oder …
2020 #36 – die letzte ganze, echte Ferienwoche
In der Küche brummt der Dörrautomat und es duftet herrlich nach Äpfeln durch die ganze Wohnung. Mal sehen wer schneller fertig ist, der Automat oder ich mit meinem Wochenrückblick.
Meine Ziele der Woche habe ich fast erreicht, obwohl ich mich hier und da verzettelt hatte. Ich entwickelte die meisterliche Kunst etliches anzufangen und nicht zuende zu bringen.
Kennt ihr das, ihr unterbrecht die Sache an der ihr gerade arbeitet, um etwas zu holen, um unterwegs irgendetwas zu sehen, von dem ihr meint sofort erledigen zu müssen?
Ich schnippelte Zwetschgen für den nächsten fruchtigen Senf und benötigte etwas Zeitung zum Wegräumen der Kompostabfälle. Unterwegs zum Altpapier sah ich eine Motte. Also ließ ich Kompost und Altpapier, klappte die Leiter auf und stieg hoch um die Motte zu beseitigen. Dabei sah ich oben auf dem Regal, dass ich da dringend sauber machen sollte. Also ließ ich Kompost und Altpapier um mit Staubsauger und Lappen zu hantieren. Bevor ich damit fertig war, schmiss einer der Kater einen Blumentopf, in dem vom letzten Regen noch Wasser stand, vom Balkongeländer in das Außenkatzenklo …
Das machte meinen wirren Kopf auch noch wuschig und mich so unzufrieden, dass ich nach der Beseitigung des schlimmsten Drecks die Kamera einpackte und mich ins Auto setzte. Nur weg! Raus aus dem selbst inszenierten Hamsterrad.
Wieder zurück klappte es dann mit dem Aufarbeiten. Der Kompostkorb war fix mit Zeitungspapier frisch ausgekleidet, die Pflanze gerettet, das Katzenklo wieder sauber, das Regal ebenso und der Senf gelang mir auch. Geht doch!
Obwohl, der Dörrautomat scheint heute das Rennen zu machen. Die Waschmaschine war fertig gelaufen, also bin ich aufgestanden um die Wäsche zu versorgen. Unterwegs stürmten die Kater an mir vorbei, Flusen aufwirbelnd, Haarbüschel verlierend, …, und da steht noch der unbeschriftete Apfelmus … och männo!
OK, ganz so schlimm war die Woche nicht. Ja, ich stand viel in der Küche, denn ich wollte das viele geerntete und geschenkt bekommene Obst und Gemüse verarbeiten.
- Chilisoße in zwei Schärfegraden – diese Jahr gibt es neben der Höllenfeuervariante noch eine mildere Version
- Apfelgelee – mit leichter Schärfe. Die entsteht, da ich den selben Topf benutze, in dem ich vorher die Chili-Soße gekocht habe. Trotzdem ich den Topf mehrfach spüle und schrubbe muss er in einem Kochdurchgang regelrecht entseucht werden. Das mache ich dann in der Regel mit Apfelgelee.
- Apfelmus ohne Zucker – mit dem ersetze ich ab und an Eier im Gebäck
- Zwetschgensenf
- Tomatensoße
- Apfelringe als Dörrobst
Heute Nachmittag kommen noch ein paar der Tomaten in den Dörrautomat, für Tomaten-Chips, und dann bin ich fertig! Gestern habe ich die letzten aus dem vergangenen Jahr gegessen. Da sie nicht mehr knusprig waren, legte ich sie als Antipasti in Öl ein.
Was ich nicht einkochte, in den Tiefkühlschrank packte oder trocknete kam auf den Teller. Da ging es mir richtig gut in dieser Woche.
Bis auf den Käse, die saure Sahne, die Kapern und die Oliven kam alles aus verschiedenen Gärten.
Selbst zu Eiern kam ich ohne in den Supermarkt gehen zu müssen.
Zwischendurch musste ich den Kopf und die Seele immer wieder lüften gehen. Dabei entdeckte ich einige schöne Plätze, gar nicht so weit weg von mir.
