oder …

Lecker zum Essen, gesund zum Trinken, interessant zum Malen und Zeichnen

Zum Essen – sauer oder süß?

Brombeeren als Beerenfrüchte sind lecker, ob frisch oder verkocht oder als Auszüge. Kulinarisch verarbeitete ich im Sommer 2017 Brombeeren in Essig zusammen mit Rosmarin. Ich finde es immer wieder interessant zu beobachten, wie sich von Wenden zu Wenden bzw. Schütteln, Tag für Tag die Farbe der Flüssigkeit verändert. Vom sanften Goldgelb des verwendeten Bio-Apfelessigs ist nach zwei Wochen nicht mehr viel übrig. Das Rot kommt langsam durch. Ende September wurde der Essig-Auszug Ende September abgesiebt und ich liebe das herb-fruchtige Aroma.

 

Die Beeren stammten aus dem Schulgarten und ich sammelte in den Sommerferien fleißig die reifen Beeren. Einige warten im Tiefkühlgerät auf die weitere Verarbeitung in der Schulküche.

 

Zum Trinken – herb oder aromatisch?

Nach der ersten Beerenernte entwickeln sich am Brombeerstrauch die ersten neuen Triebe. Diese jungen Blätter sammle ich, lagere sie im 0°C-Fach meines Kühlschranks, bis ich eine gute Menge zusammen bekommen habe. Eigentlich können diese Blättchen einfach so für Tee getrocknet werden. Allerdings beinhalten Brombeerblätter eine ganze Menge an Gerbstoffen, was aus dem Tee später herb herausschmeckt. Ich fermentiere deshalb meinen Brombeerblätter-Tee. Schwierig ist das nicht, aber etwas aufwendig. Im Internet kursieren etliche Anleitung zum Fermentieren von Brombeerblättern, zum Beispiel von:

Ich persönlich fermentiere seit Jahren Brombeerblätter nach Art der Kräuterfrau aus der Schweiz.

Zarte Brombeerblätter von den Trieben pflücken und erst einmal im Schatten anwelken lassen.

Die Brombeerblätter in feine Streifen schneiden. Ich verwende dazu inzwischen auch die Schere, wie die Schweizer Kräuterfrau.

Die zerschnittenen Brombeerblätter auf einem sauberen Küchentuch aus Baumwollstoff, das ansonsten keine Verwendung mehr hat, ausbreiten.

Alle Brombeerblätter mit Wasser besprühen und mit dem Nudelholz kräftig bearbeiten – rollen, nicht klopfen. Immer wieder auflockern, neu besprühen und bearbeiten. Die Blattstreifen müssen richtig schlapp sein.

Die schlaffen Blattstreifen mit fein abgeschnittener Zitronenschale belegen.

Alles nicht zu fest zusammenrollen (aber auch nicht zu locker), in eine Plastiktüte packen und an einem warmen Ort in die Sonne legen. Am besten klappt das während einer warmen Sommerperiode. Es funktioniert jedoch auch auf einem hellen, warmen Fensterbrett.

Nach ungefähr vier bis sechs Tagen hat es im Bündel kräftig „gearbeitet“. Das Päckchen kann aufgeschnürt und ausgerollt werden. Die Blätter sind deutlich dunkler geworden und ich freue mich jedes Mal über den herrlichen, herb zitronigen Geruch.

Jetzt müssen die fermentierten Blätter noch im Backofen oder im Dörrautomat getrocknet werden, bevor ich mit diesen Blättern meinen Jahrestee zusammenstelle. Dieses Jahr hatte ich die Idee bei der zweiten Ernte, die Zitronenschale nicht mehr in so dicken Streifen beim Fermentieren zu verwenden. Ich schnitt mit einem speziellen Schneider Zesten in die Blätter, die ich nach dem Fermentieren nicht entfernte, sondern mit trocknete und im Tee ließ. Ich finde es lecker.

Eine erste Probe musste jedoch schon einmal sein: fermentierte Brombeerblätter, Sonnenblumenblütenblätter, Brennnessel und etwas getrocknete Zitronenschale.

 

Anmerkung:

Tee kann auf diesem Weg auch mit Himbeerblättern und Erdbeerblättern hergestellt werden. Tee aus fermentierten Brombeerblättern, und Mischungen mit anderen Blattarten, ist eine Alternative zu Schwarztee, wenn man auf Koffein verzichten möchte. Diese Teemischungen sind auch bekannt als „Deutscher Tee“.

 

Zum Malen, als Farbe für Fasern – in Fruchtfarbe oder Gerbstoff-braun?

Wie am Baumwolltuch vom Fermentieren gut zu erkennen ist, Brombeerblätter färben braun, nicht tiefdunkelbraun, eher goldbraun. Mit Blättern und Trieben lässt sich Stoff färben und auch Malfarbe herstellen.

Im Winter geschnittene Triebe eignen sich zusammen mit Schlehen- und Weißdornzweigen zur Herstellung von Dornentinte (Link). Die Schreibtinte aus den im Sommer geschnittenen Triebe blieb sehr hell, leider.

