oder …

Krank oder pflegebedürftig in der Pandemie – megascheiße

2022 wird nicht mein Jahr der Jahre werden. Das deuteten schon Ende des vergangenen Jahres etliche Zeichen bei meinen Lieblingsmenschen an.
Der Januar hatte es in sich! Zwei Krankenhausaufenthalte der Lieblingsmenschin, beim ersten kam sie mit einer Endzeitdiagnose heraus und nun ist sie wieder im Krankenhaus, mit anderer Geschichte, die jedoch die erste Diagnose noch befeuert.

2022 wird nicht mein Jahr der Jahre werden!

Der Montag machte beim schlimmer geht immer weiter. Mein Handy meldete sich im Unterricht und selbst die SchülerInnen erstarrten. Sie wissen, dass mein Handy während der Schulzeit nur beim Schul-Notruf und der Nummer meiner Eltern tönt.
Mein Lieblingsmensch meldete Katastrophe bei der Lieblingsmenschin.
Klasse, wie meine 9er reagierten: „Gehen Sie, Frau Be, wir machen einfach weiter!“ – die Schulleitung war informiert, dass ich alles stehen und liegen lassen konnte. Als mein Chef nach den kids schaute, traf er auf total selbstständiges, ruhiges Arbeiten, was er nicht erwartet hatte. Das war die beste Rückmeldung des Tages!

Mich erwartete dagegen im elterlichen Zuhause der am Telefon angekündigte Notstand. Arzt, Krankenwagen, nicht begleiten dürfen, … Sch**ß-Pandemie!!!

Dazu der Besucherstopp in den Krankenhäusern!
Ein Orden an all die Telefondienste an den Pforten der Krankenhäuser!
Ein Orden an alle Pflegenden, die zusätzlich noch die Angehörigenbetreuung an der Backe haben!
Meine Mutter hat zwar ein Telefon am Bett, doch sie kann es nicht bedienen, weshalb ich Zeitfenster abpasste, in denen ich Schwestern oder Pfleger im Zimmer erwarten konnte, damit jemand den Hörer abnehmen und ihr in die Hand drücken kann.

Ein Zeitsprung von Montag mit Donnerstag, wobei ich in diesem Zeitraum nicht untätig war, denn da waren noch:
a. die Schule
b. der vereinsamte, leidende, andere Lieblingsmensch!!!

Donnerstag hatte ich mein emotionales Ertragenslimit erreicht. Alles was ich in die Wege leiten konnte, um die Eltern zu unterstützen, war erledigt, doch noch kein Arzt aus dem Krankenhaus hatte sich bei mir gemeldet.
Die Mutter vermisste meinen Vater. Der Vater vermisste meine Mutter.
Die Mutter vermisste ihre Handtasche, mit Personalausweis, Immunkarte und Brille!
Wieder ein Telefonmarathon zwischen Pforte des Krankenhauses und vom Hören-Sagen nachvollziehbar möglicher durchlaufenen Abteilungen.
In meiner Mittagspause fuhr ich ins Krankenhaus, legte meine Generalvollmacht an der Pforte hin, mit der Bitte um Weiterleitung, einen Arzt zu sprechen, einen Seelsorger zur Mutter zu schicken, ach, und überhaupt. Bei mir war Ende Gelände! Mir tat trotzdem die junge Frau an der Pforte leid, die meinen Erguss ertragen musste, aber sie war nun einmal das einzige Gegenüber zum Ansprechen, das sich weder ver- oder wegdrücken, noch mit Stecker ziehen verflüchtigen konnte.

Zehn Minuten später, auf dem Rückweg zur Schule bekam ich einen Rückruf, mein Arztgespräch, das in der Quintessenz zwar traurig war, aber mir nicht nur die Tür zum Besuch der Mutter öffnete. Nicht nur die verlorene Handtasche tauchte auf – wer hat sie gefunden? – vor allem habe ich nach der Unterzeichnung der notwendigen Papiere wieder den Überblick!
Das große Glück meiner beiden Lieblingsmenschen kam zum Wochenende, als ich den Vater zur Mutter brachte.

Ich wünsche niemanden in meiner Situation zu sein, doch ich weiß wieder, was hilft und wer hilft. Der über Jahre gelebte Alltag in Doppelschicht, zwischen Krankenhaus, Beruf und Zuhause, der sich nach der Geburt der Tochter eingespielt hatte, mag zwar mehr als dreißig Jahre her sein, doch die Strukturen funktionierten auf Anhieb wieder.
Es ist anders, damals ging es um ein kleines Wesen, bei dem die Chance bestand ein Leben zu ermöglichen. Nun geht es um die Lieblingsmenschin, die maßgeblich Anteil an dem damals geführten Kampf und Erfolg bei meiner Großen hatte und nun selber keine Chancen hat.

