mit …

Ansage meines Abschiedscountdowns

Das Wochenende begann kalt und grau. Warme Kleidung war gefragt, als es in den zugigen Schafstall ging. Die Schäferinnenfreundin wartete schon auf mich, doch meine Lieblingsschafe unter allen anderen, die Walliser Schwarznasen, trugen noch ihren Pelz.

Es ist ein schweißtreibender Job, Schafe zu scheren! Nicht ohne Grund hängen die Schafscherer in den Seilen, bis all‘ die Wolle runter ist.

Nach der Schur gibt es gutes Futter und die Entspannung auf der grünen Wiese.

Die Gedanken an die Verarbeitung der Wolle ließ ich erst einmal noch Pause machen.

Montagmorgen, Wecker, Kran zum Aufstehen und den Biorhythmus in den blickdichten Sack gesteckt. Wohltuend der Blick zum sich grün ummantelnden Katzenkino. Frühlingsgrün tut der Seele gut.

In der Schultasche steckte das Bündel für meinen Countdown, den ich mir für die letzten Schulwochen ausgetüftelt hatte. Meine Arbeitswochen werden im Lehrerzimmer musikalisch runtergezählt und die Ankündigung dazu gab es diese Woche, mit einem QR-Code zum Üben und Einstimmen:

Listen to the (old wo)man …

to be continued … 😀

Die Schulwoche

Ich trage weiter konsequent meine FSP2-Maske, auch wenn zu 90% SchülerInnen, wie KollegInnen maskenfrei unterwegs sind. Diese gelebte Leichtigkeit ist mir unangenehm, vor allem wenn ich sehe, wie gleichzeitig Hygienestandards ebenso leicht weggelassen werden – da wischt die Hand über die (Rotz-)Nase und greift dann zum Werkzeug. „Ey, was geht, habe Heuschnupfen!“, kommt als entspannteste Antwort, nach einem Hinweis von mir, zurück.
Kein weiterer Kommentar.
Mein Countdown läuft.

Gute Momente der Lockerungsmaßnahmen finden draußen, im Schulgarten, statt. Nach der Aufhebung der Pflicht zur Kohortenbildung können wieder alle Schulgartenkinder zusammenarbeiten! Die inzwischen „Großen“, mit ihren Kenntnissen und Erfahrungen, ziehen die kleinen Neulinge mit. Nebenher wird auch noch Deutsch gelernt, denn es sind vor allem die Kinder aus den Vorbereitungsklassen, die es aus der Ganztagesbetreuung in den Schulgarten zieht.

Das Programm dieser Woche war, Werkzeuge, Geräte und Material aus dem alten Schulgarten wegzuräumen oder gleich zu verarbeiten.
Vieles kam erst einmal in die Gartenhütte, wobei deren Tage an diesem Standort auch gezählt sind.

Eine große Ladung Kiesel und Sand wurde im alten Schulgarten ausgebuddelt, in Eimer verpackt und im neuen Schulgarten gleich zu einem neuen Wegstück genutzt.

Nach der Arbeit, mit etlichen Hin-und Herfahrten mit der Schubkarre durfte dieser Spaß nicht fehlen!

Weniger Spaß machte mir ab der Wochenmitte …

Mein Garten

Hier musste ich bei der Bewältigung eines Problems meine Kraft, meinen aktuellen Trainingsstatus und, dass ich keine Vierzig mehr bin, einsehen. Aktuell kämpfe ich mit einem Fliederwurzelwerk, doch dazu berichte ich mehr im 12tel-Blick.

Viel besser gedeiht die Anzucht und langsam zähle ich die Tage bis zu den Eisheiligen, damit es in meiner Wohnung auf Fensterbrettern, wie anderen Ablagemöglichkeiten wieder Platz gibt. Für die Kater gibt es immer weniger Platz und das gedeihende Grün verleitet sie zum Hineinbeißen! Hier und da musste ich mir schon Schutzmaßnahmen ausklügeln. So parkt hier vorübergehend eine Kunststoffplatte für den Technikunterricht in einem ausrangiertem Brett mit Nut, damit die Bohnen keinen weiteren Verbiss erfahren müssen.

Der Schutz wirkte, bis jetzt.

Nervtöter der Woche …

… der Paketzusteller!
Schick, die Live-Verfolgung des gelben Paketdienstes. Schick, die Vorankündigung, wann eine Paketsendung erfolgen soll.
Die Pest, wenn frau, auf dem Balkon stehend, das Fahrzeug sich nähern sieht, zuschaut, wie Nachbarn ihre Sendungen ausgeliefert bekommen und er dann bei mir vorbeifährt!! Ich, alles stehen und liegen gelassen, Füße und Beine in die Hand hinterher … doch der Mistpfützenkrebs fuhr durch die Durchfahrt-verboten-Baustellensperrung … wusch, weg!
Nein, dieses Paket wollte ich nicht an der Poststation abholen! Dort gibt es keine Parkplätze, lange Wege sind bis dort zu gehen. Nein! Noch einmal die App gecheckt, angeblich würde der Zusteller fast vor meiner Tür stehen und das Telefon in die Hand genommen. Nein, dieses Mal bin ich nicht geduldig, werde meinen Ärger nicht schlucken, sondern loslassen. Die fünfzehn Minuten Warteschleife waren es mir wert. Das Paket wurde am nächsten Tag geliefert.

