oder …

Islands Süden

Langsam lässt sich das Ende der Reise fühlen. Erste, mir schon bekannte, Landschaften tauchen vor mir auf. Nur sehe ich dieses Mal so viel mehr! Beim letzten Mal hatten sich die vielen Gletscher im Nebel und Regendunst versteckt. Nichts gesehen, nicht angehalten, vorbei gefahren.
Einen Vorgeschmack darauf, was ich zu sehen bekommen könnte, erhalte ich ganz früh am Morgen nach einer üblen Nacht in einem Zimmer, das kürzlich einen Raucher beherbergt hatte. An Schlafen ist nicht zu denken.
 
 


Alternativ genieße ich den Sonnenaufgang in Höfn mit Blick auf den Hafen und in Richtung der anstehenden Tour des Tages, die Gletscher satt verspricht!! Jökulsarlon und gleich danach, der „kleine Bruder“ in Sachen Gletscherlagune, Fjallsarlon, um dann an jedem Gletscher anzuhalten, wo es möglich ist. Ich bin überwältigt!

Jökulsarlon August 2015
Eisberge am Jökulsarlon 2015
Fjallsarlon

 

Eiderentenfamilie am Fjallsarlon

 

Svinajökull
Skaftafell
Genauso überwältigt hat mich einen Tag später die letzte Rumpelstreckenfahrt zum Campingplatz Þakgil. An der Zufahrt bin ich vor zwei Jahren mit dem kleinen Hyundai gescheitert. Für Suzie Q kein Problem. Wir haben beide die Strecke genossen. Allerdings ist jetzt der Sensor für das Kofferraumtürschloss ganz im Eimer, bzw. er funktioniert anders herum. Bisher leuchtete das Lämpchen als Bodenwellensensor auf, wenn es uneben wurde. Nach dieser letzten Fahrt leuchtet das Lämpchen konstant rot und geht nur noch aus, wenn ich in einem Schlagloch lande. Nette Variante. Dumm nur wenn ich das Auto schließen möchte. Die Zentralverrieglung funktioniert nicht bei Rotlicht.



Vik. Das schöne Wetter verzieht sich. Diesen hübschen kleinen Ort verbinde ich nach dem vierten Besuch weiter mit Kälte, Wind, Regen und nun noch mit einer kleinen unangenehmen Erfahrung der Marke: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint! Schade! Dafür war hier das Quartier wieder eine kleine Perle.
 

 

Die gute Tat und nun habe ich den Salat, ähm, den Gestank!

 

Genug von Vogelleichen auf den Straßen! Nicht zum ersten Mal saß ein Vogel (Möwe?) mitten auf der Straße!
 
verletzte Möwe?
 
Es wird gebremst – nicht immer, sonst gäbe es ja weniger plattes Federvieh – und man fährt um den Vogel herum. Warum manche Vögel immer wieder einfach so auf der Straße sitzen und nicht, schwupps – Auto kommt – wegfliegen (die Schafe laufen ja auch weg!), blieb mir lange ein Rätsel. Es war wieder soweit. Alle bremsten, fuhren einen Bogen, bis auf eine, meinereine. Ich fuhr an den Straßenrand und versuchte den Vogel an den Rand zu scheuchen.

 

Hmm, ging nicht so recht, Plan A gescheitert.

 

Plan B: Mich an meine Wellensittiche von anno früher erinnert und, ohne zu weiter nachzudenken, mit einem Griff meine Jacke aus dem Auto gegriffen, auf den Vogel geworfen und dem wurde es jetzt erst einmal Nacht. Das Viech geschnappt und an den Straßenrand gesetzt. Alles ging gut, für den Vogel. Blöd nur, dass beim „Tag werden“ der Vogelpopo noch auf meiner Jacke saß und meine linke Hand darunter. Muss ich weiter erzählen?

 

Wie ich diese Jacke entseucht bekomme, damit sie im Koffer transportfähig ist, muss mir erst noch einfallen. Meine Hand war selbst noch nach sechs- bis achtmal gründlich waschen und schrubben nicht wirklich geruchsfrei.

 

 

 

Ich erzähle die Geschichte meinem Gastherrn am Abend und er korrigiert mich erst einmal. Es war keine Möwe, sondern ein junger Basstölpel. Und ich soll glücklich sein, dass das Tier nur gepinkelt und sich nicht übergeben hätte. Dann hätte ich die Jacke wegschmeißen können. Ansonsten machen die Isländer kurzen Prozess mit den zu fett gewordenen Jung-Basstölpeln, denen es zu schwer fällt fliegen zu lernen. Mit dem Stock eins auf den Kopf und ab in den Topf. Mein Vogelfreundherz stolpert und als Vegetarierin wird mir schlecht.

 

Tags drauf sehe ich kurz nach meiner Abfahrt aus Vik, wie es einem Vogel genau so ergeht – Auto stoppt, jemand springt heraus, Stock geschwungen, Vogel geschnappt und ab damit in den Kofferraum, weiter gefahren. Mir wird wieder schlecht.