Bleiben die Früchte, die beim Essen nicht nur die Zunge bläulich rot färben und beim Kleckern oft „echte“ Flecken auf der Kleidung hinterlassen. Tatsächlich wurden mit Brombeeren schon im Mittelalter und in grauer Vorzeit Fasern gefärbt. Der Trester nach der Saftherstellung landete früher nicht auf dem Müll. Solange irgendwelche nahrhaften Inhaltsstoffe zu erwarten waren konnte zumindest das Vieh damit glücklich gemacht werden. Beerentrester eignet sich vor dem Verfüttern jedoch noch zum Färben von Fasern und Stoffen. Die Farbintensität ist auf ihnen geringer, da viele Farbanteile schon im Saft gelandet sind, wenn der Trester wieder mit Wasser verdünnt wird. Andere Techniken verwenden den noch feuchten Trester direkt auf Stoffe, indem die Restflüssigkeit eingeklopft oder eingepresst wird.

links Baumwollstoff mit Brombeertrieben gefärbt, rechts ein Presstuch aus Baumwolle vom Entsaften von Brombeeren

Mich hat der Umfang der Farbpalette, die mit Beeren der Brombeere auf Wolle und Seide erreicht werden kann schon als junge Erwachsene fasziniert. Damals entdeckte ich für mich die Tresterfärbung und ich liebte vor allem die ungleichmäßigen blass-blau-altrosa Färbeergebnisse. Arme Leute erkannte man im Mittelalter auch an der Farbe ihrer Kleidung, denn sie war meist ungleichmäßig, fleckig gefärbt. Ganz klar, denn Essen geht vor. Mir ging es als junger Studentin in etwa ähnlich.

Gerade habe ich nachgelesen, dass aus den Wurzeln der Brombeere ein braunschwarz bis schwarz gefärbt werden kann. Das werde ich ausprobieren. Nicht sofort!

 

Brombeerentraditionen und Geschichten

Schon einmal etwas vom Brombeermann gehört oder kennt ihr die Verbindung von Frau Holle zu den Brombeeren?

Nicht? Keine Sorge, ich lernte diese Geschichten auch erst im Laufe meiner Prüfungsvorbereitung zur Kräuterpädagogin, während meiner Recherchen, kennen.

Der Brombeermann ist eine wichtige Figur im hessischen Ort Wanfried, der in der Nähe von Eisenach liegt. Wenn im Juli das Schützenfest stattfindet übernimmt er sogar für ein paar Tage die Herrschaft im Ort. (Nachzulesen auf der Internetseite von Wanfried, im Archiv der Westfälischen Nachrichten und bei Wikipedia).

Grob nacherzählt hat der Lieblingszwerg der Frau Holle zu heftig mit ihrer Perlenkette gespielt. Als sie zerriss verwandelten sie sich in Beeren, die er im Laufe des Tages alle einsammeln musste um sie wieder zu Perlen werden zu lassen. Wenn er dies nicht bis zum Sonnenuntergang schafft hängen alle Beeren wieder an den Pflanzen und Sträuchern und das Spiel geht am nächsten Tag wieder von vorne los. Zum Glück hatte Frau Holle nach tausend Jahren ein Einsehen und erlöste den Wurzelmann von diesem Fluch.

Eine andere Legende aus England erklärt, warum man nach dem 11. Oktober keine Brombeeren mehr ernten sollte. An diesem Tag soll der Teufel aus dem Himmel vertrieben worden sein und er fiel dabei in einen Brombeerstrauch. Darüber war er so erbost, dass er ihn daraufhin verfluchte  und seine Früchte ungenießbar machte. Andere Versionen der Legende erzählen, der Teufel hätte vor Zorn über seine Verletzungen auf die Früchte gespuckt und sie somit zu Teufelsbeeren gemacht. Ich habe allerdings in diesem Jahr noch leckere Früchte nach dem Stichtag geerntet bis ich tatsächlich eine der ekelhaftesten Beeren, die ich je gegessen habe, erwischte. Pfui Teufel aber auch! Allerdings hat das Phänomen nichts mit der mangelhaften Treffsicherheit des Teufels beim Spucken zu tun. Verantwortlich sind Beerenwanzen, die nicht nur Brombeeren, sondern unter anderem auch Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren aussaugen und im Austausch Verdauungssäfte in der Beere hinterlassen. Das machen sie auch schon vor dem 11. Oktober. Allerdings ist es immer nett einen Schuldigen für Teufelszeug die Teufelsbeeren zu haben.

 

Tatsächlich gehört die Brombeere mit zu den ältesten bekannten Heilpflanzen. Man fand Reste von Brombeeren in Keltengräbern. Theophrast, ein Schüler des Aristoteles, hat schon ca. 350 Jahre v. Chr. über die Brombeere berichtet, wie auch Galen als griechischer Arzt in Rom praktizierend 500 Jahre später. Viele Kräuterbücher aus dem Mittelalter bieten Rezepte mit allen Pflanzenteilen der Brombeere um Mensch wie Tier gesund zu erhalten bzw. zu heilen.

Alles kommt wieder. Heute fand ich im Gemüseangebot eines Bio-Supermarkts in einer Blatt- und Kräutermischungen für grüne Smoothies Brombeerblätter. Wer es mag.

 

Was mir an der Brombeere gefällt ist vor allem die Ausdauer und ihre Robustheit. Irgendwie schafft sie es, zum Kummer vieler Kleingärtner, immer wieder zum Vorschein zu kommen. Auch im Winter ist sie einfach immer da, schließt mit Dornen und Blattwerk viele Hecken, und wenn sie im Frühjahr blüht zeigt sie ihre Pracht als Rosengewächs mit hübschen Blüten.

Brombeerranken an einem frostigen Morgen im November

 

 

Das war ein Auszug meiner Ausarbeitung zur Brombeere für meine Abschlussprüfung zur Kräuterpädagogin, den ich gerne mit euch teilen wollte.

 

Bis die Tage,

Karin

 

 

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