oder …

2020 #41 – mit wenigen Höhepunkten

In Sorge mit der Familie über dem kleinen Teich. Meine jüngste Nichte hat gerade ihr Studium in Nottingham begonnen und ging nun, Corona positiv, mit anderen StudentInnen im Wohnheim, in Quarantäne und Lockdown – Link zu Nottingham Post vom 07.10.2020, Link zu BBC News vom 08.10.2020 und Link zur Freitagsmeldung: Nottingham hat die höchste Infektionsrate in UK.

Aus einer Nachricht meines Bruders:
… Anruf der Jüngsten … eingepfercht im Studentenwohnheim in Nottingham soll sie sich erholen. Einfacher gesagt als getan. Wer kauft ein? Wer kümmert sich um sie? … Elterliche Sorgen. Und der Älteste (Lehrer in Oxford) liegt ebenfalls im Bett mit Coronasymptomen, wie hohes Fieber, aber der Test war negativ. Komisch, worüber man in diesen Tagen erleichtert ist. 

Hier, im Nachbarkreis Esslingen, gelten seit Donnerstag, nach dem Überschreiten des Grenzwerts von 50 Infizierten auf 100000 Einwohner, verschärfte Regeln im Umgang mit der Pandemie. Hatte Böblingen Dienstag noch einen Inzidenzwert von ca. 14,5, stieg dieser am Mittwoch auf über 17 und lag Freitag bei 28,6. OK, das ist noch nichts im Vergleich zu anderen Gegenden (760,6 in Nottingham), trotzdem kann mich das nicht beruhigen – Link zur Kreiszeitung Böblingen vom 09.10.2020.

Klar, das Leben geht in Corona-Zeiten weiter. Einmal mehr wünsche ich mich jedoch zurück in meine Stay-home-Blase, denn der Alltag strengt an. Es sind nicht die Masken und Maskenträger. Es ist nicht die Aufsicht, das Erinnern der SchülerInnen ihren Schutz richtig zu tragen (was erfreulich gut klappt), auch nicht von morgens bis Schulschluss am Nachmittag maskiert zu unterrichten, sowie das gesamte Desinfektionsprogramm durchzuziehen: Tische und Geräte abwischen, lüften, lüften, lüften und warm anziehen, Tee trinken, Hände waschen, Abstand halten.

Es sind die Begegnungen der anderen Art, die ich zunehmend belastend empfinde, wie zum Beispiel folgendes Erlebnis.

Ich lief auf einer abendlichen Spazierrunde in ein Gespräch mit Menschen, die ich für zu belesen, wie gebildet hielt, um in Sachen Impfung seltsame Standpunkte zu vertreten. Leider hatte ich das Unterrichtsmaterial zur aktiven und passiven Immunisierung nur im Kopf und nicht in der Tasche. Wie gerne hätte ich die Debatte abgebrochen und Hausaufgaben verteilt: Bitte erst diese Blätter bearbeiten, dann reden wir weiter.
Ich war erschrocken. Zu behaupten, dass Antikörper, die durch Impfungen gebildet werden, kontraproduktiv sind, bzw. damit andere mit der Krankheit infiziert werden können, ist falsch! Wie sich jemand so etwas krudes zusammenbasteln kann ist mir schleierhaft. So etwas dann noch zu glauben und inbrünstig weiterzugeben – mir dabei auch noch zu nahe zu kommen und ein: „Stellen Sie sich nicht so an!“ zu bellen, weil ich ein, zwei Schritte zurück ging – besorgniserregend.
Mir war das Gespräch so unangenehm, vor allem weil ich es beinahe sofort abgebrochen hatte und meine Gegenüber einfach nicht nachließen. Ich fühlte mich wie in die Zange genommen.

Am nächsten Tag holte ich mir „als verblendete Leserin von für die Verbreitung von Fake-News bekannten Zeitungen und Magazinen“ meine Grippeschutzimpfung ab und bin dadurch „gefährlich“ – buh!

Ich erzählte diese Erfahrung meiner Ärztin, die auch etliches berichten konnte, was ihr von Patienten zugetragen wird. Die Geschichten zur Masern-Impfung, die immer wieder auftauchen, einfach so auf andere Impfungen übernommen werden, sind schwer aus den Köpfen der Menschen zu bekommen, die daran glauben wollen.

