oder …

Komm, lieber Mai, und mache die Bäume wieder grün

und lass mir an dem Bache die kleinen Veilchen blühn! … ist ein Lieblingslied aus meiner Kinderzeit, das mir am Samstag, entlang des Goldersbachs im Schönbuch spazierend, durch den Kopf ging. Wenn meine Mutter die seltene Gelegenheit hatte Klavier spielen zu können veränderte sie sich. In diesen Momenten verlor sie ihre tiefe Traurigkeit. Am Klavier zeigte sie eine Präsenz und Sicherheit, wie sie mein Bruder und ich so nicht an ihr im Alltag kannten – es war wie ein Strahlen zum Sonnenaufgang! Um nicht falsch verstanden zu werden, wir hatten eine tolle Mutter, die sich immer Zeit für uns genommen hat, mit der wir spielen, toben, Spaß haben konnten. Doch der Mensch, der unsere Mutter ausmachte, erschien, wenn sie am Klavier saß und in der Musik abtauchen konnte. Diesen Wandel liebte ich und heute weiß ich, wie viel Zeit und Kraft sie investiert haben musste, um meinem Bruder und mir den Rücken frei zu halten, um unser jeweiliges Abtauchen, für unsere kreative Entwicklung, ermöglichen zu können. Sie wäre so gerne Konzertpianistin geworden, doch der 2. Weltkrieg wie der Wohnort nahe der Neiße ließen nach Kriegsende eine entscheidende Richtungsänderung in jeglicher Hinsicht folgen. Am Ende mussten meine Eltern in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, genau ein Jahr vor dem Mauerbau, ihr Zuhause verlassen um einer Verhaftung meines Vaters zu entgehen (er hatte Freunden bei ihrer Republikflucht unterstützt, was verboten war). Ihr neues  Umfeld im Stuttgarter Raum bot ihnen für uns Kinder eine neue, sichere und freie Zukunft, jedoch für sie nie wieder die räumlichen, finanziellen und sozialen Qualitäten, die sie in ihrer Heimat zurück gelassen hatten. Statt eigener Kunstglaserei gab es Lohn und Brot im Verkauf von Bauglas im Angestelltenverhältnis für meinen Vater, für meine Mutter nach Jahren als Hausfrau etwas Zubrot im Minijob. In einer 64 qm Wohnung war kein Platz für ein Klavier, abgesehen davon fehlten die finanziellen Möglichkeiten. Mit ihrem dazu verdientem Taschengeld finanzierte sie meinem Bruder unter anderem neue Gitarrensaiten und mir gescheite Farben und Pinsel. Deshalb waren die wenigen Gelegenheiten so kostbar, in denen sie sich an ein Klavier setzen konnte, sich mit Liedern warm spielte um dann, langsam vortastend, Noten aus ihrem inneren Archiv über die Finger in die Tasten fließen zu lassen. Immer dabei war mein Lieblingslied: Komm, lieber Mai, und mache …

Meine Ode zum Muttertag. Statt Blumen. Danke, Mutti!

Im Schönbuch grünt es mächtig. Über die großen Flächen mit Bärlauch hinaus, der langsam mit blühendem Weiß überdeckt wird, sorgen die vielen frischen Blätter für ein sich langsam schließendes Laubdach. Und, tatsächlich blühten an schattigen Stellen noch viele Veilchen, behaupteten sich mit ihren Violett gegenüber dem satten Gelb der Sumpfdotterblumen. Mir sind die wöchentlichen Spaziergänge im Wald wichtig um Kraft zu tanken. Innere Kraft hatte ich getankt, doch wohl meine körperlichen Kräfte in dieser Woche etwas überstrapaziert. Eine Erkältung hat mich erwischt!

 

Was die Woche sonst noch so brachte:

 

Aufräumen mit der Option zu gestalten 😉

Meine an die Schüler gestellte Aufgabe war die Maschinenschrauben von den Holzschrauben zu trennen und den Rest in eine Schachtel zu legen. Nach 20 Minuten hatten die 16 feinsortiert nach Größe und Form, auch Nägel und andere Kleinteile, teilweise kreativ arrangiert.

Die erfrorenen Apfelblüten machen uns immer noch traurig, dafür hat sich der Borretsch in allen Ecken von selbst ausgesät. Dreißig Pflänzchen sollten auf Schülerwunsch nicht im Kompost landen. Nun muss ich schauen, wie und wo sie einen Platz finden. Bis dahin parken sie zwischen den Bohnenstangen. Zudem blüht der Rhabarber. Ich schwanke immer noch damit die Blüte zu entfernen. Gartenjournal hin oder her, es widerstrebt mir einfach dieser Eingriff, denn es geht mir und meiner Kollegin nicht um Ertrag im Schulgarten. Klar, wir wollen auch ernten, aber zuallererst soll der Garten zeigen, was Natur kann. Vor allem ganz viel Erdbeeren!

Brot backen ganz anders, mit möglichst wenig Kohlenhydraten. Ich versuche mich mal wieder und weiter an „low carb“, etwas erfolgreicher als vor ca. fünf Jahren. Die zwei Versuchsbrote der Woche sind geglückt, trotz teilweise erheblicher Änderungen in der vorgegebenen Rezeptur. Inspiriert hatten mich die Rezepte von Holla die Kochfee.

Fotografierversuche mit der DIY-Makrolinse

Ruheplatz vor oder nach dem Einkaufstress

 

Sonstige Highlights

 

Ich sehnte mich nach meiner Mammographie nach neuer Unterwäsche und hatte das Ziel gleich um die Ecke von der Untersuchungspraxis, das Breuningerland Sindelfingen. In der entsprechenden Abteilung angekommen fiel mir zuerst ein älteres Ehepaar auf, die meines Erachtens älter als meine Eltern sein müssten, schätzungsweise Mitte 80. Besonders beeindruckte mich der ältere Herr, der souveräner als jeder andere jüngere Mann sich zwischen der Damenwäsche bewegte UND zudem seine Frau, zusammen mit einer äußerst kompetenten Verkäuferin, zu einem neuen, passenden Büstenhalter überzeugte.

Während ich, relativ zielsicher, meine Größe in Variationen aus der Vielfalt des Angebots zur Anprobe heraus suchte bemühte sich der ältere Herr sehr:

Die Verkäuferin kam dazu und fragte nach der Größe.

… Man entscheidet sich für ein paar Teile und die alte Dame bezieht die Ankleide neben mir.  (Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen!) . Ein Jammern und Aufschrei plötzlich:

Am Ende lief das Paar mit neumodischem T-Shirt-BH in beige mit zartem Blümelesmuster aus den Kabinen, Größe 80 A! 😀

Was für ein Mann! Was für ein Paar!

 

Eine geruhsame Woche wünsche ich, in der wir alle ein wenig Frühling herbeisehnen werden.

 

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