… oder
In der Wollwerkstatt – 2020 #21 mit einer Handvoll Gedenk- und Aktionstage
In der zehnten Woche zuhause stelle ich fest, ich bin zwar nicht sorgen- und schmerzfrei doch trotzdem tiefenentspannt – wenn es nicht zum Einkaufen geht.
Ohne von der Schule zu träumen schläft es sich einfach besser!
Obwohl die Besucherzahl in meiner Wohnung auf Null steht ist sie aufgeräumt. Sie ist so aufgeräumt, wie ich es mir immer gewünscht habe, wenn unerwartet ein Besuch auf der Schwelle stand. Wobei, was mir oft auch einmal peinlich war, empfanden Gäste als toll, inspirierend, etc. . Sie boten hier und da ihre Hilfe an, wurden eingespannt um als Zugabe Einblicke in meine Werkstattgeheimnisse zu bekommen. Wahrscheinlich waren die meisten nur höflich. Da fast alle wieder auftauchten liegt die Wahrheit möglicherweise in der Mitte.
Auch in diesen Tagen gleichen meine Räume keinem Schöner Wohnen. Sie zeigen geordnetes Chaos, in entstaubter Version. Solange der Staubsauger fix und bequem seine Kurven ziehen kann ist alles gut.
Zwei Kilogramm dunkle Rohwolle aus der Schafschur 2019 warten, kardiert, auf das Verspinnen.
Drei Kilogramm helle Wolle sind fertig gesponnen und gewickelt. In den Pfingstferien werde ich für dieses Garn meine Küche von einer Wollwerkstatt in eine Färberküche umrüsten. Birkenblätter, wie Ackerschachtelhalm habe ich in den letzten Wochen gesammelt, Zwiebelschalen ebenso, und Krappwurzeln sind teilweise eigene aus dem schulischen Färberbeet! Mal sehen was sich im Schulgarten bis dahin noch so entwickelt, was Farbe gebend in die Flotte wandern könnte.
Jede mögliche Minute kümmerte ich mich um irgendein Grün, mal im alten Schulgarten, mal im neuen, oder im Grünstreifen vor meinem Balkon, wie auf dem Balkon.
Auf letzterem konnte ich sogar schon Obst ernten! Leider musste ich mich von diesem vom Frost geschädigtem Blumentopf trennen.
Aus den Kernen der Äpfel, die ich an der Stadtmauer von Visby auf Gotland gesammelt hatte, entsteht eine kleine Baumschule. Die Pflänzchen passen in ihrer Winzigkeit zur Miniatur-Rose, die sich nach einem Jahr Pause wieder im Blumenkasten zeigt.
Nach den Eisheiligen leeren sich endlich die Fensterbretter – DIE Gelegenheit zum Fenster putzen. Keine gute Idee. Es regnet. Die Fenster sehen wieder so aus wie vorher. Hmpf.
Hmpf machte ich noch einige Male in der Woche. Zudem stellte ich fest, dass es mir nicht gut tut, stinkesauer zu sein und den Gefühlen nicht Lauf zu geben. Im Gedanken verteilte ich Backpfeifen und hätte allzugerne die eine oder andere Gesprächspforte mit der B*ildzeitung verstopft. So etwas mache ich nicht, hielt mich an alte wie neue Regeln und schluckte Zorn wie Unmut hinter meinem Mund-Nasen-Schutz runter. Zeitlich passend zu einem Aktionstag in dieser Woche hatte ich dann einen Rückfall. Deshalb habe ich wenig auf den von mir gern gelesenen Blogs kommentiert und auch auf meinem Blog auf Kommentare nicht reagiert. Sorry!
Angeschaut, angehört und gelesen
Diese Studie fand ich interessant, da sie zeigt welche Wirkung Masken haben, indem sie Speicheltröpfchen beim Sprechen sichtbar machen. Im zweiten Teil des Videos wird es noch deutlicher durch die verringerte Ablaufgeschwindigkeit.
