oder …

Pflanzenfarben sind immer für eine Überraschung gut

Tintenherstellung aus Pflanzenmaterialien kann etwas dauern, doch das ist kein Vergleich zum Zeitaufwand, der für die Pigmentherstellung benötigt wird. Das erfuhr ich bei der Verarbeitung der Efeubeeren, die ich vor zwei Wochen vom Spaziergang mit der Enkeltochter mitgebracht hatte.

Für den ersten Warmauszug überbrühte ich die Beeren mit heißem Wasser und ließ sie über Nacht einweichen. Es wird nur soviel Wasser verwendet, dass die Beeren gerade so bedeckt sind.
Am nächsten Morgen erwärmte ich die Beeren im Sud und ließ das Ganze ungefähr eine halbe Stunde auf dem Herd. Die Beeren sollten nicht kochen! Anbrennen allerdings auch nicht, was mir beinahe passiert ist.

Zum Filtrieren verwende ich handelsübliche Filterpapiere von Kaffeefiltern oder angefeuchtete Baumwolltücher. Stoff hat an dieser Stelle einen großen Vorteil. Die Fasern quellen durch die Feuchtigkeit auf, wodurch sie Pflanzenteile gut zurückhalten. Vor allem kann ich durch die Festigkeit des Materials auch noch den letzten Tropfen Flüssigkeit auspressen. Fertig ist der Warmauszug, oder die Pflanzentinte. Einen kleinen Teil der Efeubeeren-Tinte beließ ich so, wie sie entstanden ist. In den großen Rest gab ich in heißem Wasser aufgelöstes Alaun dazu. Dieses Mal verwendete ich eine 10%ige Lösung.

Ich war glücklich über den Farbton, bis ich die Veränderung nach dem Auftragen auf das Papier verfolgte.

oben reine Efeubeeren-Tinte, unten mit Alaun … frisch auf Büttenpapier aufgetragen

So ist es mit Pflanzenfarben! Die meisten roten oder blauen Pflanzensäfte sind für eine Überraschung gut. Sie verändern sich an der Luft, auf verschiedenen Papieren, reagieren auf Säuren, Laugen, Klebstoffe. Letzteres ist immer wieder ein Ärgernis, wenn ich die Versuche ins Musterbuch einklebe.

alles Efeubeeren-Tinte auf verschiedenen Untergründen

Es sollte nicht die letzte Überraschung mit den Efeubeeren sein.

Im nächsten Schritt neutralisierte ich die mit Alaun versetzte Flüssigkeit mit in Wasser gelöster Pottasche. Das Ganze schäumt auf und die entstandenen Farbpartikel müssen sich hinterher erst einmal setzen. Das braucht seine Zeit.

links Efeubeeen, rechts Tulpenblüten-Pigment

Was bei diesem Vorgang im Einzelnen geschieht erkläre ich einmal in einem anderen Blogpost. Mein Ziel ist es durch dieses Verfahren Farbpigmente herzustellen, mit denen ich später zum Beispiel eine Aquarellfarbe herstellen kann.
Nachdem sich deutlich zwei Schichten in den Gläsern abgesetzt hatten ging es wieder an das Filtrieren.

Was in den Filterstoffen und -papieren hängen blieb begeisterte mich. Was für eine Farbe!

Von dem leuchtenden hellen Violett blieb nach dem Trocknen nicht mehr viel übrig.

Am Ende entstand aus den getrockneten Farbpartikeln im Mörser ein dunkelgraues Pigment, mit einem Hauch Dunkelviolett.

Fortsetzung folgt!

Werkstatteinblicke

links Berberitzenbeeren, rechts Avocadoschale (auch etwas enttäuschend)

Ansonsten

ein extrem seltener Moment!

Höhepunkt der Woche

… gab es mehrere …

Tiefpunkte ebenso. Den Rest erledigen die Nachrichten.

Ohrwurm der Woche

Auch wenn es manchmal schwer fällt …

Macht’s gut, bleibt gesund und bis die Tage


Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot.

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Kommentare

Ich gehe davon aus, dass mit Efeubeeren Wolle gefärbt werden kann. Ob dann dieses Violett herauskommt? Da bin ich momentan etwas skeptisch.
Liebe Grüße
Karin

Deine Farbauszüge sind sooooo spannend. Ein wenig habe ich auch bereits mit Pflanzenfarben experimentiert, doch nicht so umfangreich wie du. Da bin ich auf weitere Berichte gespannt.
Hab‘ eine gute Woche 😊.
Liebe Grüße aus dem kleinen Dorf zwischen den Meeren
Lydia

Pflanzenfarben sind spannend und selten langweilig. Allerdings ist vieles nicht kalkulierbar. Bei den Efeubeeren war es so und noch bei einigen anderen Pflanzen. Jedes Jahr packt mich ein paar Mal das Farbenfieber, spätetens wenn das Schilf blüht.
Liebe Grüße
Karin

Deine Experimente sind wirklich spannend. Da machst du ja tolle Erfahrungen.
Die Nachrichten mag ich gar nicht anmachen. Das Tüpfelchen war der Zank gestern im weißen Haus.
Hab eine schöne Woche und vielleicht liegen die Zwei jetzt öfter zusammen auf dem Sofa
Andrea

