oder …

Stempel herstellen und drucken im Kunstunterricht

Es ist nicht einfach Ideen zu finden um einen einstündigen Kunstunterricht so zu füllen, dass Kunst erfahren werden kann und ich hinterher nicht vor unaufgeräumten Tischen, Regalen und Böden stehe. Aus diesem Grund binde ich gerne SchülerInnen in die Planung eines neuen Themas ein.

Bisher hatten wir gemalt, gezeichnet, collagiert und mir stand der Sinn nach einer gedruckten Aufgabe.

Material sammeln und vorbereiten

Im Fundus fanden sich ein altes Lattenrost und eine Restekiste mit Moosgummi (das fast dreißig Jahre alt sein müsste, nach den Fundsachen von meinen Kindern zu urteilen).

Stempelmotive entwerfen und Stempel herstellen

Bei mir gibt es nur noch selten vorgegebene Vorlagen. Jede/r hat seine eigenen Vorstellung zum Thema „Frühling“ und Frühlingsmotive hatten wir an der Tafel gesammelt.

Stempel testen

Bei den ersten Versuchen zu stempeln wurde zuerst als Druckträger Zeitungspapier verwendet. Später probierten wir verschiedene andere Untergründe auf ihre Bedruckbarkeit aus.

oben Packpapier, unten auf Papier kaschiertes Holzfurnier

Kurz vor dem Auräumen meinte eine Schülerin, mit Blick auf die Farbplatte, die wir zum Auftragen und Auswalzen der Stempelfarbe verwendet hatten:

„Schade, das Muster jetzt abwaschen zu müssen!“


Schade auch, dass wir in der 7. Klasse eben nur eine Stunde Kunst in der Woche haben. Aber wir machten etwas gegen eines der „schade“!

Vom Hochdruck zur Monotypie

Solange die Farbe auf der Farbplatte noch feucht ist, kann sie auf ein Blatt Papier abgezogen werden.

Dazu wird es auf die benutzte Farbplatte aufgelegt und kräftig glatt gestrichen. Optimal ist es, wenn das Papier vorher angefeuchtet wird und, luftdicht verschlossen, eine Nacht ruht. Die Zeit hatten wir erst einmal nicht und die Testdrucke überzeugten auch so.

Die Monotypie = „ein einziges Bild“ ist ein künstlerisches Verfahren, das im 17. Jahrhundert erfunden wurde.

Das Schöne an der Monotypie ist, dass viele künstlerische Techniken mit ihr verbunden werden können. Das hatten meine SchülerInnen selbst sehr schnell heraus. Sie verknüpften am Ende Monotypie und Stempeldruck von ganz alleine.

Bevor wir nun in eine farbige Auflage gehen konnten – der Plan war Geschenkpapier herzustellen – kam der Corona-Virus dazwischen.

Es blieb bei der Versuchsreihe.

Die Qualität mancher Bilder bitte ich zu entschuldigen, doch ich habe momentan keinen Zugriff auf die Schülerarbeiten um neue Fotos zu knipsen.

Bis die Tage,

Verlinkt mit dem Monatsmotto im März 2020 „Den Frühling selber machen“ von Andrea, die Zitronenfalterin

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Kommentare

Ich finde es schön, wie die Schüler*innen bei Dir lernen, kreative Ideen einfach mal auszuprobieren, zu experimentieren. Gerade die Monotypien haben mich total überrascht! Schade, dass Eure Schaffensphase so jäh unterbrochen wurde. Denn du hast aus dieser einen Stunde Kunstunterricht so viel rausgeholt.
Liebe Grüße
Andrea

Die Monotypie hat die Kinder total begeistert, viel mehr als das Drucken mit ihren Stempeln. Auch das Stempel herstellen war ein Selbstläufer. Viele haben auf die Rückseite ihrer Stempel noch ein Motiv aufgebracht!
Insgesamt waren es vier Einzelstunden, über die ich hier berichtet habe. Und noch ein schade … wegen der ausgebremsten Kreativität.
Viele Grüße,
Karin

Den Auftrag, oder die Aufgabe, haben die Kinder bekommen, zum Thema Frühling auf Papier oder plastisch weiter zu arbeiten. Ich befürchte allerdings, dass es zuhause an Materialien fehlt (oder die Möglichkeiten nicht erkannt werden) und sie eben nicht so frei experimentieren dürfen.
Viele Grüße,
Karin

Drucken war meine Leidenschaft als Kunstlehrerin, und demzufolge wurde damit schon in der ersten Klasse angefangen. Monotypien gehörten immer dazu, oft als Selbstporträts ( toll auch solche Engel à la Paul Klee, nur mit einer Linie gezeichnet ohne abzusetzen ). Ich könnte jetzt glatt ins Schwärmen geraten vor lauter Erinnerungen.
Schade, dass jetzt die Erfahrungen nicht ausgebaut werden können!
Eine Stunde Kunst finde ich übrigens abartig, da könnte ich den Ministerialen eine klatschen. Ein Zeichen dafür, dass sie den Wert des Faches nie selber verspürt haben. Lass sie mal in ne menschliche Krise kommen…
Gute Nacht!
Astrid

Eine Stunde Kunst in der Woche ist zu wenig, wenn sie von ausgebildeten Kunstlehrern unterrichtet wird. Wenn sie fachfremd in stupides Basteln ausartet ist es eine Stunde zu viel.
Mich nervt seit vielen Jahren, dass ich zwar den Schwerpunkt Kunst studiert habe, mit gestalterischen Werken, und seit Jahren hauptsächlich Technik unterrichte(n muss).
Viele Grüße,
Karin

Ja, wie traurig, dass auch dieses tolle Projekt unterbrochen werden musste!
Herrliche Ergebnisse, so finde ich die Blumen zwischen den Fußballern richtig klasse und auch die Gesichtstattoos auf dem Foto darunter!
Nur eine Stunde für dieses Fach, dies schreit zum Himmel, mindestens eine Doppelstunde müsste es sein!!!
Ganz liebe Grüße – Ulrike

Die Einzelstunde ist ein Krampf, aber es ist machbar in dieser kurzen Zeit Kunst zu vermitteln, wenn man es gelernt hat.
Zum Himmel schreit die Tatsache, dass Kunst DAS Fach ist, welches zuerst fachfremd unterrichtet wird, wenn es denn dann sein muss. Auf die Art und Weise verkommt der Kunstunterricht zur Bastelstunde oder wird ganz in Deutsch/Mathe/Englisch verwurstet.
Ich habe ein volles Deputat von 28 Wochenstunde, habe Kunst studiert und unterrichte gerade einmal vier Wochenstunden in diesem Fach, jeweils eine Stunde eine Kunstklasse.
Viele Grüße,
Karin

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