oder …

Die Woche der Versuche und Prototypen!

Ich weiß nicht, wie es euch so ging, für mich war diese Woche viel zu kurz. An manchen Tagen wünschte ich mir ein paar Stunden Verlängerung, denn wenn sich bei mir eine kreative Idee entwickelt, wollen meine Hände immer sofort loslegen. Das geht in einem (Schul-)Alltag natürlich nicht, aber nach Unterrichtsschluss nutzte ich die Chance dafür in meinen Werkräumen und an den Maschinen – sehr zum Missverfallen der Reinigungstruppe (und meine Ärzte brauchen das auch nicht wissen!).  Dabei kann ich völlig das Zeitgefühl verlieren, dass ich alles andere völlig vergesse. Das bestellte Paket musste ich dann bei der Post abholen. Die Apotheke hatte schon geschlossen und ich durfte die Nacht büßen. Die gewaschene Wäsche lag zu lange in der Waschmaschine und benötigte eine Extrarunde. Die Pflanzen zuhause ließen die Köpfe hängen und meine Kater legten sich demonstrativ vor die Wohnungstür, wenn ich, kaum angekommen, die Jacke wieder anzog um den Müll wegzubringen – es könnte ja länger dauern 😉 .

 

Aus der Werkstatt:

Mit Bausätzen und manchen Anleitungen habe ich so meine Probleme. Auch wenn sie irgendwie funktionieren gibt es, so empfinde ich es, immer Arbeitsschritte an denen bei mir eine Alarmglocke angeht. Deshalb bestelle ich, wenn ich für meinen Unterricht etwas Neues anbieten möchte, in der Regel zwei Bausätze, einen für die Punkt-für-Punkt-Folge der Anleitung und einen für meinen Weg, inklusive Modifikationen. Privat lasse ich, bis auf ganz wenige Ausnahmen, wie beim Schal fürs Leben, die Finger von Bausätzen und Materialpackungen. Mich stört, abgesehen von den oft ungenau beschriebenen Arbeitsschritten, meist der Resteberg, der nach der Fertigstellung übrig bleibt. Beim Schal hatte ich nach zwei, aus den Materialpaketen gestrickten, Exemplaren genug Wolle für einen dritten Schal übrig. Nur eine Farbe fehlte, die mir mein Wollladen, obwohl die Farbe vergriffen war, irgendwie besorgte. Glück gehabt.

 

Weniger Glück hatte ich bei einer Fundsache. Ich fand bei Aufräumarbeiten an verschiedenen Stellen gleich große Leisten und Folien, von denen ich nicht wusste, für was diese ursprünglich gut waren. Spätestens ab 10 Stück suche ich mir ein Sammelbehältnis und am Ende hatte ich bei dieser Sammlung zwei kleine Kartons voll. Dann tauchte eine geschlossene Plastiktüte auf, gefüllt mit solch Material, ein Originalbausatz, und verriet durch einen Aufkleber, was daraus hergestellt werden kann, ein Mini-Gewächshaus. Keine Anleitung! Trotzdem fanden meine 9er Schüler in Technik diesen Fund nur cool. Als dann noch ein paar knittrige technische Zeichnungen und einige halbfertige Bauteile gefunden wurden, schien das genug Information, dass meine 9er-Schüler motiviert waren, sich nicht abbringen ließen: Wir bauen Mini-Gewächshäuser.

Meine Reaktion: Luft holen, noch einmal durchatmen, Schüler machen lassen, nach der kompletten Anleitung recherchieren und ganz schnell feststellen, nee nee, das geht so nicht, bzw. ist technisch falsch. Was soll das für ein Gewächshaus sein, bei dem nur die Seitenteile mit Kunststofffolie verglast werden und die Giebelseiten offen bleiben? Und warum sollen die Dachteile mit Scharnieren verbunden werden, wenn das Dach, laut Anleitung, nur auf die Giebelschrägen aufgelegt werden soll? Da musste ich tüfteln und modifizieren!

Bei Ideen, die Pinterest liefert erwarte ich keine funktionierende Anleitung. Mir reicht die Idee, im Wissen, die Details muss ich mir selbst überlegen. So ging es mir mit denEntdeckung der „Vogelfutter-Diamanten“ auf Pinterest. Sieht toll aus, aber in der Praxis sind Apfel, Meisenknödel & Co. nur zur Deko hier gut aufgehoben. Meine Eichhörnchen würden bei diesem Angebot sofort zuschlagen und den Fettfutter fressenden Piepmätzen, bevor sie nur die Schnäbel ansetzen können, den Tisch abräumen. Ein eingebauter Nagel ist die Lösung, aber noch sitzt dieser hier nicht perfekt und stabil genug.

Auch von Pinterest inspiriert (Quelle werde ich noch angeben), aber mit eigenen Schablonen für die Elche, entstehen im Unterricht dekorative Fenster- und Wandbilder

Als mir aus meinem Sammelsurium eine halbfertiges Werkstück in die Hand fiel ging dann so etwas wie Sonne in mir auf!

Sie stammt noch aus meiner frühen Zeit als Mutter und Lehrerin. In den Herbstferien fuhr ich viele Jahre für einen Tag nach Zürich. Hier hatte ich in meinem ersten Jahr als Lehrerin viel Zeit verbracht, schöne Plätze gefunden, Bekanntschaften gemacht. Meinen Kindern erzählte ich, ich fahre auf die Weihnachtswiese (in Anlehnung an Peterchens Mondfahrt) und besorgte dort tatsächlich viele Weihnachtsgeschenke für sie. In Zürich gab es in dieser Zeit eines der besten Geschäfte für Holzspielzeug. Daneben besuchte ich an diesem mir sehr speziellen Tag oft die Kunsthalle, ging im nahe gelegenen Restaurant von Agnes Amberg essen (sie hat 1991 schon bewiesen, wie lecker vegetarisches Essen sein kann)  und traf Freunde. An einem dieser Treffen sprachen wir über Schmuck aus Holz: gesägt, gefeilt, geklebt, gefräst, aus Furnier verklebt, gebeizt, gebohrt. Heute polierte ich die Astscheibe, die ich damals frisch geschnitten geschenkt bekommen hatte.

Plötzlich erscheint im Grau des Tages die Sonne! Neu überschliffen, mit Stahlwolle bearbeitet und mit Bienenwachs poliert, glänzt mich in diesem Licht, schmeichelnd glatt, das Scheibchen an.

Nur, leider leider, kann sich die Sonne wieder nicht behaupten. Sie verschwindet in wenigen Minuten im Wolkendunst.

Und dunkel wurde es auch schon! Wieder die Zeit vergessen. Und die sonstigen Höhen und Tiefen der Woche 6? Abgehakt! Wusch, weg!

 

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