oder …

Geschichten und Gedanken zwischen Schulalltag und was esse ich heute

Geht’s noch, mit Schule vom Esstisch aus? – Es geht!
Die Augen passen sich, gefühlt, der Form des Monitors an, so wie sie abends schmerzen. Durch die vielen Regentropfen, die im Wochenverlauf ans Fenster klopften, war der Entspannungsblick zum Katzenkino oftmals verschwommen bis verkleckert.

An einigen Tagen machte eine zusätzliche Geräuschkulisse es nicht einmal möglich dem Radio zu folgen und ich musste auf Kopfhörer zurückgreifen, um meine SchülerInnen am Rechner verstehen zu können – Baumarbeiten, vor dem Haus und hinter ihm. Verstümmelte Bäume und eine Rasenfläche, die Weinen lässt, als Ergebnis. Und das war das einzig Spannende in dieser so dahingedümpelten Woche.

Wie in der Eingangszeile schon herauszulesen, ich arbeite nicht mehr von meinem gewohnten Computerarbeitsplatz aus. Dort ist einfach zu wenig Platz für alle Materialien plus Schlepptop und schon gar nicht, wenn die Dokumentenkamera dazu kommt. Die Entscheidung mir einen anderen Platz für den Schultag daheim zu suchen, sowie ein altes Gerät als Dienstrechner zu benutzen, war gut und fühlt sich besser an um Privat von Arbeit zu trennen. Es war mit etwas Aufwand, Programm- und Datenschieberei verbunden, damit die jeweiligen Ablenkungsmöglichkeiten minimiert wurden. Es lohnte sich dennoch. Wenn der Deckel zugeklappt ist, ist auch Feierabend.

Als ich das Gerät fertig eingerichtet hatte, kamen in der Schule, die für Dezember angekündigten, Dienst-Laptops an. Tolles Timing.

Die Woche, chronologisch

Montag. Homeschooling vom Aufstehen bis zum gefühltem Niedergang. Zwischendurch öffnete ich eine Konservendose und hörte Plopps aus zwei Richtungen, um zwei Grau-Bären um mich zu spüren.
Chewie hat es eigentlich überhaupt nicht mit Dosenfutter, außer es ist Thunfrisch drin, den er überhaupt NICHT verträgt. Und der Kurze frisst gerade nur, wenn er das Schmerzmittel intus hat. Trotzdem, beide standen nach Knick-Plopp angelockt da, mit gespanntem Blick. Nix, da. Ist meine!
Nein, es gab kein Fertiggericht. Zum Aufpeppen von einem Eintopf, frisch gekocht am Sonntag, war mir nach ein paar Böhnchen.

Dienstag. Ja gibt’s denn so was. Sonne am späten Nachmittag! SWR3 hatte morgens noch gemeldet, dass es im Januar zu wenige Sonnenstunden gegeben hatte. In Gießen waren es sogar nur zehn (Link); da will ich mit 30 in meiner Region gemessenen mal nicht meckern. Also stimmte meine Empfindung von Dauergrau, statistisch belegt.

Der Rest vom aufgepeppten Eintopf vom Vortag und des Vortags schaute mich an. Wir waren gegenseitig gelangweilt. Wie schaffe ich es diesen Rest kulinarisch so zu verarbeiten, dass nicht wieder ein Rest entsteht, vor allem wenn mir der Sinn nach Pizza steht? Ich ließ schon einmal die letzte Hefevermehrung aus dem Frühjahrslockdown auftauen. Damals hatte ich nur noch vier Gramm Hefe übrig gehabt und mich an eine weitere Technik der Vermehrung gewagt. Richtig erfolgreich war nur eine Testreihe davor gewesen. Von dieser bin ich noch nicht völlig überzeugt.

