und …
Was ich dazu zu sagen habe!
Nic von Luzia Pimpinella hat wieder ein paar Fragen gestellt, die ich mir mit ins Krankenhaus genommen habe. Zeit hatte ich dort genug zum Nachdenken, nur wenig Möglichkeiten die Antworten aufzuschreiben, denn:
a fielen mir Lesen und Schreiben nach einer Operation schwer
b lag mein Zimmer außerhalb des WLAN-Bereichs
Also sortierte ich meine Gedanken mit geschlossenen Augen und nutzte die Diktierfunktion meines Smartphones – jetzt weiß ich auch diese vernünftig zu nutzen.
Damit wären Frage 1 und 4 beinahe schon beantwortet gewesen, denn Aufwachräume in Krankenhäuser sind immer eine Überraschung und miese Situationen haben auch ihre besonderen Qualitäten. Aber nun von vorne …
1 Was ist der seltsamste Ort, an dem Du je aufgewacht bist?
Abgesehen von den Situationen, wenn ich auf Reisen bin wache ich glücklicherweise an dem Ort auf, wo ich eingeschlafen bin, in der Regel. Darunter gab es ein paar recht seltsame Plätzchen, die sich bei Tageslicht besehen auch einmal nicht unbedingt als das herausstellten, was man sich beim Schließen der Augen so vorgestellt hatte.
Ein so nicht geplanter Schlafplatz fällt mir spontan ein, im Juni 1990, als die Fußball-WM in Italien stattfand. Nach einem Arbeitstag zuhause wollte ich zurück zur Familie, die an der Nordsee im Urlaub geblieben war (Sonntag im Schlafwagen nach Stuttgart, montags in der Schule und abends wieder am Zug). Hundemüde stand ich auf dem Bahnsteig und glaubte meinen Augen und Ohren nicht trauen zu können, als der Zug einfuhr. Mein Liegewagenplatz befand sich in einem Waggon voller schwedischer Schlachtenbummler auf dem Rückweg vom Spiel gegen Brasilien! Der Schlafwagen war schon Tage vorher ausgebucht gewesen, und die Chance auf eine Umbuchung in diesem Moment noch unwahrscheinlicher. Also kramte ich meine paar Schwedischkenntnisse zusammen und hielt bis gegen Mitternacht bei Smalltalk und Party durch – einer der Teilnehmer wollte zwei Tage später heiraten. Die folgenden Stunden versuchte ich, in der Dusche eingeschlossen und auf einem Eimer sitzend, ein wenig die Augen zu schließen, bis mir in den frühen Morgenstunden der Dienstleiter des Waggons erst einen starken Kaffee anbot, dann aber (s)eine Koje in einer Kammer zur Verfügung stellte. Ich muss bei der Ankunft wie ein Zombie ausgesehen haben, womit ich auch die Überleitung zur nächsten Frage hinbekommen habe.
2 Bald ist Halloween… magst du eigentlich Kostümparties?
Nö!
Naja, das war wohl etwas zu kategorisch ausgedrückt. Ich kann ganz einfach nichts mit Halloween anfangen, finde dieses, in dieser Art, importierte Spektakel übertrieben und fehl am Platz. Wer Spaß daran hat, ok. Für mich hört allerdings der Spaß auf, je mehr er vermarktet und konfektioniert wird. Das betrifft nicht allein dieses Ereignis! In der Regel gehe ich solchen Veranstaltungen aus dem Weg, bin aber auch kein Spielverderber und hielt bisher die eine oder andere Veranstaltung mit Kostümpflicht, selbst zu Halloween, durch, verkleidet!
Viel lieber entwerfe und nähe ich Kostüme. Das begann als meine Kinder klein waren und sich Verkleidungen wie Rotkehlchen und Blaumeise wünschten, oder die Spielfigur aus ihrer tragbaren Spielkonsole sein wollten. Später bekam diese Verkörperung von Anime-Charakteren einen Namen und entwickelte sich zu Cosplay und Live-Action-Rollenspielen (LARP) weiter. – Was man nicht alles noch mit erwachsenen Kindern lernt. – Ist schon etwas seltsam dieses Bedürfnis in einen Filmcharakter zu schlüpfen und diese Rolle zu spielen bzw. eine Zeit lang zu leben. In gewisser Weise finde ich es, als bekennender Trekkie, witzig und unterstütze gerne, aber ich brauche es nicht.
