oder …

Nähstube geschlossen und mit Farbe und Pinsel das Wohnzimmer aufhübschen

Weiter im Ferienmodus mit Abwechselprogramm und dann ist mir die Luft ausgegangen. Doch von vorne.
Ich wollte nicht weiter auf die schäbigen Wände in dem Raum schauen, der zum Wohlfühlen gedacht ist. Zudem forderten mich aus etlichen Ecken die hineingeschobenen Hinterlassenschaften vor den Umbauarbeiten der vergangen Jahre auf, mich endlich darum zu kümmern. Tja nun, die leichteste Übung war den Eimer Farbe zu besorgen!

Als Frau der Gründlichkeit, die keine halben Sachen mag (und deshalb auch mal lieber zuwartet 😉 ) krempelte ich die Ärmel hoch und begann zu räumen, aufzuräumen, zu sortieren, umzuschichten, Kisten und Kartons zu sichten, neue Behältnisse besorgen, … und, gefühlt, im Staub zu versinken, bis sich die Schleimhäute wehrten. Ist nicht so, dass ich nicht regelmäßig putze, aber es gibt immer Stellen, die eben vergessen bzw. vernachlässigt werden.
Dann kam der Punkt, an dem frau an ihre Grenzen kommt und sich fragt, wer oder was sie denn treibt? Warum dieses Tempo? Ich legte zusammen mit meinen Katern einen Ruhetag ein. Wenn es zwei oder drei werden, auch gut. Bin ich nicht eine Meisterin der Prokastination? Daran musste mich doch erst wieder eine Fundsache erinnern, hingekritzelt bzw. notiert auf einem der vielen losen Zettelchen, die mich trotz aller Bemühung und vorhandener Notizbücher weiter begleiten.

Meine Lieblingsmenschen erinnere ich häufig daran, dass sie keine 60 mehr sind und ich muss der Tatsache in die Augen sehen keine 40 mehr zu sein. Nutze den Tag, muss und möchte ich mit der Pflicht definieren, sich selbst in den Fokus zu setzen. Das ist nicht egoistisch, sondern Selbstfürsorge. Das Wohnzimmer kann warten, selbst halb geräumt.

Kleine große Freude machte mir Nina, die mich inmitten meines Unternehmens an ihrer Sommerpost teilhaben ließ. Von diesem Platz muss ich sie erst einmal vor Farbspritzern retten.

Gelesen. Gesehen. Angehört.

Selbst gekauft, ein kleines und, wie ich finde, feines Büchlein über zwei Frauen, die, durch eine grausige Tradition auf sich gestellt, einen aktischen Winter überleben.

Vor allem in Radio verfolgte ich mit Sorge die Berichterstattung über die Lage in Afghanistan. Ein Artikel scheint im letzten Absatz die Befürchtungen ehemaliger Schüler von mir zu bestätigen. Inzwischen sind es ganz tolle junge Männer, die ihr Leben weiter selbst in die Hand nehmen. Einer ist vor Jahren mit seiner Familie zu Fuß über das Gebirge aus Afghanistan geflüchtet. Ein anderer flüchtete als Jugendlicher und Angehöriger einer religiösen Minderheit, mit seinem Cousin in den Irak. Unterwegs gingen in einem Fluss seine Papiere verloren. Ein Katastrophe, denn so hatte er mit seinen irakischen Übergangspapieren ständig die Abschiebung im Nacken. Er sollte zurück nach Afghanistan um neue Unterlagen zu beschaffen, als damals Minderjähriger.
Taliban betreiben Zielfahndung: Berichte über standrechtliche Hinrichtungen – ein Artikel in ntv, vom 20.08.2021

Ohrwurm der Woche.

Der 1. Sommer in meinen 40ern, unterwegs im Auto, dieses Stück gehört und nach der Zeile … Maybe you’re divorced with 40 … die erste Haltemöglichkeit genutzt und in Ruhe zuende gehört. Ich halte immer noch inne wenn es im Radio läuft:

Macht euch keine Sorgen, ich setze auf meine grauen Unterstützer und werde, wie ich einer Freundin versicherte, einatmen und ausatmen und den Pinsel, bzw. die Walze, auf- und abstreichen – siehe Karate Kid Lektion 4: Paint the Fence. Ansonsten gibt es Cashewkerne und Gummibären.

Ein schönes Wochenende und bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.

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Kommentare

Oh, das Buch kann ich nur sehr empfehlen, war schon ein Tipp den ich gern gegeben habe in meiner Ausbildung und gern natürlich selber gelesen!
Freut mich, dass Du Dich gefreut hast – Sinn und Zweck der Sache. Und gut, dass Du etwas Ruhe auch hast einkehren lassen. Ich kenn das zu gut, gern lasse ich es erst schleifen, schiebe auf …aber dann bin ich wie ne Jecke dran. Lose Zettel mit netten Weisheiten begleiten mich durchaus auch noch, trotz Büchlein.
Hab ein schönes, entspanntes Wochenende, nicht zu viel anstreichen 🙂 angeblich soll es ein schöner Tag werden heute.
Liebe Grüsse
Nina

Spreche ich mit meiner Mutter über das Buch und dann kannte sie es schon, meine Ex-Schwiegermutter hatte es ihr vor Jahren empfohlen: „Ist ein Buch, dass dir die Milch auf dem Herd anbrennt!“
Das Wohnzimmer ist fertig gestrichen und die größten Möbelstücke stehen schon. Jetzt ist erst einmal Füße hochlegen!
Viele liebe Grüße,
Karin

