oder …
2020 #45 – plus ein wenig Rückblick auf die Ferienwoche 2020 #44
Ich hatte mir eine Pause genommen. Ferien. Persönlicher Jahreswechsel. Blogurlaub. Erholung. Den Wochenrückblick überließ ich meinem Bruder, der sich sehr über die Kommentare für seinen Blogpost als Gast gefreut hat.
Wir werden die Blogvertretung wiederholen. Angedacht ist das Jahresende, wenn der Brexit zum Greifen nah ist.
Mir ging es nicht gut. Die sechs Schulwochen zwischen den Sommer- und den Herbstferien hatten mich an meine Grenzen gebracht. Da reichte die Woche freie Zeit nicht zur Regeneration. Krank geschrieben hatte ich Freiraum mich in einer weiteren Woche wieder an eine Gehhilfe zu gewöhnen, mit ihr zu üben.
Der Schulweg klappt – zum Wochenschluss probiert – wieder ohne Probleme, koordiniert mit dem dritten Bein.
Dreizehn Jahre ist es nun her, dass mein linker Fuß, am Vortag meines 49. Geburtstags begann, mit einem Knocheninfarkt, meinen Alltag neu zu bestimmen. Dieser akute Prozess war zwar nach langen Wochen überstanden, aber die Situation danach ist und bleibt schwankend, schmerzhaft.
Bitte jetzt keine Tipps oder warum-tust-du-dir-das-an-Fragen. Da bin ich inzwischen wund! Ohne eindeutige Diagnose steht ein Patient einsam da. Symptome zählen nicht. Sie fallen durch jedes Raster zur Feststellung von Einschränkungen. Behörden brauchen Fakten. Punkt. Ich stellte mir in diesen Tagen wieder die Frage für was ich kämpfe und habe mich entschieden. Keine Kraftanstrengungen mehr um Anerkennung meiner gesundheitlichen Einschränkungen. Mein Fokus liegt auf Durchhalten, um mich möglichst aufrecht aus dem Staatsdienst in den Ruhestand begeben zu können, sobald das ohne allzu viel Heckmeck geht. Leider zählt die Anzahl der Dienstjahre nicht wirklich. Es ist mein 43. Dienstjahr.
Nächste Woche schultere ich meine Tasche mit Vorfußentlastungsschuh am Riemen, klemme mir die Krücke unter den Arm, den Mund-Nasen-Schutz bis zum Erreichen des Schulgeländes erst einmal unter das Kinn, und gehe auf Schicht.
Mal sehen, wie lange. I do my very best.
So flink, wie Erich, werde ich nicht mehr werden. Herrlich, seine Kapriolen zu beobachten.
Interessant, wie sich die Lichtverhältnisse am Katzenkino im Verlauf der letzten zwei Wochen durch das fallende Laub verändert haben.
Wo das Positive bleibt?
Ich habe ein Dach über den Kopf, den Kühlschrank gefüllt, eine funktionierende Heizung und sauberes Wasser. Damit bin ich schon viel besser dran, als manche Menschen in ihrem Alltag.
Es ist nicht alles schlimm in meinem persönlichen Umfeld. Zwar legt sich ab und an durch das Pandemie bedingte Karin allein zuhaus‘ der Lagerkoller wie ein Schatten über mich, doch stehen diese in keinem Vergleich zu denen, die zuletzt noch über Paris, Nizza und Wien kamen. Solche Nachrichten
machen schaudern, sollten uns im Gegenzug zu einem ‚jetzt gerade‘ in Bewegung bringen, für Freiheit, Demokratie und das Recht auf eine Zukunft einzustehen.
Die beiden Wochen, in Auszügen
Hin und hergerissen …
Vor den häuslichen Fenstern wieder ein Martinshorn vom Notarztwagen. Ein ungutes Gefühl, das sich breit machte, als die Rettungskräfte in voller Schutz-Montur aus dem Wagen in den Hauseingang rannten.
Hoffentlich konnte geholfen werden!
Nicht nur zur Ferienbeschäftigung packte ich nach und nach alle Dinge aus, die ich mir selbst geschenkt hatte. Ganz besonders freute ich mich über dieses Paket …
… das ich beinahe andächtig, Stück für Stück, Teil für Teil auspackte und später aufbaute: ein Webstuhl.
Ich war erst einmal beschäftigt! Sehr beschäftigt! Es ist Jahre her, dass ich eine Kette schärte und diese danach auf einen Webstuhl brachte.
Trotz aller Vorsicht passierte es dann doch. Die Kette rutschte mir beim Aufbäumen, nach dem Öffnen des letzten Sicherungsfadens, vom Holm! ARGH! Welch ein Frust!
