oder …
eine herbstliche Woche
Am Kühlschrank hängt nach dieser Woche ein Spruch, den ich mit einem Smiley versehen irgendwann auf einen Zettel notiert hatte, und bei meinen Räumarbeiten wieder fand:
Alle Tage sind gleich lang, jedoch verschieden breit.
Kein literarisch wertvolles Zitat – wie ich inzwischen weiß von Udo Lindenberg – was mir in diesen Tagen trotzdem bei jedem Gang zum Kühlschrank, oder daran vorbei, ein Grinsen wert war. Sie fühlten sich tatsächlich so an.
Krappernte für die Färberküche
Färberkrapp ist ein Rötegewächs (Rubiaceae), zu denen neben Krapp die Labkräuter und Kaffeegewächse gehören. In unseren Breiten wachsen vor allem krautige Vertreter dieser Pflanzenart, wie die Labkräuter und Krapp, der in einen Färbergarten gehört. Er benötigt Sonne und Platz, in einem Gartenbereich, der nicht hübsch aussehen muss. denn Krapp ist auch keine solche Pflanze. Wer Klettenlabkraut nicht mag sollte den Krappanbau lassen.

In der Regel werden die Wurzeln vom Krapp, auch Färberröte genannt, im Januar und Februar geerntet, wenn sich die Pflanze komplett eingezogen hat. Dann sind reichlich Farbstoffe in den Wurzeln gespeichert. Im Frühjahr hatte ich großzügig Wurzeln geerntet, nachdem wiederholt die Wurzelsperre unterwandert worden war. Wie ich feststellen musste, war die neue Wurzelsperre wieder nicht tief genug angelegt worden. Der Krapp hatte das komplette Färberpflanzenbeet übernommen, die mühsam selbst gezogene Färberhülse überwuchert und auch den Färberwaid.
Ich setzte den Spaten an.
Nun hatte ich einen Eimer voller Krappwurzeln von denen ich nicht weiß, ob es sich lohnt sie zur Farbherstellung zu säubern und zu trocknen. Einige Wurzeln boten sich als Ableger an – ich topfte sie ein. Mal sehen, ob ich AbnehmerInnen bei einem der Kurse im kommenden Jahr finden werde.

Auf jeden Fall hat der Färberwaid wieder Platz. Die Färberhülse musste ich im Zug der Grabung umsetzen, was ihr sicher nicht gefallen wird.

Das Wetter war in den letzten Tage ideal, die geernteten Krappwurzeln zu reinigen und zum Trocknen vorzubereiten. Selbst ein schlechter Oktobertag ist besser, als eine sonnige Stunde in den Wintermonaten. Ich erinnere mich zu gut an das Spülen der Wurzeln mit dem eiskalten Wasser aus der Zisterne! Während ich daran dachte, kam tatsächlich noch die Sonne heraus!

Krappwurzeln reinigen – meine Art
1. Schritt: Die Wurzeln kurz in einem Eimer voller Wasser einweichen.
2. Schritt: Die Wurzeln aus dem Wassereimer heben, abtropfen lassen und in einen zweiten Eimer voller Wasser ablegen. Kurz einweichen lassen.
Schritt 1 und Schritt 2 einige Male wiederholen, ohne das Wasser zu wechseln.
Schritt 3: Den ersten Eimer leeren, wenn sich die Wurzeln im zweiten Eimer befinden, und dabei ein Sieb verwenden. Damit rette ich die kleinen Wurzelstücke. Den Eimer mit frischem Wasser auffüllen und die abgetropften Wurzeln aus dem zweiten umfüllen.
Schritt 4: Den zweiten Eimer leeren und dabei auch wieder ein Sieb einsetzen. Die kleinen Wurzelstücke am Besten beiseite legen. Den Eimer mit frischem Wasser befüllen und die Wurzeln aus dem ersten Eimer holen.
Die Schritte 1 bis 4 so lange wiederholen, bis das Wasser klar bliebt.
Schritt 5: Die Wurzeln aus dem Wasser holen, abtropfen lassen und ca. 12 bis 24 Stunden zum Vortrocknen legen – nicht in die Sonne, aber luftig und trocken.
Schritt 6: Die noch nicht durchgetrockneten Wurzeln in kleine Stücke schneiden. Zu diesem Zeitpunkt geht das noch recht einfach. Durchgetrocknete Wurzeln sind unglaublich zäh.
Schritt 7: Entweder die Wurzelstückchen weiter trocknen lassen oder direkt für ein Farbbad, Pigment- oder Tintenherstellung verwenden.

