oder …

Die Steigerung von Aufräumen ist Entrümpeln und was die Woche sonst so brachte

Der erste Weg an diesem Samstagmorgen führte mich nicht an den Rechner. Es musste noch ein Brief auf den Weg gebracht werden und unterwegs bekam ich Lust auf frische Brötchen. Dabei entdeckte ich den Nussbaum direkt hinter dem Briefkasten.

Der Duft von frischem Brot und Brötchen war so verlockend, dass ich viel zu viel einkaufte.

Das fand wohl auch das Eichhörnchen. Es näherte sich schon sehr zutraulich, bevor es seinen Weg doch lieber hinter dem Zaun weiter hüpfte.

Die Schulwoche

Sichten, sortieren, umschichten, sauber machen, neu sortieren, beschriften, wegwerfen.

Montag
Schon auf dem Schulweg, ausgerüstet mit Müllsäcken statt Laptop (Dienstlaptop schon abgegeben), ohne für LehrerInnen typisches Gepäck, im Gedanken, im Sinne von was werfe ich heute weg, fiel mir eine Wichtigkeit ein und ich machte kehrt! Aus der Gewohnheit heraus war ich sofort in angespannter Eile. Hastiger Blick auf die Uhr, fünf Minuten noch. Schaffe ich es noch pünktlich zu sein? Ich hielt inne, schüttelte über mich selbst den Kopf. Ja, ich hätte, laut Stundenplan ab 7:45 Uhr die 9er. Die sind jedoch mit ihren Prüfungen fertig und bereiten nur noch ihre Abschlussfeier vor. Es bestand also kein Grund für mich für unentspanntes Hetzen. Zwei Gänge runtergeschaltet erledigte ich zuhause das nötige Telefonat und machte mich erneut auf den Schulweg. Die Welt ging nicht unter, dass ich an diesem Tag fünfzehn Minuten zu spät war. Mein Abschiedscountdown hing schon seit vergangenem Freitag.

An meinem Platz im Lehrerzimmer angekommen holte ich als erstes die Rolle Müllbeutel aus meinem Korb. Der Kollege am anderen Ende meiner Tischreihe drückte es präzise aus: „Oh, Frau Be macht jetzt Ernst!“ Wenn er meine Regale im Kunstraum gesehen hätte wüsste er, wie weit der Ernst der Lage schon gediehen ist!
Im Laufe des Vormittags standen im Lehrerzimmer nur noch wenige Teile auf meinem Tischplatz. Das angegliederte Mobiliar war leer geräumt und weggestellt. Ein Möbelstück hat sich inzwischen schon jemand mitgenommen.

Ansonsten vernichtete ich an diesem Tag Akten, darunter Listen, Entschuldigungen, Elternbriefe, kopierte Prüfungsprotokolle, und stand, gefühlt, ewig am Schredder.

Dienstag
Meine Schränke in den Technikräumen dünnte ich im Laufe des Schuljahres kontinuierlich aus. Alles Material für Klassenstufen, die ich nicht im Deputat hatte, wie das für abgeschlossene Themen und Werkstücke, flog raus. Dazu löste ich Vorbereitungskisten auf, sortierte Arbeitsblätter und Ordner aus. Trotzdem füllte sich der frei gewordene Platz immer wieder. Und was sich alles in den tiefsten Tiefen fand!
Irgendwann wurde das Leeren zäh. Dinge mit Erinnerungswert erschweren das Vorankommen und ich will wirklich keinen neuen Karton für den Keller füllen. Der würde dann dort wie Blei lagern, unberührt, auf immer und ewig.
Von dieser, in meiner Ausbildungszeit, selbst gebauten Holzbox, mit Bauelementen und Demonstrationsmaterial für Elektrotechnik trennte ich mich, nach kurzem Blickkontakt mit einem Fachkollegen. Ein paar Fotos noch zur Erinnerung und dann ab in diverse Eimer.
Nie wieder Energie, Maschinenbau und Elektrotechnik unterrichten zu müssen – welch eine Befreiung!

