… heißt jetzt Bento

Vorab, ich finde Bento genial und lecker. Doch die Idee ist nicht neu, selbst hier in Mitteleuropa nicht. Denn, siehe Wikipedia, ist Bento eigentlich nichts anderes als die Art und Weise wie eine Mahlzeit zum Mitnehmen für unterwegs organisiert wird. Nach dieser Definition ist das gute alte Schulbrot, in Papier eingewickelt, schon ein Bento. Doch wer an Schulbrote denkt, hat nicht unbedingt die Assoziation von: hmm, lecker, und in der Erinnerung sind eher die Berge an ungegessenen Broten präsent.
Obwohl sich meine Mutter immer Mühe machte, auf die Schulbrote für meinen Bruder und mich nur das packte was wir mochten, mumifizierte doch das eine oder andere in den Tiefen unserer Schultaschen. Aber sie schnippelte schon vor über 40 Jahren Äpfel und Karotten in bissgerechte Portionen und als in den 1960ern die ersten Tupperdosen in Deutschland zu kaufen waren griff sie sofort zu und verpackte ab dann die Orangenstückchen auslaufsicher darin!

Wie meine Mutter machte ich das später auch mit Obst und Gemüse für meine Kinder in ihrer Kindergartenzeit. Für die Brote griff ich dagegen gewaltig in die Trickkiste und „zauberte“ sogenannte Abenteuerbrote, damit sie gegessen wurden.

Dazu holte ich mir die Ausstechformen für Weihnachtsgebäck heraus um Brot, Wurst und Käse in Form zu bringen, schnippelte und schnitzte teilweise wirklich mit Schnitzmessern, sammelte Spritztüllen zum Verzieren, bastelte Picks aus Zahnstochern und Perlen. Was für ein Aufwand!

Doch was macht eine Mutter nicht alles, damit die Kinder nicht vom Fleisch fallen, vor allem wenn sie Probleme mit dem Essen haben, wie meine Große.
Zwar kam trotz aller Tricks und Kreativität das Frühstücksbrot meiner Tochter dann doch meist beinahe ungegessen zurück. Aber wenn sie  den „Forscher“, das Gummibärchen, aus den Tiefen des Kindergartenfrühstücks herausgefischt hatte, denn eine Leckerei hatte ich immer in der Frühstücksbox versteckt, wusste ich wie gut es mit dem Schlucken geht und der Funktion ihrer Speiseröhre steht.

Es brauchte Jahre bis ich für mich selbst wieder die Frühstücksdose mobilisierte. Es begann nachdem ich mich nach jahrelangem Raucherdasein von Glimmstengel & Co. getrennt hatte. Bis dahin konnte ich nach einem Frühstück, bestehend aus einer Zigarette und einer Tasse Tee nach englischer Art, oft nüchtern, mit weiteren Zigaretten zwischendurch, bis zum Spätnachmittag durchhalten. Zwar bekomme ich nach sieben Jahren rauchfrei immer noch nicht morgens vor der Arbeit mehr als die Tasse Tee in mich hinein, aber zur ersten Pause brauche ich jetzt was zum Beißen. Anfangs futterte ich mich blind durch das Angebot unseres Pausenverkaufsstands und ich fing mit Mitte 40 tatsächlich noch mit Naschen an! Vor allem letzteres zeigte sich recht schnell und deutlich rund um Bauch und Hüften. Zum Glück fiel mir irgendwann die alte Frühstücksdose meines Sohnes in die Hand, die er 1994 zu seiner Einschulung von der Stadt Böblingen geschenkt bekommen hatte. Damals ging es der Stadt weniger um gesundes Frühstück sondern eher mehr um Müllvermeidung. Mir ging es jetzt aber um besseres Essen und vor allem gesünderes. So begann ich mir jeden Morgen meine Dosen mit einem Frühstück zu bestücken, mit dem ich satt und glücklich werde. Gegen das „Verrutschen“ von Brot und anderen Zutaten bastelte ich mir Papiertütchen, sammelte Minidöschen oder klemmte ganz einfach Radieschen und anderes nicht matschendes Obst und Gemüse dazwischen. Erntete ich vor Jahren ein Lächeln angesichts meines mitgebrachten Pausenbrotes zogen inzwischen einige Kollegen nach und wenn ich meine Schüler beobachte, sehe ich auch hier eine Wende. Es werden wieder mehr Frühstücksdosen verwendet und es sind nicht nur „langweilige“ Brote drin.

