oder …
Senf herstellen ist kein Hexenwerk
Immer wieder probierte ich mich an der Senfherstellung, nachdem ich mich während meiner Ausbildung zur Kräuterpädagogin zum ersten Mal damit beschäftigt hatte.
In Kürze heißt das:
Senfsaat mahlen – in einem Sud aufkochen – rühren und quellen lassen – abfüllen – ruhen lassen – fertig.
Wenn das so einfach ist, warum wird dann so selten Senf selbst zusammengerührt? Warum ließ ich dann meist die Finger davon?
Wer schon einmal versucht hat Senfkörner im Mörser zu schroten weiß, die Kügelchen wehren sich und flutschen, statt sich knacken zu lassen, in alle Richtungen weg. In meiner handbetriebenen Kaffeemühle bekam ich manche Körner zwar etwas zerkleinert, aber das Ergebnis war kein Senfmehl. Mit dem Gewürzmahlaufsatz meiner Küchenmaschine erhielt ich zwar Senfmehl, nur war es durch die entstandene Reibungswärme beim Zerkleinern bitter geworden. Die Lösung, die Senfsaat vor dem Mahlen eine Stunde im Tiefkühlgerät runterzukühlen, ist hilfreich, aber nur für Kleinstmengen. Deshalb kaufe ich mein Senfmehl.
Drei Sorten habe ich inzwischen in meinem Vorrat – ein braunes Senfmehl einer Mühle, die Bioware herstellt (links im Bild), eine weiße (umgangssprachlich: gelbe) Sorte in der Mitte und ein Senfpulver vom örtlichen Supermarkt, der einen großen Teil seines Angebots aus dem Osten Europas bezieht.
Wichtig zu wissen: Je dunkler das Senfmehl, umso schärfer ist das Ergebnis!
Senfmehl und Senfpulver unterscheiden sich dahingehend, dass im Mehl die Schalen der Senfkörner, die Kleie, schrittweise beim Mahlen herausgesiebt werden. Das erklärt auch den höheren Preis zu Senfpulver. Pulver darf neben der Kleie noch bis zu 20 % andere Gewürze, Kräuter und Getreidemehl enthalten.
Damit ist noch nicht jede Hürde von der Senfsaat zum Senf genommen. Ist der Sud zu heiß. wenn das Senfmehl dazu gegeben wird, wird das Ergebnis auch bitter. Erst wenn alle Zutaten zusammengerührt sind, ist diese Gefahr gebannt, dafür brennt die Masse ruckzuck im Topf an. Zu kompliziert! Das muss einfacher gehen, was ich dann auch herausfand.
Ein kurzer Ausflug in die Wissenschaft
Senf ist in erster Linie ein Gewürz, das aus den Samenkörnern verschiedener Pflanzenarten aus der Gattung der Senfe (Sinapis) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae) hergestellt wird. Die Samen, Senfkörner, werden ganz, geschrotet, oder gemahlen, mit weiteren Zutaten vermischt, als Paste verwendet. Ursprünglich wurde das Senfmehl in Traubenmost zur Paste verrührt. Die Begriffe Mostrich, mustard (englisch) und moutarde (französisch) für Senf erinnern an diese Art der Herstellung.
Senf und Senfpulver findet zudem in der Medizin Verwendung. Das grünen Blätter und die Stengel vom braunen Senf werden in der indischen Küche, zusammen mit Knoblauch und Zwiebeln zu einer Art Spinat gekocht. Blattsenfarten werden als junge Blätter geerntet und finden als Asiasalate den Weg auf den Salatteller.
Zurück zur Senfherstellung.
Schritt 1 : Ein Kräutersud als Basis
Grundlage jeder Senfpaste ist eine Flüssigkeit, meist ein Sud aus Wasser und Essig, durch Gewürze verfeinert.