An dem ersten erntete ich ein paar böse Blicke, da ich mich erdreistete einen der Äpfel aufzuheben, abzuwischen und zu essen! Zur Buße warf ich einen Taler in die Spendenbox der nebenstehenden Kirche. Ich möchte ja auch nicht, dass dem einzigen Apfel im Schulgarten etwas zustößt.
Nachtrag
Samstag, 05.09.2020, kurz nach 17:00, der Apfel fehlt! Der Dieb war zu früh dran und hatte an dem Apfel keine Freude. Diese Apfelsorte ist erst ab Ende September reif. Jetzt liegt die lange gehegte Frucht wohl angebissen und verabscheut irgendwo im Gelände.
Über den anderen Ort werde ich noch extra auf hierundfort, meinem zweiten Blog, berichten. Das war ein richtig schöner Nachmittag!
Die mangelnde Konzentration hat ihre Ursache. In meinem Kopf drehte sich seit Tagen eine scheinbar endlose Gedankenschlaufe, die Schule betreffend.
Ja, wir haben in Ba-Wü noch Schulferien, eine Woche lang. Für die SchülerInnen, die sich für die Lernbrücken angemeldet haben hat sie sogar schon begonnen. Das ist ein Angebot für SchülerInnen, die vor dem Schulbeginn und nach dem eingeschränkten Unterricht der vergangenen Monate Lernstoff wiederholen und aufarbeiten möchten.
Für mich ging unbeabsichtigt die Schule an diesem Freitag los. Auf meinem Kontrollgang in den Schulgarten traf ich auf KollegInnen und ich brach meinen Schwur, diese Woche noch – bis auf Schulgarten – schulfrei zu gestalten. Kein Lamentieren! Es war ein entspannter Plausch über Kind und Kegel bei sommerlich guter Belüftung.
Wie aus diesen Zeilen herauszulesen ist hat sich die Gedankenschlaufe inzwischen aufgedröselt. Ich werde nach den vielen Wochen Homeschooling wieder vor Ort in der Schule sein. Ein neues Attest zur Freistellung vom Präsenzunterricht habe ich mit meinem Arzt abgewägt und nicht nur über die Hürden diskutiert – ich hatte seit dem Lockdown und meiner Freistellung keine Rüsselpest mehr, schon gar nicht mit anschließender Bronchitis oder Lungenentzündung! Ein halbes Jahr infektfrei war ich seit Beginn meiner Lehrertätigkeit nie.
Genau überlegt hatte ich mir bereits im Vorfeld, Ende des letzten Schuljahres, meine Wünsche zu meinem Lehrauftrag. Manche Anweisungen vom Ministerium waren da schon zu erwarten und mir schien eine frühzeitige Absprache mit der Schulleitung sinnvoll. Als FachlehrerIn sind wechselnde SchülerInnenkontakte unausweichlich und die möchte ich möglichst gering halten. Die Möglichkeiten wie KlassenlehrInnen in festen Clustern (wie unangenehm dieses Wort ist) zu arbeiten, haben wir nicht.
Richtig wohl ist mir nicht beim Gedanken an den Schulbeginn, dafür ist der Kopf wieder frei.
Angeschaut. Gelesen. Gehört.
Bruno und Mario – ein Artikel in Der Zeit, die in der vergangenen Woche zum Thema „Der Sog der Lüge“ unter anderem dieses Interview mit Mario Adorf veröffentlichte.
Er begann seine Schauspielerkarriere mit einem halb-dokumentarischen Spielfilm, den er heute in einem ganz anderem Licht sieht und gerne neu drehen möchte – Nachts, wenn der Teufel kam (1957).
Er spielte in diesem Film einen Massenmörder, der über Jahrzehnte als DER Frauenmörder galt – und es, nicht nur mit Wissen heute, mit ziemlicher Sicherheit nicht war!!
Von mir auf Papier gelesen steht der Artikel online nur per Abo zur Verfügung.
Schade! Damit stellt sich meines Erachtens diese Wochenzeitung auf die gleiche Stufe einer anderen Wochenzeitung, die in diesem Artikel mit für die Aufrechterhaltung des Mythos dieses Massenmörders ankreidet wird.
