oder …

Arbeit im Garten mal anders

Was für ein usseliger Sonntag uns das Wetter am vergangenen Wochenende beschert hat! Grau, nass, herbstlich, dass ich mir, bei einem kurzen Rundgang vor der Tür, beinahe meine Stiefel an die Füße wünschte. Nun, ich sah es als Zeichen, packte mich warm ein und versuchte nichts zu machen. Mit erwachenden Lebensgeistern fiel mir das schwer. Zumindest hielt mich der Rüsselpest-Zustand davon ab in der Küche aktiv zu werden. Lust auf Sockenstricken wollte sich nicht einstellen. Die Enttäuschung über das Wollopfer saß noch tief und für die anstehenden Färbereien benötige ich einige Stränge Wolle. Mein Wolllieferant hat Sommerpause. Für die nächste Schur bei den Schafen der Freundin sind es noch ein paar Tage hin. Ich versuchte mich an exzessivem Hände-in-den-Schoß-Legen. Keine Chance.

Zuallererst räumte ich den Ess- und Arbeitstisch auf. Das Hochzeitsgeschenk, an dem ich die vergangene Woche gearbeitet hatte, hatte seine Reise über den kleinen Teich gut überstanden. Ich hatte unter anderem eine Schatulle zusammengestellt, mit Utensilien für eine gemütliche Teestunde.

Alle verbleibenden Utensilien mussten wieder an Ort und Stelle. Immer hilfreich, der Kater.


Danach machte ich mich auf die Suche. In meinem Depot befand sich noch eine Wollbox mit gewaschener Wolle, allerdings aus der Schur nach dem ersten Corona-Lockdown. Ewig lange Fasern und leicht angefilzt, fast nicht kämmbar, geschweige denn zu kardieren. Da musste ich mit den Händen ran und zupfen. Was war ich froh, als der erste Korb mit aufbereiteter Wolle fertig war und – zur Erleichterung meiner Finger – die Fasern durch das Spinnrad liefen.

Ob der entstehende Faserstaub gut für meinen Husten war soll dahingestellt sein. Ich hustete und huste immer noch, allerdings scheint dieser sich doch endlich auch zu verabschieden. Die wärmeren Temperaturen, die sich Mitte der Woche einstellten, waren hilfreich. Sonne und genügend Regenwasser sind optimale Voraussetzungen zumindest die Färberwerkstatt in den Garten zu verlegen.

Ein Rundgang zu den Färberpflanzen, die ich in dieser Woche wieder mehr im Auge hatte. Kanadische Goldrute und Rainfarn, jeweils im Vordergrund, sind Kandidaten, die auf jeden Fall in Töpfe gepflanzt gehören. Sie verbreiten sich sonst unausrottbar!

Die Färberkamille bietet momentan einen traurigen Anblick. Waid ist noch nicht genügend vorhanden, um damit eine ausreichende Küpe herzustellen. Mit Wau habe ich noch nicht gefärbt und werde es im nächsten Jahr versuchen.

Jetzt waren erst einmal Blüten vom Mädchenauge dran, denn diese blühen gerade üppig!

Das Ergebnis gefällt mir. Der Farbton kommt fast an Färbungen mit Krappwurzeln dran und ist eine gute Alternative – falls sich die Farbe als lichtecht erweist. Zudem werde ich versuchen, ob sich auch getrocknete Blüten zum Färben eignen.

Als nächstes kam der im Garten gefundene Schachtelhalm in den Topf. Ich hätte mehr benötigt um 100 Gramm Wolle zu färben, oder weniger Wolle verwenden können.

Mittlerweile weiß ich, dass ich ausreichend Pflanzenmaterial hatte, doch nicht genügend Lanolin, Wollfett, aus der Wolle gewaschen, damit sie Farbe aufnehmen konnte. Der Wollstrang in der frisch aufgesetzten Küpe mit Blüten vom Mädchenauge sah auf dem ersten Blick zwar recht gelungen aus, aber nee. Schade. Mist. Blöd aber auch!

Das Nachfärben meiner 2019 mit Schachtelhalm gefärbten Röcke, die nun genug ausgebleicht waren, klappte leider auch nicht. Die Farbe der Bündchen lief beim Kochen in der Beize aus. Somit habe ich in dieser Saison keine hellen graugrünen Röcke. In die Tonne kommen die beiden nicht, vielleicht erweist sich einer wieder als tragbar.

ein Eimer des Grauens

Ausflug der Woche

Ich versuche wieder regelmäßiger mein Umland zu erkunden oder mir liebe Plätze zu besuchen. In dieser Woche fuhr ich ein Museum an, das schon lange auf meiner Liste stand.
Ihr kennt doch sicher die braunen Schilder entlang der Autobahnen, die auf historische, kulturelle oder landschaftliche Besonderheiten hinweisen. Wie oft seid ihr schon an diesen vorbeigefahren und dachtet euch, da sollte frau/man einmal hin bzw. anhalten? Meist bleibt es bei diesem Gedanken und gut ist’s. Oft lohnt es sich dann doch, vor allem, wenn es möglich ist, eine Tages- oder Halbtagestour dorthin zu unternehmen. Statt wieder daran vorbeizufahren besuchte ich dieses Mal das Keltenmuseum in Hochdorf an der Enz, ein kleines, recht informatives Museum zu den Kelten in der Region, und darüber hinaus. – Link – Der angrenzende kleine Außenbereich ist überschaubar …

… und ein kurzer Spaziergang führt zum Nachbau des ehemaligen Fürstengrabhügels.

