenden, das ist zu dünn und weicht zu schnell durch. Dadurch reißt es leichter beim Wenden während der Trocknungszeit.

Das Backblech in die mittlere Schiene vom Backofen schieben. Ich verwende in meinem Ofen kein Umluftprogramm, wenn ich Salz trockne, sondern Unter- und Oberhitze. Auf ca. 60° C eingestellt, die Backofentür einen Spalt geöffnet, erreicht mein Backofen im Innenraum eine Temperatur von 45° C. Das ist eine ideale Temperatur für Kräutersalz. Bei höheren Temperaturen gelingt das Trocknen zwar schneller, doch es gehen wertvolle Inhaltsstoffe der verwendeten Kräuter verloren und das Salz kann Farbe verlieren.

Nach einer Stunde breche ich die kompakte Fläche mit einem Holzspatel auf, d. h. ich drücke ein Rautenmuster auf die Masse.

Eine weitere Stunde später versuche ich vorsichtig mit dem Holzspatel das Salz zusammenzuschieben und zu wenden, drücke größere Brocken flach oder zerreibe sie zwischen meinen Fingern. Das wiederhole ich nun alle halbe Stunde, bis sich das Salz trocken anfühlt. Im Idealfall sieht es nach vier bis sechs Stunden auf dem Backblech wie auf dem folgenden Bild aus.

Meist gibt es noch einen Durchgang durch den Mörser und das Sieb, weil das Salz zu grobkörnig ist. Dabei achte ich darauf, das Salz nicht zu Pulver zu verarbeiten. Es soll seine kristalline Struktur sichtbar behalten.

Die gröberen Stücke machen sich gut als crunchige Dekoration auf Salaltellern, das fein gesiebte Salz passt auf’s Butterbrot, zu Quark oder Frischkäse und am allerleckersten auf das Frühstücksei.

Schnittlauchblütenessig

Diese Essigvariation war ein Versuch und das Ergebnis überraschte mich schon nach wenigen Tagen! Die rotvioletten Schnittlauchblüten färbten den verwendeten Apfelessig rosa und beim Öffnen vom Ansatzglas war ein zartes Zwiebelaroma zu erschnuppern.
Ganz sicher werde ich diesen Essig wieder ansetzen!

Für meinen Schnittlauchblütenessig knipste ich die Blüten ab. Nicht waschen! Den blühenden Schnittlauch morgens in aller Früh‘ im Garten abbrausen und an Ort und Stelle von der Sonne trocknen lassen. Dann zur Mittagszeit ernten! Zu diesem Zeitpunkt hat die Blüte die meisten ätherischen Öle.

In ein großes Schraubglas füllte ich nach Augenmaß in etwa 1/3 Blütenköpfe und 2/3 klaren Apfelessig. Das Glas an eine helle Stelle, ohne direktes Sonnenlicht, stellen und ein Mal am Tag bewegen. Nach zwei Wochen kann abgesiebt und in kleine Flaschen abgefüllt werden. Ich wartete vier Wochen, um ein intensiveres Aroma zu erhalten.
Soll sich die Farbe erhalten muss der Essig dunkel aufbewahrt werden.

Ich verwende diesen Essig, wenn ich fix einen Salat auf den Tisch haben möchte ohne noch Zwiebeln schnippeln zu müssen. Ganz lecker fand ich ihn über einen bunten Tomatensalat mit Mozzarella und Basilikum. Salz war nicht nötig, nur etwas Schnittlauchblütenessig und etwas Olivenöl. Hmm, lecker!

Es muss nicht alles auf dem Kompost landen, für das, was zuviel im Garten gedeiht.

Macht’s gut und bis die Tage,


Verlinkt bei Andrea, die Zitronenfalterin und den Jahresprojekten 2022, das für mich lautet: Nur nichts verkommen lassen – mach Platz für Neues 2022


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Kommentare

Ich verarbeite häufig auch Kräutertöpfe, die ich im Winter auf der Fensterbank stehen habe, zu Kräutersalz, wenn sie nicht mehr so hübsch aussehen und zu welken beginnen. Auf dem Butterbrot oder über einen Salat aus der kalten Küche ist das eine Bereicherung. Groß kochen tu ich auch nur, wenn Gäste kommen. Sonst muss es schnell gehen.
Liebe Grüße,
Karin

