und …

2020 #24 – Lehrgeld bezahlt

Blau und Purpur sind die Farben auf Fasern und Textilien, die wohl den größten Aufwand und den tiefsten Griff in irgendeine Trickkiste benötigen, um am Ende – woohoo – ein Überraschungergebnis zu erhalten.

Im alten Schulgarten steht Waid, der wohl, mangels anderem Angebot, von den Schnecken gefressen wird. Bevor nur noch Strünke zu sehen sind erntete ich ihn für die Färberküche.

Mit Waid hatte ich noch nie Wolle gefärbt, probiere ich es halt. Soll blau geben.

Es gab blau! Nicht azurblau, knalleblau, preußischblau, …

… nach dem Oxidieren und Ausspülen gab es ein katerblau, landläufig taubenblau, ein blau wie ich es ganz gerne mag.

Es ist weit über 30 Jahre her, dass ich zuletzt mit meiner damals Noch-nicht- und späteren Ex-Schwiegermutter Wolle mit Indigo blau färbte. Vor Jahren erbte ich die Kisten aus ihrer/unserer Wollwerkstatt, die ich nun endlich sichte und sortiere. Selbst nach Jahrzehnten leuchten die Farben und ich holte mir ein paar gefärbte Kammzüge heraus, um meinen Regenbogen an gefärbter Wolle voll zu bekommen.

Die Färberküche ist inzwischen abgebaut, die Geräte und Utensilien verstaut. Bevor die Motten ihre Chance zur Familienplanung in den frei hängenden Wollsträngen sehen können muss es fix gehen mit der Dokumentation und dem Verpacken. Bin ich sonst nicht der Kunststoff-Fan, bei der Aufbewahrung von Wolle schon! Dazu fehlten mir aber neue Boxen.
Bis Februar/März hätte ich diese flugs, zwischen der Erledigung anderer Einkäufe, im schwedischen Möbelhaus um die Ecke besorgt. Ist ja jetzt nicht so einfach, in der 13. Woche zuhause bleiben.
Als sich die erste Motte auf den Weg zu meinen frisch gefärbten Schätzen machte, versuchte ich mich an click & collect beim Schweden.

Ein Abenteuer, denn anscheinend rechnet man dort nicht mit Fußgängern, die das Angebot wahr nehmen. Die Zufahrtsstraßen zum Möbelriesen waren in dieser Ferienwoche dermaßen verstopft in dem Zeitfenster, das ich zur Abholung hatte, dass ich das Auto weit entfernt stehen ließ um zu Fuß meine Bestellung abzuholen.
Die Idee mag sich gut anhören, aber die Ausführung stellte mich auf die Probe! Wenn ich die Boxen nicht schon bezahlt gehabt hätte, wäre ich spätestens an der dritten verrammelten Tür gegangen. Man schickte mich quer durch das Möbelhaus, Treppen rauf, Aufzug runter, Aufzug hoch, Treppen runter … stand dann doch in der Möbelausstellung, was ich ja eigentlich vermeiden wollte.
Ich wollte nur noch raus!

Entlang des Staus lief ich in Richtung Parkhaus, vorbei an den sich nur mühsam voran bewegenden Autokolonnen. Inzwischen wusste ich endlich, dass sich die Abholstelle auf einem Parkdeck befindet. Das stand dann auch an der Auffahrt zum Parkhaus. Es wäre wirklich schön gewesen, wenn es diese Information in den Unterlagen gegeben hätte.
Dort angekommen rätselte ich, wie ich zu Fuß hineinkomme. Einfach die Auffahrt hochzulaufen war mir zu gefährlich und das musste ich auch nicht. Ein Mitarbeiter vom Sicherheitsdienst zeigte mir den Weg: „Da, die Treppen ganz hinauf.“

Oje! Alles aus Gitterrosten! Ich laufe noch nicht einmal über solche Teile auf ebener Erde! Ich. bin. nicht. schwindelfrei!
Die Leute müssen sich gedacht haben, die Alte ist komplett bescheuert, als ich mich Schritt für Schritt, möglichst mit dem Rücken an der Wand, nach oben schob.
Und bloß nicht nach unten schauen. Umpf …

Fliegen müsste man können!