Ich schaffe das, wenn dieses Scheißdrecksvirus einen großen Bogen um mich herum macht. Für meine Lieblingsmenschen mag es zu spät sein, doch ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass doch endlich Vernunft in etlichen Hirnen eingekehren wird, mit der Erkenntnis, nur ein sinngerichtetes Gemeinsam ist zielführend.

Ohrwurm der Woche.

Macht’s gut, bleibt gesund und bis die Tage,


Verlinkt bei Andrea Karminrot und ihrem Samstagsplausch .

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Kommentare

ich würde dich trotz pandemie jetzt gerne in den arm nehmen und feste drücken. so viel schmerz in dieser zeit sollte keine ertragen müssen. mir bleibt nur dir kraft zu wünschen und hoffnung, dass alles noch gut ausgeht. vielleicht kannst du dich krankschreiben lassen, um dich nicht mehr der ansteckungsgefahr der schule ausgesetzt zu sein!?
liebe grüße, ich denke an dich!
mano

Ach herrjeh, ich kann das so gut nachvollziehen. Habe Ähnliches erlebt, allerdings kann man hier zum Besuchen ins Krankenhaus. Mein Mann ist wieder zuhause, aber Vorsicht ist geboten wegen langer schwerer Vorerkrankung. Wenn doch endlich die Vernunft greifen würde.Ich werde inzwischen so aggressiv, wenn diese Leugner auftauchen. Solche Situationen habe ich bei Schülern auch erlebt. Das finde ich so großartig. Ich drücke dir die Daumen für Erleichterung und vor allem gute Besserung für deine Lieblingsmenschen.
LG
Magdalena

Auf die Kinder ist Verlass, die haben nämlich ein Gespür dafür, wenn es ernst ist! Immerhin das! Alles Übrige: Ich mag es mir nicht vorstellen. Ich fand es ( in meinem letzten halben Jahr in der Schule ) schon ohne Pandemiebedingungen kaum leistbar.
Na ja, und die Aussichten bauen auch nicht unbedingt auf. Ich kann nur immer wieder Gedanken in Richtung Süden schicken.
Und: Pass auf dich auf! Und wenns wirklich nicht mehr geht: Manos Vorschlag beherzigen. Es war damals auch mein einziger Ausweg, da ich mich in DIESER Schule auch nicht wirklich aufgehoben & unterstützt fühlen durfte.
Drücker!
Astrid

Deine Schüler sind der Hammer
Das andere ist auch ein Hammer, aber anderer Art. Wie schwierig das alles ist, kann ich nicht mal erahnen, Deine Situation ist in der Pandemie so ganz anders.
Dir Kraft zu wünschen hat so was heuchlerisches und doch schick ich Dir wenigstens und trotzdem digitale zu.
Ganz herzliche Grüsse
Nina

Auch das noch. Ausgerechnet in diesen Zeiten. Dabei ist es so doch schon schlimm genug.
Hoffentlich hat man in der Schule Verständnis, wenn du dir da Freiraum verschaffst.
Deine Klasse hat sich hervorragend verhalten!
Liebe Gedanken an dich und deine Lieblingsmenschen!
Liebe Grüße
Andrea

ach das tut mir so Leid..
ja.. Kraft wünschen ist schön und gut
aber es hilft auch nicht weiter..
aber ich hoffe dass dich die vielen guten Wünsche und Gedanken doch begleiten
mein Vater musste auch im Dezember noch 2 x ins KH.. zum Glück war es immer nur eine kurze Zeit und ich konnte ihn besuchen
im Frühjahr sah das anders aus.. da ging es auch nur über das Telefon
und alte Menschen sind da oft überfordert
ich bin froh dass er sich jetzt im Heim gut eingelebt hat

ich wünsche deiner Mutter dass sie gut versorgt wird ..
dass sie es leicht hat und nicht leiden muss wenn die Kraft nicht mehr reicht
und deinem Vater dass er es durchstehen kann
und dir dass du es verkraftest

alles Gute

Rosi

Liebe Karin,
da fühle ich mich schon wieder sehr betroffen – und mir fehlen wieder mal die Worte… Es tut mir soo leid!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft!!!
Fühl dich von mir gedrückt und sei von Herzen gegrüßt
Ingrid

Ach du Scheiße. Ich kenne diese Zeit der Gewissheit, dass nichts mehr gut wird. Es klingt so wahnsinnig blöd, aber ich wünsche dir, dass du diese Stressmomente jetzt auch zwischendurch ein kleinwenig „genießen“ kannst. Es scheint, sie dauern nicht mehr lange.

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