Ich frage mich, warum gerade solche, wirklich wichtige Falschmeldungen und Fehler aus einer wenig rühmlichen Vergangenheit gerade richtende Informationen nur im Bezahlbereich online zur Verfügung gestellt werden. – Gelesen in der Print-Ausgabe 36, 2020 von Der Zeit, auf den Seiten 11 bis 13
Der Besuch beim Tübinger Impfstoffhersteller – Artikel auf Spiegel-Online zum Besuch von Elon Musk bei Curevac, vom 02.09.2020
Warum sich alte Berufe länger halten als gedacht – ein Artikel der FAZ vom 31.06.2020
Warum die Klimakrise so deprimierend ist – ein Artikel von Golem, bei dem ich hin und her überlegt habe ob oder ob nicht zu verlinken, vom 28.08.2020
Ich war noch nie in Holland. Jeder Reiseansatz wurde durch irgendein Unbill, einen Unfall verhindert. Dieses Jahr sollte es über Amsterdam nach Island gehen!
OK, The Nits mit „In the Dutch Mountains“ habe ich nicht zum ersten Mal auf einem Blogpost dabei. Aber niemand rudert musikalisch untermalt so schön oder dreht sich so schwwungvoll im Kreis.
Nächste Woche lege ich bis zur ersten Konferenz meine Füße hoch – Wollwerkstatt, Nähstube, Werkstattküche und Küchenwerkstatt bleiben geschlossen und wahrscheinlich der Computer aus.
Macht’s gut und bis die Tage,
Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot.
Gewonnen! Knapp, aber der Sieg ist meiner! 😀
Kommentare
Knappe Siege sind die besten, hart erkämpft. Lecker sieht es bei Dir aus und wunderbar was Du alles draus machst! Dieses Verzetteln kenne ich allerdings auch zu gut! Von Hölzchen auf Stöckchen. So normal, passiert. Gut, dass Du wieder auf Spur bist und schöne Ausflüge daraus entstanden.
Schöne Wochenendgrüsse
Nina
Von Hölzchen auf Stöckchen … herrlich. Das kannte ich noch nicht.
Den Naturpark Schönbuch mit seinen Waldausläufern fast vor der Tür, das Biosphärengebiet Schwäbische Alb auch nur ein Katzensprung weit entfernt, wie der Schwarzwald – wenn sich da keine Ausflugsziele finden lassen. Ich musste einfach nur wieder anfangen.
Viele Grüße,
Karin
Ui, du warst fleissig. Eins führt zum anderen, so ist das. Einen guten Start wünsch ich dir. Bei uns sind viele krank, aber niemand mit Corona, sondern Sommergrippe. Ob das ein Trost ist? Liebe Grüsse von Regula
Jede Rüsselpest ist unangenehm und kann gemein werden. Die Sommergrippe in einer Familie aus der Nachbarschaft entpuppte sich dann leider als das unangenehmere Übel. Ihnen wäre mit dem Wissen aus neuen Erfahrungen ersteres lieber gewesen.
Bleiben wir doch lieber gesund.
Viele Grüße,
Karin
Die Welt der Satelliten Kommunikation, internationale Fora und Gespräche auf Zoom, über Zeitunterschiede hinweg, Coronavirus, Arbeitssorgen, Proteste, Politische Lügen…und dann der Balsam Deines Blogs. Was ist wichtig? Living in the present moment, with what we have and what is given to us. Danke.
Ich muss immer wieder an das Plakat am Sudhaus in Tübingen denken – manchmal sind die vielen Umleitungen auch zu etwas gut. Dort stand: Bleiben Sie gesund und bleiben Sie bei Trost. Das machen wir doch glatt, beziehungsweise um ersteres bemühen wir uns.
Dicker Drücker an euch alle!
Wo bringst du die ganzen Vorräte unter? Und wo kriegst du all das Obst und Gemüse nur her? Da denke ich immer, du wohnst auf dem platten Land, denn hier müsste ich alles kaufen. Ich bin allerdings auch kein Marmeladen-, Chutney-, Dörrobstesser und habe von daher keinen Druck. Einzig die getrockneten Tomaten könnten locken…
Eigentlich dürftest du nach dieser Winterbevorratung in die Winterruhe gehen. Aber offensichtlich hat das Schulministerium doch anderes mit dir vor. Dafür wünsche ich dir, dass du bei Trost und gesund bleibst!