Zum Thema Masken fand ich mich in den digitalen Notizen vom Leiter „Social Media/Innovation“ bei der Süddeutschen Zeitung, Dirk von Gehlen, wieder: Beitrag Fünf abschließende Sätze für wissenschaftszweifelnde Hygiene-Demonstrierende in meiner Timeline vom 17. Mai 2020
Anhörenswert fand ich zudem den TerraX-Beitrag von Dirk Steffens, den es leider nur über F*acebook gibt – Link
Erschrocken war ich erst einmal über die Selbstmedikation des Blondschopfs auf der anderen Seite des Atlantiks. Beinahe hätte ich ein Päckchen gepackt und ihm meine Medikamenten-Reste an Hydroychloroquin zugeschickt, einschließlich der Nebenwirkungen, die ich bei meiner Behandlung damit hatte! Diese Nebenwirkungen braucht niemand, weil manche auch nach dem Absetzen bleiben.
Da amüsiere ich mich lieber über einen Artikel aus Der Postillon – ACHTUNG! Satire! – Link zum Artikel: USA treten aus der Erde aus! vom 19. Mai 2020
Freude gab es mit der Post. – Danke!
Mein kleiner Freund von nebenan bedankte sich für den Löwenzahnhonig mit einer Löwenzahnwiese und von Martina kam Nachschub für meine Wollwerkstatt :D. Sobald es ein paar durchgehend warme Tage geben wird, geht es ans Auspacken und Sortieren der Wolle und ich werde darüber berichten. So lange bleibt es spannend für meine beiden Graubären, die nicht aufhören können den Karton schnuppernd zu umkreisen.
Alternative Gerüche kommen aus dem Dörrautomat, denn dort trocknen die ersten Duftrosenblätter.
Statt Rosenzucker herzustellen möchte ich die getrockneten Blütenblätter pulverisieren. Mal sehen, ob und wie das klappt.
Eine Auswahl an Welt- und Aktionstagen dieser Woche
Sonntag, 17. Mai
Welttag der Telekommunikation – offizielle Seite der Vereinten Nationen
Montag, 18. Mai
Internationaler Museumstag – Seite für digitale Museumsbesuche
Kein-schmutziges-Geschirrtag – Eintrag im Nation Day Calendar (USA)
Dienstag, 19. Mai
Aktionstag (Welttag) Chronisch entzündliche Darmerkrankungen – Veranstaltungskalender der Gastro-Liga
Mittwoch, 20. Mai
Weltbienentag – offizielle deutsche Seite – Seite der Bienenretter
Donnerstag, 21. Mai
Welttag der kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung (UNESCO) – Lexikoneintrag Wikipedia – Seite der BMZ
Pippi Langstrumpf wird 75! – Seite der Astrid Lindgren Company
Freitag, 22. Mai
Internationaler Tag für biologische Vielfalt – Statement der WWF
Samstag, 23. Mai
Tag des Grundgesetzes – Ankündigung der Gesprächsreihe „Wertsachen – Was uns zusammenhält“ der Landtagspräsidentin Muhterem Aras aus dem Landtag Baden-Württemberg
So viel für heute.
Macht’s gut und bis die Tage,
Verlinkt mit dem Samstagsplausch von Andrea Karminrot
Kommentare
Ui! Die Visualisierung mit und ohne Maske ist spannend. Due Rosen im Dörrapparat… hmmmm!
Es ist immer gut, wenn unsichtbares Geschehen ein sichtbares Bild bekommt.
Viele Grüße, Karin
Meine Güte, das war eine volle Woche, ereignisreich.
Deine Woll-und Färbekunst finde ich sehr spannend. Werde da bald mal mehr schauen. (Bin im Moment auch weniger digital unterwegs)
Viel Erfolg bei all Deinen tollen Vorhaben.
Schönes Wochenende und liebe Grüße
Nina
Mit Pflanzen zu färben oder Farben herzustellen bleibt spannend, weil kleinste Veränderungen das Ergebnis beeinflussen.
Einen schönen Sonntag noch.
Mit vielen Grüßen, Karin
Puh, das war aber viel! Aha, die Rosenblätter kommen in einen Dörrautomaten! Ich lass meine ja auch einem Tablett trocknen, klappt sehr unterschiedlich gut. Aber zu mehr action komme ich hier nicht, meine Care – Arbeit wird immer umfangreicher und die Angst, dass es zu Stürzen kommt wie zu Beginn des Monats im Garten lässt mich oft unkonzentriert sein. –
Das Wut-Runterschlucken in Bezug auf unsere Mitmenschen kompensiere ich dann doch oft mit Schreiben ( bzw. ich lasse Blogs links liegen ). Wichtig ist mir auch, dass es hier mehr aufgeräumt ist als in nicht Corona – Zeiten. Chaos macht mir momentan zu viel inneres Chaos.