Mein Bruder lieferte mir dazu folgendes Sprichwort …

Never Attempt To Teach a Pig To Sing;
It Wastes Your Time and Annoys the Pig

… und ich, auf der Suche nach dem Verfasser, fand die folgenden Informationen dazu bei quoteinvestigator, Stand 02.07.2017 und die folgende Variante …

Never Wrestle with a Pig.
You Both Get Dirty and the Pig Likes It

Die Woche, in Auszügen

Zum Wochenbeginn spürte ich bereits das Meutern in meinem Sorgenfuß. Trotz guter Einlagen und Übungen nahm der Schmerz zu. Die Zähne zusammenzubeißen erwies sich als keine gute Idee. Das erfreute nur den Zahnarzt und den Zahntechniker.
Dusselig, wie ich mich immer wieder zeige, lief ich zuerst noch ein paar Tage mit einem scharfkantig abgebrochenen Zahn im Mund herum, bis ich mich Donnerstag, nach der Schule, zum Arzt bewegte. Es wunderte mich am Ende nicht, als mich danach eine Schmerzattacke aus dem Schlaf holte. Fibromyalgie mag Anspannung und Selbstvernachlässigung nicht. Selber schuld!

Auf Balkonien räumte ich im Wochenverlauf in den Balkonkästen auf und erntete zum ersten und einzigen Mal Gemüse. Mehr Ausbeute gab es dieses Jahr nicht, demnach werde ich den Gemüseanbau an dieser Stelle die nächste Saison lassen.

Üppiger fiel die Ausbeute im Schulgarten aus. Aus der gleichen Anzuchtkultur ernteten wir mehr als ein Dutzend Gurken und Mengen an Tomaten. Drei Gurken hängen noch und warten darauf nächste Woche in der Schulküche verarbeitet zu werden. Vor allem schnitten die Garten-Kinder viele Kräuter. Seit einer guten Woche laufen deshalb die Dörrautomaten. Getrocknet wurden neben Rosmarin, vor allem Oregano, Majoran, Bohnenkraut, Ysop und Estragon.

Da ich davon ausging, dass niemand die Kabel aus den Steckdosen gezogen hat, machte ich mich noch selber auf den Weg in Richtung Schulküche – gaaanz langsam – und freute mich für die Kinder. Die Apfelringe, die wir am Donnerstag noch auf die freien Flächen des Dörrautomats gelegt hatten, sind superlecker!

Daneben drehte sich das Spinnrad. Ich bin so froh über mein elektrisches Modell. Damit macht Spinnen wieder viel mehr Freude, erspart es mir das Treten und die Füße freuen sich. Das Haarkleid der blonden Skudde ist fast fertig auf den Spulen.

Es wird Zeit für einen weiteren Blogpost zur Reihe „Vom Schaf zur Textilie“. Zumindest habe ich diesen mir für die Herbstferien vorgenommen. Bis dahin dauert es allerdings noch zwei Wochen.

Angeschaut. Gelesen. Gehört.

Diese Woche schaffte ich in Sachen Zeitungslektüre noch weniger als in der Vorwoche. Ich blieb auf Seite 19 hängen, bei einem Artikel über Jella Lepman. Leider gibt es ihn nur über Bezahlkanal online. Wer Die Z*eit (Ausgabe 41) hat, lesen – Die fünf Leben der Jella Lepman.

Ich begnügte mich mit Online-Angeboten, obwohl mir eine Papierausgabe in der Hand deutlich lieber ist.

