oder …

Nur nicht hängen lassen!

Jeden Morgen summte in meinem Kopf ein Oldie seine Melodie und auf dem Heimweg gab es die Wiederholung. Ich werde wirklich langsam zu alt für diesen, meinen Beruf.

In den 1980ern hörte ich spätestens Sonntagabend genau zu, wenn im Radio die Ergebnisse der Bundesliga und die Tabelle durchgegeben wurden. Fußball war DAS Gesprächsthema der kleinen Brecher am Montagmorgen. Wenn man da mitreden konnte, war das ein Garant für mangelnde Unterrichtsstörung: „Boah, Frau eS hat Ahnung!“. (Frau Be gab es erst Mitte der 80er.)

In den 1990ern musste man fit in angesagten Serien sein. Egal wie albern, ich schaute „Der Prinz von Bel-Air“ oder „Die Nanny“, die Favoriten  der Schüler und Schülerinnen, während meine Kinder „Full House“ und „Friends“ liebten. Da blieb nur selten Zeit für meine Lieblingsserien, „MacGyver“ und vor allem „Star Trek“.

Spätestens zu Beginn von 2K konnte eine Kenntnis von angesagten Musikgenres von Vorteil sein. Kein Problem für meinereine.

Seit 2010 frage ich mich, ob es überhaupt noch gemeinsame Interessen und Strömungen bei meinen SchülerInnen gibt, mit denen sie untereinander oder sonst jemanden ins Gespräch kommen. Klar, sie sind vernetzt in Facebook, Instagram, Whatsapp, Snapchat, …, diversen Spielen. Nebenbei gehen sie in die Schule. Da kann es schon auch mal passieren, dass da vergessen wird, wo man gerade ist, das Smartphone locker und ungesichert in der Hüfte sitzt, gefilmt wird, wo es nicht und was nicht erlaubt ist, und schwups ist das Filmchen online geteilt. Ich finde, das die Schulen und Lehrer ziemlich alleine gelassen werden in Sachen Smartphones. Jedes Bundesland hat durch die Kultushoheit eigene Regeln im Umgang, wie auf Handysektor gut aufgelistet ist. Doch was tun mit dem Gerät, das man eventuell eingezogen hat? Es sind Wertgegenstände und mir reicht es völlig auf meins aufzupassen. Nicht immer sind Rektorate so besetzt, dass Zugang zum Tresor gegeben ist und ich bleibe verantwortlich für diese nicht gerade günstigen Sachwerte. Am Ende kann ich ganz dumm dastehen, wenn ich zwar pädagogisch gehandelt habe aber gleichzeitig, bei nicht zeitnaher Rückgabe, eine Art Diebstahl beging. Ich mag allerdings nicht vor einer Klasse stehen, die zur Hälfte ihre Stöpsel im Ohr hängen haben, völlig selbstverständlich ihr Handy auf den Tisch positioneren, statt dem Wörterbuch (das für die Prüfung zugelassen ist) den Google-Übersetzer benutzen und bevor sie ihr eigenes Hirn einsetzen erst einmal googeln wollen. Daneben wird nicht mehr notiert oder abgeschrieben, sondern fix fotografiert. Mancher Schülerordner besteht fast komplett aus Ausdrucken von fotografierten Ordnern anderer Schüler. Was für eine Eigenleistung! Ist das noch zu bewerten?

Diese kleinen Dinger sind zwar in vielen Bereichen hilfreich, aber am Wochenende liegt meines vor allem in der Schublade. Unterwegs zum Einkaufen und beim Spazieren gehen reichen mir das gute alte, nicht internetfähige Handy, ein Stift und ein kleiner Block in der Jackentasche.

In meiner Klasse üben wir jetzt während des Unterrichts ohne Smartphones auszukommen. Die Dinger werden in einer Kiste im Pult geparkt und dürfen in den Pausen abgeholt werden – was für ein Gebrumm und Gesumm immer wieder aus den Tiefen durch die geschlossene Pulttür ertönt!

Doch es gab auch gute Momente in dieser Schulwoche.

Holzeisenbahn eines bärenstarken Mädchentrios, Teemesslöffel in Arbeit meiner 8er, die neue Smartphonegarage

Das echte Ärgernis der Woche ist nur wenige Zentimeter groß, plagte mich schon seit Wochen und jetzt war es genug. Der Übeltäter blieb bei jeder Behandlung standhaft bis ich entschied, wir trennen uns. Das bedeutet zwar wieder monatelange Behandlung bis in der Lücke wieder ein Zahn sitzen wird, doch ich gönnte mir jetzt schon die Belohnung für Tapferkeit. Fällt doch schon wieder ein Kurzurlaub in den nächsten Ferien ins Wasser. Statt im Flugzeug werde ich beim Zahnarzt sitzen. Statt einem Flugticket gibt es ein Konzertticket und im Sommer geht es nach Köln zu U2 (hach <3).

Jetzt heißt es gesund zu bleiben, hmpf, die Substanz und die Freude am Leben zu erhalten. Dazu bestückte ich an meinem freien Montag den Kühlschrank mit Vorgekochtem, Geschnippelten und Müsliportionen für die Woche. Glücklicherweise war alles für Zahnkranke geeignet. (Es gibt keine Zufälle!)

Als dann am Mittwoch mein Kopf auf dem Heimweg ganz tief hing lag eine Überraschung im Briefkasten! Danke liebe Undine (von undiversell), deine Post mit lieben Worten kam im richtigen Moment! (Es gibt wirklich keine Zufälle.)

Zum Glück gibt es am Ende der Woche Wochenenden. Selbst wenn sie mit Korrekturen und Zeugnisvorbereitungen durchsetzt sind gibt es Zeit für Einkäufe (z.B. im Asia-Supermarkt), ein gemütliches Frühstück (endlich wieder mit Sonntagszeitung), hübschen Besuchern im Vogelhaus, zerstörerischen Katern und Frühlingsboten.

Nächste Woche rudere ich weiter, wie im Oldie, dessen Töne mir diese Woche in meinem Kopf rauf und runter dudelten.

Macht’s gut und bleibt gesund!

Bis die Tage,

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Kommentare

Und wenn du dann nach Kölle kommst, vorher bei mir melden, ja!
Und pass auf dich auf in der Schule! Es ist so: Irgendwann wird man zu alt dafür. Auch wenn man das junge leben vermisst. Man wird einfach zu langsam & ruhebedürftig…
Alles Liebe!
Astrid

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