 

Ich hoffe, es ist nicht mein geretteter Vogel. Ihm wünsche ich schnelles Fliegenlernen, ganz viele erfolgreiche Fischjagden und ein langes Leben mit vielen kleinen schnell flugfähigen Jungen.

 

 

 

Meine Jacke stinkt so vor sich hin.

 

 

 

Ein neuer Tag.
 
Es regnet.

 

 
Halsanefshellir, kurz nach Vik – da möchte ich nicht vorbei fahren. Es ist Niedrigwasser und so können neben der Haupthöhle die anderen Höhlen mit Basaltsäulen erreicht werden. Was mir jedoch auffällt, mit Blick nach oben, sind die Unmengen an Vögel, die von den Felsen zum Meer und zurück fliegen – zu dieser Jahreszeit! In einer vor Wind und Regen geschützten Nische zwischen den Felsen warte ich auf eine Regenpause und beobachte weiter die Vögel. Schaue und warte. Wenn ich nicht wüsste, dass ab Mitte August die Papageientaucher Island verlassen, würde ich meinen, diese plumpen Objekte am Himmel mit hochfrequenten Flügelschlag sind Papageientaucher, puffins, lundis.
Konstanze, verzeih mir Regen hin oder her, aber ich brauche das Teleobjektiv als Fernglasersatz!
Boah, es sind Papageientaucher! Mengen! Hier und auch eine Station weiter in Dyrhólaey.
 


 

 

Viel sehe ich nicht auf der Weiterfahrt Richtung Westen. Am Myrdalsjokull fahre ich vorbei, genauso wie am Skogafoss. Es fällt so viel Wasser vom Himmel und es stehen so viele Busse auf den Parkplätzen, dass ich gar nicht erst anhalte.

 

 

 

Der Eyafjallajökull versteckt sich wie immer, wenn ich bisher vorbeigekommen bin, in Regenwolken. Dieses Mal schaue ich mir den 20-minütigen Film an um hinterher noch weniger von diesem Berg zu sehen.

 

 

Auf der Strecke folgen Schwemmlandebenen – auf der einen Seite das Meer, auf der anderen Berge. Mit jedem Kilometer rücken diese mehr zurück und nach dem Seljalandsfoss ist es so etwas von flach rundherum, dass nichts den Blick auffängt. Vogelschwärme, wie ich sie seit ich Kind war nicht mehr gesehen hatte, lenken zusätzlich ab. Doch nicht nur mich, wie manche Bremsspuren auf den Straßen verdeutlichen.

 

 

 

Das alles sehe ich jedoch erst am späten Nachmittag, nachdem ich mich für drei Stunden, aus dem Regen, dem Wind und der Nässe kommend, im Saga-Museum zu den Stickerinnen und Stickern gesetzt hatte. Dort wird seit zwei Jahren die Geschichte der Njals-Saga gestickt, ein Werk, das zum Schluss ca. 90m lang sein wird.

 

 
„mein“ schlafender blauer Wikinger


 

 

Als sich am frühen Abend der Himmel tatsächlich aufklart fahre ich einen Teil der Strecke zurück. Freiwillig!
 
Ebene vor dem Seljalandsfoss in Richtung Þórsmörk
 
Auf dem Parkplatz am Seljalandsfoss herrscht zu dieser Zeit zwar keine gähnende Leere, doch es gibt wieder genügend Platz zum Parken und Laufen. Wieder eine Erfahrung mehr: Diesen Wasserfall sollte man wirklich erst abends besuchen.

 

 
Seljalandsfoss & Partner  


 


Seljalandsfoss


 

 

Wehmut kommt auf. Einen Tag habe ich noch.

 

 
 

 

Diesen Beitrag werde ich noch überarbeiten und genauere Details zur Reiseroute geben.

 

 
 

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Kommentare

Schöne Bilder, Karin, und viele Erlebnisse. Wer sagt denn, dass Schafe vor Autos weglaufen? In Finnmark waren sie ständig auf der Strasse, haben uns erstaunt angeguckt und sich überlegt, ob sie sich weiter bewegen wollten oder lieber doch nicht. Das konnte dann schon ein bisschen dauern. (Die Rentiere übrigens auch.) Aber gut, wir mussten sie nicht wegtragen 🙂

Oje, da erinnere ich mich an ein Rentiererlebnis in Norwegen. In einem meiner Reisetagebücher steht wie lange es dauert ein per Bus erlegtes Rentier auf der Straße zu zerlegen. Muss man nicht erlebt haben, aber Mann, Mann, Mann, was für ein Abenteurer! 😉
Tatsächlich liefendie Schafe in Island bei anfahrenden Autos meist fluchtartig nach rechts und links weg. Nicht immer vorausschaubar! 😉 Die Ausnahme gab es vor wassergefüllten Schlaglöchern. Von denen bewegten die Wollknäuel nur schwer ihren Hintern fort!
Viele Grüße,
Karin

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