oder …

Summertime daheim 2020 #1 – in der Nähstube

… in der am Ende zwei tragbare Kleider entstanden und ein halbes in der Tonne landete.

Ein klitzekleiner Teil der Vorgeschichte ist im Wochenrückblick 2020 #32 zu finden. Nicht zu erkennen war, worum ich mich mit Stoff und Nähmaschine so bemühte – ein Sommerkleid – DEM Sommerkleid – mein Sommerkleid.

Stoff und Schnitt lagen seit Monaten bereit, ein wunderbarer italienischer Leinenkrepp und ich hatte mich sehr auf diese Schneiderei gefreut gehabt.

Nachdem ich den Schnitt aus dem Musterbogen ausgeschnitten hatte, überlegte ich mir noch, zuerst aus billigem Material ein Probekleid zu nähen. Nachdem ich ihn auf ein mir passendes Kleid gelegt hatte verwarf ich dieses Vorgehen. Wird schon passen.

Fleißige Unterstützer hatte ich. Der junge Wilde liebt den Nahttrenner und Onkelchen „half“ beim heften.

Heften und streicheln (und fotografieren) – da konnte aus dem Kleid ja nichts werden.

Es passte nicht, auch nicht als ich Teile der Nähte an DER Problemzone so weit ausließ wie möglich, und ich den Reißverschluss versetzte. Dazu störte mich gerade dieser, da er, laut Schnitt, direkt unter der Achsel endet.

Genervt.

Krisenstimmung statt … Summertime and the living is easy.

Ich beschloss das Projekt erst einmal ruhen zu lassen, was die Kater wohl als Aufforderung sahen.

Chewbacca
Angus – Scotty – junger Wilder

Irgendwann sah ich es nicht mehr ein, das gute Stück den Katern zu überlassen. Entweder sollte ein passendes Kleid entstehen, oder die Kater bekommen ein neues Liegepolster aus Edelmaterial geschneidert.

Zuerst klebte ich den Schnitt wieder mit den Papierresten zusammen. Der Plan war, an den Problemstellen im Schnittmuster, zwischen den Größen, den Schnitt für mich anzupassen – dieses Mal durchgepaust und nicht geschnippelt!

Während dieser Fleißaufgabe entschied ich mich diesen gekauften Schnitt wegzupacken, um einen eigenen Schnitt zu zeichen, und zwar so, dass ich Teile des vorhandenen Nicht-Pass-Kleides mit verwerten kann.

Anprobe am Kleiderschrank:
Kleid 1 hatte eine geeignete Passe
Kleid 2 die richtige Länge und
Kleid 3 passte in Taille und Hüfte

Die nächste Fleißarbeit folgte, nachdem ich den Schnitt fertig gezeichnet hatte – auf Schnittbogenpapier, das ich noch von meiner Oma habe. Sie war die Schneiderin meiner Kindheit und Jugend, die wirklich auf alle meine Spleens Rücksicht nahm. Eine Zeit lang wollte ich keine runden Halsausschnitte, aber auch keine V-Ausschnitte. Keine Knöpfe und, wenn unumgänglich, nur solche ohne sichtbare Löcher. Keine Blusen! Keine Kragen. Oma, Kapuze, bitteeee! Keine Rüschen, Schleifen, Schnickschnack, aber geht das mit Taschen? … Eigentlich hat sich gar nicht so arg viel in meinen Präferenzen in Sachen Kleidung verändert. 😀

Faden verloren … ah, ja, … Schnittbogenpapier und Oma.

Ich sah in der Verwendung von den letzten Resten gerade von diesem Papier ein gutes Zeichen, zumindest ein Gefühl, als ob sie mir über die Schulter schaut: „Kind, das bekommst du hin!“.

Ich nähte ein Probekleid, unter verschärften Bedingungen. In meinem Stoffdepot lag noch ein großes Stück Batist, mit Muster aus den 70er-Jahren, das vielleicht nicht ganz so lang in der Kiste geschlummert hat. Mir hatte zwar das Muster gefallen, aber in der Farbzusammenstellung war es mir insgesamt zu blau, weshalb es immer weiter in die Tiefe gerutscht war. Nun durfte das Stöffchen ans Licht. Zu durchscheinend in einfacher Lage, musste noch ein Unterkleid eingearbeitet werden. Kein Problem. Material gab es genug und trotz dem zusätzlichen Aufwand flutschte das Zuschneiden und Nähen. Erste Anprobe – das Kleid passte! Auf Anhieb!

Geht doch.

Als nächstes musste Katerchen vom Leinenkleid gebeten werden. Das war nicht ganz so einfach, denn er war inzwischen der Meinung, es wäre seins.

