und …

Unterrichtsfrei mit Auszeit #2

In der Waschmaschine dreht sich die Wäsche. Die in meiner Abwesenheit entstandenen Katerschäden sind, wie die des Unwetteres vor ein paar Tagen, beseitigt. Noch bin ich nicht richtig zuhause angekommen und doch schon wieder im Arbeitsmodus, obwohl vor dem Ende der Schulferien noch das Wochenende liegt.

Die knappe Woche am Bodensee im Urlaubsquartier meiner Eltern war schön. Gesundheitliche Beeinträchtigungen hatten sie beinahe abgehalten diese Reise zu unternehmen. Ich hätte sie auch gebracht, da ich weiß wie gut es ihnen abseits vom Feinstaubklima im Großraum Stuttgart geht und wie wohl sie sich dort fühlen. Doch sie schafften die An- und Abreise richtig gut alleine. Das Quartier am Bodensee ist nach vielen Besuchsjahren ihr zweites Zuhause und so begrüßte sie die Vermieterin: „Willkommen daheim!“. Deshalb werde ich meinen Eltern so lange es geht diese Urlaube ermöglichen, auch wenn sie nicht mehr alleine anreisen können. Ich bin froh sie noch zu haben.

Neben der Gemeinsamzeit mit den Eltern war mein Plan die freien Stunden der Tage zum Laufen, Freunde, Bekannte, Plätze besuchen zu nutzen, die ich lange nicht mehr gesehen habe oder immer schon besuchen wollte. Allerdings änderte ich schon bei der Anreise die Wegstrecke, fuhr nicht direkt, sondern wie fremd gesteuert, zuerst an meinen allerersten Dienstort. Selbst nach beinahe 38 Jahren fuhr ich die Strecke, sogar quer durch die Pampa des Klettgaus, bis ins letzte Eck am Hochrhein ohne Karte und Navi. Die Geister die mich riefen überfielen mich schon beim ersten, fast unveränderten!, Anblick vor dem Ortsschild, dass ich erst einmal anhalten musste. Noch keine 22 war ich als echtes Stadtkind hierher verpflichtet worden, mit einer Menge an ökologischen, sozialen, frauenpolitischen Idealen im Gepäck und war im oberkonservativen Outback voll aufgelaufen.

Ich fuhr tatsächlich, selbst nach so vielen Jahren, in den Ort ein wie damals mit meinem blauen 2CV4, den ein chinesischer Drache auf der Motorhaube zierte, wie der gestickte auf meiner Jeans. Man beäugte mich schief, schräg, egal wo ich mich im Ort aufhielt, damals wie heute. Die Stiege zu meiner damaligen „Wohnung“ existiert noch genauso wie der braun lackierte Briefkasten. Noch einmal lief ich bei dieser Tour in die Vergangenheit entlang meiner alten Strecken zur Schule und zum Laden vor Ort (den ich in guter Erinnerung behalten werde) und hake nunmehr dieses Kapitel in meinem Leben endgültig ab.

Viel schöner fiel der Weg, die Strecke Richtung Bodensee, aus. Entsprechend meines Retro-Wegs fuhr ich den ersten Teil so, wie vor vielen Jahren nachhause – erst durch Eglisau und Rafz in der Schweiz, dann durch Lottstetten und Jestetten in Deutschland und weiter durch die Schweiz über Neuhausen und Schaffhausen. Allerdings bog ich auf dieser Tour nicht in Richtung Norden ab, sondern fuhr am Rhein entlang Richtung Büsingen (da ich ja nicht Richtung Stuttgart wollte, sondern Richtung Konstanz). Hierher zog es mich allerdings oft in meiner Lehrerinnenanfangszeit. An dieser Stelle saß ich oft mit den Gedanken den Bettel einfach hinzuschmeißen, oder mir alternativ, eine Wohnung in Schaffhausen zu suchen.

Dieses Mal, Jahrzehnte später, saß ich mit ähnlichen Gedanken hier. Ich mache mir Gedanken wie ich meine letzten Jahre im Schuldienst gestalten oder steuern kann, um nicht noch mehr Federn, oder mich verbiegen zu lassen.

