oder …

Bloß kein Trübsinn …

Woche 10 im Ruhestand, gefühlt sind es vier, ohne die Sommerferien dazuzurechnen. Das herbstliche Wetter weckte meine chronischen Gesundheitsmalessen. Sie sind alle noch da. Keine hat sich durch die sommerliche Hitzeperiode wegtherapieren lassen. Nun denn, so sei es. Ich muss mich nicht mehr krampfhaft am Wochenende erholen, um zum Wochenstart fit für die Schule zu sein, kann das Gesundheitsprogramm gelassen angehen. Das tut gut!

Der Rückblick

Samstag, in einer Regenpause, fuhr ich einen großen Bogen in Richtung Garten. Mir war nach Lösungssuche für ein Gartenhüttenproblem und das hoffte ich in einem Möbelhaus zu finden. Den gelb-blauen Möbelriesen mied ich, nahm dafür den mit den drei Kreuzen. Huch, dachte ich bei der Ankunft! Offensichtlich waren alle Parkplätze belegt, dass schon in Nebenstraßen eine Abstellmöglichkeit gesucht wurde. Ich wollte schon abdrehen, als ich eine Lücke entdeckte. Doch sollte ich mir das antun? Menschen ohne Ende, angelockt durch eine große Rabattaktion. Maske auf und durch und wieder … huch! Mir ist so gar nicht nach „Süßer die Glocken nie klingen …“!
Zum Glück lohnte sich der Weg dorthin, denn ich fand flugs was ich suchte und dann nichts wie raus. Herrlich, die Ruhe danach auf der Kleingartenparzelle!

Sonntag. Regen. Die Regenlücken reichten gerade aus um trockenen Fußes zur Garage oder ins Müllhäuschen zu kommen. Das wasserfeste Schuhwerk steht natürlich im Garten und der durfte bei diesem Wetter warten. Die Stimmung mutete an wie zwischen Volkstrauertag und Totensonntag, fern von goldenem Oktober. Da setzte ich mich doch tatsächlich an die Planung der Weihnachtskarten. Ich verbessere mich, ich begann mit einer Ideensammlung, Materialsondierung und ein paar Tests. Mal sehen, denn mir fehlt für dieses Vorhaben die richtige Stimmung. Ein Versuch, vielleicht hilft das Licht aus meinem Kerzenkamin. Keine Chance, dann doch lieber stricken.

Wochenbeginn, Feiertag, und ich stellte immer wieder das Radio ab. Das, was mein Lieblingssender für den Mottotag durch den Äther sendete, konnte ich nicht ertragen. So etwas kommt wirklich selten vor! Die Kräuterküchenwerkelei lief dann eben ohne Beschallung ab. Besonders gespannt war ich auf das Ergebnis mit den Beeren der Eberesche, nachdem ich ein Rezept zum Kandieren in meinen Unterlagen gefunden hatte.
Ich musste es modifizieren, denn nach den ganzen Zuckerbädern waren die Beeren zu klebrig-feucht, als dass der Puderzucker zum Schluss sichtbar haften blieb.

Er wurde ruckzuck geschluckt. Kurz gegrübelt und dann alles eine Runde im Backofen trocknen gelassen.

In der Zwischenzeit wurde ich endlich fündig, mit einem Weißdorn, der nicht in Straßennähe steht, oder in einem Naturschutzgebiet, wo nicht gesammelt werden darf.

Gewaschen kam ein Teil der Beeren zusammen mit Kandis und Hochprozentigen in einen Liköransatz, so wie ich es gewohnt bin.

In einem Buch fand ich ein anderes Vorgehen für diesen Herzlikör: Beeren in etwas Wasser kurz aufkochen, bis sie platzen. Danach wird abgesiebt und die aufgefangene Flüssigkeit mit Zucker und Alkohol aufgefüllt. Ausprobiert und bisher nicht überzeugt. Der Zucker will sich nicht auflösen. Abwarten.

Die Beeren drückte ich durch das Sieb für Mus, das ich in kleinen Portionen in das nächste Apfelmus oder in Apfelkuchen verbeiten werde. Eine Knochenarbeit ohne Flotte Lotte!

Blieben die Kerne. Was sagt dazu das große weite Netzwerk? Man kann sie rösten und einen Kaffeeersatz daraus herstellen. Aha. Ich werde etwas anderes versuchen, wenn ich eine passende Blechdose mit Deckel gefunden habe. Nichts zum Essen. Ich werde berichten.

