oder …

Weihnachtsfreude

Meins 😀

Mittwoch, 30. November, gegen 20:00 Uhr

Mein Blick fällt auf den Post-it am Bildschirm: „Tu Dir was Gutes, solange Du Dich noch hast!“

Ich stelle fest: „Blödsinn. Gut gemeint dahergesagt. Dämlicher Allgemeinplatz. …“

Zweiter Gedanke: „Das Ding schmeiß ich jetzt weg.“

Dritter Gedanke: „Halt! Nachdenken.“

Mittwoch, 30. November, gegen 20:30 Uhr

O2 gecheckt

Vodaphone gecheckt

Telekom gecheckt

… überlegen

Bankkonto gecheckt

… rechnen

 

Mittwoch, 30. November, gegen 20:35 Uhr

Die Waschmaschine quietscht und ächzt sich mal wieder wie kurz vor Exitus aus. Ein Zeichen?

… überlegen

Telekom gecheckt, einen anderen Tarif entdeckt und mit dem auf der Startseite verglichen.

… rechnen

Zum Ergebnis gekommen, dass ich niemals nie 748 SMS in zwei Jahren verschicken werde und 100 Euro mit einem Tarif sparen kann.

… überlegen

 

Mittwoch, 30. November, gegen 20:40 Uhr

Ich starte Vergleichsrechnungen. Was könnte ich von dem Geld sonst noch machen? Schuhe vielleicht? Au, ja!! Wolle für einen neuen Pullover wäre auch toll. Quatsch – ich kaufe mir mal wieder einen von der Stange. Dazu vielleicht noch einen neuen Schal. Urlaub, wegfahren.

Tschupp – und da tönt plötzlich ein Stimmchen von einer Schulter:

Karin, Karin, Karin, denk doch an die Waschmaschine und Deinen maroden Herd. Dein Auto ist neun Jahre alt, da kann jetzt auch so das eine oder andere kommen. Und überhaupt, Deine Kinder, die Wohnung, die Kater, …

Tschupp – und noch eine Stimme, allerdings von der anderen Seite:

Komm, lass Dich nicht verrückt machen. Sei nicht so knickerig. Pack Deinen Optimisten aus. Der Herd wird noch eine Weile funktionieren, die Waschmaschine sich weiterdrehen, die Kater sind gesund, Deine Kinder groß, das Auto läuft und steht gut da. Also, was soll’s?

… überlegen

 

Mittwoch, 30. November, gegen 20:50 Uhr

Auf meinen Schultern sitzen immer noch Engelchen und Teufelchen und geben sich einen Schlagabtausch. Inzwischen denke ich, die zwei arbeiten mit vertauschten Rollen oder wissen selbst nicht so recht welche Rolle sie eigentlich spielen.

Engelchen: Wozu brauchst Du denn sowas? Du hast doch ein Handy.

Teufelchen: Hör nicht auf die Zicke. Dein Handy ist alt.

Engelchen: Schau mal, es funktioniert doch, selbst der Akku. Und das nach soo vielen Jahren.

Teufelchen: Tss, Akku. Denk an das kleine unbeleuchtete Sichtfeld und Deine Schwierigkeiten beim Lesen der SMS.

Engelchen: Du kannst doch Deine Brille aufsetzen um die Uhrzeit und Deine SMS lesen zu können.

Teufelchen: Schau mal, dann hast Du auch eine Kamera.

Engelchen: Du hast doch eine Digi-Kamera.

Teufelchen: … und Internet.

Engelchen: Internet hast Du am Computer.

Teufelchen: Denk an Deinen iPod, auf den Du nicht verzichten magst und der nicht mehr so richtig will. Du könntest dann …

Engelchen: Denk lieber daran, was das alles zusätzlich kostet …

Teufelchen: Du könntest dann Deine Musik und Hörbücher auch damit hören.

Engelchen: Du brauchst Dein Geld doch für Wichtigeres, sei vernünftig.

Teufelchen: …, komm mach, los, Du hast das Geld doch verdient.

Ich: RUHE!

 

Mittwoch, 30. November, gegen 20:55 Uhr

Starren Blickes am Bildschirm sitzend denke ich, dass Engelchen auch was verflixt teuflisches an sich hat.

Mein iPod spinnt schon wieder. Was kostet eigentlich ein neuer iPod?

 

Mittwoch, 30. November, gegen 21:00 Uhr

Ich beschließe keine Stunden mehr in die Entscheidung pro und contra Smartphone/iPhone zu investieren.