Den Hausaufgaben einiger SchülerInnen hinterhergeforscht. Zäh! Manche haben es noch immer nicht gelernt ihre Aufgaben an richtiger Stelle abzugeben. Aber ich übe ja auch noch mit manchen technischen Kleinigkeiten: „Frau Be, können Sie die XY in die Besprechung zufügen? Sie findet ihre Einladung nicht?“ – „Wie? Einladung? Ich habe keine geschickt! Sie muss in den Kalender gehen oder einfach auf teilnehmen klicken!“ … Jetzt weiß ich auch, wie ich SchülerInnen „einfach“, während der Besprechung, hinzufüge. – Haare rauf!

Mittwoch. Der Einblick in die jeweiligen Zuhause der SchülerInnen ist nicht uninteressant, meiner ist es ja auch für sie :D, vor allem wenn ein Kater über die Tastatur läuft! -„Oh, wie süß!“
Das Küchenabenteuer. Tut sich etwas in der Schüssel mit Vorteig?
Da tat sich nichts. Kein Blubb. Nicht einmal ein Bläschen! Trotzdem reicherte ich die Vorteigsuppe mit Mehl, etwas Zucker und warmen Wasser noch einmal an.

Donnerstag. Oh! Ja. Ja. Ja! Drei Bläschen auf dem … der Mehlsuppe. Hoffnung!

Weniger Hoffnung macht mir der Briefträger. Wieder stopfte er alles, was an mich adressiert war, ohne Rücksicht auf Verluste, durch den Briefschlitz! Dabei hatte ich so aufgepasst, um ihn abfangen zu können!

Etwas Hoffnung machen die Vorbereitungen zu den Projektarbeiten der AbschlussschülerInnen. Auch wenn wir nicht wissen, wie und wann es zu einer Öffnung der Schulen kommen wird, der Prüfungszeitraum nähert sich. Licht am Horizont zeigen die Zahlen vom Inzidenzwert im Kreis – endlich unter 50!

Richtig Hoffnung machte mir nach getaner Arbeit der sich entwickelnde Teig in der Schüssel.

Die Kater waren ebenso der Meinung, dass es Schluss mit Tastaturgeklapper ist.

Pizza soll es endlich geben, mit richtig leckerem Dinkelteigboden. Was für eine Anlaufzeit dieses Küchenabenteuer schon hatte!

Aber ab jetzt ging es flott! Zu flott. Denn das Ergebnis war schon fertig gebacken, als mir auffiel, ich hatte Oregano und Oliven vergessen! Trotzdem lecker!

Freitag. Zeugnisausgabe und Ausgabe der Halbjahresinformationen. Kein Homeschooling. Zeit für die Vorbereitung vom Programm der nächsten Woche und Korrekturen. Wochenende!

Ich habe ein Buch gekauft. Kein Sachbuch. Kein Kochbuch. Einen Roman. Belletristik. Nicht beim Online-Riesen, aber schon online, mit Lieferung bzw. Botendienst, bei der hiesigen Buchhandlung. Es ist die Buchhandlung bei der ich mir, seit ich Buchstaben zu Wörtern und Sätzen zusammenfügen kann, bevorzugt Lesefutter besorgte.

Als Kind und Jugendliche inhalierte ich Bücher, saugte den Lesestoff der örtlichen Bibliothek ein, dass diese echte Lieferschwierigkeiten für meinereine bekam und sie mich irgendwann an die Bücherei im Nachbarort verwiesen, statt von dort weiter Nachschub an Lesefutter für mich anzufordern.
Später gab es keine Reise, nicht einmal Kurzreise, ohne Literatur on Tour. Dafür fand ich im kleinsten Gepäck Platz und ließ lieber ein Paar Schuhe zuhause.
In jedem Auto fand ich Stauraum für Bücher, bevor im Kofferraum das Gepäck-Tetris für die Reise begann. Ideal, das Tauchgepäck vom Sohnemann! Noch nicht die Gewichtsgrenze erreicht – noch ein Buch dazu! Im Bekannten- und Freundeskreis hatte ich den ersten E-Reader.
Dann kam ein Burnout, in Begleitung von Problemen mit den Augen. Schluss mit Abtauchen in Romanwelten und DAS was mir Jahrzehnte Auszeit, Ausgleich und Entspannung gebracht hatte. Es gibt keine Worte dafür, wie sich das anfühlt, sich auf ein Buch zu freuen, wie früher, und es dann schon nach wenigen Zeilen, Absätzen ablegen zu müssen, weil die ersten Worte schon langweilen oder stressen oder die Buchstaben vor den Augen verschwimmen. Viele meiner gelesenen Wegbegleiter stehen schon viel zu lange nur noch als Dekoration in Regalen.