3 Was ist das Unheimlichste, was du jemals gemacht hast oder was dir jemals passiert ist?
Im Handyzeitalter unvorstellbar, denn irgendwie ist heutzutage mit einem Smartphone selbst im tiefsten Dunkel immer ein wenig Licht und Erleuchtung dabei, ist eins meiner unheimlichsten Erlebnisse mich mit meiner Freundin im tiefdunklen Bergwald wiederzufinden.
Auf der nächtlichen Rückkehr von einem Disco-Besuch ins Ferienquartier, das etwas außerhalb des Ortes auf einer Anhöhe lag, hatten wir keine Lust gehabt den Umweg über die Straße zu machen. Auf halber Höhe nahmen wir die Abkürzung, die wir tagsüber immer nahmen. Dieser Weg führte über ein kleines Stück Wiese und ging danach in einem Waldstück weiter. Bei Tageslicht lief sich diese Strecke zwar etwas holprig, doch bei Sommersonne schön schattig unter den Bäumen entlang. Wir waren keine fünf Meter im Wald, als nach der ersten Biegung der Mond hinter den Wolken verschwand. Wir sahen nichts mehr, weder die Freundin noch die Hand vor den Augen, geschweige denn den Weg. Zappenduster! Dazu diese Geräusche! Was da so alles raschelte, knisterte, kratzte, gurgelte, grunzte, piepste und der Ekelfaktor nicht zu wissen in und auf man was gerade greift. YUCK! Die genial erscheinende Idee, mithilfe des Feuerzeugs den Weg auszuleuchten – aber ohne Laterne etwas dämlich – ließ uns beide zumindest zueinander finden, doch danach brauchte es wieder Ewigkeiten, bis sich unsere Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Die Brandblase am Finger hätten wir uns sparen können.
Ich glaube die Tiere des Waldes haben sich einen Ast abgelacht, wie wir beiden Grazien, Hand in Hand auf dem Boden krochen und den Boden nach dem Weg abtasteten. Was waren wir dankbar über jedes Auto, was ab und an auf der parallel laufenden Straße fuhr. Sehen konnten wir es zwar nicht, aber es gab uns Orientierungshilfe wieder ans Licht zu finden – out of the dark, into the light – Mist – denn der Drecksmond kam genau dann hinter den Wolken vor, als wir endlich wieder auf der Wiese standen.
4 Findest du , dass die schlechten Tagen oder gar schlechte Zeiten auch zum Leben gehören?
Auf die schlechten Tage kann ich wirklich verzichten und der Gipfel dieser erreichte mich vor 33 Jahren, nach der Geburt meines ersten Kindes. Die Mitteilung nach der Narkose, mein schwerstkrankes Kind nicht sehen zu können, da es schon auf dem Weg in eine Kinderchirurgische Klinik sei warf mich in eine unbeschreibliche Verzweiflung. Die Kräfte, die ich anschließend mobilisiert habe, die Fähigkeiten, die dadurch zutage traten, hätte ich mir nie vorstellen können. Ich lernte Menschen und Orte kennen, die mir ohne diese Weichenstellung nie begegnet wären und alles zusammen machte mich zu der Frau, die ich heute bin.
Ja, ich glaube, schlechte Zeiten gehören zum Leben und haben im Rückblick auch eine gute Seite.
Auch die dunkelste Wolke hat einen Silberstreif.
5 Machst du gern Komplimente?
Wenn ich etwas gut finde, wenn mich etwas begeistert sage ich das auch. Ich finde Lob und Anerkennung einfach wichtig, obwohl ich selbst damit eher schlecht umgehen kann.
Nicht leiden mag ich die Form an Komplimenten, die der Gefälligkeit halber gemacht werden und schon im Ansatz eine Schleimspur hinterlassen.
So viel für heute. MannMannMann war dieses erste Bloggen nach der Zwangspause anstrengend!
Macht’s gut und bis die Tage,
Dieser Beitrag ist verlinkt auf Nics Blog Luzia Pimpinella und der Blogsammlung: Fünf Fragen am Fünften.