oder …

2020 #42

Samstag. Haushaltstag. Die Waschmaschine dreht sich zum zweiten Mal. Zeit um die Gedanken kreisen bzw. Revue passieren zu lassen, was mir in der Woche durch den Kopf ging.

Ich zähl(t)e die Tage bis zu den Herbstferien. Eine Woche noch bis zur verdienten Pause und mehr Achtsamkeit mir selbst gegenüber.
In der Schule wurden allgemein Zahlen verfolgt, Galgenhumor gepflegt und eher nicht auf Ergebnisse aus der Kultusministerkonferenz gewartet. Das aktuelle Geschehen vor Ort hatte Vorrang.
Gilt das Beherbergungsverbot auch für KollegInnen aus Hotspot-Regionen, wie Stuttgart und Esslingen? Dürfen dort ansässige KollegInnen zum Unterricht anreisen? Glücklicherweise hat unser Ministerpräsident dieses Verbot aufgehoben.
Spaß beiseite. Böblingen ging ins Wochenende mit einem Inzidenzwert von 49,54. In den zwei benachbarten Kreisen liegt er zur gleichen Zeit bei 82,4 (Esslingen) und 79,6 (Stuttgart).

Freitag war es soweit, wie erwartet oder befürchtet. Reaktionen und Anordungen von oben.

Mich erreichten diese Neuigkeiten während des Fachunterrichts im Werkraum über die Sprechanlage der benachbarten Schule und die Reaktion meiner Klasse war bemerkenswert. Von jetzt auf nachher waren die Gesichter ernst, die verrutschten Masken gerade gerückt. Dem Schüler, der gerade noch mit „Späßchen“ beschäftigt war, rutschte ein „Schei*e“, heraus und „…bloß nicht wieder zuhause bleiben!“. Wie recht er hat. Es ist sein letztes Schuljahr und eine Prüfung in Sicht.

Samstag kam der allgemeine Aufruf von Ministerpräsident Kretschmann nach einer Sondersitzung im Kabinett: Ab Montag gilt landesweit für BaWü Pandemiestufe 3 – Link zu SWR aktuell, vom 17.10.2020

Die Gespräche im Kollegium drehten sich zum Wochenschluss vor allem um das Thema Pandemie. Dabei gingen die Beschlüsse aus der Kultusministerkonferenz weiter völlig unter. Schade, denn es hat sich in Sachen Bildungspolitik etwas bewegt! Eine Verwaltungsvereinbarung und eine Ländervereinbarung wurden getroffen, zusammen mit einer Reihe an politischen Vereinbarungen. Es tut sich was in Sachen raus aus dem Bildungsföderalismus!

Viel Muße für einen Blick über den kleinen und großen Teich und anderem politischen Geschehen hatte ich mir in dieser Woche nicht gegeben. Die beiden Blonden hatte ich ausgeblendet. Das holte ich am Wochenende nach, nachdem ich, unterwegs zur Erledigung der vergessenen Besorgungen vom Wocheneinkauf, die Nachrichten im Radio-Nachrichten verfolgte. Da gab es im Anschluss etliches online nachzuholen.

Schade, dass die Suche nach dem gehörten Beitrag von Torsten Teichmann zur Reaktion von Anthony Fauci zum Missbrauch einer seiner, aus dem Kontext gerissenen, Aussagen zu Wahlkampfzwecken des besonders dreisten Blonden schwierig war, ich trotzdem fündig wurde, nur nicht mit direktem Link, außer für F*acebook-Nutzer – Link – hmpf.

Die Woche, in Auszügen

Achtsam wollte ich sein, vor allem mir selbst gegenüber. Mir mehr Gutes tun, Zeit für Muße und Entspannung geben, mich nicht ärgern (lassen).

