oder …

Ungebetene, verfressene Gäste

Tierfreund hin oder her, bei manchem Getier hört es dann aber wirklich auf! Den Regenwurm rette ich, über die Wespe wird ein Glas gestülpt damit ich sie wieder nach draußen befördern kann, Spinnen liebe ich und finde sie nur toll (die Netze sollen sie aber bitte woanders platzieren 😀 ), Ameisen und ihre Straßen sind einfach faszinierend, aber bei Fliegen, Mücken, Pferdebremsen hört es dann so langsam auf. Ok, Fliegen kackern eigentlich nur die Fensterscheiben voll, allerdings machen  sie Geräusche und stören den Nachtschlaf. Das ist Frevel genug um in die Klatsch-mich-Liga der stechenden Schwirrer eingeordnet zu werden. An dieser Stelle überspringe ich Silberfischchen & Co. (Yuck!) und komme zu meinem Gruselthema des Tages (Igitt!).

Die Natur hat eine wunderschöne Gattung herausgebracht, die der Schmetterlinge, und die kleine Raupe Nimmersatt war eines der Lieblingsbilderbücher meiner Kinder. Doch wie jede Gattung hat auch die der Schmetterlinge ihre schwarzen Schafe, die Motten! Egal ob in der Küche oder in der Kleidung – sie sind die Pest! Vor Jahren hatte ich mit einer Packung Grieß eine lebensmüde Abart eingeschleppt, die sich über eine Tüte Chilipulver in meiner Küche hermachte, dies überlebte und hoch errötet im Larvenstadium entlang der Küchenwände das Weite suchte!

Doch in meiner Wolle hatte ich über all die Jahre die ich stricke, spinne und nähe NIE einen Besucher der Familie Schmetterling, bis jetzt, und ich habe keine Ahnung wie diese an Lavendel, Sandelholz und anderen Gegnern vorbeigekommen sind. Hier gibt es eigentlich keine Chance für Kleidermotten, trotz all der Wolle und der Stoffe um mich herum – taucht eine auf lasse ich alles stehen und liegen und kenne keine Gnade mit ihr. Klatsch und fertig! Dachte ich. Bis heute.

Heute wollte ich beginnen meine über Monate erarbeitete Sammlung an gefilzten Kieselsteinen zu einem Teppich zusammennähen. Und da lag der erste Teil meiner Filzsteine auf meinem Wohnzimmertisch.

Was mich irritierte, waren die vielen kleinen Krümel, die mit den Filzkieseln aus den Sammelbehältern rieselten. Ich ahnte ja schon einiges und setzte mir die etwas schärfere Brille auf. Pfui Teufel, was sich da bei näherem Hinsehen zeigte! Teilweise ähnelten die Filzsteine in der Struktur dem Schweizer Käse oder hatten eine zerklüftete Mondlandschaft als Oberfläche.

Bei allem Ekel setzte sich mein Forscher-Gen und die Neugierde durch. Also holte ich die Kamera heraus um das ganze Desaster zu dokumentieren, als beim fotografieren Bewegung auf den Steinen entstand! Uhh! Nein, solch einen Wurm hatte ich bisher noch nicht in Wolle gesehen!

Das wollte ich mir dann noch etwas näher betrachten und ich erinnerte mich an die DIY-Bastel-Makrolinse für mein iPhone. YES! Und ich fand es auch sofort – ist ja ein ordentlicher Haushalt, bis auf kleine Monster in und auf meiner Wolle. ARGH! Da bewegte sich das Teil schon wieder!

Irgendwie sah mein Forschungsobjekt schon interessant aus, wie ein filziger Fussel, der tatsächlich mit ein wenig Geduld sein Vorne und Hinten zeigt.

Vorne streckt sich die Larve etwas aus dem Fussel heraus, hält sich auf dem Untergrund fest und zieht den Rest dann hinter sich her.

Inzwischen weiß ich mit wem ich es zu tun habe, einer Verwandten der Kleidermotte (Tineola bisselliella), der Pelzmotte (Tinea pellionella). Die Larven der Pelzmotten spinnen sich eine schützende Röhre und tragen diese mit sich herum, das ist typisch für diese Art, was sie wie wandernde Fussel aussehen lässt.

Ich habe mich nun von allen Naturmaterialien und Werkstücken aus meinem Arbeitseck Filz getrennt und hoffentlich nimmt keiner die Maisstrohmatten, die auch in dem Eck standen und die ich vorsorglich mitentsorgt habe, wieder aus dem Müllcontainer! Leider war unter den von den Motten befallenen Rohmaterialien auch mein angefangenes Filzkaterchen und Katzenhaar von meinem verstorbenen Kater Harry.

Für heute habe ich genug vom Dasein als Forscher, Entsorger und Kammerjäger. Morgen geht es weiter. Doch zuerst werde ich wieder Tierfreund sein, also Katerchen füttern und sein „Katzenkino“ (das Vogelhaus vor dem Küchenfenster) versorgen 😉 .

 

Bis die Tage,
Karin

 

 

Überarbeitet im August 2018.

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Kommentare

Na toll!
Herrlich geschrieben hast du über deine Liebe zu den Kleinstlebewesen, mit denen ich es genauso halte – eben bis auf die Lebensmittel- und Kleidermotten, da werde ich zum Tier inzwischen!
Liebe Grüße Ulrike

Ich glaube inzwischen einen Motten-Röntgenblick zu haben, einen Mottensensor ;-). Geschärfte Wahrnehmung, selbst ohne Brille, als Ergebnis von 1 1/2 Kampf den kleinen gierigen Monstern.
Viele Grüße,
Karin

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