Werkstatteinblicke
Im Grund ist das neue Arbeitszimmer noch eine Baustelle und doch fand sich hier und dort ein Plätzchen zum Umsetzen/Vorbereiten neuer und alter Ideen …
- Tintling gesammelt und Herbstlaub – der Pilz liegt in einem Glas, die Blätter in einer Glycerin-Wasser-Lösung

- das Klöppelkissen, von dem ich glaubte es längst aufgegeben zu haben, war aufgetaucht, mit den vom damals jungen Kater durcheinander gebrachten Klöppeln. Statt das Gebinde zu zerlegen und in Teilen zu entsorgen saß ich tatsächlich daran die Klöppel zu richten. Leider hat sich die Klöppelschrift unter der Folie irgendwie über die Jahre aufgelöst. Ein Weiterarbeiten ist so einfach nicht möglich. … Trotzdem konnte ich mich nicht trennen. Das Klöppelkissen mit der angefangenen Spitze hat vorerst einen Regalplatz gefunden. 😊

- nebenher noch Stengel von Spitzwegerichblüten zwischen den Fingern gehabt. Sie erwiesen schließlich als flexibler, als angenommen

- handgesponnene Restwolle mit Krapp aus der Frühjahrsernte gefärbt. So fanden die vielen kleinen Knäuel eine Bestimmung. In dem Zug bekamen einige andere Garnstränge, die in die Jahre gekommen waren, ein heißes Bad und etwas rostiges Eisenwasser

Gartenzeit
Rund um meinem Kleingarten in der Gartenanlage werden die Gärten winterfertig gemacht. Das heißt hier, die Ackerbeete werden (fast) komplett abgeräumt und umgegraben. Alle Sträucher werden heruntergeschnitten, Dahlien ausgegraben und eingelagert. Die Pflanzen in den Kübeln landen teilweise im Kompost, werden eingepackt oder an frostsicheren Orten untergestellt. Am Ende herrscht der Farbton Braun vor. In wenigen Fällen wird Gelbsenf zur Gründüngung ausgesät und Zwiebeln, wie Knoblauch werden gesteckt. Letzteres ist aktuell die erste Frage: „Hast du den Knoblauch schon drin?“ Habe ich nicht. Kommt noch.
Ich weiß momentan nicht wo ich im Garten anfangen soll. Ich stelle vor allem fest, dass sich mit den leerer werdenden Beeten so langsam die Vögel verabschieden. Wo nichts ist, muss keiner hin. Hier und da fliegt noch ein Schmetterling oder brummt eine Hornisse. Mein Kompost wird gerne von Insekten besucht.

Die meisten meiner Sträucher und Stauden sind noch nicht geschnitten. Die Bohnen ranken noch an den Stangen. Die wilden Minitomaten blühen und reifen immer noch, auch die Chilis in Nachbars Gewächshaus.

Gegraben wird nur dort, wo etwas aus dem Boden muss, wie die Krappwurzeln. Das reicht meinem beleidigten Rücken. Mit meinem Kontingent an Energie muss ich haushalten. Zudem freue ich mich, wie mich die Natur hier und da unterstützt. Der selbst ausgesäte Ackersalat begrünt ein frisch angelegtes Beerensträucherbeet und das ehemalige Zwiebelbeet habe ich mit Phacelia zur Gründüngung bedeckt. Auf die leeren Beete werde ich Rasenschnitt der Gartennachbarn und Laub zum Mulchen geben. Das sieht zwar nicht „ordentlich“ aus, aber dem Boden und seinen Lebewesen wird das gut tun, auch den Schnecken.
Ansonsten
- in einer alten Jacke einen Pfandgutschein vom 18.10.2023 gefunden, der tatsächlich problemlos über den Scanner lief und eingelöst wurde – die Kassiererin holte den Bon noch einmal aus dem Papierkorb, um sich zu vergewissern. 😊 Mit ziemlicher Sicherheit war es Pfandgut von meinem Vater gewesen. In den Himmel geschaut und ihn gegrüßt.
- in der „Röhre“ gelegen und die Minuten gezählt, so ungut wie noch nie fühlte ich mich dieses Mal beim MRT
- unterwegs gewesen, wie ich unter 12von12 vergangenen Sonntag berichtete – Link
- doch noch ein paar Kastanien gefunden
Ohrwurm der Woche
Ganz neu, Sam Fender mit Elton John, …
Macht’s gut, bleibt gesund und bis die Tage

Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.