oder …

Routinen als Anker

und

the tide is high but I’m moving on …

Ich hätte auch „ausgepowert“ als Untertitel verwenden können, oder Worte aus meinem Ohrwurm der vergangenen Wochen, aber letztlich beschreiben sie mein aktuelles Alltags- und Seelenleben nicht in Gänze.

Wenn sich die geliebten Eltern mit einer atemberaubenden Rasanz zu Pflegefällen entwickeln, ist keine Zeit zum Luftholen. Es muss gehandelt werden und zwar schnell und effektiv. Da bleibt erst einmal keine Zeit für eigene Befindlichkeiten.

Damit ich den Überblick nicht verliere – wie in allen Bereichen ist auch die Pflege mit Säcken voll Bürokratie gepflastert – helfen mir feste Strukturen und Routinen im Alltag. Dazu gehört auch der Schulbetrieb. Ich bin dankbar für die Unterstützung der Schulleitung und des Kollegiums, die mir soweit es geht den Rücken frei halten, damit ich meine Termine für die Eltern einhalten kann. Oder es heißt auch einmal nur „setz‘ dich“.

Mir ist es wichtig meine Prüfungsklassen optimal vorzubereiten, für das was auf sie, in den nächsten Wochen, zukommt. Gerade meine 10er schätzen es, dass ich für sie wie gewohnt da bin.
Oft werde ich gefragt, warum ich mich nicht krankschreiben lasse. Zugegeben, ich kann mich schlecht auf eine Unterrichtsvorbereitung konzentrieren, zudem der Tag weiterhin nur 24 Stunden hat. Für die Arbeit spricht das Gewohnte, was mir nach über vierzig Jahren Schuldienst einfach frei aus der Hand läuft. Das gibt mir neben Sicherheit auch Bestätigung, selbst wenn es nur das Falten und Binden von kleinen Präsenten zum Valentinstag ist.

Ebenso wichtig ist mir mein häusliches Umfeld. Wenn schon die Situation mit den Eltern aus dem Ruder und Neuland ist, muss es zuhause klare Strukturen haben. So aufgeräumt und sauber war es bei mir schon Ewigkeiten nicht mehr, doch dies brauche ich momenten dringend. Daran musste sich der, für einige Tage aus UK angereiste, Bruder erst einmal gewöhnen ;-), die Kater ebenso.

Doch zuerst einmal fanden die Projektarbeiten der 9. Klassen statt. Meine Mädelsgruppe wollte sich an Upcycling versuchen. Trotzdem sie erst wenig Erfahrung an der Nähmaschine haben, sollte es ein Täschchen aus leeren Milch- oder Safttüten werden. Gar nicht so einfach, wie es sich herausstellte!

Doch sie hielten durch, bzw. eine Schülerin biss sich noch für ein zweites Täschchen durch, damit sie sich auch eines behalten konnte. Prüfungsarbeiten müssen halt eine gewisse Zeit aufbewahrt werden.

Neue Wege und Routinen spielen sich ein. Die Telefonate und Besuche beim Vater zuhause, die Besuchsstunden bei der Mutter im Pflegeheim.

Dabei helfen mir ebenso gewohnte Handlungen, die mir einfach von der Hand gehen. Das Strickzeug habe ich inzwischen immer dabei. Das Klappern der Nadeln scheint die Lieblingsmenschin zu beruhigen.

Wenn ich es möglich machen kann bin ich im Garten. Jedes Mal wenn ich dort ankomme bin ich froh über den Schritt, mir dieses Fleckchen gepachtet zu haben. Hier finde ich für kurze Momente meinen Frieden.

Es lässt sich viel mehr ertragen, als man im Vorfeld denkt. Es gibt immer noch Luft nach oben, in der nach oben offenen Ertragensskala.

Ohrwurm der Wochen.

Macht’s gut, bleibt gesund und bis die Tage,


Verlinkt bei Andrea Karminrot und ihrem Samstagsplausch .

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Kommentare

Ach. Was soll ich Dir schreiben. „Setz Dich“.
Das kann ich Dir nur auch empfehlen. Aus eigener Erfahrung. Deine Kräfte musst Du etwas sparen, Marathon. Aber ich glaube, so wie Du es schreibst, schaffst Du das gerade ganz gut
Schön, dass aber Dein Umfeld so sozial mitspielt. Ich drück Deinen Prüflinge alle Daumen, kann nicht schaden 🙂
Und sowieso nur die liebsten Wünsche
Digitale Umsetzung 🤗
Nina

Ja, die gibt es, die Luft nach oben in der Ertragensskala! Aber vergiss dich nicht ( ich weiß, ich weiß, bin da kein überzeugendes Vorbild ). Ich hoffe, dass die Anwesenheit des Bruders gut tut, so wie die Ordnung im Alltag, im Gehäuse ( ist mir auch eine gute Stütze ). Und Liebe bei dem, was frau/man tut. Das entspannt die schwierige Situation.Zumindest klappt das in dieser Woche bei uns…
Drücker!
Astrid

Ich glaube ohne straffe Struktur und Ordnung ist so ein Ausnahmesituation nicht zu meistern. Ich wünsche die immer die nötige Kraft um alles händeln zu können.
L G Pia

wenn man selbst noch im chaos ist (bin ich leider allzu oft!), bekommt man schwierige situationen auch nicht so gut hin und verzettelt sich. du machst das gut mit aufgeräumter wohnung und schuldisziplin. erfreulich, dass die schule helfend zur seite steht.
pass auch gut auf dich auf, ich schicke herzliche grüße!
mano

Liebe Karin,
nun staune ich, wie strukturiert du alles meisterst!! Ja, das ist gut so! Erfreulich ist, dass du in der Schule Unterstützung und Verständnis erfährst, selbst von deiner Klasse. Sie halten alle zu dir, das ist doch schön! Und gut auch, dass du einen Garten hast – Garten“arbeit“ entspannt.
Ich wünsche dir – und auch deinen Eltern – ganz viel Kraft!
Liebe Grüße und Drücker
Ingrid

Ja, das Strickzeug zum Festhalten, das ist mir auch noch sehr aus einer schwierigen Phase der Eltern geblieben. Nicht alles ist Arbeit, was andere dafür halten, manches ist auch gerade die richtige Entspannung. Liebe Grüsse und viel Kraft und behalte Dir Deinen schönen Optimismus!

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