Zumindest blieb der Spatz als mein Fixpunkt so lange sitzen bis ich an der letzten Stufe ankam!

Am Schalter meinte man dann lapidar, click & collect wäre ja auch für Autofahrer. Die Kunden ohne Auto könnten ja bestellen und sich liefern lassen.
Letzteres wäre auch günstiger als die Kosten für die Bereitstellung gewesen, allerdings mit einem Lieferzeitraum von fast drei Wochen.

Lehrgeld bezahlt!

Trostfutter!

Alle für mich! Es gibt Situationen, da bin ich froh über das Alleinsein, auch wenn meine Hüften, wie Eingeweide diese Einstellung nicht unbedingt teilen – trotzdem lecker: Käsestangen aus Dinkelblätterteig, mit allen Resten aus der Käsedose.

Die Boxen füllen sich eine nach der anderen langsam mit den Ergebnissen aus der Färberküche. Im Kopf kreisen die Ideen für das daraus entstehende Projekt und die Vorfreude auf den Arbeitsbeginn steigt.

Doch vorher geht es an die Nähmaschine für einen Babyquilt und dazu brauche ich Platz.

So viel für diese Woche, ohne mit einer Auswahl an Aktions- und Welttagen:

Sonntag, 07. Juni

Tag des Gartens (Deutschland) – Artikel vom BUND zum Thema „Ohne Chemiekeule – naturnah gärtnern ist möglich“, Stand 12.06.2020

Montag, 08. Juni

Tag der Meere – Beitrag auf der Seite vom Helmholtz-Zentrum Geesthacht, Stand 12.06.2020

Dienstag, 09. Juni

Donald Duck wird 81!

Mittwoch, 10. Juni

Welttag des Jugendstils – Link zum Art-Nouveau-Netzwerk, Stand 13.06.2020 – Link zu Wikipedia, Stand 15.07.2019

Donnerstag, 11. Juni

Fronleichnam

Freitag, 12. Juni

Welttag gegen Kinderarbeit – Link zur UNICEF, Stand 13.06.2020
Tag des Tagebuchs (Deutschland) – Video auf SWRaktuell-BaWü, Stand 12.06.2020

Samstag, 13. Juni

Tag der Nähmaschine (USA) – Ausschnitt aus „I Love Lucy“ ab 0:37

Nun zurück an die Arbeit und an die mühsam beschafften Boxen.

Macht’s gut und bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot und dem Monatsmotto im Juni 2020 von Andrea, die Zitronenfalterin


Es gibt auch diese Momente zwischen meinen beiden Kampfkatern – selten zwar, aber sie kommen vor.

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Kommentare

Sehr schöne Farben!
Verständlich, dass Du Deine Schätze schützen magst. Aber dafür muss man doch nicht zwangsweise zum besagten Haus. (ich mag da schon seit Jahren nicht mehr hin) Jedenfalls warst Du ganz schön tapfer.
Liebe Grüße
Nina

Ja, ich hätte mir liefern lassen können oder auf ein anderes Boxenystem umsteigen. Doch nachdem ich letzten Sommer erst gewechselt hatte, war mir nicht danach.
So schnell gehe ich dort nicht mehr hin!
Viele Grüße,
Karin

Die Kisten hättest du auch bei mir bekommen können, im 2. Stock über eine etwas angenehmere Treppe. I*kea ist ne Zumutung, das habe ich bei meinem letzten Bestell-Versuch gemerkt, den dann aufgegeben und das war’s bis heute.-
Färberwaid hat im Mittelalter die Stadt geprägt. Es gibt noch ein en Platz namens Waidmarkt und eine Straße namens Blaubach ( parallel zum Bach der Färber ). Die Pflanze selbst wurde auf dem Land westlich der Stadt angebaut, und alles war eine für den Reichtum der Stadt durchaus wichtige Angelegenheit. Ich mag allerdings das Indigoblau wegen seines Grünanteils lieber.
Toll, was du da geleistet hast!
Einen schönen Sonntag!
Astrid

