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Stroh zu Gold spinnen, von Spindeln und schwindeln – meine Gedanken und Klarstellungen

Da sitze ich im Wartezimmer einer Arztpraxis, habe alle Zeitschriften schon gelesen (durch vorherige Besuche), auch die Revolverblättchen, als ich den Stapel an Bilderbüchern entdecke.
„Dornröschen“ liegt obenauf. Ich sehe das Spinnrad, meine Gedanken fangen an zu kreisen:

Wie viele Märchen kenne ich, in denen gesponnen wird oder die Spindel oder das Spinnrad vorkommen?

Am Ende hatte ich eine ganze Sammlung an Märchen zusammengetragen, nur mit meiner eigenen, internen Suchmaschine:

Alle diese Märchen sind von den Gebrüder Grimm gesammelt worden und mir ist sicher mindestens ein Märchen mit Spinnen und Spinngeräten nicht eingefallen.

Aber, alle diese Märchen haben mich schon als Kind inspiriert: „Ich will Spinnen lernen!“ – ok, die letzten beiden Märchen gehören dann nicht so als Motivation dazu 😀

Ich lernte Spinnen, von der Pike auf, zuerst mit der Handspindel – Holzstab und Wirtel, als Gewicht, mit dem Ehrgeiz das Material für einen Pullover zu erspinnen.

Bei dieser Fleißarbeit wurde mir klar, bei der Geschichte mit Dornröschen stimmt was nicht. Auf allen Abbildungen in Märchenbüchern sind Spinnräder abgebildet, wenn es um Dornröschen geht. Da gibt es nichts um sich zu stechen!
Doch an Handspindeln wurden ab und an zum Festhaken der Fäden spitze Haken angebracht, woran man sich hätte stechen können.
Und Spinnräder, wie meins, gibt es noch gar nicht so lange.

Noch interessanter ist jedoch das Material, aus dem früher Handspindeln hergestellt wurden. Spindelhölzer wurden aus dem Holz des Gewöhnlichen Spindelstrauchs gedrechselt, der wohl allein schon durch die Verwendung zu seinem Namen kam. Besser bekannt ist der Strauch unter dem Namen Pfaffenhütchen.

Beim Pfaffenhütchen (Giftpflanze des Jahres 2006) ist alles giftig, von der Wurzel über den Stamm bis zur Frucht. Deshalb ist es auch vorstellbar, dass sich Dornröschen einfach an einem Astsplitter an der Spindel hätte vergiften können.

Ach, ich könnte noch so viel schreiben! Verheiratete Frauen haben Wolle und Flachs zuhause gesponnen. Unverheiratete junge Frauen trafen sich in den Wintermonaten in Spinnstuben, wo sich zum Zeitvertreib unter anderem Geschichten und Märchen erzählt wurden.
Doch dafür fehlt mir nun einfach die Zeit, denn die Sammlung: Märchenhaftes, der Zitronenfalterin Andrea, endet in wenigen Minuten. Und dahin möchte ich diesen Blogpost gerne noch verlinken.

Daher muss das bisher Geschriebene einfach so genügen.

Bis die Tage,

Anmerkung:
Und, schade, schade, ich war zu spät!



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Kommentare

Liebe Karin,
das tut mir so Leid… So ein wunderbarer märchenhafter Beitrag. Ich werde ihn am Samstag im Wochenrückblick verlinken!
Vor dreißig Jahren habe ich auch mal mit der Handspindel gearbeitet, um ein bisschen Märchenwolle zu verspinnen.
Liebe Grüße
Andrea

Liebe Karin,
sehr schön ist auch das Märchen „König Schwan“ heißt auch „Das treue Mädchen“ und ist in den Anhängen zu finden. Mit den Spinnwerzeugen kann das treue Mädchen den Schwan in seine menschliche Gestalt erlösen.
Viel Freude Bettina Fresdorf