oder …
Meine (Reise-) Tagebücher – von Hand geschrieben, geschnippelt. geklebt … und eine Fundsache
Ja, ich schreibe Tagebuch! Nicht immer, jedoch häufig. Oft nicht hübsch und geordnet, eher querbeet neben die Termine in einem Kalender gekritzelt, auf Zettel, Blöcke und Blöckchen, kariert, liniert, egal. Spätestens zum Jahresende wird alles auffindbare noch hübsch hineingeklebt, oder auch nicht, und abgelegt.
Viel besser und mit viel mehr Sorgfalt führe ich meine Reisetagebücher!
Manchmal denke ich mir, meine ehemalige Klassenlehrerin steht hinter mir, wenn ich beim Schreiben bin. Denn sie war der Auslöser für meine Liebe Ausflüge und Reisen zu dokumentieren, mit allem drum und dran.
Es war eine Pflichtaufgabe im Herbst 1972, ich war in der 9. Klasse, für die zwei Wochen im Schullandheim in Südtirol ein Buch zu führen. Für jeden Tag musste etwas geschrieben, gezeichnet, fotografiert, gesammelt, und was uns sonst so einfiel erarbeitet werden.
Ich hatte das Glück eine Kamera zu besitzen, mein ganzer Stolz, erspart und erbettelt, eine pocket instamatic von Kodak – die mir in den letzten Tagen doch tatsächlich aus einer Kiste in die Hände fiel!! Irgendwie immer noch ein cooles Teil, finde ich.
Über die Qualität der Bilder spreche ich lieber nicht 😀 ! Filme und Entwicklung der Fotos sprengten schnell mein Taschengeldbudget, so dass ich eher selten und gut überlegt auf den Auslöser drückte.
Doch zurück zu meinem Erstlingswerk an Reisetagebuch, das ich immer noch besitze, inklusive der Korrekturen und der Note meiner Lehrerin, einer 2+.
Trotzdem ich damals von der Note enttäuscht war blieb ich dabei und sammelte, schnippelte, klebte, zeichnete weiter über die kleinen und großen Ausflüge und Reisen.
In den 1990ern änderte sich meine Berichterstattung für einige Jahre. Die Reiseberichte wurden minimiert und gezeichnet, wie auf diesen Beispielen von 1996 und 1998.
Doch inzwischen schreibe ich wieder mehr Text, hefte Fahrkarten fest, presse Blumen wie Blätter, die ich einklebe. Dazwischen wird ein wenig gezeichnet und gemalt, wie es mir gerade gefällt.
Für meine Reisedokumentation schenkte mir mein Sohn zu Weihnachten 2014 ein neues System, das er während seiner Praktikumszeit in Japan entdeckt hatte. Die Lederhülle kann mit verschiedenen, austauschbaren, Einzelheften bestückt werden, je nachdem was man oder frau eben so benötigt.
Zuhause und für den Alltag begnüge ich mich weiter mit Notizbüchern jeglicher Art, doch für die Ferien und Ausflüge kommt seitdem dieses Modell mit.
Als ich im Tagebuch an den letzten Seiten über meine Osterreise (Link) arbeitete saß ich in einem Café im Flughafen. Irgendwann setzte sich eine junge Frau mit an meinen Tisch, die ihre Aufmerkamkeit anfangs zwischen ihrem Handy und der Tasse Kaffee vor ihr teilte. Je leerer die Tasse wurde umso öfter wechselte ihr Blick zu mir, so ein wenig verstohlen, aus den Augenwinkeln, man will ja nicht neugierig sein. Einen dieser Blicke fing ich dann lächelnd ab und es platzte aus ihr heraus:
„Ist das ein Scrapbook? Ist ja toll!“
„Nein, das ist ein Reisetagebuch!“
Zwei Aussagen, die nach ersten Irritation zu einem richtig schönen Gespräch führten, aus dem wir beide mit neuen Gedanken heraus gingen.
Natürlich kannte und kenne ich Scrapbooking, als Hobby, aus der Werbung und x Werbesendungen, die Unmengen an Bastelgebinde dazu anbieten. Ich bin nie auf den Gedanken gekommen meine Tagebücher damit in Verbindung zu bringen, da ich außer Masking-Tape nichts aus dem Scrapbooking-Ensemble verwende und ansonsten auf Reisen maximal Stift, Schere und Kleber dabei habe.
Ein wenig Wörterbuch-, Wikipedia– und Google-Recherche helfen zum Verständis nach:
- Scrapbooks waren ursprünglich Sammelalben.
- Sammlerstücke sind wertvoll und werden entsprechend dekorativ, wertschätzend präsentiert
Laut Wikipedia waren Queen Victoria von England und Mark Twain Scrapbooker.
Aha!
Nach diesem wirklich interessanten Gespräch und den anschließenden Erkenntnissen aus meiner Internet-Recherche akzeptiere ich, dass diese (meine) Art meine Reiseberichte zu sammeln nicht mehr als „Reisetagebuch“ bezeichnet wird sondern nun „Scapbooking“ heißt.
So ganz nebenbei stelle ich mir vor, was aus dem Scrapbooking-Angebot Mark Twain auf einem Werbekanal zum Ausschmücken seines Tagebuchs Scrapbooks bestellt und verwendet hätte. 😀
Dokumentiert ihr auch eure Reisen?
Bis die Tage,
Überarbeitet im Januar 2020.