Ich benötigte ganz schnell ganz viel frische Luft!
Der Rettungsversuch dauerte bis in die Nacht und danach ließ ich das Werk entnervt etwas abhängen ruhen. Weitere Schritte wollte ich nicht alleine unternehmen.
Lange musste ich nicht warten. Ich erwartete Besucher, die sich trotz steigender Inzidenz zumindest kurz zeigen würden. Die kamen dann auch, zusammen mit der Ankündigung im Radio: Lockdown, bei laufendem Schulbetrieb, ab Anfang November.
Das konnte erst einmal nicht meine Stimmung drücken. An meinem Tisch hatte ich meine beiden Kinder sitzen und meine beiden ersten Lieblingsmenschen kamen, gestaffelt, gratulieren.
Das Telefon klingelte, der Postbote auch, abgelöst von einem lieben Kollegen, Nachbarn, … . Ungewohnt, dass ich in den Herbstferien tatsächlich zuhause war. Ich hatte mir überlegt wenigstens eine Tagestour zu unternehmen, den Gedanken jedoch nicht weiter verfolgt, nachdem mir die Buschtrommeln meinen Sohn angekündigt hatten. Er setzte seinen Plan um, an diesem Tag sein Büro in mein Arbeitszimmer zu verlegen. So konnten wir zwischendurch wieder einmal in echt zusammensitzen. Mittags schloss die Tochter ihr Heimbüro und ich durfte endlich wieder einmal meine Kinder bewirten – englisches, warmes Frühstück (Full English Breakfast), mit allem drum und dran – ok, den Hering (kipper) ließ ich weg, den Porridge ausnahmsweise auch (weil wir ja schon alle gefrühstückt hatten), aber angefangen von gegrillten Pilzen und Tomaten, über French toast, hash browns, bacon, chipolats, baked beans und fried eggs gab es das komplette Programm. Trotz voller Bäuche gingen toast and marmalade als „Nachtisch“ auch noch ganz gut runter. 😉
Zusammen mit der Tochter ging es danach gestärkt an die weitere Rettung der Kette für das Webwerk.
Was. für. ein.Durcheinander!
Geschafft!
Ein letztes Streicheln der Kater. Noch ein paar Stück Kuchen für den Schwiegersohn und den Sohn eingepackt, die „Kinder“ verabschiedet. Nicht nur Kater Chewbacca legte einen Grübelmoment ein.
Am Geburtstags-Tagesende freute ich mich wie Bolle über die ersten Zentimeter Webwerk!
„Ich kann es noch!“, ging mir durch den Kopf, als ich immer wieder über die gewebte Fläche streichen musste. Inzwischen ist ein Schal fertig! Bilder dazu werden folgen.
Angeschaut. Gelesen. Gehört.
Völlig querbeet ging es durch alte wie neue Berichte, Artikel, Sendungen, dass ich nach zwei Wochen etliches strich (alles zur US-Wahl) und nun etwas Chronologie in das Wirrwarr bringe.
Die Tagesthemen der ARD am 23.10.2020 und ich traute erst einmal meinen Ohren nicht 😀
Tagesthemen-Intro gecovert von „Die Ärzte“, und danach das Interview, das die Sorgen der Kulturwelt aufgriff.
Till Brönner wurde mit einem Video-Aufruf deutlicher: Jazzmusiker ruft Politik zu nachhaltiger Hilfe für Kulturbranche auf – Artikel aus der Stuttgarter Zeitung vom 29.10.2020
Ich bleibe bei den Ärzten, die in den Tagen viel Medienpräsenz zeigten – „Jugend nach vorne und Frauen an die Macht“ – ein Interview mit Bela B von „Die Ärzte“, in jetzt.de (Onlinemagazin der Süddeutschen Zeitung), vom 28.10.2020
Ganz was anderes
Staudamm-Rückbau: Ein zweites Leben für die Verdammten – ein Artikel aus Spektrum, vom 22.10.2020
Der höfliche Mister Connery – ein Nachruf zum Tod Sean Connerys in der FAZ, vom 31.10.2020
Sänger von „Lady in Black“, Uriah-Heep-Urgestein Ken Hensley, ist tot – Artikel auf ntv, vom 05.11.2020 – Lady in Black, das erste Stück, das ich auf der Gitarre schrammeln und singen konnte.