Doch dann klappte auch das nächste Kleid, als der Kater es es endlich frei gab! Durch die Erfahrung mit dem Probekleid rutschte der Saum etwas tiefer – aber nicht unter’s Knie. Das mag und mochte ich auch noch nie, außer die Röcke sind ganz lang. 😀

Ein Mal durfte Chewie, aka Onkelchen oder Chewbacca, noch auf dem Nähwerk ein Nickerchen machen, denn ab jetzt ist es meins!
Dazu hole ich doch die abgenutzten Zeilen eines alten römischen Dichters hervor …

Was lange währt, wird endlich gut.
Ovid (43 v. Chr. – 17 n. Chr.)

Wenn ich jetzt noch Ärmel für den Schnitt hinbekommen könnte! Das wäre schön. Papier von Oma ist noch vorhanden. Viele Tage für ärmellose Kleider wird es in diesem Sommer nicht mehr geben und ich würde gerne einmal wieder eines mit langen Ärmeln haben.

Obwohl.

Darüber muss ich, glaube ich, noch etwas nachdenken.

Bis die Tage,


Verlinkt mit den Sommergeschichten bei Andrea, die Zitronenfalterin

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Kommentare

Zieh doch Shirts drunter an! Die kriegt man viel unkomplizierter hingehämmert!- Wow, welch eine selbstgestellte aufwändige Aufgabe! Diese Geduld hätte ich nicht ( Fraktion „Schnell“ )! Aber jetzt hast du doch eine gute Grundlage für weitere Aktionen.- All die von dir geschilderten Probleme umgehe ich ja inzwischen, indem ich für mich nur noch aus Jersey nähe ( kein Reißverschluss, keine Engstellen ). Ich trage das Material auch am liebsten, wenn es geht, sogar bei Hosen. Obwohl mir dein Stöffchen gut gefällt…
Weiterhin erfolgreiches Tun!
Astrid
Wie kriegst du diese Fotos mit deiner anderen hand drauf nur hin? Unglaublich!

Für mich habe ich noch nie Shirts genäht. Vor Jersey habe ich Respekt. Doch eines unter die Trägerkleider anzuziehen machte ich heute. Bei dem Regenwetter war das genau richtig. Außerdem verschwinden die Katerkrallenlöcher.
Zum Fotografieren verwende ich ab und an ein Stativ mit Fernauslöser. Ansonsten, Handy, abdrücken – dabei ist eine mir erhaltene Beidhändigkeit, als umerzogene Linkshänderin, nützlich. 😉
Viele liebe Grüße,
Karin

Katerchen haben recht, das Stöffchen steht ihnen perfekt. Schnurrrrr, edles Leinen…!
Was für eine Geschichte, ich musste sooo lachen. Sorry. Erinnerte mich an eigene Wutausbrüche an der Nähmaschine. Seitdem nähe ich immer ein Probestück. Immer.
Liebe Grüße
Andrea

Lachen ist völlig erlaubt. 😀 Im Rückblick kann auch ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen. Zum Glück sind noch Reste übrig, sodass die Kater noch etwas genäht bekommen können.
In Zukunft werde ich mich ebenso an Nähproben halten. Dieses Werk hat meine
Geduld ziemlich auf die Probe gestellt.
Viele liebe Grüße,
Karin

Was für eine Arbeit, die sich aber sehr gelohnt hat! Vor allem das Muster gefällt mir sehr. Und so wunderbar fallende Stoffe wie beim grauen sind immer willkommen.
Auch schließe ich mich Astrid an, zieh eine Bluse, ein Shirt drunter. Dadurch sind sie such im Herbst und vielleicht Winter tragbar.
Liebe Grüße
Nina

Dieses Leinenmaterial werde ich mir bestimmt wieder besorgen. Es ließ sich prima verarbeiten und trägt sich gut.
Tatsächlich werde ich das graue Kleid mit einem Shirt auch bei herbstlicheren Temperaturen tragen, wie heute.
Liebe Grüße,
Karin

Haha, so sieht es bei mir auch immer aus. Mindestens eine der Katzen liegt oder sitzt auf dem Stoff oder Schnittmuster – immer. Die Kleider sind dir gut gelungen. Die Arbeit hat sich gelohnt. Ich würde auch zum Shirt tendieren, dann bist viel flexibler.
Liebe Grüße aus dem hohen Norden
Lydia

Also noch jemand, die unter erschwerten Bedingungen zuhause zu Werke geht! 😀 Heute half mir einer der Kater wieder einmal beim Wolle kämmen – schwups auf einem Wollberg gelandet und weiter geschlittert.
Mit einem Winken aus dem Süden und vielen Grüßen,
Karin

Genauso mache ich es schon – Rolli zwar noch nicht, aber Langarm-Shirt.
Gerne lese ich auch bei dir auf deinem Blog mit. Da ich meinen Google-Account gelöscht habe geht leider das Kommentieren nicht.
Viele liebe Grüße,
Karin

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