oder …

Nah dran am Papier mit Papyrus-Charakter

Frühlingszeit = Spargelzeit = … und ich konnte die Spargelschalen wieder nicht einfach so wegwerfen. Sie lagen schon im Müll, als ich dann doch die langen Stücke alle wieder heraus holte. Letztes Jahr hatte ich es aufgegeben Spargelschalen für eine Papierbütte zu pürieren, nachdem mir Spargelfasern zwei Pürierstäbe und einen Mixer auf immer und ewig ausgeschaltet hatten.

Spargel ist als Pflanzenart überhaupt nicht verwandt mit Papyrus, doch haben beide Pflanzen für mich eine Gemeinsamkeit – richtig zähe, fiese, lange, Maschinen zerstörende, Fasern!

Statt auf Maschinenkraft setzte ich dieses Jahr zuerst auf Fingerspitzengefühl und Präzision, danach auf Muskelkraft, denn die Spargelschalen wurden von mir verwebt. Damit diese überhaupt biegefähig wurden mussten sie für ca. 20 – 30 Minuten in Wasser gekocht werden. Wer möchte kann aus dem Sud eine Spargelcremesuppe herstellen, doch ich brauchte nur den Spargel für die Flechtarbeit im Anschluss.

Das Verweben oder Flechten funktionierte besser als ich es erwartet hatte, selbst mit Ansetzen neuer Spargelstücke. Beim zweiten Versuch ging es schon richtig flott voran.

Eigentlich könnte man dieses Flechtwerk einfach so liegen und trocknen lassen. Da die geschälten Schalen unterschiedlich dick sind und unterschiedlich viel Feuchtigkeit enthalten würde das Ergebnis wellig ausfallen. Das hat zwar auch seinen Reiz, aber ich möchte das Ergbnis flach und eben.
Damit aus den Spargelfasern die erwünschte Art Papier entsteht muss dieses Gewebe bearbeitet werden. Ich walzte es zuerst mit einem Nudelholz. Dadurch wird viel Wasser herausgepresst und die Fasern der Spargelschalen verdichten sich.

Ab jetzt muss getrocknet werden. Die Trocknung kann durch Bügeln beschleunigt werden, was nicht immer von Vorteil ist. Beim Bügeln trocknen die oberen Faern schneller, als die tiefer liegenden. Ich warte lieber ab und trockne meine Papiere im Wechsel *einen Tag an der Luft, einen in der Presse*, bis sie wirklich trocken sind.

Dieses „Monday-Dinner-Leftover-Paper“ trocknete ich auf Wunsch von Bruderkind, mit ganz viel Bügeleiseneinsatz, um es vor ihrer Abreise fertigzustellen.

Bis die Tage,


Überarbeitet im April 2020.

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Kommentare

Eben gucke ich noch einmal bei dir und stoße auf dieses tolle Web-Ergebnis! Das sieht ja wirklich gut aus, das muss ich unbedingt auch versuchen. Morgen kaufe ich Spargel!
Liebe Grüße – Ulrike

Ja, super!!! Eigentlich wollte ich dies Jahr keinen Spargel mehr essen, aber wenn das so ist ….

Vielen Dank für die tolle Idee, auf die ich durch Ulrike gekommen bin. Sie hat deine Anleitung verlinkt.

Hmm, das ist eine gute Frage. Grünes (Spargel-)Papier käme auch mir sehr gelegen. Funktionieren wird es bestimmt, doch ich befürchte, die grüne Farbe wird sich nicht erhalten. Einen Versuch ist es bestimmt wert. Eine Herausforderung 😀
Viele Grüße,
KArin

Ich bin gerade von Ulrike hierher gelangt und bin fasziniert. Gefällt mir total gut das Ergebnis, sodass ich das unbedingt auch mal ausprobieren möchte. Wie viele Tage hast du für das „Lufttrocknen“ ungefähr gebraucht? Welches Papier hast du als Presspapier in der Presse genommen? Ich habe nämlich eine Pflanzenpresse ausgeliehen, aber ich möchte natürlich ungern die Zwischenbätter verschmutzen. VG Karin

Hallo Karin,
in einer normalen Pflanzenpresse funktioniert die Herstellung von Papier aus Pflanzenmaterial nicht. Dazu ist es durch den hohen Wasseranteil viel zu feucht.
Direkten Kontakt haben die „Papiere“ nicht mit Papier. Ich arbeite noch zum Abgautschen von Wasser mit handelsüblichen Spültüchern, die ich sonst im Haushalt nicht verwende, da Mikrofaser, wie z.B.von Vileda oder Spontex. Ich presse meine „Papiere“ in einer Spindelpresse und lege zwischen die „Papiere“ in ihren Spültüchern saugfähige alte Stoffe. Die muss ich regelmäßig wechsel, um die Trocknung zu fördern. An der Luft lasse ich nur kurzzeitig trocken.
Mit mindestens 6 Tagen, besser 12 Tagen Trocknungszeit musst Du rechnen. Beschleunigen kannst du den Prozess, wenn Du nach zwei bis drei Tagen Vortrocknen die Blätter zwischen Tüchern bügelst.
Gutes Gelingen wünscht Dir,
Karin

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