Gedankensprung, bei den aktuellen Nachrichten
Dann eben nun noch die Audioversion:
Alles Lüge!? Sind Fake News echt gefährlich? – Sendung im TV bei ARD alpha unter der Rubrik RESPEKT! – Demokratische Grundwerte für alle, vom 01.11.2020, verfügbar bis 28.10.2025
Querdenker, Corona-Leugner, Wutbürger – Woher kommt der Frust im Südwesten? – eine Dokumentation, Reportage vom SWR, vom 28.10.2020, verfügbar bis 28.10.2021
Covid-19 : Neue Variante von Sars-CoV-2 kam im Sommer aus Spanien – ein Artikel aus Spektrum.de, Stand 30.10.2020
Keine Insel für mich bisher in diesem Jahr.
Westerland – die Geschichte um Lied
Nicht neu, immer wieder schön, wenn mich die Sehnsucht packt: Mona Harrys Liebeserklärung an den Norden
Schönes Wochenende!
Macht’s gut und bis die Tage,
Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot.
Kommentare
Da muss ich erst einmal schlucken und dich in Gedanken fest drücken. Du bist ganz schön tough.
Und das in diesen Zeiten.
Ich hab mir gerade den Bericht des SWR angeschaut. Man weiß nicht, ob man über soviel Dummheit und Egoismus lachen, weinen oder schreien soll…
Ich hoffe, du kannst mit dem Webstuhl mit viel Freude wunderschöne Sachen herstellen. Du wirst bestimmt bald was zum Zeigen haben.
Liebe Grüße
Andrea
Danke, auch Gedankendrücker tun gut!
Ebenso hoffe ich auf weitere Webwerke. Ideen habe ich, wie Material. Dass ich die Ergebnisse vorstellen werde, versteht sich. 😉 Außerdem möchte ich die Blog-Reihe „Vom Schaf zur Textilie“ voranbringen. Momentan vertüdel ich mich noch beim Beitrag zum Spinnen.
Viele liebe Grüße,
Karin
Als erstes schließe ich mich Andrea an, ich musste auch schlucken und Dich bewundern,weil Du echt tough bist.
Dann:EIN WEBSTUHL! Wie schön. Das ist Dein Geschenk, sehr gut und noch mal nachträglich alles Gute!
Gerade das Bespannen ist ja nicht so einfach, Dein gezeigtes Webstück sieht schon wunderbar aus, sehr regelmäßig. Ich mag es eigentlich zu sehen (nur am Schulrahmen gelernt) und habe seit gefühlt ewigen Zeiten meinen großen Schulwebrahmen bespannt, aber nicht angefangen. Das grosse Stück braucht einen Platz. Aber vielleicht Spornstraße Du mich jetzt noch Mal mit Deinem Bericht an.
Dein „Frühstück“ hört sich sehr verlockend an. Ich bekomme etwas Sehnsucht, nicht (nur) nach dem Essen, dass kann ich ja nachmachen. Wo doch auch der schöne Bericht Deines Bruders auf Deinem Blog meine Träume wieder geweckt hat.
Ich hoffe, es geht Dir gesundheitlich besser und Du kannst ein wenig von der freien* Zeit zehren.
Bin sehr auf weitere Webseiten gespannt.
Herzliche Grüße
Nina
Danke, Nina.
Der Webstuhl ist ein klappbares Modell, da mir für einen großen Standwebstuhl der Platz fehlt. Das ist mit ein Grund, warum ich so lange mit dieser Anschaffung zögerte. Hatte ich mal Lust und Laune auf ein Webwerk lieh ich mir einen der großen Schulwebrahmen. Aber das ist lange her.
England-Sehnsucht habe ich ebenso, nicht nur nach Bruder, Nichten und Neffen. So lange das nicht geht kommt auf den Tisch, was möglich ist. 😉
Ich bin gespannt, was mich in der Schule erwartet. Die Infektionszahlen steigen inzwischen an den Schulen erheblich.
Viele liebe Grüße,
Karin
Meine Mutter besitzt einen älteren Webstuhl und beherrscht auch das richtige Bespannen und verschiedene Webtechniken. Ich habe schon Schwierigkeiten den Platz für einen Schulwebrahmen zu finden.
Besonders mag ich ja, wenn Schuss und Kette verschiedene Farben haben
Hab viel Spass!
Liebe Grüße noch mal
Nina
Sehen mag ich auch, Autokorrektur nicht immer, weben kennt mein MiniPc nicht, also macht er sehen aus weben, ist mir zu spät aufgefallen
LG
Nina
Mit Autokorrektur in einer Fremdsprache zu schreiben führt zu besonders feinen Verwechslern :D, hatte ich gerade wieder
so ein tolles geburtstagsgeschenk, nachträglich alles gute zum geburtstag
verrätst du von wo du dieses schmuckstück hast.
den grossen und den kleinen schulwebrahmen besitze ich, als meine kinder klein waren habe ich sie zum letzten mal bespannt.
eine ewigkeit ist das her.
deine bilder animieren, die webrahmen wieder einmal hervorzuholen.
liebe grüsse
christa
Danke, Christa.