Ganz anders erging es meinen in der Ausbildung hergestellten Werkzeugen. Für diese Box wird sich im Regal ein Platz finden. Material zu verarbeiten, ja das war und ist mein Ding! Daraus nutzbare Gegenstände herstellen, Techniken erlernen und auszuprobieren, die im Alltag hilfreich sind, oder einfach Freude machen.
Leider ist im Fach Technik inzwischen viel zu wenig Zeit zur Verfügung damit tatsächlich schöne Dinge produziert werden können. Der Bildungsplan ist mir in den vergangenen Jahren viel zu verkopft geworden, aber zu diesem Thema lasse ich mich noch ein anderes Mal aus.

die geöffnete Box aus Ahorn, die auf dem Titelbild geschlossen zu sehen ist


Ich lief weit mehr als 20.000 Schritte zwischen den Räumen und den Müllcontainern, mit krankem Fuß und angeknackster Zehe. Too much!
Nach einer Pause und einem Liter Wasser intus – es war der heißeste Tag der Woche – traf ich einen Beschluss. Ich sortiere und baue Haufen, die ich dann von SchülerInnen auf die nötigen Wege bringen lasse.

Mittwoch
Meine erste Technik-Gruppe der Woche traf es auch als erste: Großputz in den Technikräumen vor den Sommerferien!
Tolle Jungs!
Trotz der Hitze räumten sie Werkzeugschränke leer, sortierten Werkzeugblöcke, putzten die Fächer, um hinterher alles wieder einzuräumen. Dazu übernahmen sie für mich etliche Wege zu den Müllcontainern – Häufchen vom Vortag abbauen. Die Spielestunde im Anschluss hatten sie sich redlich verdient!
Mein Schrank im Metallraum ist zur Übergabe bereit! Yeah!

Donnerstag
Keine gute Nacht, Gedankenkarussell, Schmerzen. So langsam sollte die Zehe heilen, aber bei den Wegen, die gerade zu gehen sind, ist es schwierig.
Dann war er da, der Moment mit der Erkenntnis: mein letzter Arbeitsdonnerstag! Mir tat kurz nichts mehr weh!
Das letzte Mal bei meinen schwierigen Jungs machte jedoch feuchte Augen.
Richtig feucht wurden sie, als ich mich von den 10ern verabschiedete. Es war mein Wunsch sie alle zusammen noch einmal zu sehen und die Klassenlehrerin hatte es möglich gemacht. Während ich diese Zeilen schreibe steht mir wieder das Wasser in den Augen. Was für eine tolle Klasse mit wunderbaren jungen Menschen, die sich ihren mittleren Bildungsabschluss wirklich hart erarbeiten mussten. Trotzdem gab es in ihr einen Zusammenhalt, Unterstützung und Engagement untereinander, der einzigartig war.
Der Abschiedsbrief der Klasse neben mir, Gänsehautworte inside!

Freitag
Der letzte Arbeitsfreitag!
Aufräumen steckt an! Meine Wege führen inzwischen zwar meist zu den Containern im Müllbereich, doch die mache ich inzwischen nicht mehr alleine. Auf einem dieser Wege zurück in das Fachraumgebäude blieb ich verblüfft stehen. Statt die Kiste mit den unverkauften Vögeln aus dem letzten Weihnachtsmarkt im Container zu versenken, hatten sie die Kinder in den Boden gesteckt, wo einmal zwei der drei Schulkastanien standen. Lange werden sie dort nicht stehen bleiben, denn in den nächsten Tagen beginnt der Teilabriss dieses Fachgebäudes. Doch bis dahin sind sie tröstlich!

