oder …

2020 #11 mit soviel Normalität wie möglich

Montag
Der Lieblingsmensch im Krankenhaus hatte gehofft entlassen werden zu können. Trösten. Aufbauen. Nur nicht den Kopf hängen lassen, obwohl Schultern einziehen bei der Wetterlage die beste Wahl war.

Dienstag
Ein Schulvormittag, wie er zu einer zweiten Schulwoche nach freien Tagen passt. Die SchülerInnen sind im Schulalltag angekommen und es läuft.

Während meine 7er in Technik an ihrem Werkstück arbeiteten halfen mir diejenigen, die mit ihren Arbeitsschritten zügig fertig wurden, immer mal wieder bei der Herstellung einer Umrandung für die Mörtelwannen im neuen Schulgarten. Nicht nur der Schulgarten ist umgezogen, sondern auch die Schülerbücherei. Dabei zeigten einige Regale schwere Ermüdungserscheinungen und die schlimmsten Vertreter landeten ins Bruchstücken bei mir im Technikraum. Dort standen sie mir im Weg und riefen förmlich nach „verarbeitet mich“!

Mittwoch
Schietwetter schon wieder. Allerdings reichte das trockene Zeitfenster um dem Maschendrahtzaun vom neuen Schulgarten, per eingezogenen und gespannten Drähten, Stabilität zu geben.

Die ersten Keimlinge zeigten sich in der Aussaat der Kinder von der Garten-AG. Ein Spaziergang entlang von Schrebergärten erinnerte mich daran wieder einmal einen Rosenkohl im Garten haben zu wollen.

Im Krankenhaus ändern sich die Regeln für Besuche und es wird vermehrt auf Hygiene geachtet.

Donnerstag
Der von Schulgarten zu Schulgarten umgesetzte Apfelbaum bekam wieder sein Spalier. Ein Kraftakt, den meine schwierigen Jungs erst gar nicht übernehmen wollten. Dabei hatte ich sie nur gebeten, das Spalier im alten Garten auseinanderzuschrauben und die Pfosten aus der Verankerung zu holen. Während ihrer Bedenkzeit holte ich schon einmal den Akkuschrauber und fand die Burschen dann doch am Spalier, die Sache begutachten, auszuprobieren. Nach dem ersten Rütteln entwickelten sie Ehrgeiz, wollten allerdings keinen Rat annehmen.
Sie wussten alles besser, machten sich mehr Arbeit als nötig – hatten jedoch jede Menge Spaß dabei! Nebenbei erinnerten sie sich an die gerade durchgenommene goldene Regel der Mechanik und freuten sich wie Bolle über ihren Sieg gegen Reibung und Schwerkraft. Am Ende rammten sie, aus eigenem Wunsch, die megalangen Füße für die Pfosten am neuen Ort in den Boden – „Ey, Frau Be, lieber Garten als Englisch!“ – mit einem Messfehler von 8 cm. Ärgerlich, aber die Jungs waren zufrieden.

Abends gehörte ich zu den letzten zugelassenen Besuchern in der Klinik , in der mein Lieblingsmensch liegt. Ab Freitag waren keine regulären Besucher mehr erlaubt. Nach vier Wochen Krankenhausaufenthalt brauchte es viel Trost für meine beiden ersten Lieblingsmenschen. Vor allem der zuhause zurückgelassene konnte es nicht fassen.

Freitag
Das schiefe Spalier fiel mir auf meinem Schulweg sofort ins Auge. Bis da der Fehler durch eine Rankpflanze verdeckt wird mochte ich nicht abwarten. Zusammen mit einer Technikgruppe wurde nach einer Lösung gesucht, die aber mangels Engagement das Problem noch verschlimmerte.
Meine schwierigen Jungs waren schwer verärgert. Der Wortlaut ihrer Kommentare war absolut nicht stubenrein und laut. Ich war froh über die Windböen, die ihren verbalen Unmut nicht das andere Ende des Schulhofs erreichen ließen und auch nicht das Fenster des Rektorats.
Dort wurde auf die Pressekonferenz von Ministerpräsident Kretschmann gewartet. Schon kurze Zeit später war die Homepage des Kultusministeriums überlastet.

Wunsch-Abendessen für den Lieblingsmenschen zuhause, mit der letzten Flasche passierter Tomaten aus dem Supermarkt. Als ich nach ihr griff und in der Hand hielt erntete ich ärgerliche Blicke von zwei Seiten. Die Hefe, die in meinem übersichtlich gefülltem Einkaufswagen lag, fehlte bis ich an die Kasse gelangte.

Samstag,
ist Markttag. Diesen Weg machte ich wie üblich – Himmel und Menschen! Flott erledigte ich meine Einkäufe, die ich inzwischen auch für die Lieblingsmenschen übernehme.

Auch den Nachmittag verbrachte ich bei einem mir wichtigen Termin – Treffen mit den Schäfern und anderen Schafpaten, was im Winter und frühen Frühling einmal im Monat stattfindet. Außer mir nahm nur eine weitere Schafpatin dieses Treffen wahr um die vielen neugeborenen Lämmer zu sehen. So konnten wir alle gut Abstand halten.

Das ziemlich gescheckte Lämmchen, im oberen Bild, ist eins von Drillingen, das ich auch einmal kuscheln durfte.

Sonntag
Sortieren, ausarbeiten und kopieren von Arbeitsmaterialien für die SchülerInnen und die lange Pause. In der Schule herrschte ein Umtrieb wie kurz nach den Ferien, gepaart von Anspannung.
Draußen nutzten viele das sonnige Wetter zum Spazierengehen, viel mehr als üblich, denn die ersten Sportanlagen sind schon geschlossen.

Wir werden sehen wie es weiter geht, wenn alle in ihren vier Wänden abtauchen. Für meine Freundin in Spanien gilt inzwischen, wie in Italien: Zuhausebleiben und das Beste daraus machen.

Welche Ideen Italiener entwickelten, sich die Zeit zu vertreiben, macht optimistisch. Statt Straßenkonzerten werden Fensterkonzerte gegeben.

Link 1Link 2

In Stuttgart wird kommende Woche ähnliches versucht.

Einen schönen Sonntag noch und eine gute Woche.
Bleibt gesund und zuhause, wenn ihr könnt.

Bis die Tage,


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.

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Kommentare

Die nächste Woche wird bei Dir dann wohl komplett anders verlaufen… Hoffentlich bleibt Lämmchenkuscheln noch möglich.
Selbst bei der amerikanischen Tochterfamilie in middle-of-nowhere ist das Virus angekommen, nebst Hamstern und „schulfrei“.
Bleib gesund – Take care…
Liebe Grüße
Andrea

Bei meinem Bruder über dem Kanal war das Weit-Weg-County bis zum Wochenende virusfrei. Jetzt gab es dort die ersten beiden Infizierten und die Hamsterkäufe begannen auch sofort. Zu Boris Johnsons Krisenmanagement äußere ich mich vielleicht in meinem Wochenrückblick.
Liebe Grüße und bleib gesund,
Karin

Meine Eltern sind wieder vereint. Sie sind versorgt. Statt die Füße hochzulegen kümmerte ich mich um den Haushalt und legte mich, zum Glück mit Schutzengel. Selber schuld!
Viele Grüße und bleibt gesund,
Karin

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