Ich werde über das Weben noch extra berichten. Mein Modell ist klappbar, sodass es gut weggeräumt oder auch einmal mitgenommen werden kann. Ebenso wie das Fußgestell, dass mit wenigen Handgriffen auseinandergebaut und verstaut ist.
Der Wiedereinstieg ins Weben ging, bis auf das Unglück am Anfang, erfreulich voran.
Viele Grüße,
Karin
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und alles Liebe, Gute & Kraft für das neue Lebensjahr. Schön, dass du dir mit dem tollen Webstuhl selber ein Geschenk gemacht hast. Und hoffentlich lassen deine beiden grauen Mitbewohner ihn in Ruhe.
Liebe Grüße aus dem hohen Norden
Lydia
Danke!
Ja, die Kater! Die haben den Neuzugang schon neugierig beäugt! Bisher gab es noch keine Kletterversuche und ich hoffe mir bleiben unangenehme Überraschungen mit Katerschäden erspart.
Viele Grüße aus dem Südwesten,
Karin
So etwas Schönes. Ich möchte über jedes Teil streichen. Toll, dass du jetzt weben kannst. Alles Gut dir! Lg von Regula
Weben ist nach Spinnen einfach eine faszinierende Technik.
Viele Grüße,
Karin
Oh, da geht es mir wie Andrea und Nina – auch ich schlucke. Fühl dich auch von mir ganz herzlich gedrückt!!
Und zum Geburtstag wünsche ich dir noch alles Liebe und Gute – und Gesundheit!
Wie schön, dass deine Kinder mit dir gefeiert haben. Und wie schön, dass du jetzt so einen tollen Webrahmen hast! Ich bin sehr gespannt auf deine Werke.
Hab eine gute Woche!
Liebe Grüße
Ingrid
Danke, Ingrid. Webergebnisse wird es geben, nach und nach.
Liebe Grüße,
Karin
gute Besserung und nachträglich noch die besten Wünsche zum Geburtstag
schön wenn man mit der Familie feiern kann
ein schönes Geschenk hast du dir da auch gemacht
in der Schule haben wir auch gewebt.. lange ist es her 😉
dein Kater sieht richtig kuschelig aus
und das Eichhörnchen ist allerliebst
liebe Grüße
Rosi
Danke.
Es wird wohl eine Weile dauern, bis die Familie wieder zusammen kommen wird. Da wird jede Minute Gemeinsamsein wertvoll und besonders genossen.
Viele Grüße,
Karin
nachträglich alles gute zum geburtstag! ich bin hier immer recht spät, weil ich am wochenende meistens offline bin. was für eine freude, dass dich deine kinder an diesem tag besuchen konnten und ihr so fein mit englischen frühstück feiern konntet. bei mir kämen eher dänische smörrebröds auf den tisch!
ich bin gespannt auf die werke, die du mit deinem webstuhl zauberst! für mich ist dieses fädengewirr immer unverständlich und ich habe schon öfter mal bei meiner weberin-nachbarin zugeschaut, wenn sie die kette aufbringt. sehr faszinierend, aber ich glaube, ich würde in völlige verwirrung geraten.
dass du dich mit krankem fuß und trotz covid-gefahren wieder in den schuldienst schleppen musst ist nicht gerade erfreulich. ich drücke dir alle daumen, dass alles gut geht und dass deine schule vernünftige vorsichsmaßnahmen eingeleitet hat. hier stecken sich offensichtlich viele schüler*innen an, wenn sie mit völlig überfüllten bussen nach hause fahren müssen. gestern kam eine meldung, dass wolfsburg jetzt mehr busse einsetzen will – ich dachte ich spinne, dass ihnen das jetzt schon einfällt!!
jetzt werde ich noch einige deiner links anschauen und weiter mit grinsegesicht durch die gegend laufen, weil dieser herr mit dem eichhörnchentoupet jetzt immer golf spielen kann (hoffentlich tut er das auch!).
liebe grüße von mano
ps: den bericht deines bruders fand ich sehr interessant – gerne wieder!
Ich lade gerne zur Osterzeit Freunde und Familie zum schwedischen Smörgås ein, eine familiäre Tradition, nicht viel anders als smörrebröd. Da lege ich mich gerne auch mal in Zeug für gravad lax und andere Details.
Fädenvielfalt gehört beim Weben dazu, am besten wenn alle Fäden am Platz liegen! 😀
Der Blonde jenseits des großen Teichs wird die Welt noch ein wenig beschäftigen. Schade, dass das Wahlergebnis nicht eindeutiger war, aber ich will nicht meckern.
Liebe Grüße,
Karin