Egal welche Variante, Bento- oder Brotbox, gewählt wird, dafür muss morgens früher aufgestanden werden, denn etwas Aufwand macht die Mahlzeit zum Mitnehmen schon. Bloß muss es für uns Mitteleuropäer das japanische Bento mit Reis sein? Ich mag Reis, sogar in ziemlich vielen Variationen – allerdings nicht süß – doch frage ich mich, was eigentlich gegen ein leckeres Brot spricht. Deutschland hat weltweit die meisten Brotsorten durch die vielen Getreidesorten, die hier angebaut werden. So wird Brot hier wirklich nicht langweilig, ganz besonders dann, wenn dann noch darauf, daneben, rundherum eine Vielfalt an Abwechslung gepackt wird.

 

Meine Brotbox in der Tasche

Letzte Woche hatte ich nun morgens reichlich Zeit meine Bento-Brot-Box nicht nur zu bestücken, sondern auch zu dokumentieren. Ich hatte in dieser Woche versucht eine der SWR3-Reisen nach Island zu gewinnen. Das hieß nachmittags Radio hören und morgens dort Anrufen, Hoffen, und … wie bei mir eben üblich … nicht zugewinnen. Schade, denn ich hätte gerne meinen Sohn gesehen, der seit Anfang November ein Praktikum in Island macht. Nun musste ich mein Ticket selbst kaufen und bis Ostern warten – Reisen im Dezember und Januar waren für mich unerschwinglich. Die Waschmaschine wollte eben genau jetzt kaputt gehen und ohne eine solche geht Haushalt nun mal gar nicht …

Montag

dunkles Körnerbrot
Senf
saure Sahne

Rucola
Datteltomaten
Walnüsse
1 Schoko-Leckerchen

Dienstag

 

Mittwoch

 

Donnerstag

 

Freitag

Wenn es durch neue Bezeichnungen wieder „in“ ist ordentlich in den Pausen auf Arbeit zu essen ist es das beste, was wir unserer Gesundheit antun können.

Verzeiht mir die Bildqualität. Zum einen sind die Bilder gaaaanzz früh morgens entstanden. Denn zum Gewinnen musste schon morgens um 5 Uhr das Radio eingeschaltet werden (im Ernst, ich habe das die ganze Woche gemacht!). Und so früh morgens ist die Lichtqualität eben nicht besser, als das was die Lampe von der Decke liefert. Zum anderen ist mein Rechner seit dem Update auf MountainLion und dem neuen Parallels eine Schlafmütze. Bevor Parallels, Windows samt Photoshop geöffnet sind, sind die vorher aufgesetzten Kartoffeln gar und noch kein Bild bearbeitet. Das muss (s)ich ändern.


Sechs Jahre später, inzwischen Juni 2018, hat sich die Rechnersituation geändert und die Anzahl, wie Art, meiner Brotdosen. Innerhalb kurzer Zeit bröselten von einigen der abgebildeten Boxen die Verschlüsse ab. Sie wurden durch zwei aus Blech ersetzt, die zwar nicht dicht schließen, aber es reicht mir wenn sie keine Krümel durchlassen. Müsli und Salate fülle ich in Schraubgläser mit Twist-off-Deckel damit ich in der Schultasche keine Sauerei habe.


Bis die Tage,

Karin

 

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