Ich habe mir ein Buch gekauft, weil mich ein Bericht aus meiner Bloggerwelt dazu animiert hat.

Nun liegt es da. Neben anderen. Ich bin gespannt, ob ich es tatsächlich lesen, oder, wie die daneben liegenden Bücher, abstauben werde.

Sachbücher und Zeitungen liegen bei mir klar im Vorteil!

Gelesen. Gesehen. Angehört.

Ein neu entdecktes Planetensystem stellt die natürliche Ordnung der Dinge auf den Kopf – ein Artikel aus der NZZ (Neue Zürcher Zeitung), vom 25.01.2021

Rekordflug: Lufthansa startet mit Polarforschern zu ihrer 13.700 Kilometer langen Reise – eine Pressemitteilung der Lufthansa, vom 29.01.2021

Das Netz lacht über ein abgebrochenes Stück der Kreidefelsen in Dover – ein Bericht in SWR3, vom 04.02.2021

Arlo Parks: ‚In times of chaos, I’ve always reached for music‘ – ein Bericht von BBC, vom 05.02.2021

Corona-Impfstoffe im Vergleich – ein Artikel in der FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), vom 28.01.2021

Vom Bruder empfohlen:
Migration in Großbritannien: Der große Exodus – ein Artikel aus Die Zeit, vom 05.02.2021

Gehört – noch kein Ohrwurm – aber Kaleo, Island, YEAH, ganz neu und ich mag Musik auch wenn sie laut ist (wieder einmal in einer tollen Umgebung gefilmt), am 05.02.2021 veröffentlicht

Nach Kirchlein, erloschenem Vulkan, Gletschersee nun eine Leuchtturminsel als Umgebung für ein Video!
Save Yourself!
I want more!

Ich wünsche mir gerade Flügel!

Macht’s gut und bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot, wo ich mein Päuschen mit einer Tasse Tee verbringen werde

Draußen vergilbt sich der Himmel dramatisch! Und das liegt nicht an meinen müden Augen!

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Kommentare

Jetzt hast Du mich ganz neugierig auf Dein neues Buch gemacht. 🙂
Dass Du so tapfer auf Deinen Hefe Teig gewartet hast… Und die Pizza hat sicher auch ohne Oregano und Oliven geschmeckt. Jetzt bekomme ich auch Hunger auf Pizza, hihi.
Gut, dass es Deinem Katerchen etwas besser geht, wie es scheint. Und dass Du bei der Arbeit wenigstens etwas Vogelkino hast, ich mag den Specht Besuch.
Also wenn ich da jetzt so lese… Deine Woche war gar nicht so zum dahinplätschern
Hab ein schönes Wochenende, viel Erholung und liebe Grüße
Nina

Dann habt Ihr ja auch noch was vom Saharastaub abbekommen. Sah schon spannend aus.
Ja, Homeschooling ist anstrengend. Mir reicht das schon mit zwei Grundschülern (in Vermont) mit kleinem Quengelbruder im Hintergrund. 30 Minuten Konzentration und das reicht dann. Wie gut, dass es so gute Homeschooling-Filmchen zum Anreichern im Netz gibt. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das in der „normalen“ deutschen Schule abläuft, die eigentlich ja nicht wirklich gut darauf vorbereitet war (und ist).
Deine Pizza sieht übrigens köstlich aus!
Wir haben übrigens resigniert einen extra großen Briefkasten gekauft. Aber diese Option hast du vermutlich nicht.
Liebe Grüße
Andrea