Schön, dass du schon etliche weitere schöpferische Arbeiten im Blick hast und ohne Unterricht besser schläfst!
Einen schönen Sonntag!
Astrid
Oh, Stürze! Darin liegen auch mit meine größten Ängste! Ich erwische mich immer wieder, wie ich gerade durch übervorsichtiges Auftreten und aus Sorge vor Schmerzen, ins Straucheln komme. Zum Stolpern reichen die Kater, die gerne im Weg herumliegen. Deshalb muss alles andere aus dem Weg sein, damit ich in meinen vier Wänden sicher unterwegs sein kann. Draußen hilft nur gescheites Schuhwerk.
Passen wir auf uns auf!
Mit vielen lieben Grüße,
Karin
Es ist eine ständige Herausforderung, nicht wütend zu werden. Das ganze nekorphile Zeugs der Massenmedien geht mir an die Nieren. Ich achte deshalb sehr auf die Menge und den Zeitpunkt von Medienkonsum. Ich sehne den Tag der Wende herbei.
Projekte zu haben, die die Gedanken auf eine schöne Arbeit richten, helfen mir sehr. Schön, dass du ein Färberbeet hast. Ich könnte jeden Tag ein Beet an meinen Garten anfügen, auf soviele gute Ideen stosse ich. Aber nein, nein. Später will ich ja auch noch etwas Neues ausprobieren können. Alles Liebe zu dir. Regula
Du sagst es! Es muss Platz und Kraft bleiben für Neues!
Viele Grüße,
Karin
Die „Fünf abschließenden Sätze“ finde ich sooo gut. Die muss gleich mal weiter verbreiten. Getrocknete Rosenblätter sind gewiss fein, wenn man sie im Überfluss hat.
So, jetzt beende ich den Tag mit Pippi Langstrumpf. Anlässlich ihres Geburtstags habe ich mir ein Buch über sie gegönnt. Es passt gerade zu meiner Stimmung.
Liebe Grüße
Andrea
Die „Fünf abschließenden Sätze“ müssen geteilt werden, möglichst breit gestreut. Vielleicht fallen sie, fruchtbar, in der einen oder anderen Gedankenwindung.
Ich kramte mir den Briefwechsel zwischen Astrid Lindgren und Louise Hartung hervor, der auch zu meiner Stimmung passt.
Viele liebe Grüße,
Karin
das video hab ich schon mal in einem anderen zusammenhang gesehen. man sollte es eigentlich immer dabei haben und diesen maskengegner immer wieder vorspielen. die „fünf abschließenden sätze“ sind bestens und auch der dort am ende erwähnte link „brief an corona-zweifelnde facebook-freund*innen“ absolut lesenwert.
von deiner kleinen gotländischen apfelplantage bin ich ganz begeistert. ich hab noch nie versucht aus kernen bäumchen zu ziehen, werde es aber im herbst mal mit einigen meines wilden lieblingsapfels, der an einem feldweg steht, ausprobieren.
ansonsten lasse ich selbst eher den staubsauger stehen und bin im garten oder wald oder ziehe mich in mein werkzimmer zurück, wo der fußboden von vielen schnipseln bedeckt ist ;))!
liebe grüße und viel freude beim wolle be- und verarbeiten.
liebe grüße von mano
Stimmt, der Brief an die Zweifler ist lesenswert, entwickelte er doch am Ende die „Fünf … Sätze..“
Wie sich die Apfelpflänzchen entwickeln werden, wird sich zeigen. Die rote Sorte will nicht so, wie ich.
Ich bin gespannt, wie Deine Schnipsel, den Boden verlassend, sortiert und angeordnet werden.
Viele Grüße,
Karin
Wow, die selbst gesponnene Wolle sieht super aus! Ackerschachtelhalm zum Färben hätte ich dir aus unserem Garten abgeben können – ist nun in der Biotonne. Da wünsche ich dir viel Spaß beim Färben! Toll, was du so alles machst!
Das erste Foto mit der Biene und der Winterheckenzwiebel ist gigantisch!
Hab einen schönen Sonntag!
Liebe Grüße
Ingrid
Vom Ackerschachtelhalm zeigt sich schon der „Nachwuchs“ 😀 Keine Sorge, er wird mir nicht ausgehen. Die Winterheckenzwiebel ist ein wahres Hummel- und Bienenparadies, weshalb ich sie gerne blühen lasse.
Viele Grüße,
Karin