Der Anfang eines roten Fadens wurde mir Anfang der Woche auf einer Plattform zur Ahnensuche übergeben, der sich dann durch die ganze Woche zog. Das Fernsehgerät blieb meistens aus. Die Zeitungen und Magazine, beiseite geschoben, mussten Platz machen für die Unterlagen und die Papiere meiner Vorfahren. Viele noch lebende Zeitzeugen gibt es nicht mehr zu befragen, aber Gesprächsnotizen, die auf das passende Puzzlestück warten. Eins hatte sich nun gefunden. Welche Freude!
Das führte zu weiteren Recherchen und weiteren Fundstücken, die nachzuprüfen sind.

Es war die fünfte Schulwoche nach den Sommerferien.
Ich entschied mich zu Wochenbeginn, nach ärztlicher Absprache, meine Arbeit an der Schule mit Vorfußentlastungsschuh – ich nenne das Teil Flitzestiefel – weiterzuführen. Jede Stunde praktischen Unterrichts möchte ich, gerade in Tagen wie diesen, meinen SchülerInnen ermöglichen. Dazu muss ich mit meinem Sorgenfuß schmerzfrei auftreten können und das geht entweder mit einer Unterarmgehstütze oder eben dem Flitzestiefel. Vorteil von letzterem, ich habe die Hände frei. Die Nachteile lasse ich weg.

Schmuddelwetterwoche, in der ich froh war meine Mütze dabei zu haben. Sie half als Sammelbehälter.

Farblich passend deponierte ich ein Geburtstagsschenk.

Kleines Katerchen war unpässlich mit Triefauge und Appetitlosigkeit. Letzteres hat ihm sicher nicht geschadet, vollschlank wie er ist.

Großes Katerchen, sein Onkelchen, genoss die Ruhezeit ohne Kampfkaterattacken des Neffen, total entspannt, …

… aber wachsam! 🙂

Dem jungen Wilden geht es inzwischen wieder gut und er holte einiges an Unfug nach.

Wasn’t me!

Mitte der Woche nutzte ich den unterrichtsfreien Vormittag, zu früher Stunde, für eine Spazierrunde in die Felder.

Die dicke Nebelsuppe machte mir mehr Atemprobleme, als das Maske tragen. Aber dieser Morgen brachte mir wunderbare Momente, wie Begegnungen.

Der Hund, der mir ins Bild lief …

… die Spinnweben …

… und dann das Licht!

„Auch die dunkelste Wolke hat einen Silberstreif'“, schrieb mir einst eine meiner Lehrerinnen in mein Poesiealbum. In diesem Moment dachte ich wieder daran.
Parallel kam mir vor allem die erste Strophe vom „Herbstlied“ wieder in den Sinn und der Gedanke, früher war Herbst auch anders:

Bunt sind schon die Wälder,
gelb die Stoppelfelder
und der Herbst beginnt,
Rote Blätter fallen,
graue Nebel wallen,
kühler weht der Wind.

Stoppelfelder gibt es nicht mehr, wenn die roten Blätter fallen. Aber ich war stolz, dass mir nach so vielen Jahren die auswendig gelernten Zeilen aus meiner Grundschulzeit wieder präsent wurden und ich mich traute die Strophen laut durch den Wald zu trällern.

Dieser Spaziergang machte mir den Kopf frei und brachte mich in die Puschen mich um meinen Zweitblog „hier und fort“ zu kümmern. Dort veröffentlichte ich endlich die Bilder zu meinem Ausflug an den Neckarursprung. Es darf gerne vorbei geschaut werden. 🙂

Ende der Woche beendete ich meine Versuchsreihen Einwegmasken wiederzuverwerten.

Unter anderem ließ ich sie im Topf mit Seifenwasser aufkochen.

Im Wäschebeutel lassen sich die Einwegteile auch in der Waschmaschine waschen. Da kommen sie mir allerdings zu verkrumpelt heraus, weshalb ich der Variante Kochtopf den Vorzug gebe.

Bügeln ist nach dem Waschvorgang bei beiden Varianten notwendig, doch bitte das Bügeleisen nur auf zwei Punkte einstellen und die Maske zwischen einem Baumwolltuch bügeln!