Im Garten wird es Zeit, die Beete auf den Winter vorzubereiten. Ich begann mit dem Abbau vom Bohnengestell. Dazu musste ich leider einige Schnecken stören, die sich bis in luftige zwei Meter Höhe hochgearbeitet hatten.

Stangen weg und gleich aufgeräumt. Die Haken sind eigentlich für eine Bootaufhängung gedacht. Ich habe kein Boot, dafür Bohnenstangen.

Nette Nachbarn versorgten mich zwischendurch mit einem willkommenen Snack. Lecker Maronen!

Diese hatte ich nötig, denn zwischen den Bohnen und den Stangen hatten sich wieder Wildwuchs im Verborgenen breit gemacht. Ich weiß nicht wie viele Wurzeln von Apfelausläufern ich schon entfernt habe. Es nimmt kein Ende!

Mir lag nach einem hübschen Programm. Eins davon führte zu einer herbstlichen Näharbeit – keine eigene Idee, sondern in einem Buch gefunden.

In einem anderen kümmerte ich mich um meine Faserpflanzen und produzierte ein paar, wenige Faserbündel (siehe Titelbild). Bei der Brennnessel zeigte sich die jahrelange Übung, bei der Silphie und der Brombeere muss ich noch richtig üben. Vor allem muss ich den richtigen Dreh finden.

Zum Wochenschluss kam es zu einem kurzen Besuch bei meinen ehemaligen KollegInnen, vor allem bei meinen beiden Lieblingschefs. 😀 Ich benötigte ein Werkzeug und später konnte ich es nicht lassen. Mich hatte ein Brett in einem Restholzhaufen im alten Schulgarten angelacht. Viel zu schade zum Wegwerfen oder Verheizen. Es wollte einfach mit und etwas Neues werden.

Wenn alles klappt, wie ich es mir vorstelle, wird daraus ein rustikaler Tisch für den Garten.

Fehl(t)e noch das Material für die Tischbeine. Die fand ich dann auch noch im Holzhaufen, angemorschte Balken aus einer ehemaligen Beetumrandung, mit noch intakten Teilstücken. Ich bin selber gespannt, wie es weiter geht.

Gelesen. Gesehen. Angehört.

Bücher, Texte aus Recherchen zur Kräuterkunde. Mein Kräuterwissen muss aufgefrischt und aufgebaut werden. Zudem fehlen mir in meinem Garten Wildkräuter, die ich versuchen möchte anzusiedeln. Eine Grünfläche mit so wenigen einheimischen Gewächsen und Zeigerpflanzen kenne ich nur von konventionell angelegten Ackerflächen.

Bücher, die mein kreatives Denken anregen und deren Lektüre vielleicht ins Tun münden.

Rätselhafte Venus von Willendorf: Die Frau in der Steinzeit – eine Dokumentation mit einer neuen Interpretation der Skulptur und der Rolle der Frau in dieser Zeit, gesehen am 04.10.2022 und leider nur bis zum 11.10.2022 auf der ZDF-Mediathek verfügbar

Rätsel um die Herkunft der 30.000 Jahre alten Venus von Willendorf gelöst – ein Beitrag von Archaeologie. online, vom 04.03.2022

So rettete Astronom Johannes Kepler seine Mutter vor der Hinrichtung als Hexe – ein Podcast von Spiegel-Geschichte, vom 04.10.2022

Ohrwurm der Woche.

Meine Pläne für das Wochenende werden mich zuerst in den Garten führen, natürlich. Mit im Gepäck werde ich eine Kostprobe meiner kandierten Ebereschenbeeren haben, auf der Suche nach Testessern.
Vielleicht suche ich nach bunten Herbstlaub für etwas herbstliche Deko und die herbstliche Näharbeit.
Für den Tisch möchte ich einen Plan für den Bau des Untergestells machen und vielleicht, … Mal sehen.

Ein schönes Wochenende, macht’s gut und bis die Tage!


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.

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Kommentare

Bei uns wurden und werden die Mehlsäckchen nur in Korn angesetzt. Als Notbeigabe zum Mehl kenne ich sie. Und so wie mich die gesammelten Kerne anlachen, kann man vielleicht ein Körnerkissen darau machen.
Du hast keine flotte Lotte. Bei all Deinen Erntetatigkeiten würde die doch sicher helfen.
Die kandierten Ebereschenbeeren klingen aber toll! Da kenne ich nur Aufstrich. Auch sehr lecker.
Der Tisch scheint sehr schön zu werden. Deine Kreativität tobt sich durchaus aus, nur noch nicht mit Papier in weihnachtliche Richtung, mich nervt das allesamt noch, ich bin im Herbstmodus! Ja, kommt schnell genug…Ich weiß
Wenn Du Wildkräutersamen suchst, könntest Du doch vielleicht über den Blog Samen suchen, was weiß ich, Königskerze und Pimpinelle und Co
Gute Wochenenderholung…denk an Deine anfangs erwähnten Malessen 🙂
Ganz liebe Grüße
Nina