Zutaten:
- 1 Zwiebel
- 2 Knoblauchzehen
- 250 ml Wasser
- 250 ml Essig – ich verwende meist Apfelessig, aber auch weißen Balsamicoessig
- 4 – 6 Wacholderbeeren, je nach Größe
- 2 – 4 Nelken, je nach Geschmack
- 2 Lorbeerblätter
- 1 EL Zucker
- 1/2 TL Salz
Zubereitung vom Kräutersud:
Die Zwiebel schälen und in kleine Würfel schneiden.
Den Knoblauch pellen und in dünne Scheibchen schneiden.
Alle Zutaten in einen Topf geben und einmal aufkochen lassen. Dann den Herd ausschalten und den Sud im geschlossenen Topf zwei Stunden ziehen lassen.
Den Sud abgießen.
Es wird nicht alles vom Sud bei der Senfherstellung benötigt. Er hält sich jedoch, in Flaschen abgefüllt, im Kühlschrank.
Schritt 2: Der Senf entsteht
Ich stelle meinen Senf immer in kleinen Mengen her und verarbeite nicht mehr als vier Esslöffel Senfmehl.
Zutaten:
- Kräutersud
- Senfmehl oder Senfpulver
optional
- Senfkörner, blanchiert und eingeweicht, wer körnigen Senf möchte
- gehackte Kräuter, z. B. Dill
- Chili, fein gehackt
- Kurkuma, für die Farbe
Zubereitung:
Eine Tasse vom Kräutersud handwarm erwärmen, NICHT kochen, sonst wird das Senfmehl bitter.
In eine Schüssel das Senfmehl geben und langsam, unter Rühren, vom Sud dazu geben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.
Der Senf kann anfangs klumpen. Wenn das passiert weiter rühren und etwas mehr Sud zufügen.
Wer möchte gibt nun von den eingeweichten und abgegossenen Senfkörnern dazu.
Dieser frische Senf ist sehr scharf!
Abgefüllt in Gläschen muss er nun für mindestens eine Woche ruhen. Dabei verliert er langsam seine Schärfe und wird aromatischer.
Erst wenn ich weiß, wie sich der Senf geschmacklich entwickelt hat, gebe ich Kräuter und andere Gewürze dazu, oder lasse es.
Über weitere Möglichkeiten diesen Senf zu verfeinern berichte ich in einem weiteren Blogpost.
Keine Lust einen Kräutersud zu kochen?
Alternativ kann der Sud von Essiggurken oder eingelegtem Gemüse verwendet werden.
Macht’s gut und bis die Tage,
Bis die Tage,
Kommentare
Cool, was du alles so selber machst. Das Selbermachen lädt dann natürlich auch zum Experimentieren ein.
Senf habe ich noch nie selber gemacht. Meine einzige Erfahrung mit Senfmehl waren – Fußbäder. Das ist schon länger her. Aber bei Erkältungen, Nasennebenhöhlenentzündung waren die sehr hilfreich. Sollen wohl auch bei beginnender Migräne wirken. Senf ist eben vielseitig.
Liebe Grüße
Andrea
An Senfbäder kann ich mich erinnern und an Senfwickel, aber nicht mit großer Begeisterung. 😉 Dabei halfen letztere bei Husten und Schnupfen.
Viel lieber koche ich mit Senf, vor allem mit Senfkörnern. Die sind bei mir in jedem Curry drin.
Liebe Grüße,
Karin
Da ich Senf lieber in Diskussionsrunden dazugebe und weniger beim Essen dazu neige, käme ich nie auf die Idee selber welchen zu machen. Dabei gehören die Körner durchaus zu meinem Repertoire als Köchin. Aber du bist ja ne Zauberin, da liegt das Senfherstellen nahe. Interessant, was du in Erfahrung gebracht hast.
Gute Nacht!
Astrid
Ich verwende beim Kochen auch eher Senfkörner. Seit ich vorwiegend vegetarisch esse, gibt es keine Würstchen mehr in meiner Küche und ich verbrauche weniger Senf. Nun weiß ich aber, wie das Senfen funktioniert und noch ein wenig mehr. 😀
Liebe Grüße.
