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Ein Rückblick auf  Haarpflege ganz anders – ohne Kunststoff, ohne Shampoo, ohne Wasser

Diese Woche durfte ich, nach einer Kontrolluntersuchung des operierten Ohrs, endlich wieder meinen Kopf unter Wasser halten! Was für eine Wohltat!

Was aber immer noch nicht auf meinen Kopf kam war handelsübliches Shampoo, weder in flüssiger noch in fester Form.

Es ist inzwischen zwei Jahre her, dass ich von flüssigem Haarwaschmittel zu festen Waschstücken für die Haare gewechselt bin. Mich störte diese Unmenge an Kunststoffflaschen, die sich allein durch Mittel für die Körperpflege in meinem Haushalt ansammelten. Duschgel & Co. hatte ich schon länger aus meinem Badezimmer verbannt, nachdem ich bei einem kleinen Seifenhersteller eine Seifensorte als Seifenstück gefunden hatte, die ich immer noch vertrage. Die Suche nach Shampoo in fester Form gestaltete sich viel schwieriger, doch sie hatte sich gelohnt.

Inzwischen verwende ich Shampoo nur noch für meine Bürsten.

Vorgeschichte
Als Anfang August 2018 klar war, dass ich mich wieder einer Ohren-Operation stellen muss kamen Erinnerungen hoch, wie es mir bei und nach der letzten Operation ergangen war. Manche Erfahrung wiederholten sich, manches kam ganz anders, eine kam genau wie erwartet am dritten Tag – strähnige Haare.

Klar, es gibt in einer postoperativen Phase wichtigeres als das Aussehen, aber wenn es auf dem Kopf auch noch juckt, man sich beim Blick in den Spiegel noch mistiger fühlt, als es einem sowieso schon geht, braucht es was zum motivieren.

Für „Haare schön“ bereitete ich mich dieses Mal besser vor, um nicht eine lange Abfolge von „Bad Hair Days“ zu erleben.

Dass ich wieder ein paar Haare lassen werden müsste und danach für Wochen kein Wasser an bzw. in die Operationsstelle kommen darf wusste ich noch. 1991 hatte ich mir vorher die Haare schneiden lassen und mich mit Trockenshampoo ausgerüstet. Wochen später sah ich durch die Rasur und der Verwendung der verschiedenen Pülverchen aus wie ein gerupftes Huhn und fühlte mich auch so. Mein Friseur hatte einiges zu tun um mich aufzubauen und aus dem arg in Mitleidenschaft gezogenem Haar was ansehnliches zu machen. Den rasierten Kahlschlag rund ums Ohr ließ ich total einkürzen und, asymmetrisch, die übrig gebliebenen Fransen auf der anderen Kopfseite blaugrün einfärben.

Dieses Mal versuchte ich mich an „No Poo“, kein Shampoo, schon in der Vorbereitungszeit. Ist das Internet doch reichlich bestückt mit Berichten, dass selbst Stars und Sternchen auf den Verzicht von in Kunststoff verpackten Tensiden schwören. Nun denn, auf Shampoo in Flaschen verzichte ich ja schon, aber ganz ohne schien mir eher ein hübsches Märchen für die Presse zu sein. Doch, neugierig geworden, machte ich mich auf die Suche, wie man früher seine Haare gepflegt hat, vor Conditioner und Flüssigseife in Kunststoffflaschen. Mir fiel Kaiserin Sisi ein, die bekanntlicherweise einen ziemlichen Aufwand mit ihren Haaren betrieben hat, und bemühte das Internet und wurde fündig, zum Beispiel hier.

Die Sommerferien fand ich ideal für eine Probephase für „No Poo“. Ich ließ Shampoo weg, wusch meine Haare nur mit Wasser und bürstete sie morgens und abends von Kopfhaut bis zu den Haarspitzen hundert Mal. Auf was meine Oma schon schwor konnte doch nur gut sein. Hmm, meine Haare sahen nach dem Bürsten eher schlimmer aus als vorher, und der Geruch war irgendwann gewöhnungsbedürftig.

Zum Glück sahen bei den hohen sommerlichen Temperaturen auch andere Haarschöpfe nicht besser aus als meiner und nicht nur ich band die Haare hoch, wann immer es ging.

Als Trockenshampoo-Ersatz probierte ich mich quer durch den Vorratsschrank, streute mal Roggenmehl, dann Mais- oder Reismehl in die Haare, verteilte Babypuder mit dem Makeup-Pinsel auf dem Haaransatz und versuchte alternativ Kakaopulver. Letzteres fand ich, selbst auf meinen hellen Haaren, am angenehmsten, weil es einfach lecker roch.

Wichtig war vor allem die sorgfältige Pflege der Bürsten, denn wer denkt: Kein Haare-mit-Shampoo-waschen = keine Arbeit, irrt gewaltig, wenn man(n)/frau sich gepflegt vor die Tür wagen möchte. Die kamen nun in den Genuss von regelmäßiger Seifenbehandlung

Zuviel Wasser tat dann einer meiner Bürsten gar nicht gut. Das aufgequollene Holz entließ etliche Borstenbüschel.

Tatsächlich war nach drei Wochen die allerschlimmste Zeit vorbei. Meine Haare sahen auf einmal wie von selbst wieder ok aus. Die Schule begann und ich griff bei der frühmorgendlichen Dusche zum Shampoo-Waschstück. Der Kopf war schon eingeseift, als ich das bemerkte und mir in den Hintern hätte treten wollen. Mist. Also wieder von vorne mit „No Poo“.

Trotzdem war ein Anfang gemacht und die drei, fast vier Wochen ohne übliche Haarwäsche nach der Operation war schließlich einfacher, als ursprünglich befürchtet.

Nach der ersten Haarwäsche mit einer Paste aus Roggenmehl und Wasser und einer Spülung mit einem Schuss Apfelessig ist für mich klar, vorerst lasse ich Shampoo weiterhin weg.

Auch Heilerde lässt sich ganz gut verwenden, nur sieht es nach der Verwendung in der Dusche auf dem Boden nicht so lecker aus.

Bis jetzt war es den Versuch wert auf Shampoo zu verzichten. Meine Schuppenflechte hat auf der Kopfhaut eine Pause eingelegt. Ein tolles Gefühl! Jetzt fehlt mir noch ein/e Friseur/in, der/die mir ohne Haarwäsche die Haarspitzen schneidet.

Bis die Tage

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Kommentare

Beeindruckend! Ich selbst wasche mir meine Haare so gut wie nicht mehr selbst, als ich nach meinem Unfall vor 5 Jahren und den anschließenden Augen-OPs dazu gar nicht in der Lage mehr war. Seitdem macht das Ella, meine Nachbarin. Da habe ich mich so dran gewöhnt und wir sind inzwischen in allen Lebensfragen und -lagen ein gutes Team. Ich habe mir deshalb auch gar keine Fragen mehr zu Shampoo und Co gestellt, denn die gibt es bei mir nicht mehr, im Salon natürlich noch. Da habe ich das Problem quasi ausgelagert, nicht gelöst wie du.
LG
Astrid

Grrrr, mir juckt der Kopf, allein nur bei der Vorstellung, so lang meine Haare und die Kopfhaut nicht waschen zu können! Aber es war interessant zu lesen, wie du damit umgegangen bist, und auf dem letzten Foto sieht dein Haar ganz frisch aus – ich staune. Nee, ich möchte aber auf Shampoo nicht verzichten wollen.
Liebe Grüße Ulrike

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