oder …

Erstes Resümee meiner Abschlussprüfung zur Kräuterpädagogin

Für den Präsentationstisch zur Abschlussprüfung durfte jede von uns Teilnehmerinnen ihr Thema frei wählen, Hauptsache es passte zur Kräuterpädagogik. Mein Thema, Pflanzenfarben – Farben aus Pflanzen, stand recht früh (nach Meinung vieler Teilnehmerinnen, Freunde und der Familie) fest. Ich sah mich eine Weile eher im dekorativen, künstlerischen Bereich besser aufgehoben für eine Präsentation und kam erst wieder durch die Kreidenherstellung in die Spur. Weshalb ich meinen Bericht hier, zu meiner Präsentation, auch mit den Kreiden beginne.

Von einer der letzten Exkursionen während der Ausbildung hatte ich mir Stengel vom Japanischen Staudenknöterich mitgebracht gehabt. Es ist ein tolles Gewächs für das Auge, groß, buschig, mit schönen Blättern und üppigen Blütenständen, die Bienen glücklich machen. Einen Gärtner macht die Pflanze eher unglücklich mit ihrem Drang sich auszubreiten. Die Triebe sind im Frühjahr zwar lecker zu essen, aber sonst? Die Zweige sind innen hohl und damit besser geeignet als Holunder (der leicht giftig ist), um aus ihnen kleine Flöten zu schnitzen. Allerdings reicht diese Nutzung nicht um den Strauch klein zu halten.

Nun unterrichte ich Bildende Kunst – bis 2018 MSG (Musik-Sport-Gestalten) in Ba-Wü – glücklicherweise nur einen Teilbereich der Fachkombination, und überglücklicherweise in Kooperation mit einer Musiklehrerin, die mir diesen Teil abnimmt. Das heißt, wenn mir so ein Staudenknöterich über den Weg laufen sollte, schneide ich den mit den kids, schnitze die Flöten und male sie eventuell noch an, aber die Sache mit den Flötentönen kann ich an meine Kollegin abgeben, die dann auch noch etwas daraus macht!

Und dann stehe ich an einem Beet mit „ausgemusterten“, gerodeten Teilen des Japanischen Staudenknöterichs während dieser Exkursion und habe eine Idee, …, völlig unmusikalisch und trotzdem musisch.

Ich möchte Kreidestifte herstellen.

Zuallererst schnitt ich mir ein paar Aststücke zurecht und suchte zuhause nach Kreiderezepten. Aus Gips und Wasser gemischte Straßenkreide kenne ich schon. Die Malbarkeit mit diesen Ergebnissen hat meine Kinder früher (inzwischen sind sie längst erwachsen) und mich bisher nicht überzeugen können. Zu dieser Erkenntnis kam ich auch dieses Mal wieder. Gips plus Wasser allein ergibt eine sehr harte Kreide, mit der es wenig Spaß macht auf der Straße zu malen.

Never say never – kontra – one more time!

Vielleicht hätte ich durch Google bessere Rezepte finden können, doch dafür hatte ich keine Zeit. Ich setzte mich nach einer schlecht geschlafenen Nacht an den Rechner und bestellte mir nach kurzer Suche Kreidepulver. Mir war durch den Kopf gegangen, dass auch die Tafelkreide ab und an eher Druckspuren auf der Tafel hinterlässt als lesbare Schrift, andere schon beim Anfassen bröselt und das ideale Exemplar ohne Quietschen beim Schreiben gleitet.

Klare Sache – auf die Mischung kommt es an!

Und was wäre eine Kreide ohne Kreide?

Natürlich geht auch jede andere Kreide und jeder anderer Gips. Die abgebildeten hatte ich eben gerade zur Verfügung.

Im nächsten Schritt überlegte ich mir, wie ich Farbe in die Kreiden bekommen kann, ohne Chemie zu verwenden. Noch bin ich mit Gelbwurzel, Paprikapulver, Brennnessel, Spinat und Rote Bete als Farbgeber nicht so ganz zufrieden. Die Farbanteile verteilen sich nicht gleichmäßig in der Kreidemasse, die meisten bleiben im oberen Bereich nach dem Ausgießen einer Form. Doch ich übe noch.

Ich übe auch noch mit geeigneten Gussformen. Eierkartons und andere Röhren sind ideal, doch sie müssen vor dem Ausgießen mit der Gips-Kreide-Masse mit einem Trennmittel vorbehandelt werden. Bei meinem ersten Versuch ohne Trennmittel saß ich Stunden bis ich die ausgehärteten Kreiden von den Papp-, bzw. Papierresten befreit hatte.

Ganz toll erwies sich das Ergebnis mit den gefüllten Zweigen/Ästen des Japanischen Staudenknöterichs.

Anmerkung:

Die Äste müssen vor dem Befüllen gut getrocknet sein.

Geeignet sind Äste ab einem Durchmesser von 2 cm.

Am unteren Ende sollten sie abgeklebt werden, damit keine Flüssigkeit auslaufen kann.

Die Gips-Kreide-Masse muss, wenn sie sahnig angerührt ist, zügig in die Äste/Röhren gefüllt werden. Dazu die Röhren schräg halten, damit die Luft aus ihnen heraus kommen kann. Gips wird verflixt schnell hart!

Zwei Tage benötigen die Kreidestifte zum Aushärten mindestens. Je dicker ums länger ist die Trockenzeit. Danach können die Kleber entfernt werden und, falls Gießformen verwendet wurden, auch diese.


Grundrezept:

2 EL Gips (Modellbaugips oder Alabastergips)

1 EL Kreide

3 EL bzw. eine halbe Tasse Wasser


Wenn ich Farbe in der Kreide haben möchte gebe ich in die trockene Gips-Kreide-Mischung zum Beispiel Gelbwurzelpulver für gelb bis ich die Farbe mag, oder Paprikapulver für einen zarten Rotton.

Prima sind zum Einfärben auch Gemüsesäfte aus Konserven, wie die Flüssigkeit in die Rote Bete eingelegt ist. Diese Flüssigkeit wird dann statt Wasser verwendet.

Für grüne Einfärbungen überzeugt mich eher Brennnesselsaft als Spinat, auch wenn letzterer nach dem Auspressen kräftiger in der Farbe wirkt. Wenn mir jemand einen Tipp geben kann, nur her damit!

Ich werde an diesem Projekt dran bleiben. Zuerst muss jedoch mein Ableger vom Japanischen Knöterich den Winter überleben und kräftig wachsen, wobei er im Topf bleiben muss.

Bis die Tage,


Überarbeitet im April 2020.

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