oder …

2020 #50 mit Tage zählen bis zum Ferienbeginn

Am Platz meiner Nebensitzerin im Lehrerzimmer warten seit Anfang der Woche Weihnachtsmänner auf ihre Verteilung. Sie hat frühzeitig vorgesorgt. Die Halbwertzeit der Pandemie-Bestimmungen aus dem Kultusministerium geht langsam gegen Null und der Eiertanz der letzten Wochen hielt und hält an. Wir bereiten den Unterricht für die letzten Tage vor den Weihnachtsferien, der Unsicherheit entsprechend, nach Plan A, B und C – Regelunterricht, Wechselunterricht bzw. Klassenlehrerunterricht und Homeschooling – vor.

Mit meinen SchülerInnen in AES (Alltagskultur, Ernährung und Soziales) zog ich Freitag die geplante Stunde für die letzte volle Schulwoche vor um nicht wieder auf Einkäufen sitzen zu bleiben, das heißt wir kochten wieder einmal. Wie gut dieser Plan war sah ich zum Stundenbeginn, als ich vor der geschrumpften Gruppe stand. Vier SchülerInnen waren krank. So fiel die Aktion Spaghetti mit frischer Tomatensoße – die Tomaten waren tiefgekühlt, aber eigene aus dem Schulgarten! – deutlich weniger chaotisch aus. Essen tun alle gern, aber nicht nur aufräumen muss noch gelernt werden.

Entspannend war der Wochenschulschluss mit KollegInnen erst einmal auch nicht. Zuerst hörten wir in kleiner Runde den Worten unseres Ministerpräsidenten in BaWü zu, um dann doch noch ein wenig ins Plaudern zu kommen. Das tat nicht nur mir ganz gut, denn das Telefon alleine macht fehlende zwischenmenschliche Kontakte nur in Teilen wett.

Bevor ich meinen inneren Sicherheitsschalter am Wochenende von Schulbetrieb auf normal stellte erledigte ich auf die Schnelle noch ein paar Einkäufe, um meine Weihnachtspost noch auf den Weg bringen zu können. Seit dem Sommer besuchte ich dazu zum ersten Mal wieder das örtliche Einkaufszentrum und war dort nicht nur fix durch, sondern hinterher fix und fertig. Beim schnellen Griff hatte ich die falschen Briefumschläge erwischt und das, was ich dringend benötigte, hatte es nicht gegeben.

Mit vorsichtigem Zähneknirschen ging ich dann doch in das kleine Geschäft in einem Nachbardorf um dort noch schneller, als im Einkaufsriesen, herauszukommen! Nach mir betraten den Laden noch fünf Kundinnen und ich begann im Kopf die Ladengröße mit der Bestimmung 10qm je KundIn zu überschlagen. Dabei kam ich in Blickkontakt mit der Kundin, die schon im Laden gewesen war als ich ihn betrat. Wir schauten uns noch an, als eine der neuen Kundinnen plötzlich zu husten begann. Einmal, zweimal, dreimal. Mir sträubten sich die Nackenhaare, die Körperspannung nahm zu und bei der anderen Kundin stand das Unwohlsein genauso in den Augen, wie in der Körperhaltung geschrieben. Ich schob die Kurzware wieder ins Regalfach, sie legte ihren geplanten Einkauf ebenso still und leise weg. Noch eine Hustenattacke und raus waren wir!
Es ist mir egal ob das ein Raucherhusten war oder ob die Ursache der Husterei eine allergische Reaktion und gehe davon aus, die Kundin hatte nichts schlimmeres (sonst hätte sie sich doch sicher nicht unter Leute begeben, oder?). Aber ich hoffe, dass sie nicht nur eine Kleinigkeit kaufte, nachdem außer uns zwei Kundinnen, kurz nach unserer Flucht, noch andere das Ladengeschäft mit leeren Händen verließen.

Momentan ist das einzig Gute in der Schule, dass dort so gut wie niemand der Anwesenden hustet oder schnupft, wie sonst um diese Jahreszeit. Trotzdem Seuchenmutterschiff, das meine schwierigen Jungs am Donnerstag in aller Früh trotz Schnee und Kälte sofort wieder verlassen wollten.
„Frau Be, wir WOLLEN in den Garten und weiter an den Wegen bauen!“
„Nein, es ist NICHT zu kalt!“
„BITTE!“
Hier draußen, im abgeschlossenen Bereich, dürfen sie auch die Masken ausziehen. Aber sie tun es nicht immer, weil sie, wenn sie Material holen, wieder auf dem Schulgelände Maskenpflicht haben.
Um 11:00 Uhr hatte ich meine 10.000 Schritte voll, denn ich brauchte Bewegung um warm zu bleiben. Die Jungs schufteten nebenher mit Feuereifer!