Herrlich für den Kater! 😀 Perforierte Abdeckfolie erfüllt ihren Zweck nur eingeschränkt. Zu meinem Glück mochten sie irgendwann den Farbgeruch nicht mehr, verzogen sich.
Das Schlimmste habe ich hinter mir. Bevor es ans Einräumen geht ist wieder Ruhetag.
Herzliche Grüße,
Karin

Das Streichen von Wohnzimmer und Flur incl. Decke steht uns auch noch demnächst bevor. Nur bei uns liegen dann keine liebreizenden Kater artig auf Sofalehnen, sondern zwei große Hunde wollen am Spaß teilnehmen. Wedelnde Ruten können Farbe so toll verteilen…
Du schaffst das, gönne Dir ab und an eine gemütliche Pause!
Liebe Grüße
Andrea

Artig? Ha! Auch Katzen haben Schwänze, die im Farbeimer eingetaucht werden können. Der Wilde musste zudem seine Nase hineinhängen. Ausgelegtes Zeitungspapier tat sein Übriges in Katers Denke! Aber zumindest sind sie leicht genug um flugs aus dem Umfeld entfernt zu werden.
Wir haben es geschafft! 😀
Viele liebe Grüße,
Karin

ach ja, das mit der renoviererei kommt mir bekannt vor. erstmal räumen, aufräumen, durchsuchen, spannendes finden, sich darin vertiefen… und schon ist abend. am nächsten tag ist schönes wetter, da will frau ja nicht in der bude hocken und farbdüfte einatmen. usw.
also lass dir zeit, das wird schon!
nina ist eine so liebe!! ihre wundervollen kreationen kamen hier auch an ♥!
liebe grüße gen süden!
mano

Das Malern liegt hinter mir. Nun kommt das einräumen. Zwar gesichtet, gereinigt und durchsortiert werde ich es nicht verhindern können, wieder das eine oder andere Teil genauer anzuschauen. Aber das Wetter ist danach, dass ich das zulassen werde.
Viele liebe Grüße,
Karin

„Zwei alte Frauen“ liegt auf meinem Bücherstapel und muss warten, bis ich es ein zweites Mal lese.

Ich bin sicher, dass ich nicht verstehe, was in Afghanistan abläuft, denn diese traurige Geschichte beginnt 1841, als die Briten Kabul besetzten. Was Kolonialisation für Afghanistan bis 1919 bedeutete, können wir auch nur erahnen. In Ruhe gelassen hat man dieses Land auf jeden Fall nie. Der Abzug der US Amerikanischen Truppen erinnert stark an Vietnam, wo ebendiese bestimmt nicht um des Friedens und der Menschenrechte willen wüteten. Ob das Leben in Afghanistan besser war, als die Amerikaner noch nicht abgezogen waren? Dann ist da noch der Gedanke, dass die Berichterstattung doch recht heuchlerisch ist, weil in Saudia Arabien und anderen Ländern ebenfalls die Scharia gesetzgebend ist, Menschenrechte grob verletzt und Frauen grundsätzlich unterdrückt. Aber von den Saudis kommen halt Rohstoffe, die die Afghanen nicht liefern wollen.

Ich wünsche dir Musse, dein Wohnzimmer zu streichen, damit du es nachher geniessen kannst, ohne total ausser Puste zu sein. Festina lente!

Liebe Grüsse von Regula

Ich habe mich in Ruhe beeilt und das Zimmer ist zumindest gestrichen.
Auch ich bin keine Spezialistin in Sachen Weltgeschichte. Was ich weiß ist, dass vor den Truppen der Nato, die (nicht nur aus den USA und Deutschland kommend), über die vergangenen zwei Jahrzehnten in Afghanistan vertreten waren, die Sowjetunion zehn Jahre lang versucht hat das Land unter Kontrolle zu bekommen. Mir sind die Bilder von der Stürmung Kabuls durch die sowjetischen Truppen noch in Erinnerung. Es war an einem Weihnachten.
Ruhe gab es in dem Land auch vorher nicht, allein schon durch das Gemisch vieler ethnischer Gruppen und Religionen, sowie den Interessen benachbarter Länder.
Viele Grüße,
Karin

Hallo Karin,
renovieren sieht bei Dir recht gemütlich aus. Das wird schon noch fertig, da bin ich sicher.
Das Lied ist wirklich ein sehr Tolles. Ich denke gerne dran, wenn mir alles zuviel ist. Das hilft tatsächlich.
Lass es Dir und den grauen Unterstützern, gut gehen
Liebe Grüße
illy

Vielleicht war es für die Kater gemütlich 😀
Wir haben den schmutzigen Teil nun hinter uns und machen uns ans einräumen im sauber gestrichenen Zimmer.
Viele Grüße,
Karin

So eine Renovation ist doch eine gefreute Sache, wenn sie abgeschlossen ist. Und wie man sehen kann haben deine vierbeinigen Hausbewohner keine Farbflecken auf dem Fell.
L G Pia

Man trug weiße Schnurrhaare und, per Pfote, die Farbe spazieren.
Nächste Woche geht es ans fertig einräumen und dann ans freuen.
Viele Grüße,
Karin

Dann hoffe ich mal, dass du mit Einräumen schon ein gutes Stück weiter bist. Ich finde es klasse, dass du dich einfach so mal ans Anstreichen machst! Bei uns wäre es auch dringend nötig, aber ich fürchte das Ausräumen und das Chaos. Vielleicht im nächsten Sommer?! Sommer ist schon besser, weil da die Farben schneller trocknen.
Genieße weiterhin deine Ferien – und deine frisch gestrichenen Wände 😉!
Liebe Grüße
Ingrid

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