Karin
Oh, jetzt muss ich doch Mal das alte Hobbythek Buch herauskramen. Danach habe ich als Teen mal meinem Papa zu Weihnachten groben Knoblauchsenf selbst gemacht. Ich habe eine Reibe damals genutzt, mit der wir sonst die Mandeln für die Kekse fein gerieben haben. Die Schalen waren noch drin (was ich auch heute durchaus noch mag)
Senfpulver habe ich erst Recht spät kennen gelernt, Senfsaat kam und kommt natürlich an Suppe, Eintöpfe, Braten…
Estragon finde ich sehr lecker in Senf und da spinnt doch im Kopf gerade, dass ich den dringend wieder im Garten benötige…
Deine Experimente finde ich super spannend!
Und bin sehr auf mehr gespannt.
Weiterhin gutes Gelingen!
Liebe Grüße
Nina
Estragon zeigt sich schon mit grünen Spitzen im Garten und im Balkonkasten. Auf das frische Kräutergrün freue ich mich schon.
Wie im Blog beschrieben ist mir der Aufwand zu groß Senf selbst zu schroten oder zu mahlen, außer ich habe ganz viel Zeit und ordentliche Muckipower. Wenn Schalen im Senfmehl sind könnte ich mir denken, dass dann die Masse auf jeden Fall aufgekocht werden muss. Auf den Schritt verzichte ich gerne. Das Kochen gehört übrigens auch nicht zu den industriellen Herstellungsverfahren. Die verschiedenen Verfahren zu beschreiben war mir dann zu langatmig und Atem fehlt mir gerade etwas.
Liebe Grüße,
Karin
sehr interessant
Senf gehört nicht so zu meinen Vorlieben 😉
daher wird er sehr wenig gebraucht
vielleicht sollte ich mal wieder Eier in Senfsoße machen .. hihi
bei uns im Globus haben sie mal eine Firma vorgestellt die verschiedenen Senf herstellt
man konnte da auch immer kosten
habe ich leider nicht gemacht
liebe Grüße
Rosi
In Mengen benutze ich auch keinen Senf, schätze ihn jedoch als Würzmittel, zum Beispiel in Salatsoßen. In meinen Currygerichten sind immer Senfkörner mit drin und in eingelegtem Gemüse ebenso.
Das Schöne am Selbermachen ist selbst steuern zu können, wie das Ergebnis hinterher aussieht oder schmeckt. Vor gut zwei Jahren hatte ich mich an Fruchtsenf probiert, was auch richtig lecker war, zum Beispiel mit Käse.
Liebe Grüße,
Karin
ich esse sehr gerne senf und vermisse manchmal tatsächlich die würstchen dazu ;))! aber im sommer gibt es ab und zu mal eine gute bratwurst und dann werde ich ihn besonders genießen. ich kaufe meist fertigen von kleinen senfmühlen, gerne etwas süßlich. den mag ich dann sehr gerne zu camenbert oder bergkäse.
deine experimente finde ich großartig. auf jeden fall speichere ich mir deinen spannenden beitrag ab und vielleicht steht ja irgendwann auch mal ein selbstgemachter senf im kühlschrank.
liebe grüße
mano
ICh werde noch einen Blogpost schreiben, wie und womit ich meinen Senf weiterverarbeite, verfeinere. Da sind auch fruchtig süße Varianten dabei. Es dauert halt immer bis die Notizen im Rechner sind und die Bilder passen.
Bratwürste, ich meine richtige, gibt es bei mir zwei Mal im Jahr. Einmal müssen es die selbstgemachten von der Tochter sein, das andere Mal auf dem Weihnachtsmarkt. Darauf freue ich mich dann richtig, plus dem richtigen Senf darauf.
Liebe Grüße,
Karin