Meine Auswahl für die 40. Woche:

Schluss mit den Masern-Mythen! – Artikel aus Zeit online, vom 23.02.2015

Wir sind die Überlebenden – Essay aus Spiegel Kultur, vom 29.09.2020

Die Zukunft kommt schneller, als Sie denken – Kolumne auf Spiegel Wissenschaft, vom 04.10.2020, inklusive einer Erklärung zum exponentiellem Wachstum

The Art of „Stoßlüften“ – Artikel der Süddeutschen Zeitung, vom 05.10.2020

QAnon: Die Gefährlichkeit absurder Geschichten – Artikel auf heise online, vom 02.10.2020

Wie sich Masken auf das Atmen auswirken – Bericht aus Spiegel Gesundheit, vom 02.10.2020

Absturz der türkischen Währung: Das Problem heißt Erdogan – Artikel aus der Frankfurter Allgemeinen, vom 04.10.2020

Wahlkampf in den USA: Biden-Team verkauft nach TV-Duell Fliegenklatsche – Beitrag auf Yahoo-Nachrichten, vom 09.10.2020

Wahlkampf in den USA auf Schwäbisch – Achtung Satire! – „Übersetzung“ 😉 von dodokay, vom 08.10.2020

John Lennon hätte in dieser Woche, am 9. Oktober, seinen 80. Geburtstag gefeiert, wenn nicht dieser Irre ihn am 8. Dezember 1980 erschossen hätte. Dazu las ich eine Reihe an Artikeln und ich entschied mich zum Verlinken für …
Ein Mann voller Widersprüche – Beitrag aus Deutschlandfunk Kultur, vom 09.10.2020
In Reykjavík, Island, leuchtet ab Lennons Geburtstag wieder der Imagine-Peace-Tower, and it’s on!

Bildschirmfoto vom 09.10.2020, 23:11 Uhr

Kein Lied von John Lennon an dieser Stelle.

Im Radio hörte ich die Geschichte zu Heroes von David Bowie und wenn der Blogpost der Vorwoche nicht schon veröffentlicht gewesen wäre, hätte dieses Lied seinen Platz dort gefunden. Das hätte gut gepasst. Nun kommt er eben eine Woche später.

Schönes Wochenende!
Macht’s gut und bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot.


Eins meiner Lieblingslieder von John Lennon muss dann doch noch sein …

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Kommentare

Liebe Karin,
wie motivierend für Euch, dass die Ernte im Schulgarten reichlich ausfiel.
„Never Wrestle with a Pig.
You Both Get Dirty and the Pig Likes It“
Herrlich! Da muss ich gleich an eine querdenkende Kommentatorin auf meinem Blog denken. Nein, es hat keinen Sinn, mit denen zu diskutieren, die sind da geistig einfach zu unbeweglich. Sie müssten ihre ganzen zusammengeschusterten Denkgebilde in Frage stellen. Beim Einsturz desselben bekämen diejenigen bestimmt auch noch persönlich was ab…
Ich hoffe, deine Eltern erholen sich gut am Bodensee. Vorsicht beim Bücken nach Walnüssen, der Rücken!
Liebe Grüße
Andrea

Die Querdenker haben mich auch dieses Wochenende beschäftigt, was mir nicht gut tat. Schlimm, wenn Kant und andere Denker, genutzt werden ohne sie nur ansatzweise gelesen zu haben. Ist auch schwere Kost, die ich, zugegeben, auch nicht bewältigt bekam.
Ach, was habe ich mich, ebenso wie du, vergangenes Wochenende über den Regen am Bodensee gefreut. Wer nicht mit nassen Füßen weiter demonstriert steht auch nicht voll und ganz dahinter. Ich bin gespannt wem dieses Jahr das Goldene Brett vor dem Kopf verliehen wird,
Viele liebe Grüße,
Karin

Da steckt ja wieder viel Anregung drin in deinem Post, aber auch Dinge, die mir Sorgen machen ( deine Selbstfürsorge! Aber alles für die Schule! Die Kinder! )….Na ja, und dieses Gespräch übers Impfen! Ich bin froh, dass ich niemanden in meinen realen Umgebung habe, der so denkt, mir reichen die Blogkommentare.- Das Sprichwort ist köstlich. Die Situation der Verwandten in GB würde mich auch beunruhigen. Wir sind ja jetzt auch überm Limit und müssen jetzt auch auf frequentierten Straßen Masken tragen. Aber wenn das nur einmal pro Woche ist, sollte das kein Thema sein ( ist es ohnehin nicht ).-
Gut, dass das Spinnen zu entspannen & erfreuen vermag!
Ich denk an dich im Schulalltag! Bleib verschont von Corona sowie den Leugnern!
Herzlich
Astrid