Viele letzte Male kamen in die Last-time-Liste dazu …

Die Gartenwoche

Für den Garten hatte ich wenig Zeit und es war so heiß und trocken. Gießen machte nur in den frühen Morgenstunden, mir momentan zu früh, oder spätabends Sinn. Der Boden nahm das Gießwasser an den offenen Flächen schlecht an, zudem begünstigte die leichte Hanglage das Abfließen des Wassers. Also kratzte ich mir Ministauflächen zusammen. Die Tomaten am höher gelegenen Beetteil dankten es.

Noch einmal, aus einer etwas anderen Perspektive, ist rechts der Brokkoli zu sehen, den ich später auf dem Teller hatte.

Wenn ich dieses Grünzeug nicht schon mögen würde, jetzt würde ich es auf jeden Fall!

Dann kam der Regen, am Mittwoch.
Spätnachmittags war ich noch Gießen, trotz der aufziehenden dunklen Wolken und dem kurzen Regenintermezzo am früheren Nachmittag. Diese erste Wassermenge war wirklich nicht der Rede wert gewesen! Aber dann, … ! Gegen halb Acht wurde es schlagartig dunkel und am Himmel gingen die Schleusen auf. Es schüttete, durch Wind dann noch in alle Richtungen. Im Schritttempo fuhr ich vom Garten heim und wurde, als ich die Autotüre zuhause öffnete, wie mit einem Eimer Wasser, überschüttet.
Die Natur braucht den Regen, meine Autositze jedoch nicht, zumindest nicht in der Menge!
Es regnete weiter in der Nacht und ich freute mich auf gefüllte Wasserauffangbehälter.
Tja, zu früh gefreut!
Das große Wasserbecken war leer, obwohl in allen Behältern im Garten das Wasser bis zum Rand stand!
Die Regenrinne und die Rohre geprüft. Alles in Ordnung. Aber wieso war das Becken nur feucht und nicht gefüllt?
Heute werde ich sehen, ob sich meine Vermutung bestätigt. Ich ließ in den heißen Tagen das leere Becken durchtrocknen, damit ich die Risse im Beton abdichten kann. Dabei hatte ich nicht auf dem Schirm, dass der Pfropfen aus Holz auch durchtrocknet und schwindet.
Nun habe ich gestern, bevor der nächste Regen kam, diesen gewässert, mit einem feuchten Tuch abgedeckt und eine Schüssel darübergestülpt. Ein paar große Steine schichtete ich noch darüber, damit sie bleibt, wo sie sein soll. Jetzt werde ich ja sehen, ob es daran lag.

Vielleicht begrüßt mich an meinem Garteneingang wieder eine der Tauben von den benachbarten Vogelfreunden.

Während deren KollegInnen ihre Runden drehten blieb sie tatsächlich sitzen.

Sie ließ sich nicht stören, erlaubte mir einen Objetivwechsel an der Kamera und ein vorsichtiges Nähern.

Gelesen. Gesehen. Angehört.

So dunkel die Nacht: Die weltbesten Orte zum Sternegucken – ein Artikel im National Geographic, vom 15.11.2019

Sonst las ich nichts. Keine Zeit für Zeitung. Ansonsten schließe ich mich den Worten von Astrid Lindgren an, die Andrea, die Zitronenfalterin, in ihrem Wochenblogpost zitiert.

Ohrwurm der Woche.

Vor acht Jahren bauten meine Kollegin und ich am Programm für die Verabschiedung eines Kollegen. Für dieses Stück sollte es eine Bilderschau, wie für Bänkelgesang, geben und dazu gestaltete ich Tafeln mit auf ihn passenden Fotos. Wir mussten sie damals, auf seinen Wunsch, zwei Mal vorführen. Danach nahm er mir das Tafelbündel ab, inklusive der Musik-CD. Die Bilddateien fand ich sogar sofort auf meinem Rechner.

Ein schönes Wochenende, macht’s gut und bis die Tage!


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.

