oder …

Ein Jahresrückblick zum Geburtstag und wie es ist auf die 60 zuzugehen!

Während ich beginne diesen Bericht zu schreiben bin ich an einem herrlichem Ort, weit weg von zuhause, die Sonnenstrahlen, die mich erreichen, wärmen mich tatsächlich. Ich sitze auf einer Terrasse, über mir hängen, leider noch unreife, Kiwis in Mengen und hinter mir ragt der Ätna empor – mein Geburtstagsgeschenk an mich.

Ich kann es selbst kaum glauben meinen Jahrgang mit Lebensjahren eingeholt zu haben! Die Kilos auf meinen Hüften hatten es vor einem Jahr schon geschafft die 58 zu überholen und in den letzten Monaten noch einiges drauf gelegt.

Gute und bewusste Ernährung kann ab einem gewissen Alter nicht den Bewegungsmangel kompensieren, egal welche Gründe dieser haben mag. So schnalle ich meinen Gürtel zwei Löcher weiter, als vor einem Jahr. Und komme mir jetzt keiner mit:

„Boah, für 58 siehst Du ja echt (noch) gut aus!“

Mann, was soll DAS denn heißen? Geht mir doch alle vom Acker! Ich konnte mit 18 schon nicht gut mit Komplimenten umgehen und daran hat sich wenig geändert. Was soll da schmeicheln, wenn der Blick in den Spiegel trotz altersbedingter Sehschwäche statt jugendliche Pickel Runzeln erkennt und die Waage niemals lügt? Nee, an meinem 58sten war ich morgens erst einmal, in weiser Voraussicht, auf Krawall gebürstet. Grr, bösen Blick aufgesetzt und ab … wie vor 36 Jahren! 😉

karin-anno-1980

Kurz vor der Entstehung dieses Fotos hatte ich einen halben Meter Haare aus Liebeskummer geopfert und mir einen Pony zum Verstecken verordnet, fand Chrissie Hynde von den Pretenders obercool und alles um mich herum (echt Sch ….) blöd. Ein Jahr später stand ich eigenverantwortlich vor einer Klasse mit SchülerInnen in der finstersten Provinz Baden-Württembergs. Angereist mit einem blauen 2CV4, mit einem chinesischem Drachen auf der Motorhaube, und mit Schlangenmotiven bestickten Jeans bekleidet war ich bestimmt nicht die Traumbesetzung dieser Lehrerstelle. Das Jahr darauf fuhr ich, inzwischen an einer anderen Schule, im Auto eines Kollegen hinter dem Bus mit unseren Schülern zu einem Schullandheimaufenthalt ins Allgäu und er hatte mir eine Kassette der Pretenders im Recorder platziert! Woohoo, „Brass in Pocket“ und „Stop your Sobbing“ – ich liebe die Songs immer noch! Arno, where ever you are – danke!

Stop your sobbing, lamentieren kann ich später

Die zwölf Monate meines 58. Lebensjahrs hatten es gesundheitlich nicht gut mit mir gemeint. Depressionen, Panikattacken, Lungenprobleme und dann der Armbruch ließen mich tüchtig alt fühlen, wie aussehen. Viele mir wichtige Dinge musste ich lassen, oder mir fehlten Kraft und Willen sie durchzuführen. So sagte ich unter anderem Reisen ab oder schob Planungen dazu auf, bzw. in die Schublade. Mein inzwischen 16 Jahre altes Auto muss also noch eine Weile durchhalten, in der Hoffnung, da ja manches mit dem Alter besser wird, dass wir 2017 oder 2018 zusammen Irland erkunden werden.

Den Umbau in meiner Wohnung schob ich weiter auf, dafür zog Kater Chewbaccas kleiner Neffe bei uns ein. Der Kleine bringt uns zwei Alten ganz schön auf Trab und wieder in die Spur. Chewie muss sich behaupten und ich mich bewegen! 😉 Richtig sportlich war ich nie, doch immer in irgendeiner Form aktiv in Bewegung. Schwimmen, Laufen, Walken, Fahrrad fahren, etwas Kraftsport hielten mich fit und in Form, abgesehen von den Schäden, die meine Schwangerschaften hinterlassen hatten. Doch bei aller Übung nimmt mir Laufen, Springen, Hüpfen ab und an schwer die Puste und beim sich Bücken klappt das Runter per Schwerkraft oft eindeutig besser als das Aufrichten. Dabei scheinen flugs mal die Muskeln ihr Spannungsvermögen vergessen zu haben.  Keine optimalen Voraussetzungen beim Fotografieren. So landete ich, plumps, satt mit Po, in über 2000 m Meereshöhe, auf einem stacheligem, wenn auch hübschen, Gewächs. AUA!  Astragalus siculus tut richtig weh! So geschehen auf meiner kurzfristig (un)geplanten Reise nach Sizilien, einem meiner zwei Geburtstagsgeschenke an mich. Wie ich die Stacheln oder Dornen, so genau habe ich in dem Moment nicht hingeschaut, aus meinem Hintern bekam war eine andere Sache. Eins von den Teilen hatte sich in einer Naht meiner Jeans versteckt gehabt, so dass ich auch am nächsten Tag noch etwas von diesem Unfall hatte.