Quengelgeschister im Hintergrund lernte ich inzwischen einige kennen. Tatsächlich splitte ich meine Online-Besprechungen, denn mehr als 30 Minuten mit 12 bis 14 SchülerInnen finde ich uneffektiv. 20 bis 30 Minuten Besprechung, dann freie Arbeitszeit, um in einem weiteren Treffen die Ergebnisse zu besprechen. Damit komme ich vor allem bei den jüngeren am besten hin. Dann muss ich auch keine Aufgaben einsammeln.
Für meinen Briefträger sollte ich vielleicht immer, wenn ich umfangreiche Post erwarte, ein zusätzliches Körbchen an meinen Briefkasten hängen.
Viele liebe Grüße,
Karin

Ja, so erfährt jeder das Plätschern unterschiedlich. Distanzunterricht und dann nebenbei noch Hefe bzw. Teig produzieren: Chapeau! Letzteres könnt ich nicht, ersteres ist gerade in der Erprobungsphase mit der Enkelin in diesem komischen Fach HSU oder wie das im Süden heißt. Schaun mer mal. Musste mich aber in zwei thematische Teilbereiche einarbeiten, denn in Köln interessieren nur Römer, keine Kelten und Germanen ( aber so was lieb ich, deshalb auch: Buchbestellung ).
Einen solch schönen Computerarbeitsplatz könnte ich mir auch einrichten, aber hänge so gerne mit angezogenen Beinen in meiner Sofaecke herum. Doch die Vögelchen draußen könnte ich besser beobachten.
Ein erholsames, distanziertes Wochenende
wünscht dir
Astrid

Gar nicht so einfach die Übersicht über Fächer und Fachbezeichnungen in den einzelnen Bundesländern nicht zu verlieren. Da sollte es wirklich eine Vereinheitlichung geben.
Die Kelten faszinieren hier im Süden sehr, auch mich. Selbst in dem Städtchen in dem wohne fand man Relikte der Kelten und Nagold, mit seinen interessanteren Fundstätten, ist nicht weit.
Unterricht von der Sofaecke aus – wie schön! Ohne Sofa ist der Küchentisch die bessere Wahl bei mir! 😀
Viele liebe Grüße,
Karin

😀 Endlich! Der Kaleo-Virus (man traut sich das Wort gar nicht mehr zu nennen) ist wahrlich kein Super-Spreader, denn ich rede von der Band seit meiner Islandtour 2015. Da hat mich ein Gastgeber in den Westfjorden damit angesteckt. Hat keine Nebenwirkungen, außer für die Ohren.
Mein Lieblingsknaller:
https://www.youtube.com/watch?v=qMDq4CGckW4
Liebe Grüße,
Karin

Um diesen Ausblick bist du wirklich zu beneiden. Das Rotkehlchen ist süß! Und die Aussicht auf diesen leckeren Eintopf und eine Pizza ist auch nicht schlecht. Ich habe mittlerweile nur noch Dinkelmehl in meiner Küche.
Verständlich, dass du derzeit bei deiner Arbeit einen erweiterten Schreibplatz brauchst. Wohl der, die einen großen Esstisch hat.
Ich wünsche dir ein erholsames Wochenende und grüße ganz herzlich
Ingrid

der blick aus dem küchenfenster gefällt mir mit all den vögeln – weniger allerdings die geschundenen bäume. gemüseeintopf mit linsen habe ich heute morgen schon um sechs gekocht, hätte aber jetzt auch lust auf pizza. wie geduldig du mit deinem teig bist!! ich mache ihn eh schon nicht gerne (bin eher der koch- und nicht der backtyp) und würde schon an grämmchen scheitern, hab keine genaue waage.
wie immer bei deinen homeschooling-berichten bin ich froh, dass ich so etwas nicht machen muss und bewundere alle lehrer*innen, die es tun müssen.
ich drücke die daumen fürs buchlesen! ich brauche auch meist unendlich viel zeit, weil meine augen es auch nicht gut mitmachen, schon gar nicht kleine schrift. hier liegen auch schon seit weihnachten zwei empfohlene dicke bücher. bin aber bei dem einen auch erst 40 seiten weit gekommen.
lass es dir gutgehen! wir versinken gerade im schnee…
liebe grüße
mano

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