Bei Küchengeräten neige ich zu Minimalismus in den Schränken, aber vielleicht zieht wieder eine Flotte Lotte ein. Wenn die Teile nur nicht so viel Platz benötigen würden!
Den Wildkräutern lasse ich Zeit sich anzusiedeln, zumindest versuche ich das durchzuhalten. 😀 Jedes abgeräumte Beet wird begutachtet und siehe da, einiges an Samen ist schon angekommen. Die Pimpinelle, allerdings, grub ich im alten Schulgarten aus und bei mir ein.
Ja, die Malessen. Sie scheinen zu mir zu gehören. Es ist leichter damit umzugehen, wenn der Schulstress fehlt.
Liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Karin

Interessant was du alles selber machst. Ich komme im Moment zu gar nichts was meine Hobbys anbelangt und zudem wurde ich nach dem Urlaub auch noch krank. Mir scheint, dass du gut angekommen bist im Wohlverdienten Ruhestand.
L G Pia

Das tut mir leid!
Mir geht es soweit gut. Die Entscheidung, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen, war richtig. Mein kranker Fuß und die Gelenke danken.
Gute Besserung, mit vielen Grüßen,
Karin

Wie, ich hab noch nicht kommentiert und die neue Woche fängt schon wieder an? Ich bin in letzter Zeit arg unkonzentriert…
Der Tisch ist ja wieder phänomenal, vor allem seine Vorgeschichte! Du erinnerst mich immer mehr an meinen Vater, da blieb auch nichts unrecycelt. Aber ich spüre da auch die Liebe zum Selbertun. Gut, dass du im Ruhestand bist!
Jetzt erst mal ne gute Nacht!
Astrid

Ach, du bist noch unter Dispens!
Meine Mutter hätte sich bei diesem Tisch auch an ihren Vater erinnert, der aus allem immer etwas machen konnte. Ich habe diesen Großvater leider nicht bewusst erleben können, aber die Großmutter. Sie hielt oft die schützende Hnd über mich, wenn ich in meinen jungen Jahren anders tickte.
Ja, der Ruhestand tut gut!
Viele liebe Grüße,
Karin

Liebe Karin,
du scheinst gut in deinem Un-Ruhestand angekommen zu sein. Das freut mich! Und ich staune wieder, was du so alles werkelst. Ich könnte dir gerne eine Zeit lang meine Flotte Lotte ausleihen.
Deine herbstliche Näharbeit ist wunderschön! Darf ich fragen, wie das Buch heißt?
Die Tischplatte für den Gartentisch gefällt mir schon richtig gut. Der wird sehr schön!
Ich wünsche dir eine gute Woche und alles Gute!
Liebe Grüße
Ingrid

Du bist nun schon die dritte, die mir ihre Flotte Lotte angeboten haben.
😀
Wild Textiles ist der Buchtitel, mit so vielen Inhalten, die ich selbst schon probiert habe … schön gemacht, allerdings auf Englisch.
Viele Grüße,
Karin

ich staune immer wieder was du so alles ausprobierst
da würde ich nie drauf kommen 😉
leider ist es hier auch zur Zeit wieder nass und der Garten muss warten
am Montag hatte ich aber Hilfe und wir haben Einiges freigeschnitten (Nachbarin hat mich darauf hingewiedern dass ich 70 cm von der Hauswand weg die Büsche und Bäume schneiden muss )so weit wir dran kamen ist es schon gemacht
jetzt hoffe ich auf die nächste Woche
da soll es ja wieder warm werden
deine Tischplatte sieht sehr gut aus
liebe Grüße
Rosi

Die Wuchsgrenzen und Wuchshöhen einzuhalten ist in Kleingärten gang und gäbe. Da habe ich einige übernommene Altlasten zu pflegen.
Ja, ausprobieren mag ich gerne. Ich möchte Herstellungsprozesse verstehen und dazu ist es das eigene Ausprobieren der beste Weg. Es gibt da noch so vieles, das ich wissen möchte.
Schön, dass du Hilfe hattest. Manches ist selbst mit viel Überlegung und gut geplanter Vorbereitung einfach zu viel für eine allein.
Auf meinen Tisch freue ich mich schon und bin gespannt auf das Ergebnis.
Liebe Grüße,
Karin

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