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Kommentare

Langweilig war es nicht und ein solches Aufräumen steigert in mir inzwischen die Vorfreude. Es ist auch Ballast abwerfen!
Liebe Grüße,
Karin

Meine Güte, ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. So ereignisreiche. Deine Komplimente seitens Schule hast Du Dir verdient. Den Brokkoli ebenso. Die wunderhübsche Taube auch!
Das Ahornkästchen hast Du gebaut? Und den Inhalt gefertigt?! Ich wünschte, ich könnte so was auch bzw hätte die Werkzeuge um mehr wirklich „zu Werken“ Gestern hat mir meine Mutter erst eine von ihr gehämmert (alte) Haarspange geschenkt (dabei hatte sie Geburtstag) so schön! Und einfach (nicht in der Herstellung)
Das mit dem Wasserbehälter ist ja schade… Hier würde alles rausgestellt, was ich hatte für Regenwasser. Bis der nächste kommen soll, ist es lange hin. An manchen Pflanzen habe ich umgestülpte Wasserflaschen, die aufgeschnitten sind, das hilft etwas beim gezielten Bewässern (guter Artikel über falsches Bewässern in Europa gelesen, glaube Spektrum) aber hatte auch noch genug solcher harten Stellen.
Ich wünsche ein erholsames Wochenende, schöne Garten Stunden und liebe Grüße
Nina
Ps
Guten Start in die letzte Woche

Ja, die Werkzeuge, wie die Box mit Deckel, habe ich im Studium gefertigt. Sie sind aus Rundstahl geschmiedet und die Griffe, ob aus Kunstharz gegossen oder aus Holz, gedrechselt. Lang ist das her! Schmieden und drechseln hatte mich und die SchülerInnen begeistert, sind als Techniken jedoch schon vor Jahrzehnten aus dem Bildungsplan gestrichen worden.
Für Wässern und Bewässern probiere ich verschiedenes aus. Ganz gut klappt das mit Blumentöpfen aus Ton – Loch zugeklebt, eingraben, Wasser rein und mit einem Stein abgedeckt. Ollas, aus zwei Blumentöpfen zusammengefügt, haben ein größeres Fassungsvermögen, leider sind meine nicht alle dicht geworden. Ich übe noch.
Viele liebe Grüße,
Karin

Welche Lebensleistung wird da gerade „abgebaut“!…
Aber der Garten lockt, so mein Eindruck.
Einen schönen Abschied wünsch ich dir! Zu mehr werde ich in dieser Woche nicht kommen, musste den Lebensmenschen in die Klinik bringen, Ende offen…
Sei aber herzlich gedrückt!
Astrid

ich finde es großartig, wie gut du es schaffst, dich von deinen schulsachen zu trennen. ich glaube, ich habe immer noch arbeitsmaterialien meiner letzten beruflichen projekte… ich werde sie jetzt aussortieren, danke fürs zeigen, wie es geht!!
hier hat es gestern abend endlich mal ordentlich geregnet, die luft hat sich etwas abgekühlt und ein wenig wurden die regenwasservorräte aufgefüllt. allerdings lange nicht genug.
ich wünsche dir einen richtig guten start – jetzt in den richtigen „ruhestand“!
liebe grüße
mano

Gestern wuchtete ich in die lecke Zisterne noch eine Regentonne, damit ich endlich etwas Wasser von oben auffangen konnte. Es kamen, geschätzt, fünf Tropfen.
Wie im Text schon beschrieben wird das Aufräumen in seiner letzten Phase zäh. Heute nehme ich deshalb einen großen Müllsack mit. Ich will das Zeug nicht mehr sehen. Aus die Maus!
Liebe Grüße,
Karin

da hast du wirklich viel geschafft ..
wenn man mal so dran ist macht man oft mehr als einem gut tut..
die Idee mit den Vögeln finde ich klasse
vielleicht hat auch der Eine oder Andere einen mit heim genommen
liebe Grüße
Rosi

Noch sind alle Vögel da. Ein kleiner Junge, der erst auf den Spielgerüsten unserer Schule herumgeklettert war, sammelte alle wieder ein und ordnete sie neu an. 😀
Viele Grüße,
Karin

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