oder …
Entspannung nicht nur mit Stift auf Papier
Das Schuljahr hat in Baden-Württemberg gerade erst vor zwei Wochen begonnen, doch wie in jedem Jahr gibt es Konstellationen, die für Schüler wie Lehrer, nennen wir es mal, unangenehm sind. So kann ein von Schülern eigentlich geliebtes Unterrichtsfach durch ungünstige Position im Stundenplan nicht punkten. Zum Beispiel ist Hauswirtschaft mit Kochen am Montag in den ersten Stunden „nicht so der Burner“! Mathe in den letzten Nachmittagsstunden bringt auch keinem der Anwesenden Freude. Spezielle Mitschüler erfreuen nicht unbedingt den Banknachbarn, auch wenn sie die Kumpels drei Tische weiter links und zwei Plätze davor enorm belustigen. Es gibt Wahlpflichtveranstaltungen die mangels Teilnehmer nicht in den Schwung kommen. Bei anderen Stunden kostet es Mühe den Trubel herunterzudämpfen.
Wenn dann gar nichts mehr zu gehen scheint, selbst der letzte Trick nicht mehr greift macht es keinen Sinn mehr auf der Tagesordnung zu beharren. In solchen Situationen bin ich froh darüber die Hauptverantwortliche über den Schulgarten zu sein. Genau dorthin gehe ich dann mit Klassen, die ich kenne, lasse den Weg auf Englisch erklären oder eine Pflanze beschreiben, eine bestimmte Pflanze suchen, die Wildbienen beobachten, duftende Kräuter für das Klassenzimmer sammeln, … Frische Luft tut immer gut und Bewegung auch! Unglaublich wie kreativ meine eigene Klasse nach einem Jahr gemeinsamen Arbeitens inzwischen ist, Argumente für einen Schulgartenbesuch als Notwendigkeit für den Unterricht zu finden:
- Futterhaus befüllen, „die armen Vögel verhungern!“
- die Reste der abgeknabberten Äpfel vom Schulobst auf den Kompost bringen zum „Regenwürmer füttern!“
- Reparaturarbeiten ausführen „bevor noch jemand stürzt, wie Sie Frau Be, und sich den Arm bricht!“
- Schnecken absammeln, denn der Salat gehört UNS!
- die Ringelblumenblüten sind „reif“ und müssen geerntet werden
- die Sonne scheint, wir müssen gießen bevor die Erde verdurstet
- ich muss mit der kleinen Kanne gießen, damit die Erde nicht so weggespült wird und überhaupt „physikalisch habe ich doch wie die mit einer der großen Kannen gearbeitet, oder?“ – schlitzohrig nicht nur Kraft x Weg verstanden 😉
- …
Wenn das Wetter nicht passt oder die Zeit für eine Gartentour nicht reicht (… oder eine andere Leerlaufzeit ansteht) gehe ich zurück auf meine unterrichtstechnischen Wurzeln, der Kunst. Meine Klasse liebt es dann mit Punkten zu punkten …, um kurz vor Unterrichtsschluss „runterzukommen“, …
Punktbilder,
Bilder mit frei gewähltem Inhalt/Thema und Größe. Das Ausgangsblatt ist ein Din A3 Blatt, erschütternd groß wenn der erste Punkt mit einem Fineliner darauf verschwindend klein erscheint: DAS soll ein Bild geben? – Es wird! Als Jahresarbeit, immer mal wieder einen Quadratzentimeter weiter gearbeitet, von mir aufbewahrt.
Interessant ist, wie jede/r meiner SchülerInnen ihr/sein Punktbild beginnt.
Alle sind von Anfang an voll dabei, kommen für eine Weile raus aus ihrem Rappel-Zappel-Modus und ich bin gespannt auf die Ergebnisse zum Schuljahresende.
Ich selbst punkte und strichle auch wieder ab und an in mein Beruhigungs-Entspannungs-Buch, etwas inspiriert durch ein Buch aus dem Bücher-Tausch-Regal auf unserem Wochenmarkt.
Ein wunderhübsches Buch mit kleinen Lebensweisheiten und hübschen, liebevoll gestalteten Tierbildern.
Kommentare
Wunderschön… Und das sag ich meinen Lehrerinnen auch immer: im Schulgarten kann man alle Fächer unterrichten… 😉 Lieben Gruß Ghislana