Wie ich Nina schon antwortete, es fällt schwer eingeimpfte Strukturen (schon wieder impfen … 😉 …) einfach bleiben zu lassen. Zuerst die Kinder, dann selbst, obwohl spätestens beim ersten Ferienflig bei den Sicherheitsbelehrungen jedem klar sein sollte, dass es erst den Helfern gut gehen muss damit sie helfen können.
Ich gehe Montag wieder arbeiten, weil die Schmerzattacke vorüber ist und ich für den Schmerzfuß meinen Entlastungsschuh mitnehmen werde. Wenn das dann auch nicht mehr reicht ist es wirklich Zeit für eine Auszeit. Aber, wenn sich die Infektionszahlen weiter in die gerade zu beobachtende Richtung bewegen, wird Schule ganz schnell wieder anders laufen. Hoffentlich mit mehr Struktur, doch dahingehend laufen schon die Vorbereitungen.
Stuttgart ist inzwischen auch über den Grenzwert gekommen, ebenso Ludwigsburg.
Wir werden sehen.
Viele liebe Grüße,
Karin

Danke Dir, Schwester. Ja, die Engländer haben bisweilen gute Sprüche auf Lager. Der Tochter geht es den Umständen entsprechend.
Dein Blog gibt mir Hoffnung und Freude, wie auch die Kommentare Deiner Freunde.
Ganz lieber Gruß

Die zweite Variante vom Schwein ist doch fantastisch, oder? 😀 Der jüngsten, wie dem ältesten wünsche ich gute Besserung.
Viele liebe Grüße,
Karin

Ach weh, ich drücke der Verwandtschaft ganz feste die Daumen! Und hoffe, es geht alles gut!
Dir etwas mehr Zeit für Eigenfürsorge!
Schön, dass wenigstens die Ernte im Schularten reichlich ausfällt. Und weiterhin viel Spass beim spinnen, das Bild mit der Wolle sieht vielversprechend aus. Dir einen schönen Sonntag und liebe Grüße
Nina

Das mit der Eigenfürsorge muss ich weiter üben. Erst die Kinder (die eigenen, wie die anvertrauten), dann erst selbst, lässt sich nicht so einfach abtrainieren. Spinnen hilft dabei, wie noch eine ganze Reihe anderer Tätigkeiten. Da fallen mir auf Anhieb einige ein – unterrichten in Pandemizeiten gehört nicht dazu 😀
Viele Grüße,
Karin

Oh ja, in unseren Landkreisen ringsum geht es ganz schön ab, die Corona-Infektionen steigen. Meine jüngste Tochter (auch Lehrerin – an einer Gesamtschule) muss nun auch Zuhause bleiben sowie ihre Klasse, weil eine ihrer Kolleginnen, mit der sie Kontakt hatte, positiv ist. Nun geht das Homeschooling wieder von vorne los. Sie stöhnt :-(.
Die Querdenker sind echt zum K…!
Da werden die leckeren Apfelringe in deiner Klasse wohl weggehen wie warme Semmeln ;-). Und deine Wolle sieht toll aus!
Pass auf dich auf, liebe Karin, und hab trotzdem eine gute Woche!
Liebe Grüße
Ingrid

ich hatte das glück, bisher noch keinem dieser sog querdenker persönlich zu begegnen. wenn ich denke, das der begriff „querdenken“ für mich mal positiv besetzt war, ärgere ich mich jetzt grün und schwarz darüber. oder besser gesagt: braun.
ich drücke die daumen, dass es deinen nichten inzwischen wieder gut geht. ich glaube, als elternteil wäre ich in panik ausgebrochen, wenn das meiner tochter passiert wäre und ich nicht vor ort hätte sein können.
deinem fuß wünsche ich gute besserung und dass es dir gelingt, mehr selbstfürsorge in dein leben zu bringen. pass gut auf dich auf!!
deine links schau ich mir noch an, danke für die große auswahl. ich lese zur zeit eher weniger, um mich nicht noch mehr zu belasten.
liebe grüße
mano

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