oder …

Ein Stück Costa Brava von oben gesehen

Von den Reisfeldern in der Flussmündungsebene des Ter aus fällt das Auge immer wieder auf eine Reihe grauer Hügel, vor allem auf dem höchsten, direkt hinter Torroella. Dort oben thront unübersehbar auf dem Gipfel des Montgris der Inbegriff einer mittelalterlichen Burg – das Castell del Montgri.

Tatsächlich steht hier nur eine Burgmauer. Das Innenleben wurde nie fertiggestellt, seit rund 700 Jahren. Um zur Burg zu gelangen muss gelaufen werden, denn es führt keine Straße nach oben. Es dauert für Fußkranke, wie mich, ungefähr eine Stunde vom Ort bis auf den Berg. Leider hatte ich meine Wanderschuhe zuhause gelassen und das mitgebrachte Schuhwerk war eigentlich nicht für unebenes, steiniges Gelände geeignet. Hmm, es war ein wenig leichtsinnig, so ausgerüstet die Strecke hochzulaufen. Doch im Vergeich zu einem vor mir laufendem Pärchen war ich bestens gerüstet. Meine Stiefel an den Füßen und die Schultertasche quer getragen waren unter Garantie besser, als die Ballerinas und die Handtasche der jungen Frau. Keine Entschuldigung, beides dämlich und riskant.

Der anfangs breite Wanderweg windet sich in Serpentinen den Hang hoch und wird immer schmaler, steiler und steiniger. Irgendwann konnte ich die Burg für eine Weile nicht mehr sehen und überlegte mir lieber wieder umzudrehen und den Rückzug anzutreten.

Berghoch zu kraxeln ist wahrlich nicht so mein Ding. Das Gemsen-Gen ist bei mir rezessiv angelegt und zeigt seine Wirkung erst in der nächsten Generation, bei meinem Sohn – er klettert gerne. Ich finde Bergtouren eigentlich ätzend und genieße den Anblick von Bergformationen am liebsten von der Ebene aus, liebe die Erfindung von Zahnradbahnen und Seilbahnen. Aber nun war ich einmal zu Fuß hier oben und wollte den Rest nun auch noch schaffen. Sch…schuhwerk hin oder her.

Oben angekommen war die wunderbare Aussicht über die Bucht zwischen L’Estartit und Pals eine herrliche Belohnung, wie auch der Blick über die Ebene des Ter mit dem Reisanbaugebiet.

 

 

Und dann die Burg selbst!

 

Wie vorher schon gesagt besteht dieses Castell nur aus einer Mauer und vier Türmen. Der Ausbau wurde vor der Fertigstellung gestoppt. Viele hundert Jahre später, in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, wurde ein Turm mit einer Wendeltreppe ausgerüstet und der Wehrgang für Besucher ausgebaut.

 

Diesen Turm kletterte ich auch hinauf und klebte, oben angekommen, erst einmal an der Wand! Nichts für Karins mit Höhenangst! Auf mein „ups“ reagierte der Partner der Ballerina-Handtaschendame: „Do you need help?“ und die brauchte ich wirklich, um mich von der Wand wegbewegen zu können. Mit einer Schulter zum Festhalten klappte es mit einem Rundgang um den Wehrgang. Dank an den jungen Mann und auch an seine Freundin, dass sie mir ihren Freund ein paar Minuten ausgeliehen hat.

Der Rückweg zum Auto dauerte knapp 30 Minuten. Doch zuerst noch einmal ein Blick zurück!

Ab jetzt genieße ich wieder den Blick auf das Castell von der Ferne aus, wie hier von Els Masos de Pals aus.

 

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