oder …

2019 #25

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An einer meiner alten Pinnwände hing über viele Jahre ein Kalenderblatt mit einem Zitat von Horace Walpole, dem 4. Earl of Orford:

The way to ensure summer in England is to have it framed and glazed in a comfortable room.“

Ganz so haben wir es gerade nicht, aber Mitte der 25. Woche saß ich abends wieder mit einer warmen Jacke am Computer. Ein Donner in den Abendstunden mit nachfolgendem Regenguss drückten die knapp 30°C des Tages (die sich gerade mal nach Sommer anfühlten) wieder in den Keller. Aber ich beschwere mich nicht. In der kommenden Woche, wenn alle stöhnen werden – man hat bis zu 40° C angekündigt – komme endlich auch ich zu Betriebstemperaturen. Ein paar Tage im Jahr brauche ich es heiß mit warmen Abenden und Nächten! So durchgewärmt halte ich den längeren, kalten Teil des Jahres besser aus.

Doch zurück zu dieser Woche, in der mit Mitsommer der Sommer auf dem Kalender begann.
Wenn ich in ein paar, nur noch wenigen, Jahren meinen verdienten Ruhestand erleben darf kann ich endlich wieder in dieser Zeit in Skandinavien sein!


Daran denke ich momentan immer wenn ich am Weg den blühenden Natternkopf stehen sehe. Er erinnert mich an die Neptuns Felder (Neptuni åkrar) im Norden Ölands und ich wünsche mich dort hin. Im Juni und Juli blüht es dort voller Natternkopf blau auf einer riesig erscheinenden Geröllfläche. Direkt an der Küste wetteifern an schönen Tagen die Ostsee und das Blütenfeld damit, wer schöner ist.

Ich habe seit heute früh kalte Füße. Seit dem Nachmittag regnet es! Wie soll ich da sommerlich bloggen?

Dazu denke ich an das Ferienende, packe meine Schultasche und suche, sortiere und koordiniere meine Termine. Die nächste Woche werde ich viel unterwegs sein.

Doch wieder zurück zur vergangenen Woche, in der ich wieder zum Nähen gekommen bin. Die Konfektionsgrößen liegen fernab jeder Wirklichkeit meines Körpers, obwohl ich nicht zu viel Gewicht habe. Aber seit meinem 40. Geburtstag verlagern sich die ehemaligen Rundungen am Po auf die Hüften und rund um die Taille. So musste ich mal wieder einen Rockschnitt neu anpassen, damit ich zwei neue Sommerröcke nähen konnte. Unter anderem kam ich vom Tüfteln für ein schnelles Geburtstagsgeschenk zum Herstellen von (ich traue mich fast nicht das auszusprechen) … (ach, was soll’s) Weihnachtsgeschenken. 😉

Schmetterlingsjagd gab es zwischen den Regenphasen, als ich unterwegs zu einem 12tel-Blickwinkel war.

Schwierig diese Irrwische einzufangen!


Die beiden Babydecken für die Zwillinge einer Kollegin sind fertig gehäkelt, vernäht, gedämpft, mit Label versehen und verpackt. Ein paar der übrigen Wollreste schauten mich mit diesem „Mach-was-aus-mir-Blick“ an, der mich an mein Bücherregal führte und direkt zu einem Anleitungsbuch, das ich nur in französisch habe. Um der großen Schwester der Babies auch etwas mitzugeben kämpfte ich mich durch diese Seiten!

Nachdem ich nun fast fertig bin fand ich im Internet genau die Anleitung von Arne und Carlos auf deutsch! Oh Mann! Link

Nach wer weiß wie vielen Jahren an Schulfranzösisch, Urlauben, Kontakten, Volkshochschule schaffte ich es mich durch eine französische Strickanleitung durchzubeißen, obwohl ich immer noch keinen vernünftigen Satz über die Lippen bekomme. Es ist zum Haare raufen, die mir Tochter diese Woche kürzte, was nötig war. Spitzen ausgefranst durch zu viel Haare raufen, und überhaupt.