Das Material schmilzt und stinkt bei hohen Temperaturen, wie direktem Kontakt mit dem Bügeleisen! Ich benötigte einige Zeit den Schmelzbelag auf der Sohle meines Bügeleisens wieder loszuwerden.
Ich bin gespannt wie oft sich diese Wiederaufbereitung durchführen lässt.

Das größte Ärgernis der Woche war das Auftauchen eines unbekannten Mitglieds im Schulalltag, Vorname: Keiner, Nachname: War’s. Ich hasse es, wenn ich mich auf Sachensuche für den Unterricht machen muss, die ich mir bereit gestellt habe. Gegen einen Geist vorzugehen macht die Angelegenheit nicht angenehmer, erschwert das Unterrichtsgeschehen und beschert nicht nur mir schlechte Laune.

Zuguterletzt das Entsetzen über die Greueltat in Paris! Die Meldung über einen Messerangriff auf einen Lehrer fand ich erschütternd. Als dann das ganze Ausmaß mitgeteilt wurde und die mutmaßliche Ursache wurde mir schlecht. Ein Lehrer, der seine Schüler bildet und weil Inhalte Eltern nicht passen andere zu solch brutalen Mitteln anzustiften, damit er nicht weiter unterrichten kann, ist der Gipfel!

Angeschaut. Gelesen. Gehört.

Nobelpreis für Emmanuelle Charpentier – Artikel aus Emma, vom 07.10.2020

Forschung in drei Sätzen – Artikel in der FAZ, vom 09.10.2020

KMK verabschiedet zukunftsweisende Ländervereinbarung und richtet Ständige wissenschaftliche Kommission ein / Hubig: „Ein historischer Tag für die Bildung in Deutschland“ – Artikel aus der Homepage der Kultusministerkonferenz, vom 15.10.2020

Herzhaft gelacht über die Reaktion eines Schülers. Er trug ein nagelneues Sweat-Shirt mit AC/DC-Aufdruck. Nur konnte er mir und meinem Kollegen keine Antwort geben wer oder was AC/DC ist. 😀 Gelacht hatten wir natürlich nicht vor ihm! Traurig jedoch, dass ein weiteres ehemaliges Bandmitglied in dieser Woche starb – Bericht auf rtl, vom 17.10.2020

Schönes Wochenende!
Macht’s gut und bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch bei Andrea Karminrot.

##

Kommentare

Danke für den Lesetipp zu Emmanuelle Charpentier! Den Nobelpreis für die beiden Frauen habe ich wahrgenommen, aber sonst irgendwie verpennt. – Funktionieren die gewaschenen Masken denn? Mich nervt sehr, wie die überall in die Landschaft geschmissen werden. Wir beide tragen allerdings FFP2-Masken bei den seltenen Gelegenheiten, die wir unter Menschen gehen.-
Die Schulmisere bekomme ich momentan nur über die Enkel mitgeteilt. Zumindest gibt es Kollegen, die sich kein bisschen in die Schüler und ihre Ängste einstimmen mögen. Es ist doch für ALLE eine fordernde Situation, oder? Da muss man doch nichts übers Knie brechen… Dir wünsche ich, dass du die Ferien unbeschadet überstehst!
Alles Liebe!
Astrid

Die gewaschenen Einweg-Masken funktionieren wie die Stoffmasken – bis sie auseinanderfallen. Ich werde berichten, wie viele Waschgänge sie durchhalten.
FFP2-Masken trage ich nur im fachpraktischen Unterricht, wie schon vor der Pandemie, wenn viel Holzstaub zu erwarten ist.
Eine Woche noch bis zu den Herbstferien und die möchte ich gesund erreichen! Ich bin gespannt, welche Situation ich Montag im Lehrerzimmer vorfinden werde!
Viele liebe Grüße,
Karin