Lieber genieße ich überschaubare Wege und schöne Aussichten, im Urlaub wie im Alltag.

Bevor der Alltag nächste Woche losgeht jetzt noch ein paar Eindrücke aus der vergangenen Woche, in der ich mich x-fach verfluchte ohne das richtige Objektiv unterwegs gewesen zu sein. So hat der Haubentaucher links einen Fisch im Schnabel, den ich eben ohne richtige Hardware nicht so einfangen konnte, wie ich es gerne gehabt hätte.

Vollmond und Unwetter über der Mainau waren beeindruckend, wie der morgendliche Eindruck.

Wie erwartet waren es viel zu wenig Tage, denn es reichte nur für einen Freundschaftsbesuch. Der galt einer meiner Kräuterfrauen aus der Ausbildung, die auf der Höri wohnt. Zusammen liefen wir entlang des Rheins nach Stein und besuchten die frisch restaurierte Klosteranlage St. Georgen mit seinem wunderschönem Kräutergarten.

In den anderen Tagen probierte ich das Bodenseeticket aus und bin nun ein Fan der Thurbo, der Schweizer Regionalbahn die entlang des Bodensees verläuft. Das Ticket ist ein lohnendes Angebot um rund um, oder auch mal über den See von A nach B, und ins Umland, zu kommen.

Interessant fand ich das Schulmuseum und das Zeppelin-Museum in Friedrichshafen, schön die Macke-Ausstellung in Lindau und in Konstanz verblüffte die ausufernde Sammelleidenschaft eines früheren Stadtrates im Rosgartenmuseum. Erholsam waren die Spaziergänge am Wasser, sofern ich ans Wasser kommen konnte.

Für mich selbst schaffte ich wieder ein paar Abschnitte meiner Mission Deutschland-rundherum auf Nebenstrecken, überquerte den Rhein zu Fuß in Laufenburg in die Schweiz und in Weil am Rhein ging es über die Dreiländerbrücke nach Huningue in Frankreich.

Jetzt schaue ich noch was in der Bloggerwelt in den letzten Tagen so geschehen ist bevor es ans bügeln und an die unerledigte Post geht. Eigentlich sollte ich noch auf meinen Blogseiten ein paar Reparaturarbeiten erledigen, da das Cookie-Informations-Plugin nur noch auf Safari arbeitet. Ärgerlich, doch das muss warten.

Bis die Tage,

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Kommentare

Also bei mir ist der nervige Cookie-Balken auch bei Chrome zu sehen….
Schön, mit dir ans Schwäbsche Meer und Umgebung zu reisen ( mindestens so eine begnadete deutsche Landschaftsecke wie der Mittelrhein ). Ist jetzt doch elf Jahre her, seid ich das letzte Mal dort war. Und das tolle Angebot in vielerelei Hinsicht scheinst du ja gut genutzt zu haben.-
Ja, versuche DICH zu retten auf deine letzten Berufsjahre! ich merke immer wieder, welchen Groll ich noch in mir trage…
Einen guten Start, der hoffentlich nicht alle Erholung gleich wieder zunichte macht.
Herzlch
Astrid

Ich gab heute meinen Wunschzettel zum Deputat 2018/19 ab. Ansonsten hatten heute die Schüler außer der Reihe schulfrei, da der Strom ausgefallen ist 😉 Ein Stückchen den Rhein abwärts werde ich dieses Jahr noch schaffen und vielleicht ein wenig Zeit am Oberrhein und Mittelrhein verbringen.
Viele Grüße, Karin

Da bist Du ja in meinen Gefilden gereist. Stimmt, hier unten scheint sich die Welt ein wenig langsamer zu drehen.
Du machst mir richtig Lust, mal wieder nach Stein am Rhein zu fahren. Aber im Sommer ist es mir an diesen touristischen Orten, die es hier so reichlich gibt, oft einfach zu voll .
Oje, und hierher keinen Reisekater sondern Katerschäden daheim…
Liebe Grüße
Andrea

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