Momentan wird das pädagogische Konzept überarbeitet und es wird auch im Eingangsberreich gebaut, was mich nicht gestört hat. Bei 5,-€ Eintritt für Erwachsene gibt es eigentlich nichts zu meckern.

Gelesen. Gesehen. Angehört.

Geisterschiff Großbritannien: Verdrängen ohne Ende – ein Artikel aus der Augustausgabe 2023 Blätter für deutsche und internationale Politik

Verschmutzung der Ostsee: Totes Meer – ein Bezahl-Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, vom 29.07.2023

Wein – Eine Geschichte durch Jahrtausende – eine Dokumentation im ZDF, aus der Reihe Terra X, vom 06.08.2023, verfügbar bis 02.08.2033

Ohrwurm der Woche.

Was mir das Wochenende bringen wird?
Einige Wollstränge werden noch in Töpfen landen. Vielleicht finde ich ein paar Schilfblüten oder ich stecke das im Garten üppig wachsende Kraut der Wilden Möhre in den Topf. Alles weitere wird sich zeigen.

Macht’s gut und bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.


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Kommentare

Ich fand die Farbe der Naturwoll schon wunderschön. So milchig hellbraun angehaucht, wenn man das so schreiben kann. Schön, dass Du wieder auf dem Damm bist. Husten braucht ja manchmal etwas länger, was echt nervig ist.
Deine Färbeversuche kann ich nicht wirklich beurteilen, kenne ich mich doch nicht damit aus. Ich seh da nur das knallige Orange, dass Du als Knäul fotografiert hast und das ist klasse! Das sich so ein Orange in Schmutzigbraun verwandeln kann ist schade, aber vielleicht rettet es eine andere Farbe. Und den Eimer des Schreckens finde ich irgendwie amüsant (aber natürlich schade, dass Du keine schönen Farben in Deine Röcke zaubern konntest)
Bestimmt sieht man gleich etwas mehr Deiner heutigen Tätigkeiten bei 12 von 12 🙂
Freue mich
Liebe Grüsse
Nina

Die Auswirkungen der Erkältung liegen in den letzten Zügen, aber nun meldete sich die Fibromyalgie zurück mit einer Reihe an Schmerzattacken. Dieses Mal sind vor allem die Finger betroffen.
Aus dem Eimer des Grauens zog ich zumindest ein Teil, das ich im Garten weiter tragen werde. Schade, aber dazu gelernt.
Was sich aus den anderen gesammelten Pflanzenmaterialien entwickeln lässt wird sich zeigen.
Viele liebe Grüße,
Karin

Interessanter Einblick in dein Schaffen! ( Der Waid hat ja einem Kölner Platz seinen Namen gegeben, weil dort das Färbematerial fürs Kölner Blau gehandelt wurde. )
Auch deine Lektürevorschläge find ich gut. Zum Keltenmuseum wäre ich gerne mitgekommen. Der Vater war auf diesem Gebiet supereifrig und hat mich immer mitgenommen zu solchen „Schanzen“.
Viel Erfolg beim Spinnen und Färben!
❤️liche Grüße!
Astrid

Ins Keltenmuseum hätte ich dich auch gerne mitgenommen! 😀
Waid ist so eine tolle Pflanze! Selbst wenn sie blüht, und damit zum Färben unbrauchbar ist, macht sie etwas her. Blau zu färben ist mit das tollse, was ich je in der Färberküche machte und es ist jedes Mal ein Akt voller Überraschunngen. Ich hätte da zwar noch ein Päckchen mit Indigo, aber erst einmal bleibe ich bei den ganz normalen Möglichkeiten, die die Natur so gibt. Die Ergebnisse werden dann eher im Gelb-Bereich liegen, mit Überraschungen. 😀
Viele liebe Grüße,
Karin

Wow die Orange Farbe ist ja wunderschön geworden. Bleibt die Farbe mit dem waschen erhalten? So eine Färberwerkstatt im Garten stelle ich mir sehr gemütlich vor. Arbeitetest du da ganz alleine?
L G Pia

Die Wolle wurde vor dem Färben gebeizt, das heißt so vorbehandelt, dass die Pflanzenfarbe in den Fasern bleibt. Wie lichtecht die Farbe ist wird sich zeigen.
Ich färbe alleine im Garten, in aller Muße.
Liebe Grüße,
Karin

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