Auch wenn ich mich schon so lange mit Pflanzenfarben beschäftige lerne ich jedes Mal dazu.
Die aktuellen Meldungen in den Nachrichten sind wirklich nicht geeignet ein ausgeglichenes Gemüt zu bewahren. Gestern Abend war ich geschockt.
Aus meinem Kater-Ensemble wird kein Team mehr werden. Heute gab es wieder nur Krawall.
Liebe Grüße
Karin

Du bleibst mit bewundernswerter Geduld am Ball! Ich glaube, es war ganz am Anfang meiner Schulkarriere, dass ich mit den Schüler*innnen Farben hergestellt habe… Die Efeubeeren ergeben immer ein schönes Purpur, wenn sie zuvor durch das Verdauungssystem der Vögel gegangen sind 🤣
Die beiden Katzen: 😍
Aus einer ruhigen Stunde heraus grüßt dich herzlich
Astrid

Im Prinzip funktioniert die Pigmentherstellung aus Efeubeeren wie beim Durchlauf in Vögeln. 😂 Erst durchlaufen sie ein saures Milieu, dann ein basisches, bevor das Ergebnis im Filter, oder auf dem Pflaster landet.
Die Kater! Heute flogen wieder die Fetzen!
Genieße deinen Besuch und den Karneval,
mit vielen lieben Grüßen
Karin.

wow
das sieht gut aus
das mit dem Verändern der Farben ist wohl wie beim Rotkohl
er wird blau und wieder rot wenn man Essig dazu gibt 😉
das netzartige Muster gefällt mir
wäre ein schönes Motiv 😉
deine Strickjacke sieht kuschelig aus
hach.. und die Katzen .. so niedlich..
liebe Grüße
Rosi
https://rumpelkammerxxl.blogspot.com

Genau so ist es. Je nach basischen oder sauren Kontakt oder Zugaben verändert sich das Rot der Pflanzenfarben. Rotkohl wird zu Blaukraut durch Natronzugabe ins Kochwasser, oder richtig Rot durch die Säure im mitgelockten Apfel. Rotkohl ist prima als Einstieg in die Herstellung von Tinten/Pflanzenfarben.
Die Jacke wird mir im Frühjahr sicher gute Dienste leisten.
Liebe Grüße
Karin

Deinem Punkt: Höhepunkte, schließe ich mich an. Grad isses wie Achterbahn..
Der Kater ist wirklich süss, als würde ihn die Wolle nicht interessieren.. Farblich abgestimmt sogar.
Immer wieder staune ich, welche Farben Du herstellst und woraus und wie sie sich dann verändern…
Ich wünsch Dir ein schönes Wochenende
und lasse liebe Grüße da
illy

Warum sich der Kater so in die Wolle wickelte ist mir ein Rätsel. Er machte auch keine Anstalten sich selbst zu befreien. 😊 Graue Wolle bei grauen Katern macht allein schon Sinn, wenn frau nicht offensichtlich befusselt aussehen möchte. 😅
Schönes Wochenende und liebe Grüße
Karin

das wollige katerbild ist herrlich und die beiden streithähne so friedlich zusammen auf dem sofa gefällt mir auch sehr. deine experimente liebe ich, denn leider hab ich zu wenig geduld dafür. obwohl… hier an den zäunen der kleingärten hängen noch efeubeeren und ich muss für ein buchprojekt noch stoffreste färben. mal sehen, avocadoschalen hätte ich auch noch dafür.
ach ja, das foto vom gefilterten extakt auf stoff ist an sich schon ein kunstwerk! schade, dass es farblich nicht so bleibt.
liebe grüße von mano

Ich liebe dagegen deine Schachteln und Bilder! Dafür fehlen mir Zeit, Muße und Geduld!
Ein Buchprojekt? Du machst mich neugierig, oder habe ich etwas verpasst?
Die Pflanzenfarben nehmen aktuell mehr Raum in meinem Alltag ein, als ich es geplant hatte. Da warten eine Reihe anderer Projekte.
Meine Kater holten mich heute gleich morgens aus der Sonntagsruhe. Zum Glück ist jetzt wieder etwa Ruhe. Bei ihnen meldet sich schon die Frühlingsgefühle. 😊😺😸
Schönen Sonntag und viele liebe Grüße
Karin

So interessant Deine Färbereien! Ich bin sehr gespannt, wie das weitergeht! (Mein) Highlight ist dennoch die „wollige Katze“ – genau so ein Bild habe ich nach dieser Woche gebraucht.
Liebe Grüße
Carina.

Ich habe das Glück, dass meine Kater meine Wollknäuel in Ruhe lassen, ich meine begonnenen Strickwerke liegen lassen kann. Neugierig und immer mittendrin sind sie nur beim Aufribbeln, so wie auch dieses Mal. Angus ließ die Wolle einfach so über sich drüber gehen … 😀
Eine richtig gute Woche wünsche ich dir, mit lieben Grüßen
Karin

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