oder …
Mal schauen, probieren und dokumentieren
In den Sommerferien 2019 probierte ich aus einer Reihe an Pflanzen, Früchten und Blüten Pigmente zu extrahieren. Das scheiterte, außer bei der Färberkamille, und übrig blieben eine Reihe an entstandenen Saftfarben, Tinten und eingefärbten Papieren. Ich berichtete darüber im Blogpost „Bunt – unbunt – kunterbunt in Papier“, aus der Woche 34/2019 – Link. Nun fand ich ein Gläschen mit einem Ergebnis von damals, das tatsächlich unbeschadet und geruchsneutral bis jetzt überlebt hat – Mahonienbeerensaftfarbe.
Die flüssige Farbe hat den Zahn der Zeit besser überstanden, als getrocknet auf den damit eingefärbten Papieren.
Höchste Zeit die alten Ergebnisse in mein Färberbuch zu bringen und die Fundfarbe auszuprobieren. Mit der Dokumentation meiner Versuche hinke ich hinterher.
Auf verschiedene Papiersorten aufgetragen zeigt die Saftfarbe noch eine ähnliche Farbintensität, wie vor mehr als drei Jahren.
Ich bin gespannt, wie und ob sich dieses neue Ergebnis erneut so einbräunt, wie die Vorgänger.
Bei roten Saftfarbenauszügen bietet sich das Spiel mit den pH-Werten an. Säuren, wie Essig oder Zitronensäure, intensivieren das Rot. Laugen und Basen, wie z.B. Kaisernatron, lassen die Farben in blau-grüne Töne kippen.
Interessant auch wieder die unterschiedliche Reaktion der Pflanzenfarbe auf unterschiedlichen Papieren. Auf dem Bristolkarton schlägt das Rot der Mahonienbeeren schnell in einen bläulichen Ton um. Ich vermute, dass dies an den Füllstoffen, die bei der Papierherstellung verwendet werden, liegt.
Ein weiteres Problem ist der Zuckeranteil in den Beeren. Er macht die Farbe, vor allem wenn sie eingekocht wird, klebrig. Das ist gut bei der nächsten Abbildung zu erkennen – an den glänzenden Stellen bleibt die Farbe klebrig. Deshalb schütze ich in meinem Färberbuch meine Proben und Farbmuster aus meinen Versuche zwischen den einzelnen Seiten mit Pergament oder Folie.
Am Ende ist die Doppelseite gut gefüllt und auch dagegen geschützt untereinander zu verkleben.
Ein kurzer Exkurs in die Pflanzenkunde.
Die Mahonie (Mahonia aquifolium) gehört zur Familie der Berberitzengewächse und ist ein Neophyt, das heißt diese Pflanzenart ist hier nicht heimisch. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden Mahonien aus Nordamerika als Ziergehölz für Gärten und Parkanlagen nach Europa eingeführt. Sie verbreitete sich schnell und zählt inzwischen zu den invasiven Pflanzenarten. Trotz alledem sind die Blüten und Beeren geschätzte Nahrungsquelle für Hummeln und Vögel.
In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet wurde die Mahonie als Heilpflanze eingesetzt, wobei – ACHTUNG! – viele Teile der Pflanze schwach giftig sind. Unter anderem wurde das in den Wurzeln befindliche Berberin, und andere Alkaloide, zur Behandlung von Hauterkrankungen, wie der Schuppenflechte, eingesetzt. Die bereiften blauen Beeren führen roh gegessen zu Durchfall (wobei es dabei auf die Menge ankommt). Gekocht können sie zu Marmelade oder Fruchtmus verarbeitet werden.
Ich verwende die Mahonie nur zum Färben von Wolle und nun zur Herstellung von Pflanzenfarben. Aus der Rinde und der Wurzel wird auf Wolle und Seide ein leuchtendes gelb, aus den reifen Beeren kann, mit viel Glück, ein bläuliches Rot gefärbt werden.
Fortsetzung folgt. Hoffentlich!
Bis die Tage,
Kommentare
Hoffentlich! Ich finde das Thema so spannend! Als Pflanze hatte ich sie jahrelang im Zaun und als der kaputt ging… Aber sie breitet sich immer wieder aus, wenn jemand in der Nachbarschaft sie hat, also darf jetzt eine neue an anderer Stelle kommen mit ihren schönen Blüten und als erste Nektar Quelle dienen.
Die Beeren färben einem ja bei der Gartenarbeit schnell einmal Klamotten oder…und dass das Gelb des Gehölzes auch gut färbt glaube ich sofort. 😊 Wunderbar, wie schön ja Deine Papiere wurden, selbst die Nachgedunkelt en mag ich sehr. Vielleicht kann man die Frucht Mal beim Papierschöpfen mit einbinden, für einen zarten Ton. Ich behalte das Mal im Hinterkopf!
Den grünen Ton mag ich übrigens auch sehr.
Ich hoffe, Du kannst noch viele spannende Versuche machen, so Du Zeit frei schaufelst 😉
Ganz liebe Grüße!
Nina
PS
Die Kommentarfunktion mag mich wieder nicht und sagt ich bin zu schnell
Die Mahonien haben, auch wenn sie sich inzwischen übermüßig ausgebreitet haben, ihren Platz in unserem Ökosystem. Wie ich geschrieben habe, sind sie wichtige Futterquelle für Insekten und Vögel, zudem sehr genügsam und wiederstandsfähig. Das sind gute Voraussetzungen mit der Klimaveränderung fertigzuwerden.
Zeit für die Herstellung von Pflanzenfarben nehme ich mir und auch für Versuche mit ihnen. Was mir fehlt ist eine ordentliche Sammlung und nachvollziehbare Dokumentation. In der Richtung versuche ich gerade etwas Struktur hineinzubekommen.
Mahonienbeeren brauchen für Warm- und Kaltauszug etwas Alaun, sonst verschwindet das Rot zusehends bei Kontakt mit Luft und Papier.
Pflanzenfarben sind immer für eine Überraschung gut und sie verändern sich stetig, was mir an ihnen besonders gefällt.
Viele liebe Grüße,
Karin
PS – die Kommentarkopien sind gelöscht 😉
Mahonienbeerentinte hatte ich ja auch im Sommer hergestellt, zusammen mit Karen und Ghislana.
Meine hat ein ziemlich bräunliches Rot, was durch etwas Sodazugabe zunächst ein schönes Grün ergab. Allerdings ist das Grün inzwischen zu einem Beige-Braun geworden – gerade eben habe ich beide Gläschen nochmal aufgemacht, um zu testen. Auf jeden Fall halten diese Farben sehr gut, ohne Schimmel anzusetzen.
Danke für deine Infos zur Pflanze, die Mühe hatte ich mir gar nicht gemacht.
Liebe Grüße – Ulrike
Genau diese Veränderung nach Soda-, Natron- oder Pottaschezugabe hatte ich auch, braun. Interessant war jedoch die Haltbarkeit der Farbe samt Farbtons, und ich könnte mich in den Hintern treten vor Jahren nicht genauer dokumentiert zu haben.
Heute entdeckte ich noch einige Beeren an der Berberitze und überlege ein paar davon den Vögeln zu nehmen, gegen eine Handvoll Rosinen.
Liebe Grüße,
Karin