Highlight zum Wochenabschluss

Ich habe meinen Marktgang zum Wochenende wieder aufgenommen und freute mich heute riesig über das erste Beerenobst „meines“ Erdbeerhofes aus der Gegend. Welch ein Genuss, im Regen stehend, mir die erste Erdbeere des Jahres in den Mund zu stecken!


Gelesen. Gesehen. Angehört.

Moderne Sklaven in Europa – wer schuftet für unseren Wohlstand? – eine SWR Doku, Stand 19.02.2020

Rhetorik: Kannst du etwas leiser sprechen? – ein Beitrag bei ZeitCampus, vom 19.04.2022

Ansonsten hatte ich mir diese Woche eine Reduktion des Nachrichtenkonsums verordnet.

Ohrwurm der Woche.

Das geplante Wochenende lief schon einmal anders, als gedacht. Es regnete morgens und dadurch fiel Plan A, im Garten, schon einmal ins Wasser. Plan B, den Haushalt ins Reine zu bringen, macht beim Gedanken daran zwar nicht glücklich, aber das Ergebnis hinterher wahrscheinlich schon!

Macht’s gut und bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot

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Kommentare

Puh, so eine Schur muss ja eine Mordarbeit sein, die in die Gelenke geht. Aber so fellbefreit geht es den Schafen gut. Auf die ersten heimischen Erdbeeren freue ich mich auch schon. Die Ernte am Bodensee ist gestartet. Ganz so sicher sind die Vorhersagen der Paketdienstzusteller nie. Bei uns haben sie eine Abstellgenehmigung. Aber in den letzten Wochen sind auch zwei Pakete ziemlich demoliert hier angekommen (ausgerechnet vom Drogeriemarkt. Tropftropf…)
Liebe Grüße
Andrea

Aber dass bei mir der Paketzusteller vor meinen Augen vorbeifuhr fand ich enorm dreist. Ich fragte noch bei der Hotline, ob sie das Beweisfoto benötigen.
Eine Abstellgenehmigung habe ich erteilt, doch die klappt auch bei mir nicht immer.
Die ersten Erdbeeren von um die Ecke, wie der erste Spargel machen mir Freude und lohnten das Warten darauf.
Die Apfelbaumblüte am Bodensee muss herrlich anzuschauen sein!
Viele liebe Grüße,
Karin

Was habe ich mit unseren Paketzustellern für ein Glück!-
Toll, dass du dir etwas überlegt hast zum Countdown deines schulischen Daseins! Ich hoffe, die Kolleg*innen sind genauso bei der Sache und überlegen sich was für dich ( dass ich das alles nicht hatte, schmerzt mich noch acht Jahre danach )!-
Toll, deine Fotos von der Schafschur!
Einen erholsamen 1. Mai wünscht dir
Astrid

Zwei der hier zuständigen Zusteller des gelben Paketdienstes sind absolute Perlen! Des Mitdenkens fähig gaben sie auch schon Pakete im Schulsekretariat ab.
Der Abschiedscountdown war mir wichtig und ein wenig konnte ich inzwischen auch schon anderes in Richtung Abschiedfeier lenken. Nach fast dreißig Jahren an dieser Schule werden sich die KollegInnen vielleicht etwas Vernünftiges zur Verabschiedung einfallen lassen. Vorlagen habe ich in den letzten Jahren genug gegeben. Zur Not helfe ich da auch noch nach. Einen passenden Soundtrack kann ich fix, aus dem Ausschuss zu meinem Countdowns, zusammenstellen.
Aus all meinen vergangenen Ämtern bin ich sang- und klanglos gegangen, teils ohne Strauß in der Hand. Hier möchte und erwarte ich doch etwas mehr.
Komme gut in den Mai und schönen Sonntag!
Mit vielen lieben Grüßen,
Karin

Heute ging ich weitere Sicherungssysteme in der Schule zusammensuchen – der junge Mais ist das neue Opfer.
Eine Schur draußen vor der Tür hat auch was, statt im Stall an der frischen Luft. Wobei, wir wären dieses Mal arg nass geworden.
Liebe Grüße,
Karin

heute habe ich eindeutig ein lieblingsfoto: die schafe auf der blühenden obstbaumwiese! da gerate ich richtig in verzückung. für sie ist es wohl gut, dass der pelz ab ist und sie im sommer nicht schwitzen müssen, aber die schur werden sie bestimmt nicht mögen.
ich finde es immer schön anzuschauen, wenn die kinder in der natur werkeln und ihnen dadurch dinge beigebracht werden, die sie im normalen schulunterricht nicht erleben können. vielleicht werden ja einige von ihnen mal begeisterte kleingärtner*innen ;)!
hier haben die erdbeeren noch nicht mal blüten und ich warte schon sehnsüchtig auf die ersten schalen aus süddeutschland!!
liebe maiengrüße
mano

