oder …
die Leere füllen
Mein bisheriger normaler Alltag ist Geschichte, das spüre ich jeden Morgen, wenn ich die Augen aufmache. Kein SMS gegen 8:00 Uhr. Das Festnetztelefon bleibt meist still. Spätestens gegen Mittag fällt mir die Decke auf den Kopf. Ich muss raus! Ich muss etwas tun!
So ging es mir auch Anfang der Woche. Gleich nach der ersten Tasse Tee führte mich mein Weg in den nächsten Baumarkt, wo ich mir Farbe besorgte. Tags zuvor hatte ich im Garten, nach dem Gießen, spontan die Sitzbank meiner Eltern, die früher auf denen Balkon stand, abgeschliffen. Dabei sind mir so viele Gedanken durch den Kopf gegangen, sah im Innern meine Eltern darauf sitzen, wie sie es immer in den Abendstunden gemacht haben. Ich erinnerte mich an den Ärger, den mein Vater sich eingehandelt hatte, als er die Bank in diesem Hellgrün strich. Meine Mutter wollte sie Natur belassen haben oder, wenn schon lackiert, in rot.

Gartenzeit
- Für die Ernte der reifen Klaräpfel hatte mir die Zeit gefehlt. Inzwischen sind viele Äpfel abgefallen oder faulten am Baum. Doch zwei Schüsseln voll konnte ich noch ernten. Vorgekocht und eingefroren warten die beiden Portionen auf ihre Verwendung für ein apple crumble – warmer Apfelkuchen mit Streuseln, ohne Boden.


- etliches Gemüse ist nicht mehr zu retten, wie die Salatgurken, die Auberginen und der Brokkoli. Diese Beetteile habe ich leer geräumt.
- die meisten Tomatenpflanzen sind krank, von einem Pilz befallen, der aus einem der Nachbargärten kommt. Es tat so weh eimerweise unreife Tomaten zu entsorgen.
- im Färberpflanzenbeet galt es ebenso zu retten, was zu retten ist
- zuletzt kam auf die freien Flächen eine Aussaat mit Phacelia zur Gründüngung
- einzig die Topfpflanzen sehen gut aus. Wenigstens etwas.

Werkstatteinblicke
Ich hatte reichlich Schnittgut, dass sich eine Fahrt auf den Häckselplatz lohnte. Dort packte ich zuerst meine Mörtelwannen aus, um im Anschluss eine wieder zu füllen. Kanadische Goldrute ist ein sehr invasiver Neophyt und hier in der Region ein großes Problem. Ihn wieder los zu bekommen braucht Mühe und Ausdauer. Meine Pflanzen im Garten stehen deshalb mit einer Wurzelsperre versehen im Boden. So sehr die Bienen die Goldrute lieben, ich schneide sie sobald sie blühen, bevor sie aussamen und sich ausbreiten können. Leider reicht die Menge aus dem eigenen Garten nicht zum Färben von textilen Fasern, weshalb ich mich über den großen Fund auf der Sammelstelle freute.

Laut Eberhard Prinz färbt Goldrute auf Wolle, die mit Alaun gebeizt wurde, zitronengelb. Bei mir kam im ersten Durchgang ein Messington zustande. Erst die zweite Färbung könnte als zitronengelb bezeichnet werden.


Nebenher versuchte ich aus den vielen überreifen und vertrockneten Brombeeren noch etwas zu machen. Ich dachte Tinte geht immer und vielleicht klappt auch noch ein hübsches brombeerfarbenes Pigment. Die Tinte entwickelte sich nach dem Trocknen zu einem blasslilagrauem Farbton und das Pigment erinnerte mich an die Versuche mit Efeubeeren. Ist halt so. Wieder etwas dazu gelernt.

Ansonsten
- telefoniert, E-Mails und Briefe geschrieben und eine Reihe an Behördengeschichten erledigt bekommen
- Gespräch mit der Trauerbegleitung
- Absprachen mit dem Beerdigungsinstitut
- gar nicht so einfach ein Lokal in der Ferienzeit zu finden, das nach 14:00 Uhr geöffnet hat und für ein Essen nach der Beisetzung geeignet ist
- geräumt, sortiert, verpackt, weggeworfen
- spontane Enkelinnenzeit, weil mir danach war – eineinhalb Stunden Hinfahrt, eine Tasse Kaffee und Spielzeit mit der jüngsten Lieblingsmenschin, eine Stunde Rückfahrt – wunderbar
- mit dem Kater zur Kontrolle in die Tierklinik – er hatte sich in den Furchtbarwochen eine Blasenentzündung eingehandelt. Er ist nun wieder fit, zum Glück!
- müde …
Ohrwurm der Woche
Ich mag das Original von Simon & Garfunkel sehr – Link – aber auch das Cover von Disturbed, dessen Version zu meiner aktuellen Stimmung besser passt …
Danke für die Anteilnahme, hier im Blog, vor der Tür, auf dem Gartengelände, völlig unerwartet und per Post!
Nun steht die Beisetzung bevor und die Familienmitglieder trudeln nach und nach ein.
Macht’s gut, bleibt gesund und bis die Tage

Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.