oder …

Unterwegs in Island

Wenn ich Bekannten von meinen Urlaubsplänen erzähle schütteln sie die Köpfe. Für jemanden wie mich, die erst über 25°C betriebsfähig wird, fallen Skandinavien und schon ganz und gar Island völlig durch das Raster geeigneter Urlaubsziele. Und trotzdem tauschte ich freiwillig die annähernd 30°C gegen momentan trübe 3°C. Lieber wären mir da schon die herrlich sonnigen 13°C, die ich gestern hatte. Aber ich will nicht meckern, denn ich bin genau dort, wo ich sein wollte. Keine Rundreise sollte es dieses Mal werden, sondern ein gezieltes Anreisen an zwei bestimmte Orte. Nach einigen Tagen auf den Westmännerinseln ist mein zweites Ziel beinahe der äußerste Osten Islands, mit Zwischenstopps in Höfn und Djupivogur.

Blick von Heimaey auf das Festland

 

Am Jökulsarlon im Regen

 

Die Skulptur in Djúpivogur steht nach zwei Jahren noch, leicht verändert. Der Stuhl steht nun an Fuß der Installation.

Blick aus der Gallerie „Free Villi“ in Djúpivogur auf den Hafen

 

Gedanken
Es ist nicht so, dass ich ungern arbeiten gehe. Im Grunde gehe ich gerne in die Schule, mag es zu unterrichten. Viel weniger mag ich putzen, bügeln, den Haushalt in Ordnung halten. Ganz schlimm finde ich die Steuererklärung oder das Einreichen der Arztrechnungen, auch wenn ich gerne das Geld zurück bekomme.
Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte ich, ist, dass Ferien und Urlaub zwei unterschiedliche Dinge sind. Das stelle ich wieder einmal fernab von Schule, Haushalt, Familie und Katern fest. Ferien sind toll, da will ich mich nicht beklagen. Urlaub ist etwas anderes, zwar auch Tage ohne aktiven Broterwerb aber Tage weg aus dem Umfeld mit seinen sonstigen Verpflichtungen, wie Ablenkungen. Im Alltag und zuhause abschalten zu können fällt mir zunehmend schwerer. Trotz Meditation ist in mir eine ständige Spannung, die die Arbeit von manchem Therapeuten erschwert (hat). Mit einem schwerkranken und einem sehr lebhaften zweiten Kind alleinerziehend und berufstätig galt ich als organisierte Powerfrau, die nebenbei noch kreativ und in Ehrenämtern unterwegs sein konnte. Es hieß Kopf hoch, Pobacken zusammenkneifen, Zähne zusammenbeißen, durchhalten und bloß nicht schlapp machen. Zwischen über Jahre kultiviertem „Reiß’ Dich zusammen!“ und dem nun gewünschtem „Machen Sie sich doch mal locker“ muss erst eine Brücke gebaut werden. Wenn da nicht meine Sorge wäre wie ein Kartenhaus zusammenzufallen, wenn ich tatsächlich loslasse. Wie das geht habe ich erlebt, kaum dass das erste Kind aus dem Haus war!
Ein Stückchen Loslassen übe ich jetzt, indem ich zwei Jahre eisern Gespartes in wenigen Tagen mit Genuss ausgebe, in einer herrlichen Umgebung, ab und an mit dem Luxus eines guten Essens, das mir an den Tisch gebracht wird und ein warmes Quartier – nicht bei Hempels unter dem Dach 😉

Seele baumeln lassen, Pflanzen finden und Vögel beobachten oder nur sitzen und schauen, was das Wetter so macht.  Mehr Pflanzenbilder zeige ich auf meinem Blog hierundfort.


Erkenntnis bzw. Einsicht
Vor mir zwei Wege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, nach oben, zum Wanderweg der zum höchsten Punkt der Insel Heimaey, Island führt. Sehr verlockend. Oben fliegen Vögel und der leichtere Weg führt dicht an einem Felsen mit brütenden Möwen vorbei. Mein linker Fuß schmerzt erträglich, die Muskeln jammern auch nicht, also los. Schon nach den ersten Metern bin ich leicht verunsichert, denn ich fühle mich trotz guter Schuhe nicht trittsicher. Das ich nicht schwindelfrei bin ist eine andere Sache, die zur Erschwernis dazu kommt. Kurz vor dem Vogelfelsen entscheide ich mich zur Aufgabe. Tief durchgeatmet beobachte ich noch zwei Papageientaucher und rutsche, lieber sicher als schick, auf dem Hosenboden die nächsten paar Höhenmeter hinunter. Die letzten Meter abwärts schaffe ich wieder als Zweibeiner. Schluss ist! Ab jetzt verzichte ich auf Touren in die Höhe. Ebenerdig kann man zwar auch fallen, wie ich schon bewiesen habe, aber nicht so tief.
Berge sehen von unten und von der Ferne aus mindestens ebenso schön aus. Dazu gibt es um mich herum und zu meinen Füßen so viel Schönes zu entdecken, was mir von hoch oben entgehen würde.

Strandspaziergang kurz vor Mitternacht

 

Beobachtung, die kein Mensch braucht, mich aber erschreckt
„Wo Du auch immer hinschaust!“ höre ich meine Mutter sagen. Aber was soll ich machen? In manchen Dingen blind erkenne ich anderes, ohne gezielt zu beobachten, aus den Augenwinkeln. Wenn sich Handlungen stetig wiederholen, wie ein „Mama, Mama,…“ oder der tropfende Wasserhahn, das monotone Klappern einer Tür schaut man doch irgendwann mal nach, bzw. hört hin, reagiert. Mit dem Auto unterwegs stehe ich zwangsläufig immer wieder auf Parkplätzen, um Pausen zu machen, Sehenswürdigkeiten zu besuchen, ein paar Schritte zu laufen, oder körperlichen Bedürfnissen zu folgen. So fiel mir in den Tagen wiederholt auf, wie viele Männer aus Klohäuschen kommend sich erst vor der Tür, in aller Öffentlichkeit, Hose und anderes zurechtrücken. Welche Schlussfolgerung ich denn daraus ziehen? Für mich ganz klar: Keine Hände gewaschen!. Damit will ich eine Bevölkerungsgruppe nicht schlecht machen. Sie orten sich mit diesem Verhalten nur offensichtlich. Viele Frauen ziehen sich in den Waschräumen eher ihren Lippenstift nach und erneuern ihr Deo, statt hygienischen Prinzipien zu folgen. Nationalitätenübergreifend.

 

Ärgernis

Ich komme von einer Wanderung zurück und habe einen Sprung in der Windschutzscheibe vom Mietwagen!

 

 

Wenn sich doch der Husten endlich verabschieden könnte!

Allen Zuhause wünsche ich eine schöne Woche!

 

 

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