Das Bild gehört auch zu meinen Favoriten der Woche. Nach dem ganzen Geblöke im Stall, die lauschige Stille in der Frühlingsidylle.
Den Schwarznasen ist es schnell zu warm und sie mögen den süddeutschen Sommer nicht wirklich.
Die Möglichkeiten kreativ und frei zu arbeiten, vor allem draußen in der Natur finden immer weniger Berücksichtigung in den Bildungsplänen. Die wenigen Freiräume, die sich anbieten, werden viel zu wenig wahrgenommen und genutzt. Viele KollegInnen brauchen für den Unterricht die vier Klassenzimmerwände, mit dem Angebot der großen weiten Netzwelt. Dem versuche ich seit Jahren entgegenzusteuern.
Meine eigenen Erdbeeren zeigen auch nur an ganz geschützten Stellen Blüten. Die Johannisbeeren sind da viel weiter.
Viele liebe Grüße,
Karin

Der Artikel „Kannst du etwas leiser sprechen?“ hat mir gefallen. Danke! Passte auch wieder in meinen eigenen Kram.
Eine Schafschur ist bestimmt mega anstrengend. Aber das Ergebnis befriedigt, genauso wie eine geputzte Wohnung.
Liebe Sonntagsgrüße
Andrea

Die Schur ist Stress pur, für Mensch und Tier. Aber, hinterher sind alle gezählt, frisiert/rasiert, haben die Fußpflege hinter sich, die Wurmkur intus und gut ist’S für eine Weile, fast wie im Haushalt, wenn alle Zimmer den Staubsauger und den Wischmopp gesehen haben.
Der Artikel zur Sprechlautstärke fand ich hochinteressant. Ich hatte zum anfang meiner Lehrerinnenlaufbahn ständig Probleme mit überreizten Stimmbändern und kämpfte mit Stimmausfällen. Eine Bekannte, die Gesang studiert hatte, gab mir einige Stunden in Sprechtechnik und wertvolle Tipps zur Atmung. Gemeinsam trainierten wir Sprechanlässe, in denen ich laut reden muss. Das war enorm hilfreich! Interessant dabei, innerhalb dieser ersten Dienstjahre veränderte sich dadurch meine Stimmlage deutlich, indem sie tiefer wurde.
Liebe Grüße,
Karin

Ach, manchmal ist es ein Elend mit den Bringdienste. Beim großen gelben arbeitet GsD jemand zuverlässiges schon seit Jahren. Nur wenn er mal Urlaub hat…
Aber bei den Schwiegereltern ist mal ein ganzer Tisch weggekommen.
Die Ideen rund um den Countdown finde ich gut 🙂
Ach und diese hübschen Schafe!
Wenn ich mir vorstelle, wie die Knochrnarbeit noch vor der Elektrizität gewesen sein muss
Schön ersten Mai, ich schau noch beim nächsten Post vorbei 🙂
Nina

Der Countdown in dieser Art passt zu mir, finde ich. Morgen gibt’s die erste Dröhnung auf die Ohren. 😀 Vorsichtshalber verlinkte ich nur eine Audioversion. Punk-Videos sind nicht jederfraumanns Sache. Ein wenig bereue ich inzwischen, in meiner Ankündigung, meine Lieblingsbands ausgeschlossen zu haben. Ich glaube, da werde ich noch hier und da etwas einschieben.
Und schon haben wir Mai. Zwei Blogposts stehen in der Warteschleife und mich zieht es eher ins Freie, als an den Rechner. Ist halt so.
Viele liebe Grüße,
Karin

Ich kenne Leute die verteilen die Schafwolle in ihrem Garten als Mulch und Düngerschicht. War mir bis dato unbekannt. wie du deinen Abschied zelebrierst finde ich toll, dass du nicht alles den Kolleg’innen überlässt bringt hoffentlich keine bösen Überraschungen. Ich nehme an den Schulgarten wirst du vermissen.
L G Pia

Ich mache das – Tipp meiner Schäferin. 😀 So liegen meine Kartoffeln, schön warm in Wolle gepackt, schon im Beet. Je verkackerter die Wolle ist, umso besser! Viele SchäferInnen bekommen ihre Wolle schlecht verkauft und geben Teile in Betriebe, die Düngepellets aus ihr herstellen. Diese bieten bei uns hier einige Bio-Supermärkte an.
In gewisser Weise werde ich den Schulgarten schon vermissen. Allerdings kommt im Sommer der Bagger für einen Teilabriss eines Schulgebäudes und dann ist der alte Schulgarten wirklich Geschichte. Der neue Schulgarten ist zudem nur ein Übergangsgarten, bis das neue Schulgebäude irgendwann steht. Dann muss wieder umgezogen werden.
Liebe Grüße,
Karin

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