Herzlich
Ich könnte mir nomentan als Maulwurf eine Grille einladen! 😀 Ein Problem zum Lagern habe ich immer nur bis kurz vor Weihnachten, oder auch nicht, denn vieles ist, kaum hergestellt, schon verschenkt. Die Zutaten liefern unter anderem Nachbarn mit Schrebergärten. Wenn Du einmal „toll“ zu einem mitgebrachten Erntekorb sagst, oder ich liebe „Radieschen, Rettich, …“ kannst Du gewiss sein in den Erntemonaten zum Selbstversorger zu werden. Der Rest kommt aus dem Schulgarten oder von meiner Schäferin.
Gedörrte Apfelringe und Tomatenchips sind für mich der ideale schnelle Snack in der Schule. So bleiben die Finger weg von Keksen und Schokolade. 😉
Herzliche Grüße,
Karin
bei mir heißt das immer „vom hundertsten ins tausendste“ – kenn ich nur zu gut!! so manches mal muss ich mir dann laut sagen, „nein, du machst das jetzt erst zu ende!“ – klappt aber oft auch nicht. ich finde es immer wieder toll, wie du all die früchte verwertest. einiges mache ich zwar auch, bin aber dann doch lieber in meinem werkelzimmer zu gange.
für deinen schulanfang wünsche ich dir alles gute!!
liebe sonntagsgrüße
mano
Danke für die Wünsche.
Zeit zum Werkeln kommt auch wieder. Die Liste, was ich gerne machen möchte liegt neben mir und wird lang und länger. 😀 Die kalten schattigen Tage kommen und sind dann ideal for things like that.
Liebe Grüße,
Karin
Das Foto von den Birken ist besonders schön, fast wie ein Gemälde aus der Worpsweder Künstlerkolonie.
Alles Gute für das neue Schuljahr!
Liebe Grüße, Juliane
Vielen Dank!
Die Birken stehen am Rand vom Schwenninger Moos, einem Naturschutzgebiet im Südschwarzwald.
Viele Grüße,
Karin
Hui, was für eine Arbeit! Aber dafür ist der Genuss sicher. Meine Tochter in den Staaten ist auch zu einer Meisterin im Einkochen und Dörren geworden. Mit großem Garten und teuren, aber mangelhaften Angebot die einzige Möglichkeit zu ausreichenden, erschwinglichen und gesunden Genüssen zu gelangen.
Dein Hürdenlauf hat dich ja am Ende gut ins Ziel geführt. Nur um den einsamen Apfel tut es mir leid.
Hier sehe ich so viel Obst auf den Streuobstwiesen vergammeln…
Liebe Grüße
Andrea
An Angebot an Trockenfrüchten mangelt es hier zwar nicht, auch sind die Preise in der Regel moderat, ABER mit der Qualität, wie mit den Zusatzstoffen, bin ich nicht zufrieden. Schwefel oder Sonnenblumenöl zum Beispiel kommen mir nicht in meine getrockneten Früchte oder Gemüse. Ich knabbere nun einmal gerne an Dörrobst, wenn mich in der Schule der Heißhunger packt. Selbst getrocknet weiß ich wirklich was drin ist und außerdem freue ich mich über die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen bei den Trockenäpfeln. Apfel ist halt nicht gleich Apfel.
Liebe Grüße,
Karin
Wow, was du so alles schaffst. Ich ziehe den Hut vor dir! Und deine Fotos sind auch immer super!
Die Birke gefällt mir auch ganz besonders. Und das Verzetteln kenne ich auch. Ja, wenn einen zwischendrin was stört… Ich beseitige es dann auch gleich.
Kommentiere leider etwas verspätet, da ich meinen auswärts wohnenden Enkel bei uns in Ferien hatte, bevor er nächste Woche in die Schule kommt. Wir hatten schöne Tage miteinander!
Liebe Grüße
Ingrid
Eigentlich lese ich immer noch durch, bevor ich verschicke. Doch es ging schneller raus als ich dachte. – Zuviel „auch“ ;-)! Mich stört derartiges.
Liebe Grüße
Ingrid
😉 das kenne ich, denn ich habe das (auch 😀 gerne) ebenso drauf.
Liebe Grüße,
Karin