oder …
Kein blaues Wunder
Ich gebe es zu, insgeheim hatte ich mir mehr von den Efeubeeren erhofft! Das wunderschöne Blauviolett der noch feuchten, ausgefällten Pigmente aus dem Warmauszug hatten vielleicht zu viel Erwartungen in mir geweckt – siehe Wochenrückblick #9 (Link).
Die Filterpapiere und -stoffe behielten zumindest einen Hauch von Blaugrau, was mich bestärkte an der Pigmentherstellung dran zu bleiben.
In einer Anleitung las ich, dass das ausgefällte Pigment vor dem Trocknen gewaschen werden müsste, bevor es endgültig im Filter getrocknet wird. Ein Versuch war es wert und vielleicht würde dadurch etwas Grau verschwinden und mehr Blauviolett leuchten.
Nun denn, das war wohl nichts.
Zu feinem Pulver getrieben war ein Hauch an Violett zu erahnen und auch beim Anrühren mit Malmittel, bevor ich die Mischung in Behälter abgefüllt trocknen ließ.
Zumindest habe ich jetzt ein Aquarellfarbtöpfchen mit echtem Efeubeerengrau aus eigener Herstellung.
Mit den restlichen Efeubeeren entschied ich mich einen Färbeversuch auf Wolle auszuprobieren, die ich vorher mit Alaun-Kaltbeize vorbereitet hatte.
Ich versprach mir nichts Überwältigendes von dieser Färbung, denn ich hatte vorab beim Färbepflanzen-Guru Eberhard Prinz nachgeschlagen. Er schreibt, dass unreife Efeubeeren ein blasses Graurosa auf Wolle ergeben, reife Beeren ein mattes Rehbraun. Meine Beeren waren teils reif, teils unreif, meine Erwartungen entsprechend gedämpft.
Ein ähnliches Ergebnis hatte ich tags zuvor schon im Kleinen gehabt.
Mag das Ergebnis nichts besonderes sein, es war auf jeden Fall zu schade für die Tonne.
Nicht klar im zweiten Bild erkennbar, die Wolle erhielt einen hellen Grauton mit einem Hauch an Grün.
Werkstatteinblicke
- noch eine Farbe probierte ich – mehr dazu demnächst – die mehr erwarten ließ, als dann heraus kam
- mit den gewaschenen und getrockneten Wurzeln vom Krapp wird es später bestimmt besser mit Farbe klappen
Ansonsten … Gartenzeit
- die bestellte Erde wurde geliefert – Danke an K. und M., zwei Gartennachbarn, die mir die Säcke an Ort und Stelle brachten
- Pflöcke geschnitten und angespitzt
- Einkorn ausgesät
Höhepunkte der Woche
- es waren vor allem die kleinen Momente, wie der erste Zitronenfalter, der im Garten flatterte
- die länger werdenden Tage, die mehr Licht bringen
- das erste Online-Treffen mit gleichgesinnten Pflanzenfarben-Enthusiastinnen
Ohrwurm der Woche
Macht’s gut, bleibt gesund und bis die Tage
Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.
Kommentare
Ui, das ist ein grosses Bündel von Haselwürmchen. Eine Laune der Natur. Die Farbe Efeubeerengrau solltest du patentieren lassen. Liebe Grüsse aus dem Garten von Regula
So viele gebündelte Haselwürstchen sah ich noch nie. Schade nur, dass das Bild nicht scharf genug ist.
Liebe Grüße
Karin
Große Mühen für die Ergebnisse, aber wenn man es nicht testet… Sind die Farben eigentlich lichtecht? Und wie ist das beim Waschen (kalt) bei der Wolle?
Das Wetter war sicher auch bei Dir Gartenwetter und ja, alleine die Sonne tut gut!
Die geballten Lämmerschwänze/Hasel sind aber auch besonders
Liebe Grüße und schönes Wochenende
Nina
Pflanzenfarben zu entdecken und auszuprobieren bleibt eine meiner Passionen, auch wenn einiger Aufwand dahinter steckt.
Wolle wird tatsächlich sehr heiß gefärbt! Der Trick ist das langsame Erwärmen und auf jeden Fall abrupte Temperaturwechsel vermeiden. Verschmutzte Rohwolle wasche ich im Garten mit kaltem Wasser ohne Seife, damit das Schmutzwasser gleich als Dünger/Bewässerung in die Beete kann. Ich entfette die Wolle auch nicht mit Soda oder ähnlichem, machmal gebe ich etwas Orangenreiniger von Fr*osch dazu.
