und …
Urlaub auf Balkonien und in der Region
Endlich beginnen Ende Juli auch in Ba-Wü die Schulferien! Wieder ein Jahr geschafft, mein 38. als Lehrerin, acht liegen noch vor mir. Den Stundenplan für das nächste Schuljahr habe ich schon. Auf der neuen Klassenliste stehen sechs neue SchülerInnen. Ich packte beides, Plan wie Liste, beiseite. Wer weiß, ob diese Informationen in sechs Wochen noch aktuell sind?
Nicht mehr aktuell sind meine Urlaubspläne. Für den Sommer 2016 hatte ich geplant mit meinem Auto nach Irland zu fahren. Drei Wochen fort mit meinem alten Ford. Nachdem ich Monate am Reiseweg gebrütet hatte kam mein Armbruch im März dazwischen und ein langer Weg der Heilung und Rekonvaleszenz. Es wurde Mai und ich flog zu meiner Freundin, die seit Jahren an der Costa Brava lebt. (Zwei Berichte stehen auf hier und fort, meinem neuen Reise- und Fotoblog: Bericht 1 und Bericht 2). Den Mietwagen ließ ich in dieser Woche meist stehen, nutzte unter anderem die Mitfahrangebote von Freunden meiner Freundin oder bewegte mich, wie zuhause, zu Fuß voran. Im Juni ging es mit der Beweglichkeit meines Handgelenks anfangs, mithilfe der Ergotherapeutin, richtig flott voran, um dann in den Zwei-Schritte-vor-einen-zurück-Modus überzugehen.
Keine gute Aussicht für mein Vorhaben Roadtrip nach und durch Irland im Sommer 2016.
Keine gute Idee gesundheitlich angeschlagen drei- bis viertausend Kilometer zu fahren, allein auf mich gestellt. Doch so leicht gab ich nicht auf.
Die Alternative Flug direkt nach Irland und dort einen Mietwagen buchen war eine Option, wenn, ja wenn, mein linker Arm, bzw. das zu mobilisierende Handgelenk mitmacht, um, in Rechtslenkerland, mit links schalten zu können. Ich setzte mir ein Ziel: Wenn ich bis Mitte Juli den Riegel vom Garagentor mit der linken Hand geöffnet bekomme, werden die Planungen im August realisiert. Zwei Wochen bewegt, gedehnt, massiert, trainiert und gerade einmal 5° mehr an Bewegungswinkel im Handgelenk mobilisiert. Mir fielen keine passenden Flüche mehr ein! Die Irland-Reise wurde vertagt (und hoffentlich nicht in die Kategorie Wunschdenken verschoben!). Bevor ich in ein mit Kübeln von vergossenen Frusttränen gefülltes oh-wie-ist-das-traurig-Loch fallen konnte leitete ich alle Planungskapazitäten um, in die Gestaltung …
Sommerferien 2016 zuhause!
Pflichtprogramm
- Entspannung und fünfe gerade sein lassen
- ein paar Wochen raus aus der Fremdtaktung und in den Biorhythmus wechseln
- das linke Handgelenk fit machen
- nur zwei „Äh-bäh-Termine“ in der Woche zulassen, naja, drei sind auch noch ok 😉
- einen richtigen Tagesausflug in jeder Ferienwoche = sechs Mal fort, mit Bus oder Bahn oder Ford (das Wortspiel „mit dem Ford fort“zufahren kennen wohl eher diejenigen um meinen Jahrgang, +/- 1958. Es war ein Lieblingslied meiner Oma, Heinz Erhardts „Fährt der alte Lord fort“. Die Sommertage bei ihr sind mir unvergesslich. Sie weckte, als Schneiderin, in mir meine Leidenschaft für Handarbeiten. Aber genausogut gab es bei ihr ganz spontane Ausflüge, Wanderungen, oder Umwege, um Pause vom Alltag zu machen. Wenn Oma anfing zu singen waren wir wieder auf Tour, toll, und der alte Lord war immer mit dabei. Manchmal fährt meine Oma, wenn ich, statt nachhause in die andere Richtung spontan unterwegs bin, immer noch mit mir mit: „Wenn er dann so flitzt, lacht er ganz verschmitzt!“)
Alles zusammen garniert mit etwas Sport, Plantschen im Thermalbad, Freunde treffen und einer Stunde mehr Schlaf lässt es sich gut zuhause erholen.
Zusatzprogramm
- Aufbrauchen der Wollreste – eigentlich wollte ich sie alle abgeben; der Plastiksack stand schon bereit. Statt in den Sack landeten die ersten Knäuel auf der Nadel.
- meinen Dawanda-Shop befüllen – Ware hätte ich, aber es fehlte bisher einfach die Zeit sie zu fotografieren und online zu stellen
- filzen mit oder ohne Katzenhaar
- Papier schöpfen, aus was auch immer, Hauptsache aus Naturmaterial
- nähen – etliche Quiltprojekte dümpeln in meinem Kopf, auf Papier und in Kisten herum
- zeichnen
- LESEN!