Oh, mein Schnittlauch wurde im Frühjahr Opfer der ersten Blattläuse. Und hat sich auch nicht so Recht erholt. So einen schönen, kräftigen wie Deinen, wenn auch vom Vorbesitzer des Gartens, kann man sich doch nur wünschen, allein optisch. Ich liebe ja Schnittlauch an Kartoffeln und da macht es doch nichts, wenn etwas Holzinger, muss man etwas feiner schneiden. Oder sowieso (wie meine Mutter) für den Winter einfrieren. Kann Mann dann sogar im Ganzen und gefroren brechen. Aber meine Kerls würden wohl am Liebsten auf das Salz zurück greifen, da ich immer zu wenig des selbigen ans Essen zu. Danke für die Infos bezüglich des Trocknend, gute Tips dazu gelernt.
Das die hübschen Blüten gut am Salat schmecken, wusste ich schon und in der Theorie auch vom Essig. Sieht wunderschön und lecker aus!
Ich find ja eh, dass man mit vielem, was so vielleicht nicht mehr unbedingt lecker aussehenden, noch was machen kann, indem man es verarbeitet. (Matschige Himbeeren,nicht faule, ergeben einen tollen Essig.)
Ach, Deine Kräuterspirale im Ofen macht Lust auf Eigenproduktion. Geht ja auch mit Thymian, den hab ich genug dieses Jahr und muss ihn nicht nur trinken. (Ja, Ernte etwas spät)
Danke Dir, liebe Grüße
Nina

Obst und Gemüse müssen wie gemalt aussehen, im Laden, auf dem Markt und leider auch aus dem Garten. Es gibt Ausnahmen. Eine Freundin holte sich nach der Kostprobe gleich ein großes Stück mit dem Spaten raus, für ihren Garten.
Bei mir klappt es nicht mit dem Schnittlauch. Auch Thymian will unter meiner Obhut nicht wirklich gedeihen. Das wird sicher noch. Bis dahin bekomme ich Petersilie von der Schäferinnenfreundin, bei der sie reichlich wächst.
Nicht ohne Grund habe ich meinen KollegInnen zum Abschied Kräutersalz und Kräuteressig geschenkt. Auch sie streuen sich die Kräuter in dieser Form über ihr Essen. Liebstöckelsalz ist heiß begehrt und war auch der Hit auf den Weihnachtsmärkten.
Liebe Grüße,
Karin

Schade! Aber wie du schon sagst, anschauen ist auch sehr hübsch. Im Moment versuche ich eine wilde Form von Schnittlauch in meinem Garten anzusiedeln, tatsächlich wegen seiner hübschen Blütenform.
Viele liebe Grüße,
Karin

Jetzt musste ich dem Link im Samstagspost folgen. Denn Kräuter gibt es bei mir im Garten ganz viele und werden fleissig geerntet und gebraucht. Mich wunderte es wie du den Schnittlauch konservierst. Genau so mache ich es auch. Oregano und Majoran lasse ich im Sommer Lufttrocknen im Schatten mit einer Zeitung darunter, um die Blätter aufzufangen. Davon kann ich das ganze Jahr profitieren. Kräutersalz und Kräuterbutter habe ich noch nie gekauft. Schade, dass du so weit weg gärtnerst, wir beide könnten viel tauschen.
L G Pia

Gekauftes Kräutersalz und Kräuterbutter vertrage ich oft nicht. Sie sind so einfach selbst zu machen und ich weiß, was drin ist. Das ist etwas was ich meinen SchülerInnen hoffentlich nachhaltig mitgeben konnte. Kräutermischungen und Kräutersalze herzustellen machte ihnen immer viel Spaß und vor allem hatte jedes seine persönliche Note.
Die Entfernung beklagt auch eine meiner Freundinnen, die auf der Höri wohnt.
Viele liebe Grüße,
Karin

Die Idee mit dem Schnittlauchblütenessig muss ich im nächsten Jahr unbedingt ausprobieren!
Schnittlauch wird in dieser Familie nicht sonderlich gemocht, deswegen blüht er immer – die Bienen lieben ihn! Da müssen sie mir nächstes Jahr ein paar abgeben. 😉
Ich glaube, für das Salz bringe ich nicht die nötige Geduld und Muße auf…
Liebe Grüße von Sabine

Der Essig ist fix angesetzt.Danach muss nur noch gewartet, abgesiebt und abgefüllt werden.
Kräutersalz mache ich mir selbst, weil ich wissen möchte was drin ist. In gekauften Kräutersalzen sind mir zu viele Bestandteile drin, die sich meines Erachtens nicht immer gut ergänzen.
Liebe Grüße,
Karin

der schnittlauchblütenessig sieht wirklich toll aus. leider wächst schnittlauch bei mir nicht so gut, warum auch immer. sogar im topf mickert er so vor sich rum. dabei liebe ich schnittlauch sehr und benutze ihn für alles mögliche. mein liebling ist dabei schnittlauchblütenbutter. kann man auch prima einfrieren.
liebe grüße
mano
…mit der kräutersalzherstellung muss ich mich unbedingt mal näher beschäftigen!

Dafür klappen bei mir Thymian und Petersilie nicht wirklich, weder im Topf noch im Garten. Zum Glück gibt es dafür befreundete GärtnerInnen.
Danke für den Tipp mit der Butter. Die probiere ich aus!
Liebe Grüße,
Karin

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