Über die gefüllte Mütze musste ich schmunzeln. Mützen trage ich nur bei äußerster Kälte auf dem Haupt, aber als Hundebesitzer sollte man ja immer irgendwelche schwarzen oder orangenen Tüten zur Hand haben. Letztens mit Walnüssen und Maroni prall gefüllt…
Einwegmasken benutze ich eigentlich nie, nur selbstgenähte oder gekaufte zum Auskochen.
Fein, dass das Katerchen schon wieder alle ausgefallenen Späßchen nachholen konnte!
Liebe Grüße
Andrea

So gerne ich nähe und mit Stoffen einiges ausprobiere, aber beim Masken nähen bin ich ein(e) Stoffel(ine) – ich mag nicht. Da bewundere ich eine Freundin, die sich zu jedem T-Shirt eine passende Maske genäht hat. Vielleicht kommt das noch bei mir. Die passende Maske zur Mütze 😉
Viele liebe Grüße,
Karin

Klar, wir packen wir das! Was bleibt uns übrig? Oder, wie inzwischen etliche SchülerInne deutlich sagen: „Lieber Schule mit Maske, als Schule online!“.
Leider gibt es auch Blindfische in der Schülerschar.
Liebe Grüße,
Karin

Mütze, Hut, Hundekotbeutel… So was brauch man ab und an, sehr praktisch! Und sehr schön aussehend.
Aufregende Woche bei Dir. Ganz wunderbare Nebelfotos. Das mit der Lunge kenn ich dann auch. Aber es ist so wunderschön draussen, besonders in dem Zwielicht. Das Gedicht kenne ich als Lied und habe es jetzt im Kopf.
Hab eine schöne Woche, trotzdem! Weiterhin achtsam, gesund bleiben und tapfer. (wenn ich das so dahin sagen kann)
Liebe Grüße
Nina

Danke, Nina.
Tapfer zu sagen ist völlig in Ordnung. Durchhalten, das erledigen, was von Dienstseite her erwartet wird, die Launen der Kinder ertragen und trotzdem deren Nöte auffangen. Ich habe heute einem Schüler eine Maske aus meinem Depot stillschweigend übergeben, weil seine schon kurz vor dem Wegfusseln war. Er hat fast geweint, weil ich sie ihm einfach so gab, ohne eine Bezahlung zu wollen.
Liebe Grüße,
Karin

das zitat aus deinem poesiealbum finde ich wunderbar – genauso denke ich zur zeit. wenn sich alle zurücknehmen, aufpassen und sich schützen und gegenseitig achten, bekommen wir auch diese pandemie in den griff. hoffentlich bleibt der schreck der schüler*innen noch ein bisschen erhalten und sie sind auch die nächsten monate noch vorsichtig. alle anderen natürlich ebenso!
ich wasche die papiermasken auch in der waschmaschine (ich nehme sie, weil ich bei denen besser luft bekomme). beim bügeln ist mir auch die erste geschmolzen, so hab ich sie einfach ohne weiterverwendet. deinen tipp mit dem handtuch probiere ich aus.
draußen in der natur zu sein hilft mir auch immer ungemein, entspannt mich und gibt mir gute impulse.
lass dich nicht unterkriegen und pass gut auf dich auf!
liebe grüße
mano

Nachdem ich mir nach neun Stunden Unterricht mit meinen Stoffmasken die Nasenspitze am Stoff immer wieder wund gescheuert hatte, trage ich wieder die Einwegteile. Davon brauche ich im Laufe eines Schultages drei bis vier, um weder Schuppenflechte noch Rosaceae im Gesicht zu aktivieren. Wenn ich von den Einwegmasken beim Waschen eine schrotte tut es mir zudem nicht leid.
Hauptsache gesund bleiben!
Liebe Grüße,
Karin

Tolle Fotos von deinem Spaziergang!!! Da hätte ich mich auch erholt und entspannt. Die Natur im Herbst ist einfach wunderschön! Mir kommt auch oft das Herbstlied in den Sinn – ich singe es nur innerlich 😀.
Wünsche dir noch viel Kraft für die letzten Schultage vor den Ferien. Geh weiterhin achtsam mit dir um!
Liebe Grüße
Ingrid

Schreibe einen Kommentar