… die Liste ist noch lange nicht zuende und ich schließe sie jetzt lieber, bevor ich mich irgendwie dann doch verpflichtet fühle und im Erfüllungsnotstand lande. 😉
Im Moment ist erst einmal unterrichtsfreie Zeit. Das entspannte Aufstehen ohne Wecker, abgesehen von den Forderungen der hungrigen Kater (ja, wieder im Plural!), steigert die Lebensqualität enorm. Gemütliches Teetrinken am Morgen, ein wenig lesen, Radio hören, und es ist egal wann ich mit den Aufräumarbeiten in meinen Fachräumen in der Schule weiter mache. Kein Zeitfenster, keine Taktung, ich entscheide.
Während eine Kollegin in der Schulküche für Ordnung sorgte, schliff ein Kollege die Patina des Schuljahres und der Projektwoche von den Werkbänken. Ich kümmerte mich um den Zeichenraum und organisierte in den Tonraum der Schule eine Gartenabteilung, wo endlich unsere Produkte aus dem Schulgarten übersichtlich in einem gespendeten Regal gelagert werden können.
Leider beinhaltete die Regalspende keine Haken und Ösen, bzw. keine Befestigungsstifte, und kein Kreuz zum Stabilisieren. Ein Ausflug zum schwedischen Möbelhaus war nötig und dann wurde doch improvisiert. Das Kreuz gab es zu einem Euro, die Stifte auch, aus dem Automaten, immer nur ein Vierpäckchen nach dem anderen. Ich zählte im Gedanken die Regalbretter und stoppte nach dem vierten Euro: Ich wollte keinen Klassensatz an Getränkegutscheinen!! Ich brauchte Stifte! Und ich benötigte einen Rechnungsbeleg!
Zurück in der Schule baute ich mit dem Materialeinkauf das Grundregal auf: Drei Holme, vier Bretter und das Stabilisierungskreuz. Danach zählte ich die restlichen Bretter durch und machte mich auf die Suche nach Rundstäben im Materiallager. Recht schnell traf ich auf einen Restbestand an Rundstäben aus V2A Stahl, die letzten Reste von denen die ich vor Jahrzehnten aus der Restekiste einer Kinderwagenfabrik hatte mitnehmen dürfen. Rostfreier Edelstahl. Cool, aber zum Sägen von Hand, selbst mit einer großen Bügelsäge, schweißtreibend. Nach dem zweiten Stift, in echter Handarbeit gefertigt, ging ich noch einmal im Gedanken die Menge an Bretter durch, multiplizierte mit vier und fand die Menge an benötigten Stiften mehr als demotivierend. Edelstahl <argh>! Die Rettung nahte mit meinem Kollegen:
- „Magst Du die Flex ausprobieren?“
- „Flex? Wir haben eine Flex? Nee, oder? Seit wann?“
- „Du hast sie doch mit ausgesucht!“
- „Echt? Wann? Egal! WO IST DAS TEIL?“ – ich halt, wie immer, unverändert vergesslich
- „Schau mal in den Werkzeugschrank.“
- „Boah, ey, cool. Ganz neu. Und wie funktioniert das Teil?“ – ich halt, betriebsanleitungsresistent an der Maschine drehend, drückend, schraubend, …
Während Kollege in der Anleitung las hatte ich mittels „learning by doing“ die Trennscheibe draufmontiert bekommen und losgelegt … 😀 😀 😀
Fehlte nur noch der Spritzschutz für den Funkenflug, an den ich in meinem Hype – wie toll und schnell geht das denn – erinnert werden musste.
Keine Stunde später hatte ich meine erste Ladung Stifte, geflext, gefeilt und entgratet (beides wieder echte Handarbeit), fertig zum weiteren Aufbau und Einräumen des Geschenk-Regals. Allerdings fehlen uns jetzt weitere breite Bretter.
Hier finden alle nicht auf dem Schulfest verkauften Marmeladen, Gelees, Tees, Kräutersalze usw. ein Lager, um bis zum Weihnachtsmarkt in Böblingen (23.11.2016 bis 27.11.2016 am Unteren See) weiter aufgestockt zu werden. Super verkauft hatten wir jetzt beim Fest den Holundersirup! Wir haben noch ein paar Flaschen übrig! 😀
Seit gestern kann ich den Riegel vom Garagentor öffnen! Schon einmal ein Handgelenk knirschen gehört und gefühlt – uhhh!
Hauptsache Ferien.
Kommentare
[…] ich sonst in meinen Ferien mache? Ich gestalte meine Ferien, wie ich es mir Ende Juli verordnet hatte. Eine perfekte Umsetzung sieht anders aus, doch ich bin mit dem Ergebnis bisher […]