Eine Fahrt zu Dir hätte viel mehr Spaß gemacht, obwohl der Verkehrsfunk keine Traummeldungen von den Autobahnen liefert.
Danke für die Informationen zum Waid. Falls ich ausführlicher über das Färben berichten sollte, werde ich darauf zugreifen. Doch zuerst wird Stoff zugeschnitten für einen neuen Quilt.
Schönen Sonntag noch, mit vielen lieben Grüßen,
Karin

Das hört sich fast wie die Odyssee an… Bei mir ist das Blaufärben (mit Indigo) auch ca. 30 Jahre her. Es war irgendwie wie Zauberei, so habe ich es noch in der Erinnerung. Dein Taubenblau aus Waid gefällt mir aber auch sehr gut.
Oja, die Motten… Am sichersten sind Wollschätze in der Kampfertruhe, die mein Mann mit in die Ehe gebracht hat. Aber die ist halt klein…
Den Möbelschweden haben wir auf die lange Bank geschoben, denn der nächste liegt von uns aus in der Schweiz.
Aber immerhin, Pippi Langstrumpfs Motto hat dich letztendlich zum Ziel gebracht!
Liebe Grüße
Andrea

Kampfer verwende ich auch in den Wollboxen, wenn ich welches finde auch Rainfarn. Ohne irgendeinen Schutz lagere ich keine Wolle mehr, nachdem ich zwei Teppiche durch Motten verloren habe. Selbst mit Schlupfwespen war ich erfolglos.
Zum Möbel-Schweden gehe ich so schnell nicht mehr!
Liebe Grüße,
Karin

Es gibt so viele schöne Dinge zu tun. Wolle färben gehört dazu. In meinem Garten wächst jetzt Färberkamille … Vielleicht ist sie eines Tages so gross, dass ich ernten und färben kann? Noch halte ich mich ans Verarbeiten von fertigen Materialien, sogar das Spinnen habe ich auf Eis gelegt. Frau kann nicht alles tun.
Die Boxen sind tatsächlich sehr praktisch.

Liebe Grüsse zu dir

Regula

Ernte von der Färberkamille die Köpfe, kurz bevor sie am Verblühen sind. Zum Einen tut das der Pflanze gut und zum Anderen kommt da im Sommer einiges an Färbegut zusammen, denn die Färberkamille blüht bis zum Frost.
Ich habe auch ganz viele Jahre nicht gesponnen. Das kam erst im vergangenen Jahr wieder, nachdem ich mir ein elektrisches Spinnrad geleistet habe.
Ansonsten stimme ich dir ganz und gar zu, Frau kann nicht alles auf einmal machen.
Eine gute, neue Woche wünscht, mit vielen Grüßen,
Karin

Na ja, ich bin zwar schwindelfrei das Möbelhaus ist mir dennoch nicht unbedingt gelegen. Das einzige was verlockend wäre, sind die Stöffchen – die waren (lt. Katalog …Anmerkung) ganz interessant.

Die Waidfärbung gefällt mir irre gut!

Bleib gesund.
Sonnige Grüße aus Augsburg von Heidrun

Bestellen und liefern lassen ist die Alternative, allerdings braucht es seine Zeit, bis sie liefern.
Das Färbeergebnis vom Waid war schon eine Überraschung.
Viele verregnete Grüße,
Karin

Unglaublich, was du da im Möbelhaus erlebt hast. Kundenfreundlichkeit sieht anders aus… Wie gut, dass wenigstens der Spatz dir zur Seite stand.
Deine Wolle ist traumhaft, die Farben sind – ich finde keine Worte – unbeschreiblich schön! Und deine Trostfutter :-)) sieht lecker aus.
Hab eine wunderschöne Woche, liebe Karin!
Liebe Grüße
Ingrid

von der „kundenfreundlichkeit“ dieses schwedens konnte ich mich auch schon mehrfach überzeugen – besonders von ihrem telefoncenter – ein trauerspiel jagte dort das nächste! ich war schon lange nicht mehr dort, weil ich auch finde, dass die qualität extrem nachgelassen hat. dies plastikboxen verwende ich allerdings auch. hier fliegen nämlich auch die motten gerne herum.
schöner wollfarbton, dieses taubenblau gehört zu meinen liebsten farben!
lieben gruß von mano

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