Ob eine Farbe/Pflanze lichtecht ist? Das zeigt die Zeit. 😊
Liebe Grüße und schönes Wochenende
Karin
Das ist ja wirklich ein Kontrastprogramm zu meiner Woche, schon so rein farblich ( ich brauchs halt expressionistisch kräftig & klar, wie es die FarbINDUSTRIE hergibt ). 🤣 Auf jeden Fall war das dann meditativer als bei mir.
Jetzt genieße ich wieder die Ruhe.
Alles Liebe!
Astrid
Ich kann mir gut vorstellen, wie dir die Ruhe in deinen vier Wänden nach diesen Trubeltagen vorkommt!
Meditativ war meine Woche keinesfalls, im Gegenteil. Die nächste wird das nicht minder. Das Experimentieren mit Pflanzenfarben gehört zu meinen kleinen Fluchten, wenn die Zeit nicht reicht in den Garten zu kommen. Die Farbe kam zum Wochenschluss und da kleckerte ich nicht nur, sondern klotzte, mit narzissengelb, als ich mich um die Dekoration einer Veranstaltung kümmerte. Es reicht mit monochrom. 😀
Mit vielen lieben Grüßen
Karin
Wirklich spannend! Ich hätte eine sattere Farbe vermutet. Du lässt dich aber auch nicht beirren und machst immer weiter. Um das grün-graue Knäulchen wäre es mir auch schade. Irgendwas kann man damit schon anstellen. Die Frage nach Lichtecht und Wasserfest ist aber nicht unwichtig. Muss man Pflanzenfarben fixieren?
Lieben Gruß
Andrea
Pflanzenfarben haben etwas unberechenbares, als Tinte, als Pigment und als Farbbad für textiles Material.
Auf Wolle waschen sich meine Färbungen in der Regel nicht aus. Das Material wird vorbehandelt, bevor es gefärbt wird. Lichtecht sind nicht alle. Bevor ich gefärbte Garne verwende teste ich sie und hänge Proben in die Sonne. Tatsächlich habe ich in meinem Fundus Wolle, die ich vor mehr als 40 Jahren färbte und sie leuchten wie am ersten Tag.
Das efeubeerenfarbene Garn wird sicher eine Verwendung finden. 😊
Viele liebe Grüße
Karin
Für mich liest sich dein Beitrag über das Färben wie ein Buch mit sieben Siegeln. Selber habe ich noch nie etwas selber gefärbt. Aber es scheint ein interessantes Hobby zu sein.
L G Pia
😊
Es ist etwas mehr als ein Hobby, eher eine Passion. Mich faszinieren einfach die Möglichkeiten, die die Pflanzenwelt bietet, neben Leckerem auf dem Teller.
Viele Grüße
Karin
ich hatte noch keine beeren gepflückt und werde es dann wohl auch lassen, obwohl ich den sanften grauton gar nicht so schlecht finde. aber mir wäre auch mehr nach rosé und das bekommt man wohl doch besser mit avocado hin.
trotzdem toll, dass du weiter experimentierst und so viel freude daran hast.
die haselkätzchen sind ja besonders, so einen büschel hab ich noch nie gesehen. gut, dass die blüte jetzt bald vorbei ist, denn ich habe dieses jahr das erste mal in dieser zeit auch rote augen und nieseritis bekommen und vermute, dass die hübschen lämmerschwänzchen daran schuld sind.
liebe grüße von mano
Nächstes Jahr probiere ich es vielleicht noch einmal gezielt mit unreifen Efeubeeren Wolle zu färben – ein Erinnerungszettel hängt schon einmal im Kalender.
Bei Avocado klaffen bei mir bei der Farbherstellung Wunsch und Wirklichkeit auch ziemlich auseinander. Trotzdem sammle ich Kerne und Schalen weiter.
So viele Haselmänner auf einen Haufen sah ich auch noch nie! Zu einem Besuch vor Ort für ein schärferes Bild schaffe ich leider nicht. Veränderungen stehen bevor.
Viele liebe Grüße
Karin