Zuhause. Endlich Wochenende. Zuerst einmal öffnete ich weiter fleißig Türchen am Adventskalender, hängte jeden Tag einen Stern am Ende der Woche die Sterne für die vergangenen Tage auf und packte die Päckchen aus. Wie schön!

Mein Adventskalender 2020

Tag 6 – ein Kerzenglas mit einer Bordüre aus gehäkelten Luftmaschen

Tag 7– LECKER – ein Gläschen Pesto! Deshalb durfte das Päckchen nicht an den Kalender, sondern sollte in den Kühlschrank! 😀

Tag 8 – ein richtig feines Notizbuch mit Seiten aus Kraftpapier und einem Gedicht

Tag 9 – ein zweitteiliges Gebinde mit Honig von Hobbyfamilienimkern und einer handgefertigten Praline

Tag 10 – ein Fläschchen mit Chai-Sirup

Tag 11 – eine selbst gemachte Pflaumen-Marzipan-Marmelade

Tag 12 – ein Schlüsselanhänger, wie schön – von denen verbrauche ich im Schulalltag viele!

Nebensachen aus der vergangenen Woche

Montag, ich musste für die Schule einkaufen gehen und dachte noch ein paar Teebeutel mitzunehmen – Teebeuteltee trinke ich nur in der Schule, weil es mit ihnen schneller geht und die Pausen kurz sind, zuhause gibt es nur lose Ware – um dann etwas huch-sprachlos vor dem Regal zu stehen. Mein Lieblings-Grüntee war aus, der Zweitlieblings-Grüntee ebenso. Wie? Was? Als Teuertee eher zur Sorte Ladenhüter gehörend und nun nüscht im Korb. Aber warum? Die nötigen Kochzutaten für den Unterricht zusammengesammelt und gegrübelt bis ich an der Kasse stand. Meine Einkäufe lagen auf dem Band, als die Kundin nach mir ein ganzes Päckchenbündel dazu legte – alles Grünttee – und der Ladenchef an der Kasse fragte: „Na, Sie haben wohl auch den Artikel (vom 09.12.2020) in der Frankfurter gelesen?“ Obwohl ich nicht angesprochen war ging mir sofort das Licht auf. Yes! Letzte Woche hatte ich das schon einmal gehört, dunkle Schokolade und grüner Tee sollen angeblich gegen Corona helfen.
Prima!
Donnerstag, meinem privaten Einkaufstag, war dieser Hype schon wieder vorbei.

Ansonsten …

Eine Weihnachtsgrußkarte im Entstehen

Vorsätze sind dazu da über den Haufen geworfen zu werden!

Letztes Weihnachten hatte ich endgültig beschlossen gehabt keine Weihnachtsgrußkarten mehr selber zu machen und meine Versandliste zu überarbeiten. Irgendwann war ich an dem Punkt überhaupt keine Karten und Päckchen mehr verschicken zu wollen! 2020 siegte die Macht der Gewohnheit, denn diese Tätigkeit gehört zu meinem Ablauf der Vorweihnachtszeit. Zudem brütete ich seit Wochen an einer Kartenidee, ganz von selbst.

Am Ende verwarf ich diese, aber nicht total. An dieser Karte werde ich später einen neuen Gedanken ausprobieren, das Kartenkonstrukt kam dafür eine Runde weiter.

Mir war einfach wieder nach Sternen und nichts beruhigt meine Nerven momentan mehr als Papier zu falten. Selbst einer der schwierigen Faltpläne (hier nicht zu sehen) entnervte mich nicht so wie der aktuelle Schulalltag.

Mitte der Woche erreichte mich das verloren geglaubte Plätzchenpäckchen an Sohnemann zurück. „Nicht abgeholt“ war auf dem Aufkleber angekreuzt! Sein Kommentar: „Scherzkekse!“ Er ist derjenige, der Briefträgern wie Paketzustellern im Haus die Tür täglich öffnet!
Da ich gerade dabei war einige andere Päckchen auf den Weg zu bringen, bekam das Päckchen einen neuen Adressaufkleber um erneut auf die Reise geschickt zu werden. Tags drauf kam es endlich bei ihm an. Geht doch!

Gelesen. Gesehen. Angehört.