Ach ja, französisch und warum ich mich viele Jahre bemühte diese Sprache doch irgendwann sprechen zu lernen.
Seit gut 15 Jahren verfolge ich den Bau des Burgprojekts Guédelon (Link). Selbst fasziniert vom Mittelalter und immer auf der Suche nach, wie Ausprobieren von alten Handwerkstechniken wäre ich gerne auch einmal bei diesem Projekt dabei gewesen. Die Hürde war die Sprache. Ohne Französischkenntnisse keine Mitarbeit.

Inzwischen gibt es in Deutschland ein ähnliches Projekt und dorthin führte mich eine Ausfahrt diese Woche. – Ferien müssen auch mal etwas anderes bringen, als Schreibkram und Rechnungen vom Arbeitstisch aufzuarbeiten oder sich um den gewöhnlichen Haushalt zu kreisen. – Um dorthin zu kommen ging es für mich eineinhalb Stunden quer über die Schwäbische Alb in Richtung Meßkirch. Hier besteht seit einigen Jahren eine Baustelle um nach einem Bauplan aus dem 9. Jahrhundert einer Klosterstadt zu bauen – Campus Galli, die offizielle Seite, und mein Bericht auf hierundfort. Faszinierend. Und ich muss nicht weiter französisch lernen!

Ich kam an, schaute zu, kam als Besucherin ins Gespräch mit einzelnen Handwerkern, und machte mit. Herrlich mit jemanden über eine uralte Technik sprechen zu können, die ich mir selbst aus einem alten Handbuch auf schwedisch beigebracht habe: Sprang oder auf schwedisch språngning.

Die zweite Ferienwoche ging verflixt schnell vorbei! Draußen, inzwischen ist es Sonntag, kommt die Sonne langsam durch und zeigt gehörig Kraft.

Kraft zeigten auch wieder zwei der Knallköppe die politisch etwas zu sagen haben. Wer einen f*acebook-Account kann sich die Karikatur vom 22. Juni von Thomas Plaßmann anschauen. Treffend, wie er die Situation mit spitzer Feder darstellt.

Kräftemessen gab es an diesem Samstag auch in Nordrhein-Westfalen. Unter dem Motto Kohle stoppen. Klima schützen riefen „Ende Gelände“ und „Fridays for future“ zu einer Großdemo auf. Parallel hatten das Bündnis „Alle Dörfer bleiben“ zusammen mit Umweltverbänden wie dem BUND, Greenpeace und den Naturfreunden zu Protesten aufgerufen.
Zum Kopf schütteln fand ich einen Kommentar von RWE-Chef Rolf Martin Schmitz, der, frei zitiert, die Klimaproteste nicht verstehen kann. Die RWE hätte ja schon so viel für den Klimaschutz getan, viel mehr als andere.
Schade, dass wieder grob miteinander umgegangen worden ist.

So viel für heute. Danke für’s lesen und
bis die Tage,
Karin



Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot

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Kommentare

Ja, die RWE mit diesen feinstaubwolkenschkeudern haben meine Atemwege ruiniert, wenn das nicht verdienstvoll ist…
Inzwischen kann ich an solchen Aktionen nicht mehr teilnehmen, aber den Enkelinnen habe ich passende Shirt s genäht.-Übrigens habe ich bei Französisch eine ebensolche Ladehemmung wie du. Und das mit franz. Verwandtschaft. 😳
Einen guten Schulstart!
Astrid

Danke Astrid. Es war einmal ein angenehmer Schulstart.
Und danke, dass ich mich nicht mehr ganz so alleine fühle mit meinem Knoten in der Zunge 😉
Liebe Grüße,
Karin

Mir würde ein Sommer mit Temperaturen bis 25 Grad durchaus reichen. Du darfst dann die restlichen 15 haben 😉
Spannende Projekte verfolgst du da. Die schwedische Flechttechnik kannte ich überhaupt noch nicht. Die Katze wird hoffentlich flink genug sein, der Hocker ist nämlich extrem kippelig. Davon kann ich ein Lied singen…
Liebe Grüße
Andrea

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