58 zu werden, ist kein Drama. Es kommt wie’s kommt und (man) ich muss das beste daraus machen, also die Zipperlein im Zaum halten, das Nervenkostüm pflegen und die Substanz schützen. Ich will nach 38 Arbeitsjahren die nächsten acht bis zur Pension nicht nur durchhalten, sondern noch etwas daraus machen. Den Anfang dazu habe ich gemacht, als ich vor drei Jahren die Betreuung des Schulgartens übernahm und nun im Herbst die Ausbildung zur Kräuterpädagogin begonnen habe. Im Schuljahr 2015/16 nahm meine Schule mit unserem Garten bei der Schulgarteninitiative in Baden-Württemberg teil. Unser Garten-Konzept – ein zum größten Teil von Schülern angelegter und gepflegter, kultivierter Nutz- und Staudengarten – brachte uns eine Auszeichnung und einen Geldpreis ein. Woohooo! Ich bin riesig stolz auf meine SchülerInnen. Von März bis Juni konnte ich mit meinem gebrochenen Arm nur Anweisungen geben, die Umsetzung lag allein in ihrer Hand. Vieles lief anders, als geplant. Noch viel mehr lief besser! 😀 Manches musste neu durchdacht und anders umgesetzt werden. In der Summe ist es einfach toll SchülerInnen vermitteln zu können wieviel wertvolles unsere Natur bietet. Als ich ihnen erklärte: Unkraut gibt’s nicht wirklich. Es sind meist Pflanzen die an falscher Stelle wachsen! sah ich nur verdrehte Augen, im Sinne von „was will die Alte wieder“. Aber die Brennnesselsuppe schmeckte und die Brennnesselsamen wurden am Ende sogar ohne Handschuhe abgezupft. Getrocknet landete diese Ernte auf dem Salat und dem Butterbrot – lecker!

Was macht die Wunschliste?

Als ich den Film „Das Beste kommt zum Schluss“ (The Bucket List) mit Jack Nicholson und Morgan Freeman als Hauptdarsteller 2007 zum ersten Mal sah, dachte ich mir, so eine Liste brauchst Du auch, schrieb sie und vergaß wo ich sie ablegte. Irgendwann dachte ich wieder an die Liste, suchte sie, fand sie nicht und schrieb eine neue Liste. Letztes Jahr fand ich die alte Liste mit meinen Wünschen wieder und verglich sie mit meiner aktuellen und war verblüfft – beide Listen waren bis auf Kleinigkeiten in der Formulierung identisch. Den Ätna sehen und so weit wie mir möglich in Richtung Gipfel kommen konnte ich nun abhaken und werde auf hierundfort darüber noch berichten. Einen Punkt strich ich und setzte nach der dieser Reise in den Nordosten Sizilens einen neuen Punkt dazu:  Noch einmal Sizilien, an der Küste entlang, einmal rundherum!

Muss ja nicht gleich sein. 😉

Und was macht die Kreativität?

Langsam kommt nach dem Armbruch die Geschicklichkeit zurück. Wenn die Idee im Kopf in die Hände fließen kann um dort auch ausgeführt werden zu können, ohne Blockaden und Schmerzen, ist für mich die Welt in Ordnung. Als kleines Dankeschön gab es für meine Gastgeber ein herbstliches Blumengebinde aus Kiwi-Blättern, frei nach den Herbstrosen aus Ahornlaub. Auch ohne meine üblichen Werkzeuge und Hilfsmittel klappte das Gebinde.

 

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Kommentare

Liebe Karin, alles Gute für das neue Lebensjahr! Meine Oma hat immer, wenn eine ihrer Freundinnen seufzte: „Wir werden alt“, geantwortet: „Zum Glück!“ Liebe Grüße Merle

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