Reform der Buchstabiertafel: Aus „Dora“ wird wieder „David“ – ein Bericht von tagesschau.de, vom 03.12.2020

Wie man Besserwisser zum Schweigen bringt – ein Artikel aus der Süddeutschen Zeitung, vom 05.12.2020

Coronavirus in der Schweiz: „Corona ist für mich weit weg“ – ein Artikel auf Zeitonline, vom 12.12.2020

Im Fernsehen den Film „Abgang mit Stil“(Going in Style) mit geschaut – mit grandiosen Morgan Freeman , Alan Arkin und Michael Caine – und einen Flashback mit Ohrwurm gesetzt bekommen. In einer Szene in einem Diner lief im Hintergrund des Films ein Stück von Dean Martin:

Erinnerungen, die mich schmunzeln machen, denn mein Vater mochte lieber die Cover-Version von Freddy Quinn (Heimweh – Dort wo die Blumen blüh’n) und ähnliches.

Und schon wieder habe ich Wasser in den Augen, bei den Erinnerungen die hoch kommen.

Dieses Wochenende, wenn ich weiter an den Weihnachtskarten arbeite, ziehe ich mir Mengen an chickflicks mit Tränengarantie rein, damit mein inneres Wasserreservoir trocken gelegt wird. „Ich schwör!“, mit den Worten meiner Schüler!

Bis Montag muss mein Nervenkostüm wieder jenseits von mega gereizt oder am Wasser gebaut sein, bevor es wieder in die Schule geht.

Helft denen die den Alltag am laufen halten! Nehmt AHA ernst! Bitte bleibt zuhause! Ich würde es auch gerne!

Bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot, mit den besten Wünschen an sie und ihrer Familie!

und

als Nachtrag …

Fundsache

auf Facebook gefunden, ohne nachvollziehbarer Quelle

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Kommentare

Puha, ich weiß ja gar nicht, wo ich anfangen soll. Also, dass die Jungs die Wege weiter bauen wollten finde ich klasse. Auch wenn Du leider dafür bibbern musstest.
Deine Karte mag ich sehr! Farbe, Aufteilung. Aber auch die Sterne sind schön. Ich komme mit schriftlichen Falterklärungen fast nie klar (Origami ZB)
Viel weg zu stecken und zu verarbeiten hättest und hast Du.
Wir hatten heute viel Glück beim Stadtbesuch. Allerdings haben wir uns sehr genau ausgesucht, wo wir rein wollten und in Nebenstraßen. Auch auf dem Markt am Rand. Komischerweise waren heute alle sehr diszipliniert und auf Abstand. Selbst beim normalen Alltagseinkauf für die Familie. (auch wenn s natürlich lange dauert)
Post ist zzt ein Abenteuer. Leider.

Ich hoffe sehr, es ergeht Dir nächste Woche gut und Du hast Kraft am Wochenende tanken können.
Einen schönen dritten Advent und liebe Grüße
Nina

Tja, nun wird das eine sehr kurze Arbeitswoche mit frühem Ferientermin. Schon der Montag nach dem Lockdown-Beschluss fühlte sich im Schulhaus befremdlich an.
Den letzten Einkauf vor Weihnachten werde ich gut planen. Glücklicherweise habe ich meine Geschenke für meine Lieben zusammen, bzw. gefunden 😀 und falls etwas fehlt gibt es die 2021.
Liebe Grüße und eine gute Woche,
Karin

Was für ein Einkaufsalbtraum… Uns steht nächste Woche noch der Gang zur Post ins Haus. Da stehe ich gerne draußen in der Kälte, ehe ich mich reindrängele. Dein Adventskalender ist bestimmt eine tägliche Aufmunterung. Die Geschichte mit dem verlorenen gegangenen Paket kommt mir leider bekannt vor. Ich bin froh, dass unser Paket heute in den USA angekommen ist (mit der Schweizer Post, hüstel. Mein Mann hatte Glück, es war gerade niemand in der Post als er es reinschleppte.) Die Schweizer und Corona ist eh so ein Kapitel für sich. Unsere Zeitung titelte heute auch damit. Da ist die Wirtschaft und die vermeintliche Freiheit halt wichtiger als Menschenleben. Man muss sich eben überlegen, wo man alt werden möchte…
Wir hatten ja immer noch gehofft, die Tochterfamilie mit dem Babyenkel könnte über Weihnachten und Silvester kommen. Aber das haben wir jetzt gecancelt. Es wird ein großes Skype-Event, dieses Weihnachten… (Noch ein Enkel, den wir noch nie live gesehen haben.)
Liebe Grüße
Andrea

