Mitte August kam mir die Idee nach dem Gedanken: Wenn der Sommer draußen vor der Tür nicht so richtig in die Gänge kommen will, hole ich ihn mir mit seinen Farben in die Wohnung hinein.
Gesagt, getan und mit einem Blick erfasst, wohin ich einen sommerlichen Quilt platzieren könnte. Weiter ging es an den Stoffschrank. Ein herrliches Gefühl in Stoffen zu wühlen, Farben und Muster zu gruppieren und neu zu arrangieren. Doch wie immer in dieser ersten Phase eines Quilts hatte ich das Gefühl, viel zu wenig Stoff zu haben, neues Material zu benötigen und ungeheure Lust in Stoffgeschäfte abzutauchen. Das Problem zeigte sich sofort. Mein Lieblingsstoffgeschäft in Maichingen, der Fabrikverkauf von Zweigart und Sawitzki, hat im August immer Betriebsferien. Das bedeutete entweder eine Woche Zwangspause oder ich schaue mal in kleineren Geschäften vorbei. Es kribbelte mir so in den Fingern mit dem Nähen zu beginnen, dass ich die etwas teurere Alternative 2 wählte. Nebenbei erwähnt, hinterher verwendete ich nur einen der zuletzt gekauften Stoffe 😀 . So endet es jedoch immer. Es bleibt immer genug Stoff übrig, dass mindestens ein zweiter Quilt gearbeitet werden könnte.

Als alle Stoffe gewaschen waren und die Zeichnung fertig, konnte es losgehen. Zuschneiden. 325 Quadrate.

Ein Ausschnit vom fertigen Quilt

Und dann geschah es doch noch, das worauf ich während meiner Sommerferien täglich gewartet hatte – es wurde Sommer, tatsächlich Sommer mit warmen Tagen und lauen Nächten. Was tun? Jetzt konnte ich mich doch nicht im Nähstübchen aufhalten! Aber ich wollte genausowenig auf die Näherei verzichten! …

Wer sagt denn eigentlich, dass nur im Haus genäht werden kann, darf, soll? Wenn ich mir die Sonne nicht ins Haus holen kann, kann ich mir die Nähmaschine ins Grüne stellen. Freiluftnähen! Tolle Sache. Kann ich nur weiter empfehlen. Dabei kam mir entgegen, dass ich mich bei diesem Patchwork und Quilt für ein einfaches Grundmuster, das von seinen Farben lebt, entschieden hatte.

Ob es die frische Luft war, das Vogelgezwitscher, Bienengesumm oder das Katerschnurren meiner zwei pelzigen Mitbewohner, auf jeden Fall motivierte jeder warme Sonnenstrahl das Wachsen des Patchworks und ich beendete diesen ersten wichtigen Teil des Quilts in einer persönlichen Rekordzeit – in zwei Tagen!


In der Zwischenzeit gingen die Betriebsferien „meines“ Stoffladens zuende und ich stand vor der Entscheidung, einen Stoff für die Rückseite des Quilts auswählen zu müssen. Das ist immer schwierig, vor allem aber dieses Mal, weil ich mich vor dem Nähbeginn nicht am vorhandenen Stoffangebot orientieren konnte. Endlich schien ein Stoff mit passenden Farben und Mustern gefunden zu sein. Leider war davon zuwenig vorhanden. Meine Enttäuschung war groß! Da entdeckte ich beim Zusammenfalten aus den Augenwinkeln einen etwas versteckt liegenden, falsch einsortierten Ballen mit Blau- und Gelbtönen in unregelmäßigen Punkten. Hoffnung! Eigentlich genau das, was ich suchte. Also faltete ich mein Patchwork wieder auseinander und legte ihn auf den Stoffballen – Treffer! Und es war sogar genügend Material auf dem Ballen. Durch die gelben Punkte konnte ich jetzt auch mit einem gelben Quiltgarn weiter arbeiten. Eine ungemeine Erleichterung für meine müden Augen und die Chance selbst abends bei Lampenlicht quilten zu können. Die Stiche mit einen dunklen Faden kann ich selbst bei guter Ausleuchtung nicht mehr so gut erkennen.


Es geht voran.
Nachdem ich das Wohnzimmer großflächig geräumt und den großen Teppich zusammengerollt hatte, war genügend Fläche vorhanden Patchwork, Futter und Quiltrückseite zusammenzustecken. Ehrfurchtsvoll schlichen meine zwei Kater immer rund um das Geschehen. Keiner von beiden wagte es auch nur einen Fuß auf den Quilt zu setzen – das sollte sich später ändern. Aus dem Internet hatte ich den Tipp, die Sicherheitsnadeln nicht mehr geschlossen aufzubewahren, sondern geöffnet in einem weithalsigen Einmachglas. Wer über 100 Sicherheitsnadeln erst öffnen muss, um sie dann nach dem Stecken in die Stoffschichten wieder zu verschließen, weiß diesen Tipp zu schätzen. Genauso praktisch erwies es sich zum Schließen der Sicherheitsnadel einen Schraubenzieher unter das spitze Ende zu legen. Jetzt genügt nur noch ein leichter Druck auf das Teil mit dem Verschlusshütchen und die Nadel selbst springt fast von alleine in die Kerbe. Kein Fingerverbiegen mehr nötig und die Stoffschichten verrutschen nicht mehr so leicht.

Jetzt konnte das Quilten beginnen, die Zeit der wunden Fingerkuppen. Zum Glück gibt es Fingerhüte und die praktischen Latex-Fingerlinge aus der Apotheke. Ohne diese bekomme ich die kurze Quiltnadel nicht fest in den Griff. Überhaupt, mit den Quiltnadeln stand ich dieses Mal ziemlich auf Kriegsfuß. Ruckzuck waren sie krumm und es ließ sich mit ihnen keine gerade Linie mehr sticheln. Es brauchte seine Zeit bis ich mit diesem Problem umzugehen verstand. Insgesamt quiltete es sich dieses Mal etwas einfacher, denn ich fand einen neuen Quiltrahmen zum Zusammen- und Feststecken, den Cotton Patch Superframe. Eine tolle Möglichkeit sich das Quilten zu erleichtern, wenn man keinen Quilttisch zur Verfügung hat. Dazu erleichterte ich mir vor allem abends das Sticheln mit einer Nählupe. 

Drei Wochen brauchte es dann noch bis der Quilt Nummer 8, mein zweiter Sommerquilt, fertig war und eingesetzt werden konnte.


Bis zum nächsten Großprojekt werde ich mir etwas Zeit nehmen!

Bis die Tage,

Karin

Überarbeitet im August 2018




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