Seit Anfang des Jahres mache ich daran herum. Immer wieder siegte die Vernunft und ich ärgerte mich hinterher. Dann hieß es: „Warten! Das neue iPhone kommt!“. Also wartete ich. Dann war es nicht DAS iPhone was sich alle versprochen hatten.

Engelchen, wie Teufelchen von den Schultern schiebend klicke ich auf der geöffneten Telekom-Seite auf „Kaufen“.

 

Mittwoch. 30. November, gegen 21:02 Uhr

Das Telefon klingelt. Es sind meine Eltern. Schwupps sind Engelchen und Teufelchen wieder an ihrem Platz, jedes auf Verstärkung hoffend. Ich klicke trotzdem weiter, tippsel meine Daten in den Rechner, telefoniere, erkläre womit ich gerade beschäftigt bin und bekomme dann auch noch Besuch von Kater Chewie auf der Tastatur!

 

Mittwoch, 30. November, gegen 21:10 Uhr

Endlich sind alle Daten eingegeben, Chewies „Fehleingaben“ korrigiert und ich stehe vor meinem letzten Klick vor der Bestellung – den Telefonhörer, mit Mutter am Ende der Leitung, immer noch am Ohr.

Engelchen: Du wirst doch nicht!

Teufelchen: Tu es!

Mutter: Schlaf noch mal drüber!

KLICK

Donnerstag, 1. Dezember

Warten.

Freitag, 2. Dezember

Warten.

Die 24 Stunden angekündigte Lieferzeit sind längst vorbei. Die Telekom meldet: Auslieferung in der nächsten Woche.

🙁

 

Samstag, 3. Dezember, 9:30 Uhr

Email von der Telekom – die Lieferung ist unterwegs.

Ich rechne wieder.

Ich überlege wieder.

Als gewünschte Lieferzeit hatte ich abends zwischen 17:00 und 22:00 Uhr von Montag bis Freitag angegeben. Demzufolge wird die Lieferung wohl am Montag sein und AARGH ich genau an diesem Montagabend mal nicht zuhause. Schulkonferenz. Blöd, Blöd. Blöd.

… nachdenken

Nur nicht blockieren lassen und erst mal zur Tagesordnung zurückkehren. Anziehen und einkaufen gehen.

 

Samstag. 3. Dezember, 10:27 Uhr

Es klingelt an der Tür. Post!!!

Aufregung, Anspannung.

Ein Blatt unterschreiben. Noch ein Blatt unterschreiben. Und noch einmal auf dem Display des Postlers eine Unterschrift abgeben und das Päckcken in den Arm gedrückt bekommen.

Meins!

 

Samstag, 3. Dezember, 10:32 Uhr

Päckchen in die Küche gebracht, SWR 3 spielt von Falco „Egoist“ – cool – und ich singe mit.

Frage:

Auspacken oder einkaufen gehen?

 

Samstag, 3. Dezember, gegen 16:30 Uhr

Endlich ist fertig eingekauft, der Haushalt einigermaßen im Schuss, die Staubsaugerdüse hat den Geist aufgegeben, sollte aufgeschraubt und repariert werden. Aber was soll’s. Jetzt wird ausgepackt.

Meins!

Das soll alles sein? Großes Paket, fast nichts drin.

Kein Handbuch. Ich nehme zum ersten Mal mein iPhone in die Hand. Lese mir die T-Mobile-Papierchen durch, bin irritiert, beschließe mich lieber noch eine Weile einfach so zu freuen und packe mein iPhone wieder ein.

Zum Glück entdecke ich beim Einpacken das „Schlüsselchen“ zum Öffnen des Sim-Kartenschachts und Jan ruft an.

Etwas mutiger und dank Google schaffe ich es dann mit der Sim-Karte.

Aber dann?

Die eine Anleitung sagt Sim-Karte rein, Pin eingeben und los.

Die andere teilt mit, dass die Sim-Karte automatisch nach 24 Stunden entsperrt ist und das Gerät ausgeschaltet bleiben muss.

Na toll. Ich fühle mich wie ein Kind an Weihnachten. Spielzeug ok, aber die Batterien fehlen.

 

Sonntag, 4. Dezember, gegen 19:00 Uhr

Immer noch kein Netz, Sim-Karte gesperrt, Spieltrieb ausgebremst.

… überlegen
Morgen vormittags und nachmittags Schule, dann noch Schulkonferenz. Es ist wie es ist und wie Herbert Grönemeyer in „Unfassbarer Grund“ singt:

Die Welt ist forsch und auch gemein,

das Leben könnt nicht besser sein.

Morgen dann 😀

 

 

Bis die Tage,

Karin

 

Überarbeitet im August 2018.

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