Eine Freundin, auf der Höri wohnend, berichtet mir von ähnlichen Erfahrungen hier und jenseits der Grenze zur Schweiz.
Schön, dass es euer Paket über den großen Teich geschafft hat. Meine Freundin in Spanien wartet inzwischen auf das zweite Päckchen von mir! 🙁 So schade, denn die vielen Sendungen vorher liefen immer problemlos.
Schade auch für euch, dass es nichts mit einer Familien-Weihnacht wird. Bei mir wird es ruhig werden, mit Sohn und Kerze, sowie einem Kaffeebesuch bei den Lieblingsmenschen. Mir liegt es nicht die Pandemie-Bestimmungen für die Feiertage auszureizen. Die werden in Teilen der Familie kontrovers diskutiert. Ich sehe sie als Kann-Bestimmungen und Leitlinie. So schnell werden die Zahlen auch nicht sinken.
Viele liebe Grüße,
Karin

Ich hab viel an dich gedacht, so als Kollegin, das ganze Gedöns, was da abgegangen ist zuletzt, greift mich noch immer an und die Schulministerin bringt mich auf die Palme. Die Post läuft hier momentan wie geschmiert, nur ich komme schlecht in die Pötte. Dabei habe ich dein wunderbares Schlehengelee in eine bäckerische Eigenkreation gepackt, die soll auch noch irgendwie nach BW. Aber es ist ja noch etwas Zeit!
Komme bitte heil in die Ferien, ich weiß allerdings nicht, wen von diesen Nothelfern ich dafür anrufen soll!
Gute Nacht!
Astrid

So schnell geht es dann doch, selbst wenn ich es als zu spät erachte, Mittwoch beginnen hier die Weihnachtsferien zusammen mit dem Lockdown.
Mit meiner Weihnachtspost hänge ich etwas hinterher. Die Karten nicht fertig, die Kleinigkeiten zum Verteilen unverpackt. Es fehlte mir in den letzten Tagen der Elan und die Grübelei brachte meine Zielstrebigkeit immer wieder aus der Spur. Das wird sicher wieder in den nächsten Tagen.
Dienstag noch und dann wird mir die Ruhe gut tun!
Viele liebe Grüße,
Karin

Oh-oh-oh, ich hoffe, du schaffst es noch gut bis zu den Ferien!
Dein Adventskalender ist richtig klasse, so viel schöne und leckere Sachen! Kleine alltägliche Freuden für dich bis zum 24.
Auch deine Strohsterne gefallen mir sehr – sind ja gerade stark am Kommen. Und auch die Papiersterne sind wunderschön!
Wünsche dir ein erholsames Adventswochenende und schicke ganz liebe Grüße nach BB ;-)!
Ingrid

seit jahren schon denke ich jedesmal, keine weihnachtskarten mehr zu verschicken (und schon gar keine mehr selber machen zu wollen) – es sind inzwischen so viele adressen geworden. aber wie immer sitze ich auch dieses jahr wieder daran und überlege wie du, wie sie dieses jahr aussehen sollen. währenddessen trudelt hier schon diverse wunderschöne post ein und überzeugt mich davon, dass es gut ist, beim selbermachen zu bleiben.
ich reagiere inzwischen auch schon fast panisch, wenn ich in einem laden (ich geh eigentlich nur noch zum supermarkt und in den bioladen) jemand husten höre. dann möchte ich am liebsten dort auch sofort rausrennen. aber im supermarkt kann man sich wenigstens noch einigermaßen umrunden. ich wäre sicher auch die erste gewesen, die deinen kleinen laden verlassen hätte!!
toll, dass die jungs wieder rauswollten – vielleicht wird ja doch der eine oder andere von ihnen mal gärtner ;)!!
liebe sonntagsgrüße, freu dich weiterhin an den schönen adventlichen geschenken!
mano

Bei meinen schwierigen Jungs werde ich versuchen den einen und anderen in Richtung Landschaftsgärtner zu motivieren. Leider fällt nun erst einmal wieder unsere gemeinsame Gartenzeit aus.
Der Blick in den leeren Briefkasten heute motivierte mich erst einmal zu einem Mittagsschlaf, aber nun trolle ich mich wieder motiviert zu den Karten, damit sie fertig werden.
Mit vielen lieben Grüße,
Karin

Das sind so viele Ideen in deinem Adventskalender die ich mir merken werde. Ich gehe schon länger immer über Mittag zum Einkaufen wenn weniger Kunden im Laden sind. Unser Bioladen bietet den Kunden an die Waren nach Hause zu liefern.
L G Pia

Der Adventskalender in diesem Jahr war bisher durchgängig eine Freude. Ich bin gespannt auf die weiteren Päckchen!
In der Arbeitswoche bin ich mit Einkaufszeiten leider nicht so flexibel, aber es gibt auch nachmittags Zeiten, die wenig frequentiert sind, wie ich inzwischen weiß.
Und es gibt einen Gemüsewagen, der einmal die Woche hier in der Nähe hält. Das ist eine schöne Sache.
Ich wünsche dir eine schöne Woche,
mit lieben Grüßen,
Karin

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